geteilte Klassenleitung

  • Hallo,


    vermutlich werde ich nächstes Jahr zusammen mit einem Kollegen die Klassenleitung einer 7. Klasse (Gy) übernehmen. Bislang gibt es damit kaum Erfahrungen an meiner Schule.
    Die Klasse wird aus einer Zusammenlegung zweier sehr problematischer jetziger 6. Klassen entstehen, vermutlich mit bis zu bzw. über 30 Schülern.


    Hat jemand von euch mit geteilten Klassenleitungen schon Erfahrungen gemacht?
    Welche Vor- und Nachteile bringt sie mit sich?


    Viele Grüße


    klöni

  • Ich kenne nur Klassleiter und stellvertretender Klassleiter. Das meinst du aber nicht, oder?


    Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass man die Aufgaben einfach teilt. Als stellvertretende KL war ich z.B. immer für die Absenzen verantwortlich. In dieser Blaumacherklasse ein zeitfüllender Job :D ... Vielleicht macht man das ja bei geteilter Klassleitung genauso.


    LG

  • Zitat

    Original von Goodnight
    Ich kenne nur Klassleiter und stellvertretender Klassleiter. Das meinst du aber nicht, oder?


    Ich bin mir nicht sicher, ob "geteilte Klassenleitung" die richtige Bezeichnung ist. Es soll eine kooperative bzw. Team-Klassenleitung sein. Beide Lehrer sollen in der Betreuung der Klasse gleichrangige Rollen ausüben.

  • Ja, ich habe das zweimal drei Jahre mit einem Kollegen gemacht und fand es eine überwiegend positive Erfahrung.


    Wir haben die Klassenratsstunden überwiegend gemeinsam abgehalten, uns das Zeugnis schreiben geteilt, uns die Kontakte mit den Eltern geteilt, gemeinsam Klassenfahrten und Klassenfeste vorbereitet und ganz allgemein "Freud und Leid" geteilt.


    Wichtige Voraussetzung war, dass wir uns gegenseitig sympathisch fanden und in Fragen der Klassenleitung ähnliche Auffassungen hatten.


    Wirklich erleichternd fand ich das Teilen des Verwaltungssch..... Konkret haben wir z.B. jeweils nur für die Hälfte der Klasse Zeugniskommentare geschrieben, diejenigen vom jeweils anderen gelesen und eventuell ergänzt und zum nächsten Zeugnis haben wir dann die Schüler getauscht. Auch das Zeugnisschreiben geht doppelt so schnell. Beim Organisieren haben wir uns die Aufgaben aufgeteilt (Ich organisiere die Unterkunft, du die Anreise!).
    In Klassenratsstunden fand ich es ebenfalls angenehm, einen Partner zu haben, der auch mal reagiert, wenn mir gerade nichts Passendes einfällt.
    Stress z.B. mit Eltern kann man wunderbar austauschen, analysieren, gemeinsam darüber lästern oder auch sich beruhigen. Wenn einer bei bestimmten Eltern nicht weiterkam, dann hat es der andere versucht. Hausbesuche haben wir gemeinsam erledigt und ich kann sagen: Man fühlt sich nicht so als Einzelkämpfer und ich habe die Unterstützung als sehr angenehm empfunden.


    Negative Seiten sind, dass die Teamarbeit manchmal doch viel Zeit gekostet hat. Gerade am Anfang steckt man viel Arbeit hinein, was sich erst später auszahlt. Manchmal war es auch nicht einfach, loyal zu sein, wenn der Partner mit der Klasse Ärger hatte. Dann musste man wirklich diplomatisches Geschick entwickeln um allen Beziehungen gerecht zu werden. Manchmal ist die Entscheidungsfindung auch etwas langsamer, weil man sich erst mit jemandem absprechen muss. Im Nachhinein hat sich das aber immer positiv ausgezahlt, weil man fundiertere Entscheidungen getroffen hat. Situationen mit jemanden durchzusprechen und sich auch in Frage stellen zu lassen, mendelt vorschnelle unüberlegte Reaktionen weg.


    Ich würde das gern wieder so machen, denn bei mir überwogen die Vorteile, auch wenn es manchmal anstrengend war.


    Viele Grüße
    inixx

    • Offizieller Beitrag

    Ganz kurz:


    Ich finde es super! Wenn man ähnliche Vorstellungen hat und gut im Team arbeiten kann, dann ist das eine prima Sache.


    Vorteil u.a.:
    Man kann sich Arbeit aufteilen, andere Sichtweisen hören, es ist schön, nicht als Einzelkämpfer zu arbeiten, sondern zu zweit macht auch Verwaltungsarbeit etc. viel mehr Spaß. An unserer Schule ist das üblich und wir haben solche positiven Erfahrungen damit gemacht, dass das bei uns immer dann der Regelfall ist, wenn wir genug Lehrer haben.


    weitere Vorteile: die Klassenleitung hat insgesamt mehr Stunden in der Klasse und kann so viel stärker pädagogisch arbeiten


    ein klitzekleiner Nachteil vielleicht (wie schon vom Vorschreiber genannt): viel Zeit verbringt man für Absprachen in der Schule und am Telefon - allerdings wird das ja wieder wettgemacht dadurch, dass man sich die Verwaltungsarbeit teilt


    Wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass das Team funktioniert.


    Ich würde es immer wieder machen.

  • Vielen Dank für eure ersten Einschätzungen.


    Das hört sich ja wirklich sehr positiv an und so, als sei die doppelte Klassenleitung eine Riesenentlastung.


    Zitat

    Wichtige Voraussetzung war, dass wir uns gegenseitig sympathisch fanden und in Fragen der Klassenleitung ähnliche Auffassungen hatten.


    Das sehe ich genauso. Den Kollegen kenne ich eigentlich nicht besonders gut, musste heute erst einmal überlegen, wie er eigentlich mit Vornamen heißt.


    Also viel hatten wir bislang nicht zusammen zu tun. Ich habe ein Jahr in seiner Klasse ein Hauptfach unterrichtet und ihn damals als ruhigen, souveränen, "die Dinge nicht an die große Glocke hängenden" und "wenig Worte machenden"- Kollegen wahrgenommen, dem sein Privatleben (3 Kinder unter 6 Jahren) deutlich wichtiger ist als die Schule.


    Zum Konkurrenzkampf um die Sympathie der Schüler wird es wohl nicht kommen. Wir haben uns da beide nichts zu beweisen.


    Anyway, ich bin schon sehr gespannt.


    Über weitere Einschätzungen würde ich mich sehr freuen.


    Meint ihr, man sollte den Teampartner vorher schon gut kennen und sich auf Anhieb sehr sympathisch sein - also mehr als nur die kollegiale Freundlichkeit?


    Grüße, klöni

  • Wenn du vorher nicht viel mit ihm zu tun hattest, warum dann jetzt? Ich würd das nicht mit der Privatebene vermischen.


    Bei uns in der Schule ist es übrigens so üblich, dass die Klassenlehrer einen Stellvertreter haben. Die Idee, als Team eine Klasse zu leiten, find ich gar nicht schlecht, grade wenn die Klassen als schwierig gelten. Dann muss man sich wenigstens nicht alleine abrackern.


    Viele Grüße, Effi

  • Ich kannte den Kollegen vorher fast überhaupt nicht. Privat hat sich bei uns nicht so viel ergeben, was aber unserer guten Zusammenarbeit keinen Abbruch getan hat.
    Anfangs haben wir übrigens regelrecht "Drehbücher" für die gemeinsamen Klassenratsstunden geschrieben. Teamteaching will am Anfang gut organisiert sein! Wir haben unausgesprochen darauf geachtet, dass die Redeanteile gleich waren und in Diskussionen in der Klasse haben wir uns gegenseitig nach unserer Meinung gefragt ("Was meinst du denn dazu?")
    Nach einer gewissen Zeit hat sich das aber automatisiert, so dass man das nicht mehr so stark absprechen muss. Der gut geplante Anfang hat uns aber geholfen, unsere Rollen als gemeinsame Klassenlehrer zu finden

  • Ich war auch schonmal in einem 2er Team, das war super! Wir konnten aber auch sehr gut zusammen arbeiten und haben uns auch "privat" gut verstanden.


    Vorteile: Austausch über Schüler und bei Problemen; gemeinsame Planung von Projekttagen etc (mehr Ideen, zusammen machte es mehr Spaß); Teilen von Pflichten (einsammeln; Elternsprechtag; Projekttag); gemeinsame Verantwortung fühlt sich an wie halbe Verantwortung.


    Nachteile: der eine oder andere Koordinationstermin. Und ich glaube, wenn man nicht harmoniert, kann es ganz schön haarig werden, weil man die Kompetenzen/Aufgabenfelder gut abstecken muss.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Meint ihr, man sollte den Teampartner vorher schon gut kennen und sich auf Anhieb sehr sympathisch sein - also mehr als nur die kollegiale Freundlichkeit?


    Grüße, klöni


    Ne, das muss nicht sein. Ich denke, man sollte sich generell sympathisch sein und vielleicht nicht extrem unterschiedliche pädagogische Vorstellungen haben, das reicht. Ich kannte meine Teamkollegin vorher kaum, hinterher haben wir uns dann aber sehr gut verstanden. Das muss aber nicht sein, schlimm wäre es nur, wenn man sich so überhaupt nicht leiden könnte.

  • Hallo,


    bei uns an der Gesamtschule sind "Klassenlehrerteams" völlig normal und nach 14 Jahren Erfahrung damit kann ich nur sagen: Im Team ist immer besser als allein. Allerdings werden bei uns die Teams so gesetzt, dass die Fächer der Klassenlehrer möglichst viele Stunden abdecken. Gerade bei schwierigen Klassen ist es sehr gut, wenn die Klasse jeden Tag einen "Klassenlehrer" sieht. Klar ist es einfacher, wenn man sich mit seinem "Co" auch privat versteht, aber das ist nicht unbedingt erforderlich, Hauptsache in Punkto Klassenleitungsstil kommt man auf einen Nenner, dann ist geteilte Klassenleitung wirklich nur halbe Arbeit. Ich kann nur sagen: Meine "Co" gebe ich nicht her. :)

  • hmmm... wichtig ist dann halt auf jeden fall, dass man sich im team gut versteht und sich gut abspricht. ich habe als schülerin selbst ein klassenlehrerteam erlebt, da kam es schon mal vor, dass die vor uns einen streit ausgetragen haben, weil sie sich nicht einig waren... das kam halt nicht so gut und führte dazu, dass wir sie auch oft gegeneinander ausgespielt haben...

  • Bei uns (Gym) gibt es nur Klassenleitungstandems, ich habe schon mit Kollegen zusammengearbeitet, die vorher schon supernett fand und auch mit Kollegen, mit denen ich vorher noch nix zu tun hatte. Es funktioniert beides!
    Ich möchte nie wieder alleine Klassenlehrer sein! Der ganze Organisationskram wird durch zwei geteilt, und wenn seine eigenen Schüler einem gewaltig auf den Zeiger gehen, lässt man sich mal eben beim Kollegen aus, der relativiert dann alles und das entspannt zusätzlich. ;)


    Freu dich drauf!

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

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