Schlechte Ernährung plus mangelnde Bewegung = Grundproblem in Deutschland?

  • Hallo in dieses Forum,


    gestern hatte ich eine Diskussion im Freundeskreis, zu der mich mal ein paar Meinungen interessieren würden.


    Ausgehend davon, dass so viele junge Bundesliga-Fußballer 'plötzlich' Abiturienten sind, haben wir angefangen vor uns hin zu philosophieren.


    Ich - als Mutter UND Sonderschullehrerin - habe dabei für mich Erschreckendes festgestellt. Und finde, dass dieser Zusammenhang in den aktuellen Pisa-Diskussionen in dieser Form nicht genug gewürdigt wird.


    Und zwar erlebe ich es so, dass bei den üblichen Kinder-Sportangeboten in unserer Kleinstadt immer die gleichen Mütter mit ihren Kindern auftauchen. Die, die man schon vom Kleinkindturnen kennt, sind die, die ihre Kinder später dann auch zum Handball, Tennis, Fußball etc. bringen....


    Bestimmte Kinder sieht man nie bei welchem Sport auch immer. Vor allem, als mein Sohn jetzt in die 1. Klasse gekommen ist, war ich erstaunt, wie viele Kinder wir noch nicht kannten (und dass ist bei unserem überschaubaren Einzugsgebiet erstauntlich...).


    Ebenso finde ich, dass viele Kinder - besonders aus den unteren sozialen Schichten - katastrophal ernährt werden. Sehe ich besonders bei meinen Schülern. Da gibt es Pizza und Co. Die Mütter kaufen das, was ihnen keine Arbeit macht. Einfach und gesund kochen... Fehlanzeige. Sie können es schlichtweg nicht mehr. Sie sind auch nicht willens Kochbücher zu RAte zu ziehen. Und nach kurzer Zeit heißt es, 'er mag das doch sowieso nicht'... Vorbilder wie früher, wo die Omas der nächsten Generation das Kochen beibrachten, gibt es nicht mehr. Die heutigen Omas gehören ja schon zu denen, die in diesen Kreisen nicht vernünftig essen.


    Also werden Kinder aus den unteren Schichten nicht nur mangelhaft ernährt, sondern bewegen sich auch viel zu wenig.


    Was das mit der neurobiologischen Entwicklung macht, braucht man wohl kaum großartig zu hinterfragen...


    Das jedenfalls fiel uns alles auf, als wir über die jungen Fußballabiturienten in Deutschland nachdachten und darüber, dass früher die 'unteren Schichten' wenigstens sich noch viel draußen rumballgten und bolzten....


    UND ich finde, dieser Zusammenhang wird zu wenig beleuchtet. ABER in Niedersachsens Schulen steht ja bald der landesweite Fitness-Test an, der aber sicherlich nur das zu TAge bringen wird, was wir eh' längst wissen...


    LG


    Tante Lotta

  • Mir ist das Ganze ein bissl zu schwarz - weiß, zu pauschal.


    Ich sehe auch, dass Kinder sich heute nicht mehr so viel bewegen wie 'früher', und dass sich viele Familien schlecht ernähren - allerdings hat das AUCH andere Gründe, als die Bequemlichkeit der Mütter.
    Viele Mütter müssen oder wollen heute arbeiten, da bleibt natürlich viel Zeit auf der Strecke, die man für hingebungsvolles Kochen und für Kindertransporte verwenden könnte.
    Das größte Problem scheint mir aber eher darin zu liegen, dass Kinder heute immer weniger Möglichkeiten haben sich zu bewegen. Schnell mal ist Straße, Verkehr und damit Gefahr da. Kleine Kinder kannst du fast gar nicht mehr alleine vor die Tür lassen.
    Weiters wird die Aufsichtspflicht heute bestimmt weit strenger geahndet, als noch vor dreißig Jahren (wo die Kinder eben draußen rumbolzten, und man stundenlang nicht wusste, WO sie grade sind). Kinder unter 10 Jahren findet man bestenfalls am Schulweg alleine - oder vielleicht in einer Wohnsiedlung, die verkehrsberuhigt ist. Schnell mal sind Kinder auch zu laut und werden 'vertrieben'. Es ist verboten sich auf einen Baum zu begeben, der nicht im eigenen Garten steht, usw.
    Die Voraussetzungen sind ganz andere als in der 'guten alten Zeit'.
    Und natürlich tragen TV, PC, Konsole und Co. ihr übriges bei. Aber dabei verletzt man wenigstens nicht die Aufsichtspflicht ;).
    Das Leben der Menschen verändert sich eben.



    Bei uns wird ganz groß 'Schule zum Sport' propagiert - im selben Atemzug werden aber die Vergünstigungen gestrichen, die es für Schulen früher gab. Man muss bezahlen für Eislaufen, Schwimmen, Schi fahren,... - 'früher' war es kostenlos, wenn man als Schulklasse antrabte. Dann werden ständig die Sicherheitsbestimmungen verschärft: 'Früher' reichte beim Schwimmen eine Begleitperson aus, 'heute' muss diese Begleitperson den Rettungsschwimmer haben, sonst dürfen die Kinder nicht ins Wasser. Ja, hallo, wie soll man sie denn zum Sport animieren, wenn einem dauernd Hürden in den Weg gelegt werden?


    Die Entwicklung - wenig Bewegung, schlechte Ernährung - ist sicher bedenklich; aber sie ist nicht NUR die Schuld unengagierter Eltern.


    Ich weiß jetzt nichts über diese Fußballabiturienten, aber ehrlich gesagt, gerade Fußball gehen hier eher die sozial schwächeren Kinder ;) (nicht, dass es ihnen vielleicht nicht gut tut, aber der Zusammenhang ist für mich nicht stimmig - bzw. wenn gerade sozial schwächere Kinder dadurch auch die Möglichkeit hätten, so zu mehr Bildung zu kommen, wäre das doch fein.).

  • Hallo,


    Zitat

    Schnell mal sind Kinder auch zu laut und werden 'vertrieben'. Es ist verboten sich auf einen Baum zu begeben, der nicht im eigenen Garten steht, usw


    Oh ja, arghhh...
    Wir waren heute im Schwimmbad - eine neue Sportstätte, die auch der Jugend zu Gute kommen soll X(X(
    Zwei extrem angespannte Bademeister wachten über meine 18 harmlosen Siebtklässler, als hätte ich eine Horde Massenmörder angeschleppt. Zweimal wurde uns Hausverbot angedroht - ein Kind hatte seinen Finger auf eine Düse gelegt und so den Wasserstrahl geteilt und zwei hatten es gewagt, gemeinsam zu rutschen. X(X( Zwei Omis klagten, es wäre laut (Kinder lachten laut). Zwischendurch musste ich mir noch ein Klagelied anhören, wie unmöglich Schüler im Allgemeinen sind. Es war erschreckend.
    Die Freude am Schwimmbad war so wohl kaum zu wecken. X(


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

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