Arbeit mit Portfolios?

  • Hole den Thread mal hoch, weil im baden-württembergischen Newsletter auf eine Downloadmöglichkeit auf dem BW-Bildungsserver hingewiesen wird:


    http://www.schule-bw.de/unterr…h_didaktik/gs_gym/buecher


    Zum Download steht Material zum Thema Portfolio bereit, das den Autoren zufolge für den Englischunterricht ab Klasse 5 geeignet ist. Vielleicht kann man es ja für die GS und / oder andere Fächer abwandeln?


    LG, das_kaddl.

  • Hallo alle miteinander!


    In letzter Zeit haben wir im Seminar über Lerntagebücher, Portfolios etc. gesprochen (wir sollen nächstes Schuljahr einen Teil einer Lehrerfortbildung darüber übernehmen).


    Gerade bei Portfolios kamen wir bisher auf keinen grünen Zweig. Sobald es darum geht, sich zu überlegen, wie das wirklich in der Praxis aussehen soll, stoßen wir an allen Ecken und Enden auf Grenzen.


    Kurzbeschreibung, wie wir es verstanden haben:
    Am Anfang des Schuljahres werden einige Ausgangsarbeiten vom Lehrer ausgewählt. Zum Halbjahr wählt der Schüler selbst seine besten/schönsten... Arbeiten aus, vergleicht diese mit den Ausgangsarbeiten, stellt fest, wo er sich verbessert hat etc. Am Ende des Schuljahres dasselbe noch einmal.
    Portfolios sollen nicht benotet werden.


    So weit, so gut.
    Angenommen, wir machen die Portfolios in Deutsch.


    1. Problem: Wenn ich die Portfolios nicht bewerte, darf ich auch die Aufsätze, also die einzelnen Arbeiten <span style="color:red;]nicht bewerten</span>. Wie soll sich dann der Schüler selbst einschätzen? Das geht ja auch nicht von alleine ?( .


    2. Problem: Wenn ich die Aufsätze doch bewerte, ist es ja wieder eine <span style="color:red;]Fremd-</span> und keine Selbst<span style="color:red;]einschätzung</span>...


    3. Problem: Am Anfang des Schuljahres haben wir bspw. mehrere Erlebniserzählungen geschrieben. Später sind es dann Rezepte oder Bildergeschichten... Das lässt sich ja gar <span style="color:red;]nicht vergleichen</span>??


    4. Problem: Der <span style="color:red;]Zeitaufwand</span>. Wenn die Schüler sich zum Halbjahr hin alle ihre Aufsätze noch einmal durchlesen - und dabei kritisch bewerten! - sollen, dauert das doch ewig! Wann soll man das denn machen?


    Mehr fällt mir jetzt nicht mehr ein... Wo wir das Portfolio auch als sinnvolle Möglichkeit eingesehen haben, wäre z.B. im Schriftspracherwerb (am Anfang konnte ich nur meinen Namen schreiben; später dann kleine Geschichten, die dann immer besser werden), weil das eine runde Sache über das ganze Schuljahr hinweg ist.


    Außerdem, wo wir es wohl auch einsetzen werden nächstes Schuljahr: in Englisch.


    So, jetzt zum Grund meines Posts:
    Zum einen würde ich mich freuen, wenn von euch mir jemand mal erklären könnte, wie er/sie diese Probleme gelöst hat. Es sind doch einige hier, die damit gerne arbeiten :).


    Das wäre auch das zweite. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie das konkret aussehen soll. Das heißt, wir würden uns über ein, zwei praktische Beispiele sehr freuen :). Vielleicht werden wir ja auch noch überzeugt ;).


    Vielen lieben Dank schonmal, v.a. auch für's Durchlesen dieses langen Textes :D !!


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Hallo biene maja,
    zunächst kann ich dir das Buch von Schmidinger/Brunner sehr empfehlen. (www.veritas.de oder www.veritas.at)
    Darin findest du viele Tipps, mögliche Probleme die bei der Arbeit mit dem PF auftauchen könnten, Meinungen von LehrerInnen die mit PF arbeiten, etc.


    Zitat

    Wenn ich die Portfolios nicht bewerte, darf ich auch die Aufsätze, also die einzelnen Arbeiten nicht bewerten. Wie soll sich dann der Schüler selbst einschätzen? Das geht ja auch nicht von alleine .


    Mmmh, Aufsätze, die du bewerten musst, scheinen mir für ein Portfolio nicht so geeignet. Die Schüler können sich vor allem dann gut einschätzen, wenn du ihnen Aufgaben gibst, die einen Fortschritt sichtbar machen. Siehe dein Vorschlag Schriftspracherwerb.
    Du als Lehrerin kannst das Portfolio schon "bewerten", indem du den Schüler am Ende des Schuljahres fragst, ob er von dir eine Rückmeldung zum PF haben möchte. Solch einen Rückmeldebogen findest du z.B. auch im Buch von Schmidinger/Brunner.
    Neben dieser Bewertung ist es nicht schlecht, wenn du mit jedem einzelnen Kind Portfoliogespräche führst. Die dienen dazu, den Kindern ihren Lernfortschritt bzw. Lernfähigkeiten zu verdeutlichen. In diesem Gespräch kannst du dann mit dem Schüler vereinbaren, wo er weiterarbeiten kann/soll/muss. Diese Gespräche bringen sehr viel, nicht nur was die Selbsteinschätzung der Kinder angeht, sondern auch was das Schüler-Lehrer-Verhältnis betrifft.


    Zitat

    Am Anfang des Schuljahres haben wir bspw. mehrere Erlebniserzählungen geschrieben. Später sind es dann Rezepte oder Bildergeschichten... Das lässt sich ja gar nicht vergleichen??


    Im Portfolio muss man nicht nur vergleichen. Du kannst mit der Klasse, mit einzelnen Kindern auch Kriterien festlegen, auf die geachtet werden soll, z.B. Nomen groß schreiben, auf Satzanfänge achten, usw.


    Zitat

    Der Zeitaufwand. Wenn die Schüler sich zum Halbjahr hin alle ihre Aufsätze noch einmal durchlesen - und dabei kritisch bewerten! - sollen, dauert das doch ewig! Wann soll man das denn machen?


    Der Zeitaspekt hat mich am Anfang auch von der Portfolioarbeit abgehalten. Aber das ist nicht so schlimm, wie man meint. Wenn du das Portfolio wirklich mit Aufsätzen machen willst, können die Kinder sich ja auch in Freiarbeitsphasen, oder wenn sie schneller mit irgendetwas fertig sind als andere, leise zurück ziehen und sich ihre Aufsätze durchlesen. Wichtig: Portfolio nur in der Schule und NICHT zu Hause bearbeiten. Da greifen die Eltern meist zu sehr ein und schon wurde die Selbsteinschätzung der Kinder wieder beeinflusst.


    Ich selbst arbeite im Englischunterricht mit Portfolios. Das klappt sehr gut. Als Vorlage habe ich das hessische Sprachenportfolio u.a. von Michael Legutke genommen. Stöber mal im Internet. Kann ich wirklcih nur empfehlen.


    Falls du noch Fragen hast, mail ruhig. Bin leider etwas in Eile, daher die etwas knappe Antwort. Sorry!


    Leila

  • Hallo Leila,


    danke für deine doch recht ausführliche Antwort. Du hast mir schon weitergeholfen, aber es bleiben immer noch Fragen...


    Zitat

    Wenn du das Portfolio wirklich mit Aufsätzen machen willst


    ... war eigentlich nur ein Beispiel, das wir im Seminar aufgegriffen haben. Vielleicht aber ein schlechtes Beispiel, weil die Portfolios hier wohl am wenigsten umzusetzen sind.
    Aber auch in Mathe ist es doch schwierig, oder? Wenn ich dem Schüler keine Fehler anstreiche, denkt er doch, er hätte alles richtig ?( ?
    Oder darf ich doch Fehler anstreichen, und schreibe nur keinen Kommentar dazu?


    Zitat

    Im Portfolio muss man nicht nur vergleichen. Du kannst mit der Klasse, mit einzelnen Kindern auch Kriterien festlegen, auf die geachtet werden soll, z.B. Nomen groß schreiben, auf Satzanfänge achten, usw.


    Mit vergleichen meinte ich, dass der Schüler ja seine Fortschritte erkennen sollte. Aber mit deinen genannten Beispielen wäre das ja schon möglich, man müsste also nur auf einer allgemeineren Ebene bleiben.


    Zitat

    Ich selbst arbeite im Englischunterricht mit Portfolios. Das klappt sehr gut. Als Vorlage habe ich das hessische Sprachenportfolio u.a. von Michael Legutke genommen.


    Wenn ich mich richtig erinnere, ist das hessische das, was unsere Englischleute auch als das beste ausgesucht haben, und an dem sie sich orientieren wollen :).
    (wir haben die verschiedenen Möglichkeiten &lt;Lerntagebuch, Portfolio, Forscherhefte...&gt; aufgeteilt, Portfolio werden die Englischleute umsetzen.)


    Hat man eigentlich kein Heft mehr, wenn man mit Portfolios arbeitet? Denn man muss ja die besten(/...) Arbeiten aussortieren, das geht ja nur mit einzelnen Blättern. Wird dann nicht der Zusammenhang irgendwie auseinander gerissen? Oder kopiert man einfach die Seite und heftet sie im Portfolio ab?


    Wie sieht das dann eigentlich konkret aus? Abgesehen von Inhaltsverzeichnis etc.
    Der Schüler hat eine Mappe, da sind vorne die Anfangsarbeiten; dann ein paar Blätter aus dem 1. Halbjahr, die der Schüler zur Schuljahresmitte abheftet. Anschließend eine Auswertung, was sich verbessert hat. Dann wieder ein paar Blätter/Arbeiten aus dem 2. Halbjahr und wieder eine Auswertung.
    Außerdem wie weiter oben genannt (oder war's in einem anderen Thread?) außerschulische Dokumente, wobei ich die genannten Beispiele (Bescheinigung über einen Erste-Hilfe-Kurs etc.) nur schwer auf die Grundschule übertragen kann; bzw. mir für diese keine Beispiele einfallen. Macht ja nichts, dann sind halt keine drin.


    Im Laufe der Zeit werden mir bestimmt noch mehr Fragen einfallen :P .


    Liebe Grüße,
    biene maja :)

  • Hallo!

    Zitat

    Aber auch in Mathe ist es doch schwierig, oder? Wenn ich dem Schüler keine Fehler anstreiche, denkt er doch, er hätte alles richtig ?


    Du kannst es in Mathe doch so machen, dass du den Kindern Aufgaben gibst und den Lösungszettel in der Klasse auslegst, so dass jeder selbst kontrollieren kann und selbst seine Fehler ankreuzen kann. Natürlich muss der Fehler dann auch verbessert werden...


    Zitat

    Hat man eigentlich kein Heft mehr, wenn man mit Portfolios arbeitet? Denn man muss ja die besten(/...) Arbeiten aussortieren, das geht ja nur mit einzelnen Blättern. Wird dann nicht der Zusammenhang irgendwie auseinander gerissen? Oder kopiert man einfach die Seite und heftet sie im Portfolio ab?


    Stimmt, ein Heft wäre hier nicht so ideal. In Englisch haben wir Mappen, da ist das einfacher. Aber mal eine Seite aus dem Heft zu kopieren, wäre ja auch eine gute Idee.


    Das Sprachenportfolio gliedert sich in einen
    a) Sprachenpass - hier stellt sich der "Portfolioinhaber" vor und gibt Auskunft über seine Sprachen die er kann, bzw. über Erfahrungen mit Sprachen
    b) Sprachenbiografie - dieser Teil ist wohl der am häufigsten genutzte. Hier werden nämlich alle Blätter einsortiert, die ein Lernfortschritt dokumentieren
    c) Die Schatztruhe - hier kommen auch außerschulische Dokumente rein. Z.B. Postkarten, die die Kinder auf englisch geschrieben haben, Basteleien, Bilder, alles was mit dem Fach zu tun hat. Aber auch besonders gelungene Arbeitsblätter oder Arbeiten aus dem Unterricht kommen hier rein.


    Stöber im Internet mal nach Felix Winter. Er hat auch viel über Portfolios geschrieben.


    Grüße Leila

  • Zitat

    Du kannst es in Mathe doch so machen, dass du den Kindern Aufgaben gibst und den Lösungszettel in der Klasse auslegst, so dass jeder selbst kontrollieren kann und selbst seine Fehler ankreuzen kann. Natürlich muss der Fehler dann auch verbessert werden...


    ... eigentlich ganz normale Freiarbeit... Manchmal denkt man halt viel zu sehr um die Ecke...


    Liebe Grüße,
    biene maja

  • Hallo Leute!


    Mir geht es um die Arbeit mit einem Portfolio im Erdkunde- und Geschichtsunterricht. Ich soll im Seminar dieses Thema vorstellen, habe aber selber keine Ahnung davon, geschweige denn praktische Erfahrung (typisch!). :rolleyes:


    Gibt es hier Leute, die entweder mit dem Portfolio im Geschichts- oder Erdkundeunterricht gearbeitet haben und mir entweder Literatur oder Erfahrungsberichte oder sogar beides empfehlen bzw. liefern können?


    Im Fach Geschichte weiß ich, wo ich mich nach Aufsätzen umsehen kann, aber in Erdkunde kenne ich noch nicht einmal die gängigen Fachdidaktik-Zeitschriften. Hier bin ich also besonders hilfebedürftig und wäre für die simpelsten Infos dankbar!


    Ich wäre Euch sooo dankbar für ein paar Hinweise!


    Das Dudelhuhn

  • Hallo,


    hole diesen Thread mal wieder hoch. Hat jemand von euch praktische Erfahrungen mit einem Portfolio gemacht oder kennt Links zu diesem Thema?


    LG
    Cora

  • Zum einen Vorsicht: die Sprachenportfolios sind eine recht ausgeführte und vorproduzierte Form (auch das hessische). Es geht auch anders und allgemeiner, was sich dann auf diverse Fächer übertragen lässt.


    Ein kurzer Überblick zur Theorie findet sich bei
    http://www.teachsam.de/arb/portfolio/portfolio_0.htm


    Zu empfehlen sind zwei Publikationen im Verlag an der Ruhr, außerdem erscheint demnächst im Friedrich Verlag ein Handbuch zu Portfolio von den bereits erwähnten Autoren F. Winter, I. Brunner und anderen.

  • Hallo tom-tom,


    danke für deine Antwort. Die Bücher vom Verlag an der Ruhr kenne ich bereits. Weißt du genaueres über das Handbuch, das im Friedrich-Verlag erscheinen soll? Davon habe ich nämlich noch nichts gehört.


    LG
    Cora

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