Ein Blick von außen auf eutschlands Schulen

  • Hallo,
    ich wollte doch meinen Senf dazugeben, denn ich bin gerade in England und wir haben in Referendariat lauter Veranstaltungen über "inclusion", von "gender", "minorities", "social class" usw und überall wird betont, dass die Migrantengruppen oder Kinder aus sozial schwachen Familien viel mehr Schulverweise bekommen und in den top sets unterrepräsentiert sind. Gerade Jungs aus einem solchen Umfeld sind sehr gefährdet und bekommen wohl 25 mal so viele schulverweise wie Jungs aus Mittelschichtfamilien...Und da wird natürlich schon auf die Lehrer rumgehackt, auf wen sonst? Aufs System kann man das ja nciht schieben, ist ja "inclusive"...


    Na ja, ich habe bestimmt keine Strategien, um das Problem zu beheben aber wenn England dasselbe Problem hat obwohl es versucht die Kinder so wenig wie möglich zu selektieren, kann Deutschlands Problem meiner Meinung nach nicht auf die frühe Auslese nach der 4 Klasse zurückgeführt werden...

    Wenigstens bekommen die Kinder auf dem Gymnasium eine bessere Bildung als die Kindern in den Top Sets und ich denke die Schüler auf der Hauptschule werden von qualifizierteren Lehrern unterrichtet, die sich 4-5 Jahre darauf spezialisiert haben mit den spezifischen Schwierigkeiten der Hauptschule umzugehen... Also ich weiß nciht wie ich mit Kinder die nicht lesen können umgehen soll, oder mit Downsyndromkinder oder Autisten...

    Englische Lehrer an meiner Schule können sich gar nciht vorstellen, wie jemand nur "bottom sets" unterrichten will, weil sie sich eigentlich selbst nur auf die Top sets konzentrieren. Man kann sich ja auch kaum in den 9 Monaten des PGCE so qualifizieren, dass man Sonderschüler, Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten, die unterschiedliche Begagungen mitbringen, gleich gut unterrichten kann.
    Ich denke, wer Hauptschullehrer wird, weiß schon mit welchen Schwierigkeiten er kämpfen wird. Er hat sich auch dagegen entschieden, Gymnasialschüler zu unterrichten. Ich bewundere Hauptschullehrer natürlich aber sie tun mir nicht "leid":-). Hier wird ein Lehrer immer gleich so furchtbar bemittleidet wenn er überdurchschnittlich viele bottom sets hat...(es ist ja auch ein unglaublich harter Job, besonders ohne dafür ausgebildet zu sein).


    Ich glaube es ist eine ganz andere Einstellung von Seiten des Lehrers wenn man nur "Lehrer" oder ganz bewußt Haupt- Real oder Gymnasiallehrer wird (wobei ich auch finde, dass man sich nach einem allgemeinen Nachelorstudiengang aussuchen sollte in welche Richtung man sich spezialisieren möchte)...Jeder Lehrer rechnet natürlich damit "schwierige Klassen" zu haben, aber es ist ein großer Unterschied zwischen "schwierige Klasse" auf dem Gymnasium und "schwierige Klasse "auf der Hauptschule (kommt natürlich auch auf die Gegend an)...Daher ist doch ein Lehrer viel enthusiastischer in "seiner" Schulart zu unterrichten glaube ich und das kommt doch den Schülern zugute. Natürlich ist es sehr auffällig, dass viele Ausländer oder Kinder aus sozialen schwachen Familien in den Hauptschulen oder hier in den bottom sets sind, und da muss man was dagegen machen. Ich habe keine Lösung, aber Abschaffung des dreiglidrigen Schulsystems ist auch keine Lösung, denn hier funktioniert es auch nciht so wunderbar... (wobei ich jetzt nur Vergleich Gymnasium- comprehensive school hatte:-) und da schneidet die comprehensive school ziemlich schlecht ab meiner Meinung nach )
    So, das war mein Blick von außen auf deutschlands Schulen:-).

    • Offizieller Beitrag

    Ob ein gemeinsamses Grundstudium, wie es in RLP jetzt angestrebt wird (ist ja das, was dacla vorgeschlagen hat), die Lösung sein kann, weiß ich nicht. Ich habe aber an diesem Studium so meine Zweifel, weil man keine Fächer mehr studiert, sondern erst mal Lehramt und im Hauptstudium dann die Fächer dazu kommen. Damit verschärft man nämlich ein Problem, das schoin lange an den Schulen bekannt ist: die angehenden Lehrer haben oft erhebliche Mängel an Wissen in ihren Fächern und oft auch Probleme sich dieses fehlende Wissen eigenständig zu erarbeiten. Ich muss sagen, dass ich mit meinem Unistudium schon manchmal das Gefühl habe, Dinge gelernt zu haben, die ich so nicht brauche und Sachen unterrichtne zu müssen, die im Studium nie angesprochen wurden. Wenn ich jetzt aber noch weniger fachliches im Studium lerne, um mich mehr auf das pädagogische zu konzentrieren, ist das für den pädagogischen Bereich zwar schön, aber ich weiß nicht, ob es auf lange Skicht hilft oder nicht einfach das Problem verlagert.


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Ich kann mich hierbei Dalyna nur anschließen. Auch wenn man immer wieder zu hören bekommt wie schlimm das ist, wenn man im Lehramtsstudium vermeintlich Dinge lernt, die man nachher nicht braucht, ist meiner Meinung nach eine gründliche fachwissenschaftliche Ausbildung gar nicht hoch genug einzuschätzen, und ich glaube daran mangelt es mehr und und mehr. Mathe und Physik sind Paradebeispiele dafür. Auf der anderen Seite bin ich mir über den Nutzen von tiefschürfenden theoretisch-pädagogischen Lehrinhalten nicht so sicher, aber ganz unabhängig davon darf deren Vermittlung an der Uni auf keinen Fall auf Kosten der fachlichen Ausbildung gehen.

    Wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben.

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