Stilarbeit - alle Jahrgangsstufen // brauche Hilfe

  • Ich brauche dringend Eure Hilfe. Ganz speziell die von den Deutschlehrern unter Euch.


    Wie sieht zeitgemäße Stilarbeit aus? Wie motiviert man die Schüler an eigenen Texten zu arbeiten? Welche Methoden eignen sich? Womit erreicht man die größten Erfolge? Auf was muss man achten?


    Ich beziehe mich nicht auf eine bestimmte Klassenstufe. Mir geht´s nur um die theorie!

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde es etwas schwierig so allgemein zu antworten, aber ich versuch's mal, so wie ich es in diversen Klassen mache (nicht alle Schritte gehen für alle Klassenstufen - es wid nach oben komplexer. Aber die Reihenfolge gilt im Prinzip für alle):


    1. Die Schüler müssen erstmal für "Stil" sensibilisiert werden.
    Nicht alle Schüler - eher wenige, um genau zu sein - können "Stil" abstrakt erkennen und beschreiben. Sie können nur ungefähr einordnen, wer was in welchem Kontenx gesagt haben könnte und ob sich das "gut" oder "passend" anhört oder nicht. Dahin, dass sie das hören/erkennen, muss man sie erstmal bringen um am eigenen Stil feilen zu können.


    Das heißt konkret: Lesen und beurteilen von Texten. Dabei auch absichtlich schlechte Texte - und schlecht heißt nicht nur "banal" oder "umgangssprachlich", es kann auch unpassend kompliziert oder übertrieben gehoben sein, oder fremdwortüberfrachtet oder voll Anglizismen, etc pp. Die Frage ist: Was passt wohin? Was ist zuviel? Wo fehlt es an Genauigkeit? An Witz? An Tiefe? An Alters- oder Zielgruppenangemessenheit?


    2. Wenn man soweit ist, dass die Schüler - möglichst selbstständig, die Kriterien zu den verschiedenen "Stilen" entwickelt haben, kann man in die Eigenproduktion gehen: zuerst mal mit Vorlage: Schlechte Liebesbriefe umschreiben, ungeschickte Apelle umformulieren, ruppige Beschwerdebriefe bereinigen, grottige Reden ändern und so weiter und so fort. Wortfeldarbeit mit Mindmaps, selbst entwickelte Satzbautipps, Listen mit "do's und dont's" und so weiter finden hier ihren Platz. Gruppenarbeit geht hier viel, auch bei Schritt 1.


    3. Ganz eigene Schreibarbeit: Wenn sie wissen, was wohin passt und die Worte dafür haben, können sie loslegen und wirklich selbst anwenden, anhand simulierter Situationen:
    Sie schreiben möglichst wirksame Beschwerdebriefe an (den Direktor, die Kultusministerin, die Ärztekammer, die Direktion der Computervertriebsfirma, wo sie den ipod gekauft haben, das Reiseunternehmen für die Klassenfahrt etc).
    Sie verfassen Liebesbriefe für einen guten Freund und zwar so, dass die Angebetete auch dahinschmilzt.
    Sie entwerfen Werbetexte für a) Omas/Wärmdecken, b) 13jährige/Teeniezeitschrift,
    c) Eltern/Kinderzimmereinrichtungen usw.
    Sie schreiben Zeitungsartikel für die Bild und die FAZ.
    Sie halten selbstgeschriebene Reden a) an das Volk, b) an die Schulgemeinde d) an den Sportverein e) an eine Gruppe 10jähriger.
    Sie debattieren in Talkshows und "Bundestagen".


    Parallel dazu: Zuhörer lernen "verschärft zuhören" indem sie Bewertungsbögen ausfüllen und nur auf Stil achten (was ja ohne Inhalt eh nicht geht). Sie begründen die Punktevergaben und formulieren ihre Kritik wiederum angemessen.


    Vielleicht ist das schomal ein Ideenfundus für dich? WENN ich deine Ausgangsfrage richtig verstanden habe.


    Liebe Grüße
    Meike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • @ Meike:


    Vielen herzlichen Dank für Deine ausführliche Antwort! Damit kann ich auf jeden Fall schon mal etwas anfangen.


    Natürlich freue ich mich auch über weitere Tipps ;)

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