Ich verstehe nicht

  • Hallo allerseits,


    Freitag habe ich ein Gespräch mit einer problematischen Schülerin gehabt. Diese Schülerin ist meiner Meinung nach ziemlich gut und kann, wenn sie will, den Unterricht gut voranbringen. Nun will sie meistens nicht, genauer gesagt, hat sie anscheinend keine Lust und tut als ob sie nicht verstehen würde. Dann wird nochmal erklärt, dann versteht sie immer noch nicht usw. Kurz gesagt, ich kann mir vorstellen, dass sie manchmal etwas nicht versteht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dies so oft passiert, wie sie es behauptet. Ich habe den Eindruck, dass sie manchmal einfach Lust hat, den Unterricht zu stören (ihre körperliche Haltung vermittelt in diesen Tagen auch so einen Eindruck). Nun wenn so ein Argument wie "ich verstehe nicht" benutzt wird, wie kann ich auf geschickte Weise klar machen, dass es jetzt reicht, dass ich nicht bereit bin, die ganze Stunde zu opfern, weil sie Aufmerksamkeit braucht?


    Danke für die Antwort

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Laura,
    was hat dir die Schülerin denn im Gespräch gesagt?
    "Des versteh ich nicht." gibt es bei mir grundsätzlich nicht und das vermittele ich auch gleich in den ersten Stunden.
    Die Schüler müssen mir erklären, was genau sie nicht verstehen- es ist nämlich äußerst selten so, dass sie gar nichts verstehen- meist haben sie gerade keine Lust.
    Nervt denn das Benehmen der Schülerin nicht auch die anderen Schüler, die vorankommen wollen?
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Hallo Hermine,


    die Schülerin behauptet, sie verstehe nichts. Egal, was wir machen. Zum Beispiel wann benutye ich das imparfait und das passe simple. Es wird erklärt, und sie versteht nicht. Dann wieder erklärt usw. Irgendwann wollen wir konkreet anhand eines kleines Textes probieren. Sie gibt sich nicht mal die Mühe, einen Blick auf den Text zu werfen, bleibt mit gekreuzten Armen und wartet, dass die Zeit vergeht.
    Ich habe ihr gesagt, dass es so nicht geht, dass sie nicht glaubwütdig ist, wenn sie behauptet, sie verstehe nicht usw. Sie hat nicht besonders reagiert.
    Der Rest der Gruppe besteht aus 7 Schülern. 2 freuen sich nicht, wenn der Unterricht so gestört wird, aber trauen sich nicht, etwas zu sagen. Die anderen sind eher schwach und freuen sich, wenn die Zeit so vergeht. Kurz gesagt, mit einer Unterstützung der Schüler kann ich nicht rechnen.


    Grüße

  • wenn ich den eindruck hätte, dass es nur ums Stören geht, würde ich ihr sagen, dass sie es sich daheim nochmal anschauen soll, und einfach mal eine Zeit lang nicht noch einmal erklären
    vielleicht legt sich die Macke dann wieder

  • Ich hatte so eine ähnliche Situation in einer Klasse im Referendariat in Mathematik. Mehrere Schüler meinten, sie verständen das alles nicht bzw. ich könnte es nicht erklären.
    Im Nachhinein sehe ich die gesamte Situation so, dass diejenigen einfach keine Lust hatten nachzudenken, zu lernen, Hausaufgaben zu machen ("ich konnte die Hausaufgaben nicht machen, da ich es nicht verstanden habe"), da so ein Verhalten danach in anderen Klassen nie wieder vorgekommen ist.
    Es lag wohl auch an meiner Unsicherheit im Referendariat, Schüler merken so etwas wohl sofort.
    Mein Tipp: Konsequent sein (auch in den Noten !), auf die Anforderungen hinweisen, evt. dem Schüler zeigen, was er selbstständig (!) nachzuarbeiten hat, um Anschluss zu finden.
    Was ich nicht tun würde: Dem Schüler im Unterricht "Extrawürste braten". Das belohnt nur sein Verhalten ("Warum zu Hause lernen, wenn es der Lehrer mir (!) persönlich noch einmal erklärt") und nervt / demotiviert die anderen.
    Als Lehrer / Lehrerin ist es primär deine Aufgabe eine ganze Klasse zu unterrichten, individuelle Nachhilfe ist nicht dein Job, wird dir auch nicht bezahlt (soll die Schulpolitik doch mehr Lehrer einstellen, die z.B. am Nachmittag individuelle Förderung anbieten).
    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

    • Offizieller Beitrag

    So nach längerem Nachdenken:
    Wie gesagt, am Schuljahresanfang erkläre ich den Schülern, wie ich das ständige "Ich verstehe es aber nicht!" sehe und dass sie schon konkrete Anhaltspunkte bringen müssen.
    Wenn dann ganz Schlaue immer noch mit: "Ich versteh das alles aber überhaupt nicht!" kommen und ich ganz genau merke, der/die legen es darauf an, dann fordere ich sie auch auf, den Stoff in Ruhe noch einmal zu Hause anzuschauen.
    Sehr wirksam ist auch die freundliche Antwort: "Wir haben jetzt keine Zeit, alles noch mal durchzukauen, du kannst nach dem Unterrichtsschluss aber gerne zum Lehrerzimer kommen und mir deine Fragen stellen." Es kam noch nie jemand von denen...
    Besonders resistente (die es aber nicht gibt, jedenfalls bei mir nicht) würde ich dann mal zur Schulpsychologin schicken, mit der Begründung, dass ich mir bei dem Wissensstand nicht sicher bin, ob der Schüler/die Schülerin in dieser Jahrgangsstufe wirklich richtig ist....
    Ein persönliches Gespräch würde ich übrigens mit der Schülerin über dieses Thema nicht mehr führen. Das hat ihr eher gezeigt, dass ihre Methode wirkt und sie die Aufmerksamkeit bekommt, die sie will.
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Hallo,
    vielen Dank für eure Tipps. Mal sehen, wie es nächste Woche läuft. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt besser vorbereitet.


    Nochmal danke und schönes Wochenende!

Werbung