Wie bewertet man pädagogisch?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich studiere Grundschullehramt und möchte eine Hausarbeit darüber schreiben, wie man "pädagogisch" bewerten kann.
    Dabei geht es mir um die Frage, was wirklich gerecht ist: Beachtet man nur die Ergebnisse der Leistung oder auch den Kontext? Wie kann man Migrantenkinder bewerten? Schlechte Schulleistungen beruhen dann auf mangelnde Sprachkenntnisse, nicht auf der Leistungsfähigkeit des Kindes.
    Was ist mit sozialen Problemen, die ein Kind hat und die möglicherweise die Schulnoten beeinflussen? (beispielsweise wenn sich die Eltern eines Kindes scheiden lassen oder wenn das Kind in schwierigen Verhältnissen aufwächst)
    Oder wie kann man Kinder mit Behinderungen bewerten? Was kann man an Hintergrundinformationen bei der Benotung berücksichtigen?


    Mich würde interessieren, wie es in der Praxis aussieht. Ich habe vergeblich nach Diskussionen in Zeitschriften zu dem Thema gleichsetzende - unterscheidende Gerechtigkeit gesucht und hoffe nun, dass ihr mir hier über eure Erfahrungen berichtet, wie ihr die Bewertung handhabt.
    Würde mich sehr freuen :)


    Viele liebe Grüße,
    Anka

  • Hallo Anka,


    es gibt verschiedene Bezugsnormen zur Bewertung. Sehr schön kann man das hier lesen:



    Man unterscheidet drei Arten von Bezugsnormen:


    1. Die individuelle Bezugsnorm:
    Dabei wird die aktuelle Leistung eines Schülers mit seinen eigenen früheren Leistungen verglichen - bewertet wird der Lernfortschritt des Schülers. Gut ist eine Leistung dann, wenn der Schüler sich gegenüber seinen früheren Leistungen verbessert oder wenigstens nicht verschlechtert hat.

    2. Die sachliche oder kriteriale Bezugsnorm:
    Dabei werden die Leistungen an sachlichen Vorgaben wie den Anforderungen des Lehrplans oder des "Programms" gemessen, die unabhängig von der Leistung der Klasse festgesetzt werden. Gut ist eine Leistung, die diesen Anforderungen entspricht.

    3. Die soziale Bezugsnorm:
    Hier orientiert sich die Bewertung der individuellen Leistung am Durchschnitt der Klasse, sie wird in Beziehung gesetzt zu den Leistungen der anderen Schüler in der Klasse. Gut gearbeitet hat ein Schüler dann, wenn seine Leistung besser ist als der Durchschnitt der Klasse.


    Quelle: http://www.blikk.it/angebote/reformpaedagogik/rp55064.htm


    Wenn Du noch mehr Infos benötigst, schick mir eine PN. Ich habe vor einiger Zeit mal ein Referat darüber gehalten und könnte Dir die Unterlagen zuschicken.

  • hallo!
    habe da eine hausarbeit zu dem thema bildung und soziale ungleicheit gefunden - vielleicht findest du darin ja ein paar anregungen zu deinen überlegungen bzgl. der problematik der migrantenkinder! zudem wäre da auch noch ein referat zum thema leistungsbeurteilung in dem du vielleicht etwas finden kannst!
    lg, tinscha

  • Zitat

    Schlechte Schulleistungen beruhen dann auf mangelnde Sprachkenntnisse, nicht auf der Leistungsfähigkeit des Kindes.


    krümelschn
    ...aber mangelnde Sprachkenntnis bzw. Sprachkompetenz ist doch eine nicht vorhandene Leistungsfähigkeit in diesem (sprachlichen) Bereich?


    Ich persönlich bevorzuge eine sachliche Bezugsnorm, allerdings sollte dann (auch dem Schüler) klar sein, das er nicht als Mensch bewertet wird, sondern seine momentane Leistung zum Zeitpunkt der Erbringung in einem bestimmten, dem überprüften Bereich.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Zitat

    Original von krümelschn
    Ich habe vergeblich nach Diskussionen in Zeitschriften zu dem Thema gleichsetzende - unterscheidende Gerechtigkeit gesucht und hoffe nun, dass ihr mir hier über eure Erfahrungen berichtet, wie ihr die Bewertung handhabt.
    Würde mich sehr freuen :)


    Auch schon hier im Forum gesucht? Mit den Suchbegriffen "Noten" bzw. "Sozialnorm" oder "Sachnorm" kriegt man schon ein paar Threads zusammen, z. B. hier: Errechnung Gesamtnoten - Regelungen

  • vielen dank für eure tipps, werde mir gleich mal alles durchlesen :)
    habe wieder zwei lange tage literatursuche hinter mir und habe gerade mal einen aufsatz gefunden, der mir vielleicht helfen kann - da bin ich für alles dankbar, was ich bekommen kann!


    zu Steffen:
    Natürlich sind mangelnde Sprachkenntnisse eine nicht vorhandene Leistungsfähigkeit im sprachlichen Bereich (auf das Fach Deutsch bezogen), aber das beeinflusst ja auch die Leistungen in anderen Fächern wie beispielsweise Sachunterricht. Zudem denke ich, dass die mündliche Mitarbeit darunter leidet, wenn sich das Kind im Sprachgebrauch unsicher fühlt.


    Ist es im Fach Deutsch nicht so, dass die Schüler zunächst keine Ziffernoten bekommen (müssen)?


    Liebe Grüße,
    Anka

  • Zitat

    Natürlich sind mangelnde Sprachkenntnisse eine nicht vorhandene Leistungsfähigkeit im sprachlichen Bereich (auf das Fach Deutsch bezogen), aber das beeinflusst ja auch die Leistungen in anderen Fächern wie beispielsweise Sachunterricht. Zudem denke ich, dass die mündliche Mitarbeit darunter leidet, wenn sich das Kind im Sprachgebrauch unsicher fühlt.


    Ich denke, das mangelnde Sprachkenntnisse eben nicht nur im Fach Deutsch eine nicht vorhandene Leistungsfähigkeit sind. Was ich nicht formulieren kann, kann ich nicht denken. Oder andersrum gewendet, denken ohne Sprache ist nicht möglich (zumindest wenn es um den kognitiven Bereich geht). Oder nach Wittgenstein (glaube ich): "Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt." Und da geht es um weit mehr als das Verständnis einer Schulaufgabe! Es geht um die Erkennbarkeit der Welt, Teilhabe und Gestaltungsmöglichkeiten an und von Gesellschaft, sowohl im Großen, als auch im Kleinen, meiner eigenen individuellen Welt.
    Und deshalb geht es eben nicht nur um das Fach Deutsch, sondern um den Menschen in seinem gesellschaftlichen Kontext, hier eben im besonderen auch um den Schulischen.
    Und das betrifft eben alle Fächer.
    Was die Benotung angeht, so denke ich, das eine Note (im besten Falle) eine Leistungsfähigkeit feststellt, nicht aber Ursachenforschung betreibt. Für um so wichtiger halte ich deshalb zusätzliche Informationen für Schüler und Eltern, als auch entsprechende unterstützende Angebote (im Rahmen des Möglichen). Aber da sind auch die Eltern gefordert und nicht nur die Schule.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

Werbung