Referendarsbetreuung - Freud oder Leid?

  • Bisher hatte ich erst eine Referendarin, die ich in Französisch betreute.Für ihr zweites Fach war dann eine andere Kollegin zuständig, die leider gerade am Anfang der zwei Jahre viele Wochen dauerkrank war. Daher empfand es die Referendarin als besonders tröstlich, dass sie "wenigstens mich" hatte.
    Ich kann sagen, dass es für mich eine sehr gute Erfahrung war. Die R. war engagiert und zuverlässig, hat von Anfang an richtig gute Stunden gehalten (was man selbstverständlich nicht voraussetzen darf) und zeigte sich aber auch offen und einsichtig, wenn ich doch mal etwas kritisieren musste. (Viel zu "meckern" gab es nicht, aber irgendwie muss man ja auch mal seine Daseinsberechtigung beweisen. ;)) Wir verstanden uns sehr gut, schwatzten öfters auch mal über private Dinge. Abgeschlossen hat sie mit Eins! Sie hat sich sehr nett verabschiedet, sogar mit Geschenk, und meinte, wir würden in Kontakt bleiben. Als sie nach den Sommerferien an einer anderen Schule (andere Stadt) anfing, schrieb ich ihr eine aufmunternde SMS, die sie knapp beantwortete mit dem Hinweis, sich bald mit einem ersten Bericht zu melden. Das war vor anderthalb Jahren, und bisher kam nichts. Das finde ich ein wenig traurig, zumal sie während ihrer Zeit an meiner Schule meine Telefonnummer schließlich auch kannte und ich jederzeit ein offenes Ohr für sie hatte. Ich will nicht herumjammern und bin ihr nicht böse, will aber allen Referendaren sagen: Ich weiß, die Zeit ist mehr als knapp, wenn man in den Beruf so richtig einsteigt, aber wenn im Referendariat alles gut gelaufen ist, dann meldet Euch doch mal bei Euren Mentoren- die freuen sich garantiert!
    Noch was: Auch Prüfungsstunden habe ich abgenommen und rundum gute Leute erlebt. Ich bin einfach mal neugierig und frage Dini, was ihre Referendarin so "Schreckliches anstellt"? Es kann mal eine Stunde danebengehen, aber waqnn ist man denn so derart unfähig? (Das mag jetzt bissel naiv klingen, aber es interessiert mich wirklich.)
    Liebe Grüße!

  • Hallo Klöni! Das "Rüstzeug" erhalten die Referendare im Seminar, z.B. wie eine Unterrichtsstunde aufgebaut werden muss, didaktische Prinzipien, Methoden usw. In der Schule wenden sie ihr Wissen praktisch an. Natürlich wird sich Deine Ref. gern was bei Dir "abschauen",aber die Grundlagen müssen im Seminar gelegt werden.
    Was ich noch sagen wollte: Auch als Mentor profitiert man enorm! Man plant seinen Unterricht mal wieder bewusster und mit mehr Begeisterung und erhält einen Motivationsschub (ist eben doch ein klasse Beruf, eigentlich :P ) und erhält auch selber wieder neue Ideen und Impulse (denn um ehrlich zu sein, sind wir doch "Einzelkämpfer" und kriegen von den tollen Methoden der Kollegen nicht viel mit)

    Basti zwei :)

  • Hallo Basti Zwei


    Zitat

    Man plant seinen Unterricht mal wieder bewusster und mit mehr Begeisterung und erhält einen Motivationsschub


    Das kann ich für mich bestätigen. Ich muss zugeben, dass mir die Arbeit mit der Refin zur Zeit sogar mehr Spaß macht, als das Unterrichten... ist halt doch mal was ganz anderes mit Erwachsenen, die nicht Eltern sind, zusammenzuarbeiten.


    Zitat

    Natürlich wird sich Deine Ref. gern was bei Dir "abschauen"


    Ich hoffe, nicht allzu viel. Heute habe ich eine Stunde voll gegen den Baum gefahren.... Pein!! :pfeif: Will jetzt nicht allzu sehr ins Detail gehen, wenn du verstehst...[Blockierte Grafik: http://wuerziworld.de/Smilies/girl/gi50.gif]

  • Ich hab grad eine Super-Referendarin mit dabei. Sie ist absolut selbstständig, man muss ihr nicht hinterherlaufen, sie fällt selbst Entscheidungen, eine totale Erleichterung für mich. :super:

  • Zitat

    Original von nani
    Nun frage ich mich aber so langsam, ob das alles so sinnvoll ist. Was ist eigentlich meine Aufgabe als Mentorin? Bisher dachte ich, dass ich "meine" Referendarin auf jeden Fall und unter allen Umständen gut durch die Prüfung bringen will. Aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr sicher. Will ich das wirklich?


    nein, das ist sicher nicht deine aufgabe. du sollst unterstützen udn tipps geben, aber die leistung muss vom referendar kommen. und manchmal muss man auch die schüler vor allzu unfähigen leuten schützen. so schwer das ist und so leid einem das tut. ich hatte diesen fall auch schon und es ist alles andere als einfach jemandem begreiflich zu machen, dass das der falsche job für ihn ist.


    Zitat

    Es würde bedeuten, dass ich ihr im Grunde ihren Prüfungsentwurf schreiben muss und mit ihr jede Phase, jeden Impuls einzeln durchgehen muss, weil sie das alleine nicht schafft. Ich bin mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob sie eine gute Lehrerin wird, wenn man ihr nach der Prüfung nicht mehr ständig auf die Finger sieht und ihr zu jeder Stunde Tipps gibt (und zwar nicht für kleine Problemchen, sondern für echte, große Probleme). Im Grunde habe ich mich gefragt: würde ich sie gerne als (Klassen-)Lehrerin für meine Kinder haben? Die Antwort tendiert eher zu einem Nein.


    wenn du ihre arbeit machst, geht das sicher zu weit. und ich denke auch, dass man im laufe der zeit systematisch die hinweise in der planung eines ub reduzieren muss, damit sich refererendar dran gewöhnt, selbst verantwortung zu übernehmen udn nciht alles vom mentor nachplanen zu lassen. es hat für mich ekinen sinn im 5. besuch immer noch alle wichtigen eckpunkte vom mentor zu bekommen, an diesem punkt muss es ein referendar selbst verstanden haben.


    Zitat


    Andererseits will ich mich auch nicht als Zerstörer ihrer Karriere aufspielen. Wer weiß, was es bedeuten würde, wenn sie nach so vielen Jahren Ausbildung plötzlich vor dem Nichts steht. Und vielleicht entwickeln sich manche Fähigkeiten ja noch in ein paar Jahren?


    Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie seht ihr das denn? Freue mich auf Meinungen.


    das hat nichts mit aufspielen zu tun. stell dir einfach die fragen, wie du sie schon formuliert hast: hälst du es für sinnvoll für die kinder und (was ich auch wichtig finde) würdest du diese person als kollege wollen (im sinne von: bringt die person das schulleben voran und setzt positive impulse)?

  • Ich möchte mich auch gerne mal mit einer Frage diesem Thread anschließen: Ich wurde heute gefragt, ob ich nach dem Sommer eine Referendarin betreuen würde. Ich bekomme zum ersten Mal eine 1. Klasse, habe noch nie eine Referendarin betreut.
    Meint ihr, dass das machbar ist? Ich würde es schon gerne machen, habe aber auch Bedenken, dass das "zuviel Neues" auf einmal ist und ich meinen Aufgaben nicht gerecht werden kann. Wie denkt ihr darüber?


    Angenommen ich übernehme die Aufgabe, was wären eure besten Tipps, worauf man von Anfang an achten sollte, was man auf keinen Fall tun sollte?

  • Ich denke schon, dass das machbar ist. Im besten Fall hast du eine fitte Referendarin, die dir viel Arbeit erleichtert, weil sie gut mit dir an einem Strang zieht. Im schlimmsten Fall ist es halt erhebliche Mehrarbeit. Ich hab aber gerade zu Beginn der 1 die Referendarin auch als Chance erlebt für die Kinder und für mich, weil wir eben auch mal zu zweit in der Klasse waren und gerade in Arbeitsphasen andere Möglichkeiten hatten, auf die Kinder einzugehen. Außerdem konnte ich die Kinder aus der Beobachterrolle auch nochmal ganz anders sehen, als wenn ich selbst unterrichte.


    Mir war in der Betreuung wichtig, dass sie von Anfang an möglichst selbstständig werden musste. Wir haben jeweils besprochen, was in der Woche so dran ist, sie hat selbstständig vorbereitet (konnte natürlich jederzeit um Hilfe bitten, das hat sie aber wirklich nicht überstrapaziert) und wir haben dann gemeinsam nachbesprochen und nach Alternativen gesucht.


    Ich würd also sagen: Mach es ruhig!


    Gruß
    Britta

  • Nach einem halben Jahr der Betreuung bin ich sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit. Die Refin ist wirklich sehr selbstständig und benötigt meine Hilfe eigentlich nur, wenn es um Formulierungen im Entwurf geht. Hier und da noch ein paar Tipps zur Disziplinierung der Pubertierenden und Unterstützung nach den Hospitationen. Das war's dann schon. Muss sagen, ich habe auch einiges von ihr lernen können.


    Es hängt wirklich sehr davon ab, wer dir zugeteilt wird.


    Mir war am Anfang wichtig, ihr Mut zu machen. Die Kritik kommt später, falls notwendig. Wichtig ist, die "blinden Flecke" aufzuzeigen (man nimmt sich ja da vorne an der Tafel zu Beginn noch nicht so recht wahr), wie formuliert man Arbeitsaufträge knapp und zackig, wie gehe ich mit Fehlern um, etc.


    Also erst einmal die positiven Dinge hervorheben und somit an einer vertrauensvollen Beziehung zwischen euch arbeiten.


    klöni

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