Wochenplan

  • Wie geht ihr damit um, wenn Kinder nicht fertig werden, mit ihrem Wochenplan??


    Nacharbeiten? Unerledigte Aufgaben den nächsten Wochenplan mit hinein nehmen? Oder die Aufgaben dann einfach auslassen?

  • Mal so mal so.
    Je nach Kind und je nachdem, wie das Elternhaus mitzieht.
    Wenn es nur einmal vorkommt, wegen Krankheit oder so, dann lasse ich es auch aus.
    Problematisch sind ja die Trödelinchen, die ihren Wochenplan so gut wie nie schaffen. Manchmal mache ich da reduzierte Wochenpläne... manchmal hat aber so ein Kind dann eben am Wochenende viel zu tun.
    Auf jeden Fall ist da eine enge Zusammenarbeit mit dem Elternhaus angebracht, denn oft genug haben diese Kinder irgendwelche Probleme, die sie so trödeln lassen und die man in der Schule alleine nicht lösen kann.

    Das Leben ist unberechenbar. Iss das Dessert zuerst!

  • im Prinzip ist es Freitags Hausaufgabe den WOchenplan fertig zu machen, sonst gebe ich freitags nichts auf.
    Ich möchte schon, dass die Kinder einen gewissen Druck spüren und nicht die Wochenplanzeit zum Trödeln nehmen.
    Wenn jedoch jemand noch 4 AUfgaben offen hat, suche ich ihm die zwei wichtigsten als Hausaufgabe aus.

  • Zitat

    Original von caliope
    Mal so mal so.
    Je nach Kind und je nachdem, wie das Elternhaus mitzieht.
    Wenn es nur einmal vorkommt, wegen Krankheit oder so, dann lasse ich es auch aus.
    Problematisch sind ja die Trödelinchen, die ihren Wochenplan so gut wie nie schaffen. Manchmal mache ich da reduzierte Wochenpläne... manchmal hat aber so ein Kind dann eben am Wochenende viel zu tun.
    Auf jeden Fall ist da eine enge Zusammenarbeit mit dem Elternhaus angebracht, denn oft genug haben diese Kinder irgendwelche Probleme, die sie so trödeln lassen und die man in der Schule alleine nicht lösen kann.


    So in etwa mache ich es auch.
    Und wenn ein Kind den Plan wiederholt nicht schafft, teile ich mit ihm gemeinsam Tag für Tag neu ein, was es heute vom Plan erledigen muss. Das klappt dann ganz gut.

  • Ich stelle auch fest, dass manche Kinder eben nicht eine ganze Woche im Überblick haben können. Die sind einfach nicht so gut organisiert... und das liegt nicht daran, dass sie es nicht gelernt haben, sondern, weil sie in dem Punkt Lernorganisation irgendwie chaotischer sind, ohne dass sie es so wollen. Die bekommen das auch mit viel gutem Willen nicht hin. Jedes Kind ist eben anders.
    Ich bin auch dazu übergegangen, für solche Kinder Tagespläne zu machen.
    Ich sage diesen KIndern jeden Tag, was sie heute pflichtgemäß schaffen müssen... und teile so meinen Wochenplan für diese Kinder in Tagespläne.
    Die selbständigen Kinder arbeiten nach Wochenplan... und manche kleinen Chaoten brauchen eben Tagespläne.
    Aber so ist meine Klasse am Ende der Woche fast immer komplett am Wochenziel angekommen.... und das gibt mir dann auch ein gutes Gefühl

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  • ...vertraue ich meinen Kindern nicht genug, oder...
    Ich denke mir, dass sich Dennis und Chantal auch von den Tagesplänen nicht vom Zeit-verträumen abhalten lassen, wenn ich sie dann nicht länger drin behalte (was ja nicht möglich ist, denn irgendwann ist die Stunde rum).


    Ist das so oder vermute ich falsch?

  • Ich denke, in jeder Klasse gibt es Dennis und Chantal, die ihre Zeit verträumen und auch ihre Tagespläne nicht schaffen.
    Chantal träumt wenigstens nur und ist dabei schön leise.
    Dennis hingegen kneift ein bisschen seinen Nachbarn, prügelt sich dann mit seinem Nachbarn, muss Stifte anspitzen und zum Klo, kriecht unter den Tisch, weil sein Stift runtergefallen ist, lacht laut, singt laut... stört!
    Wenn ich nicht neben Dennis und Chantal sitze und kleinschrittigst ihre Arbeit überwache, tun beide gar nichts. Sobald ich mich einem meiner anderen 28 Kinder zuwende, hören Dennis und Chantal auf zu arbeiten. Chantal träumt wieder und Dennis stört.
    Meiner Meinung nach haben Dennis und Chantal Probleme, die die Schule wirklich nicht auffangen kann. Die Hausaufgaben zu Hause erlediigen sie ja auch nur, wenn ihre Mutter daneben sitzt... wie mir viele Gespräche mit den Müttern von Dennis und Chantal zeigten.
    Denn hier ist meiner Meinung nach, eine besonders enge Zusammenarbeit mit dem Elternhaus vonnöten.... und ein gemeinsames Überlegen, wie den Kindern geholfen werden kann.
    Mein Dennis hat zur Zeit Termine beim Kinderpsychologen... und bei Chantal wurde eine starke LRS festgestellt. Mein anderer Dennis... jaja, ich habe mehrere davon... bekommt seit zwei Monaten Ritalin und ist gar kein Dennis mehr. Er arbeitet und macht mit, dass es eine helle Freude ist.
    Es gibt viele Ursachen, dass Kinder selbst einen Tagesplan nicht schaffen... aber es liegt dann nicht immer an uns. In diesen Fällen ist wirklich eine gute Zusammenarbeit mit dem Elternhaus und vielleicht eine gründliche Diagnostik erforderlich.... udn vielleicht auch noch ergänzende Förderung neben der Schule.

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  • Caliope, das hast du schön beschrieben. Du hast recht: Wenn Dennis und Chantal nicht arbeiten können, liegt es nicht an uns. Eigentlich weiß ich das, aber hier hatte ich das vergessen. Und auch ich pflege einen guten Kontakt zu den umliegenden Kinderärzten, Ergotherapeuten und Logopäden. So manchen Patienten verdanken sie mir...


    Neben Dennis und Chantal habe ich auch Kevin, Marvin (!) und Jennifer anzubieten. Mandys waren auch nicht übel, aber das Zeitalter der Peggys, Mandys und Cindys ist rum :-).


    Habt ihr mal "Kevinismus" gegoogelt???

  • Sorry, dass ich hier so gouvernantenhaft euren Plausch störe. Meine Meinung ist: alle Kevins, Marvins und Chantals dieser Welt haben ein Recht, so gut es irgend möglich ist, die Schlüsselqualifikationen Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt zu bekommen. Und zwar mit der Lehrmethode, mit der es am besten funktioniert. Wenn das im zarten Alter von sechs bis zehn nicht der Wochenplan ist, müsst ihr was anderes anwenden, anstatt das Kind zum Arzt zu schicken. Was soll der denn daran ändern? Allen Kindern Ritalin verschreiben, damit ihr weiter Wochenpläne malen könnt? Wir Berufsbildungslehrer können ein Lied davon singen, was mit euren Kevins passiert, wenn ihr das nicht beherzigt.

  • Ich verstehe, was du meinst. Speziell ADHS-Kinder sind für den Wochenplan nicht gebaut, kriegen nicht mal eine Tagesplan wirklich hin.


    Und irgendwie höre ich: back to the roots - Frontalunterricht u. freie Arbeitsphasen abwechseln, DAS ist es was reizüberflutete Kinder heutzutage weiter bringt.

  • Zitat

    Original von craff
    Sorry, dass ich hier so gouvernantenhaft euren Plausch störe. Meine Meinung ist: alle Kevins, Marvins und Chantals dieser Welt haben ein Recht, so gut es irgend möglich ist, die Schlüsselqualifikationen Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt zu bekommen. Und zwar mit der Lehrmethode, mit der es am besten funktioniert. Wenn das im zarten Alter von sechs bis zehn nicht der Wochenplan ist, müsst ihr was anderes anwenden, anstatt das Kind zum Arzt zu schicken. Was soll der denn daran ändern? Allen Kindern Ritalin verschreiben, damit ihr weiter Wochenpläne malen könnt? Wir Berufsbildungslehrer können ein Lied davon singen, was mit euren Kevins passiert, wenn ihr das nicht beherzigt.


    Völlig richtig!
    Aber trotzdem kann man den Chantals und Kevins das Schulleben sehr erleichtern, wenn man weiß, was mit ihnen los ist und so gezielt die Methode wählen, die für sie erfolgreich ist.
    Ich bin bei diesen Kindern übriigens wieder ab voon Wochenplänen. Ich mache speziell für sie Tagespläne und ich mache auch Frontalunterricht, womit diese Kinder erstaunlich gut klarkommen.... auch wenn man das in manchen Kreisen gar nicht laut sagen darf.... zum Beispiel an unserer Schule in der das freie Arbeiten durchgehendes Prinzip ist.

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  • Ich mache ja zur Zeit keine Wochenpläne.


    Und, liebe craff, ich will die Kinder ja optimal fördern, wirklich und ehrlich! Aber ich habe zu viele davon, um es wirklich individuell und bestmöglich zu tun! Ich bin in der deutlichen Minderheit. Leider habe ich unterschiedliche Kinder und ich habe den leisen Verdacht, dass Wochenpläne nicht wirklich geeignet sind, guten Unterricht zu vermitteln.


    Ich glaube, ich lasse es auch in Zukunft sein, denn wenn ich was nicht mag, dann ist es eine Unterrichtsarbeit, bei der ich mehr arbeite als die Kinder. Individuelle Wochenpläne erfüllen genau dieses Muster...

  • piep


    Lehrerinnen, die jahrgangsübergreifend unterrichten müssen, sind nicht zu beneiden. Sie sind geradezu gezwungen, mit Unterrichtschoreographien zu arbeiten, die für viele Kinder nicht effektiv sind, andererseits laufen sie ständig Gefahr, sich selber zu überfordern und schließlich in erheblichem Umfang ihrer Gesundheit zu schaden.
    Jahrgangsübergreifendes Unterrichten, wie es derzeit flächendeckend in zahlreichen Bundesländern eingeführt wird, mit Wochenplanarbeit, Freiarbeit, Werkstattunterricht, .... ist die Erfindung ausgerechnet eines NS-Pädagogen: Peter Petersen (Rassist, Antisemit, Antidemokrat und Eugeniker). In der von ihm in Jena (nach dem Jenaplan) konzipierten 10klassigen 'freien allgemeinen Volksschule' für alle mit jahrgangsübergreifendem Unterrichten plus Wochenplanarbeit, Freiarbeit, Werkstattunterricht, .... waren die Anforderungen so niedrig, dass Jenaplan-LehrerInnen es damals ruhig angehen konnten. So sah Petersen für die 10klassige (!) 'freie allgemeine Volksschule' als Lernpensum vor:


      "Im Rechnen Beschränkung auf das, was tatsächlich im Alltag gebraucht wird. Manches Rechenbuch kann auf ein Drittel oder weniger gekürzt werden.

      In der Rechtschreibung gleiche Beschränkung auf pflegerisches Einüben der wirklich gebrauchten 800-900 Wörter, d. h. der im Briefschreiben wirklich verwandten, vielleicht noch der für ein 'Eingesandt' im Leib- und Magenblatt erforderlichen Wörter,


      in der Satzlehre auf die einfachsten Konstruktionen."


    "Alles weitere darf die Volksschule getrost der eigenen Tätigkeit des Schülers im späteren Leben, besonders seiner Berufsbildung überlassen."


    (aus: Peter Petersen in: Vladimir J. Spasitsch: Die Lehrerfrage in der neuen Schule. Weimar 1927)



    Petersen war in der NS-Zeit bemüht, seine 'freie allgemeine Volksschule', die er aus dem Modell der alten deutschen Bauernschule des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, reichsweit einführen. Die Minimalstandards der Jenaplan-Schule galten übrigens ähnlich auch für die Adolf-Hitler-Schulen. Der Diktatur hätten zu viel an Wissen/Können/Bildung auf Dauer schaden können.



    LehrerInnen, die gezwungen sind, mit den heute ziemlich anderen Kindern nach solchen Modellen in viel zu großen Klassen zu unterrichten, und sich dennoch mit all ihren Kräften dafür einsetzen, ihre Kinder in Lesen, Schreiben und Rechnen voranzubringen, um sie so auf das wirkliche Leben vorzubereiten, sollten damit rechnen, dass sie dabei – eher früher als später – selber auf der Strecke bleiben.


    Deine Überlegungen halte ich für richtig, überlebensnotwendig. Nicht- Lehrer sehen das natürlich ganz anders!

  • Ja, und ich habe den Eindruck, bei meinen schwächeren Schülern kommt nicht mehr als das von Petersen angestrebte Standardprogramm an. Damit kann man aber heute in einem Lehrberuf nicht mehr bestehen, denn dort sind die Anforderungen - wie auch überall sonst - gestiegen.



    Ich habe nirgends so viel Tabus, Denk- und Kritikverbote erlebt wie im Gespräch mit nach Peter Petersen arbeitenden Kollegen. Stets wurde mir das Gefühl vermittelt ,es mit einer Art Sekte zu tun zu haben, an deren innerer Erleuchtung ich leider nicht teilhaben könne, solange ich noch kritische Fragen stelle. Dazu passt auch, selbst auf dringliche Nachfrage niemals valide positive Studien angeboten zu bekommen. Alles, was kam, erfüllte kein einziges wissenschaftliches Qualitätskriterium, sondern ist schlichtweg Marketing, oder sollte man besser sagen, Propaganda. Niemals hatte ich den fruchtbaren und gewinnbringenden Eindruck, der sich einstellt, wenn man Zaungast bei einer mit offenem Visier geführten wissenschaftlichen Kontroverse sein darf. Und selbst nachdem ich mich selbst aktiv auf die Suche nach positiver Datenlage begeben habe, habe ich nichts entdecken können.

  • Vielen Dank für euer Mitgefühl. Ja, es ist anstrengend. Ich hoffe jedoch, dass es sich dabei um eine Anfangsphase handelt. Wir haben glücklicherweise viele Teilungsstunden, so dass die Kinder zum Teil recht intensiv betreut werden können. Aber den Überblick zu behalten fällt schwer. Bisher habe ich auch regelmäßige Tests geliebt (Lese-Tempo-Test, Wochenwörterdiktat,...) Die Kinder mochten es auch, zeigt es doch so schnell messbare Veränderung. Das fällt jetzt flach... Es sind ja so oft die anderen mit dabei. Ich muss da erst noch Lösungen finden.


    Ich merke aber auch schon Vorteile: Die Kleinen lernen schneller lesen, denn wir haben viel mehr Schrift an der Tafel und auf den Blättern. Die Großen sind voll neidisch, dass sie nicht mehr so viel ausmalen dürfen, die Kleinen, die früher eher maulten "schon wieder ausmalen?", sind nun glücklich und sorgfältig dabei. Ein Kleiner übt fleißig Schreibschrift und stellt so die Großen bloß, die sich damit schwer tun. Basteln ist gar kein Problem mehr, da immer ein großes Kind helfen kann. In Kunst merkt man keinen Qualitätsunterschied der Werke in Bezug auf Alter=Qualität. Die Kleinen lernen auch schneller in den Themen bei der Sache zu bleiben, dafür sind die Großen gezwungen, die Schulregeln besser einzuhalten, denn die Kleinen machen ihnen vor, wie man sich in der Schule benimmt (am Ende der Pause zum Platz gehen...)
    Und: Weil ich keine Zeit mehr für die Kinder habe, müssen sie lernen, selbst das Wissen aus den Schulbüchern zu saugen. Ich sammle mit ihnen zwischendurch die Erfahrungen, die sie machen konnten und ich bemühe mich auch, das Wesentliche mit ihnen festzustellen, aber sie müssen es viel mehr selbst tun! Es ist ein bisschen so, wie Geschwisterkinder selbstständiger sind, als Einzelkinder mit Hausfrau-Mutter. Mutti hat halt keine Zeit mehr, das Hirn hinterher zu tragen. Also nach Montessori: Hilf mir, es selbst zu tun (hier: Zwing mich, es selbst zu tun)

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