Neue Grundschulordnung RLP

  • Falls es dazu schon einen Thread gibt, bitte ich um Hinweis (meine Suche unter mehreren Begriffen hat nichts ergeben).


    Seit Herbst 2008 gilt (in Teilen sogar "rückwirkend") eine neue Grundschulordnung in Rheinland-Pfalz.
    Die Zahl der verpflichtenden Klassenarbeiten wurde deutlich gesenkt (schön erst einmal), ABER eine Unmenge an Dokumentation und Beobachtung der Lernentwicklung wurde einem nun aufgezwungen.


    Es gibt verpflichtende Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche (die Reihenfolge im Text heißt anders) mit verbindlichen Absprachen; Zeugnisse werden künftig in Klasse 1/2 für alle Fächer Text aufweisen, ab Klasse 3 Text und Note (die Formulare werden mindestens zwei Seiten umfassen, meist sogar mehr).


    Wer sich das alles ausgedacht hat, hat keine Ahnung, was ein Lehrer macht. Es geht nur eines: Entweder sinnvolle Unterrichtsvor- und nachbereitung oder dieser Verwaltungskram.


    Und der größte Witz ist die zeitliche Limitierung; schon im Text steht drin, dass die GschO 2013 wieder überprüft werden soll, d.h. es ist nur ein Durchlauf von Klasse 1-4 möglich (für viele ja nicht einmal das) - und dann wird man als Versuchskaninchen einem nächsten Test unterworfen...


    Die Leute am grünen Tisch gehören alle einmal für mindestens eine Woche vor eine heutige Klasse gestellt...

    Denken ist etwas, das auf Schwierigkeiten folgt und dem Handeln vorausgeht.
    B. Brecht, Me-Ti

  • Und nun? Was wollen wir machen?
    Aufgeregt habe ich mich schon mehr als genug...vor allem mit der individuellen Förderung, bei der das gesamte Notenspektrum erreicht werden muss. Auf einmal schafft ein 4er Kandidat ne 2 und gleich kommen die Gedanken ans Gymnasium.
    Es gibt Dinge, die sind von Vorteil bei der neuen GSO...aber das haben wir ja schon alles vorher gemacht.
    Viele meiner Eltern waren geschockt, als sie erfahren haben, dass im nächstenn Zeugnis noch mehr Text steht (ich geb zu, die HJ Zeugnisse waren relativ Sparflamme..aber das hat auch gereicht)...ab der 3. Klasse WOLLEN sie Noten, Eltern wie Kinder.
    Die meisten Punkte scheitern an der Durchführung...ich frage mich schon die ganze Zeit, wie ich Schülerleistungen und Verhalten dokumentieren, individuell unterrichten, differenzieren, mich um die Erziehung kümmern und dann noch meinen Stoff vermitteln soll und das alles gleichzeitig.
    Dieser ganze Schreibkram ist extrem nervig...mal sehen, wie lange das so bleibt.
    Schlimm finde ich es für die Kinder...ich für meinen Teil sehe es so, dass die Kinder von vorne bis hinten veräppelt werden. Sie bekommen gute (individuelle) Noten und im Endeffekt fehlt dann doch der Durchblick. Das kann man dem Kind und den Eltern noch so oft sagen, viele sehen nur die Note und wundern sich, warum man denn noch üben sollte.


    Naja, ist nur meine Meinung...


    ~Corvi

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. ~Albert Einstein

  • Ich war einmal auf einer "Fortbildungsveranstaltung" mit ministeriellen Vertretern, da wurde gesagt, Noten seien eh noch nie vergleichbar gewesen - und das würde nun nur konsequent dargestellt (na bitte, ein Hoch auf die Ehrlichkeit!).


    Ich weiß nicht, wie weiter... - die Verunsicherung ist allgemein; ich versuche, das Wohl der Kinder im Blick zu behalten und erst einmal Unterricht zu gestalten, so gut wie möglich - und für Versäumnisse bei der Dokumentation halte ich gerne den Buckel hin (da ich schon deutlich "ü 50" bin, kann ich das ganz gut aushalten).


    Rückmeldungen an Kinder und Eltern hat es immer schon gegeben, aber nicht so umfangreich schriftlich festgehalten - die Beobachtungsbögen, die in Verlagen angeboten werden, sind mir viel zu aufwändig - ich habe mir einen eigenen, ganz konkreten, am Unterrichtsstoff orientierten gemacht und so bastelt wohl fast jeder vor sich hin... - aber immer - wie gesagt - unter der Priorität der Kinder.

    Denken ist etwas, das auf Schwierigkeiten folgt und dem Handeln vorausgeht.
    B. Brecht, Me-Ti

  • Auf dieses "Zum Wohl der Kinder" habe ich eine "nette" Geschichte:
    Schülerin 1. Schuljahr. KL und Eltern merken, dass es einfach noch nichts bringt. Das Kind ist einfach noch nicht wirklich schulreif, das geeigneteste wäre eine Vorschule oder ein Schulkiga. Alle waren sich einig. Das Kind quält sich Tag für Tag, kommt weinend in die Schule. Sie bekommt vom Unterricht nichts mit. Während die anderen Kinder schon im Zahlenraum bis 20 sind krebst sie noch im 10er Raum rum. Die Buchstaben kann und kennt sie auch noch nicht und mit der Schreibschrift hat sie auch noch nicht angefangen. Die KL gibt ihr jeden Tag individuelles Material, was die anderen Kinder natürlich auch merken und grausam wie Kinder nunmal sind sie hänseln.
    Jetzt kommen wir zur neuen GSO...tja, das Kind muss das Schuljahr durchziehen...es geht nicht, dass man das Kind nochmal aus der Schule rausnimmt. Einmal eingeschult bleibt das Kind, egal wie sehr es sich müht.
    Wir fragen uns jetzt wirklich, was ist da denn zum Wohle des Kindes?
    Da wird doch schon von Anfang an die gesamte Schulkarriere verbaut!


    So viel zum Thema neue GSO :explodier:

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