Berufliche Praxis für Absolventen als Seiteneinsteiger und weiteres Vorgehen

  • Hallo liebes Forum,


    ich bin sehr an einem Seiteneinstieg in den Lehrdienst (NRW) interessiert.


    Situation:


    Mein Studium zum Dipl.-Ing. im Bauwesen (Uni) konnte ich trotz einiger gesundheitlicher Probleme während des Studiums beenden. Hieraus resultiert unglücklicherweise eine lange Studienzeit...und nun kam auch noch die Wirtschaftskrise ins Haus geflattert. Die Stellen sind für Ing.-Absolventen ohnehin schon rar - bei mir ist es halt dadurch auch noch besonders schwer. Gesundheitlich sieht es also wieder gut aus - leider beruflich überhaupt nicht.


    Jetzt gibt es die Möglichkeit zum Seiteneinstieg als Lehrkraft. Das kommt mir sehr entgegen, da ich in den letzten Jahren neben dem Studium als Nachhilfelehrer für Mathe/Physik sehr erfolgreich (Referenzen) gearbeitet habe.


    Problem:


    Doch leider erfordert der Seiteneinstieg allem Anschein nach berufliche Praxis im entsprechenden Beruf. Ich habe bereits eine Berufsausbildung und verfüge dort schon über berufliche Erfahrung (Ausbildungszeit und gewerbliche Arbeit von über einem Jahr). Darüberhinaus habe ich ebenfalls als Werksstudent Berufserfahrung - falls man das so nennen kann. Aber aus den oben erwähnten Gründen blieb mir die Gelegenheit, berufliche Erfahrungen als Ingenieur zu sammeln, verwehrt.


    Aber:


    Die Lehrtätigkeit bereitet mir bereits bei der Nachhilfe viel Freude und ich habe festgestellt, dass mich meine naturwissenschaftliche Ausbildung und der persönliche Kontakt - der gute Draht - zu Schülern und Eltern eigentlich prädestinieren sollten für das Berufsbild Lehrer. Um ehrlich zu sein, bin ich überzeugt davon, dass ich ein guter Lehrer BIN, der kompetent Fachwissen vermitteln kann.


    Zur Frage:


    Ich bin gerne auch bereit, als Lehrkraft in einer Hauptschule zu arbeiten - es gibt in meiner Umgebung sogar einige Stellen, die auch gezielt Seiteneinsteiger suchen (leo.nrw) - außer der Möglichkeit, mein Diplom als 1. Staatsprüfung (zumindest teilweise) anerkennen zu lassen und anschließend weiterzustudieren, fällt mir kein weiterer Weg ein. Ich würde allerdings gerne direkt als Lehrer für Technik, Mathematik und Physik anfangen und ich traue mir das fachlich, wie didaktisch absolut zu! Was soll ich machen? Wie soll ich vorgehen, falls es an dieser Stelle Alternativen gibt? Was würdet ihr mir raten, liebe Community?

  • Wollte das Thema noch einmal aufgreifen und habe noch ein paar kleine Fragen:


    Thema Berufspraxis:


    Ganz klar Berufspraxis NACH dem erlangten akad. Grad, oder?


    Gilt nachgewiesenw Berufspraxis im relevanten Bezug (Nachhilfe) während des Studiums - mögl.w. gibt es hier Ausnahmen?


    Wählt man zB. den Seiteneinstieg als Vertretungslehrer, welchen man offensichtlich sogar schon als Student beginnen darf (wusste ich bis heute nicht, sonst hätte ich das garantiert gemacht) - gilt dies als nachgewiesene berufliche Praxis nach zwei Jahren Tätigkeit?


    Liegt einem dennoch ein Angebot einer Schule vor, bevor man den entsprechenden Nachweis der Staatsprüfung, der Berufspraxis und der zusätzlichen Lehrgänge in Pädagogik erbracht hat...ist dies wahrscheinlich null und nichtig, oder?


    Thema Nichterfüller:


    Was ist damit denn genau gemeint...Nichterfüller=Seiteneinsteiger ohne Lehramtsstudiengang oder Nichterfüller = Seiteneinsteiger ohne XXX (ohne Berufspraxis wäre jetzt aber zu schön ;) ;)).


    Danke noch einmal für entsprechende Anworten...

  • Hallo Diplom-Hase,


    all diese Fragen interessieren mich ebenfalls. Ich habe heute 6 Stunden telefoniert um rauszubekommen, welche Möglichkeiten es konkret für Seiteneinsteiger mit einem Diplom an der FH gibt. Das Problem ist, dass ich von den ganzen Bezirksregierungen (alle in NRW) und dem Schulministerium unterschiedlichste Antworten bekommen habe ?(


    Eine Möglichkeit war, dass ich mein Diplom nur teilanerkennen lassen kann und somit noch einen Master hinterschieben muss um als vollwertige Lehrerin zu gelten. Hier war auch die Rede von "Nichterfüllern", falls ich kein komplettes erstes Staatsexamen anerkannt bekomme. Ich verstehe das so, dass diese Person die gleichen Tätigkeiten macht, aber einfach viel geringer beim Gehalt eingestuft wird. Hier wurde mir nahegelgt, dass ich mir das überlegen solle, denn man könne deswegen unzufrieden sein.


    Eine andere Möglichkeit war, dass ich eine Schule finden muss, die an meinem Fach interessiert wäre, so dass ich während einer Anstellung bei denen einen berufsbegleitenden Vorbereitungsdienst über 2 Jahre absolvieren kann.


    Die Schule selber sagte mir wiederum, ich müsse mich an die Bezirksregierung wenden und mich da bewerben. Die wiederum sagten mir aber, ich bräuchte zuerst eine Schule.
    Also, ich weiß leider auch nicht mehr, wo man sonst noch konkrete Infos bekommen kann.


    Vielleicht hilft die die Infoline vom Schulministerium (kostet aber pro Minute 90 Cent oder so): 0180-3100 117


    Sonst noch viel Erfolg!

  • Also ich kann euch zumindest bei der Frage der wirksamen Berufspraxis etwas weiterhelfen:


    Bei mir wurde sogar meine Nachhilfetätigkeit bei Institutionen wie Schülerhilfe und Co. angerechnet, die ich während meines Studiums als Nebenjob ausübte.


    Dagegen zählen Tätigkeiten als studentische Hilfskraft nicht, warum auch immer.


    Ich hoffe, das hilft ein wenig weiter.


    Gruß,
    Iggi

    Das Leben ist KEIN Wettkampf - aber ich gewinne trotzdem

  • Hallo Iggi,


    inwieweit wurden diese Tätigkeiten angerechnet? Ich kann immerhin auf über 5 Jahre Nachhilfetätigkeit verweisen...!


    Parallel sollte ich mich noch für den Vorbereitungsdienst anmelden (Termin 10.2.10 - Anmeldeschluss 15.8.09), Antrag auf ( teilweiser) Anerkennung der ersten Staatprüfung abgeben und auf gut Glück hoffen, dass eine Schule schon vorher an mir Interesse zeigt (dann kann ich ja die Nachhilfe als Praxis angeben). Zusätzlich kann ich ja als Überbrückung versuchen, über VERENA eine Stellvertretung zu bekommen - die gilt ja dann garantiert als Praxiserfahrung.


    Ist das die richtige Vorgehensweise Deiner Meinung nach?


    Katy:


    Die ganzen Regelungen im Netz sind teilweise veraltet, so sagte man mir zB. bei der Bez.Reg. Münster. Es würde im Einzelfall abgewägt...was die Anerkennung anbetrifft. Automatische Anerkennung (Diplom I Bau Uni = 2 Fächer -> Mathe/Technik oder Physik/Technik für Sek. I an Haupt- und Realschulen) gäbe es überhaupt nicht mehr...


    Aber es sollen ja vereinfachte Neuregelungen ab Oktober in Kraft treten...vielleicht sollte man bis dahin auf die Abgabe für die Beantragung warten...?


    Ach ja, die Hotline...vielleicht wähle ich die auch mal. Allerdings ist dort die Gefahr recht hoch, dass man für viel Geld für Informationen erhält, die ohnehin im Netz stehen und ja nicht eindeutig sind.

  • Hallo Diplom-Hase,


    also bei der Hotline wurde man wenigstens konkret beraten. Es gibt meines Erachtens nach keine andere Möglichkeit, persönlich und individuell beraten zu werden. Aber sicherlich ganz schön teuer :evil:


    Richtig, mir wurde auch schon gesagt, dass neue Regelungen bezüglich der Anerkennung im Herbst rauskommen. Das Problem ist ja nur, dass man sich bis zum 15.08. bewerben muss. So, wie ich es verstanden habe, kann man sich immer nur zum Februar einstellen lassen und selten auch mal zum Halbjahr. Ich fände es schade, diesbezüglich noch länger zu warten.


    Wo meldest du dich denn beim Vorbereitungsdienst an? Unter leo.de? Ich bin so angefangen indem ich Schulen angeschrieben habe, so dass ich eine Schule finde, die an mir Interesse haben.


    Anerkennung muss ich noch warten, weil mein Zeugnis noch unterwegs ist. Mal sehen, ob das zeitlich alles klappt :D

  • Eine Antwort von der Anerkennungsstelle aus Köln:


    "...wenn diese Schule eine Stelle für Kunst ausschreibt und für den Seiteneinstieg mit FH-Abschluss öffnet und die Kommission der Schule Sie für geeignet hält, kann diese Sie zum Auswahlgespräch einladen und für eine Einstellung vorschlagen. Der Weg über Bezirksregierung / Studienseminar folgt erst nach der Auswahlentscheidung der Schule."


    Wenn ich das aber richtig verstanden habe, wird mein FH-Abschluss nicht anerkannt als 1. Staatsexamen, so dass ich erst noch einen Master machen muss. ?(

  • Bei mir wurden die 4 Jahre Nachhilfe vollständig angerechnet. Also denke ich, dass du mit 5 Jahren erst recht keine Probleme haben wirst, Diplom-Hase.


    Was den genauen Ablauf angeht: Leider bist du ein wenig zu spät dran. Die große Einstellungswelle zum neuen Schuljahr hin hast du nämlich verpasst. Gerade mit Mathematik als Fach beten dich die Auswahlgremien nahezu an. Zumindest hatte ich damals dieses Gefühl. Ich habe mich über LEO auf mehrere Stellen schulscharf beworben und wurde von ca. 90% der Schulen zu einem Auswahlgespräch eingeladen. Im Endefekt hatte ich dann gleichzeitig 3 Einstellungsangebote vorliegen und konnte mir die Schule aussuchen. (Leider ist dies immer mit gewissen Klauseln versehen: wer einmal annimmt, bleibt dort, auch wenn eine Woche später ein besseres Angebot oder eine ansprechendere Schule auftauchen sollte).


    So bekommt man dann eine Stelle, auf der man zunächst ein Jahr auf Probe sitzt und die bei festgestellter Eignung (d.h. man stellt sich nicht allzu dumm an, dann läuft das meist schon) auf ne Lebenszeitstelle umgewandelt wird.


    Momentan hängen all meine Hoffnungen an dem neuen Seiteneinstiegsprogramm im Oktober, denn dadurch klappt es vielleicht sogar noch mit der Verbeamtung. Gerüchteweise kann man sich nämlich das 2.te Examen sparen, zumindest die Hausarbeit. Denn dass man wissenschaftlich arbeiten kann, sollten Diplomarbeit und -Dissertation schon gezeigt haben.


    So, das war viel Geschwafel, ich hoffe dir aber ein wenig weiter geholfen zu haben. Ansonsten kann ich dir nur den Rat geben: locker bleiben, es auf dich zukommen lassen und dann einfach souverän dein "Ding" durchziehen.


    Gruß,
    Iggi

    Das Leben ist KEIN Wettkampf - aber ich gewinne trotzdem

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