Ich beschäftge mich gerade mit den didaktischen Modellen. Spielen die bei euch in der Ref ausbildung eine Rolle? Eher praktisch angewendet oder so, dass man die Theorien kennt? Wie stehen Fachdidaktiker zur Allg. Didaktik?
Grüße
Didaktische Modelle
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Im Seminar spielten die bei mir eine Rolle, aber auch nur dort.
Wenn ich dann mal konkret nachfragte, wo denn nun im realen Unterrichtsprozeß der Unterschied zwischen z.b. Berliner und Hamburger Modell ist, war meist nur Schulterzucken.
Auch wenn du Lehrer an deiner Ausbildungsschule fragst wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ungläubige Blicke ernten.
Ein Lehrer an meiner Ausbildungsschule hat behauptet er könne nach einer Analyse der Lernvorasusetzungen nach Klafki genau sagen, mit welchen Methoden er in der jeweiligen Klasse gute Ergebnisse erzielen wird.... nur zeigen konnte er's nicht.
Es gibt von Gudjons und Winkel ein Buch "Didaktische Theorien" (ISBN 3-925836-35-7) in dem die gängigen Didaktischen Modelle erklärt werden. Am interessantesten ist aber die abgedruckte Diskussion über diese Modelle und deren praktische Wirksamkeit.Grüße
Steffen -
Zitat
Original von SteffdA
Ein Lehrer an meiner Ausbildungsschule hat behauptet er könne nach einer Analyse der Lernvorasusetzungen nach Klafki genau sagen, mit welchen Methoden er in der jeweiligen Klasse gute Ergebnisse erzielen wird.... nur zeigen konnte er's nicht.Das hast du sehr schön gesagt. :tongue:
Nele
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Zitat
Original von SteffdA
Es gibt von Gudjons und Winkel ein Buch "Didaktische Theorien" (ISBN 3-925836-35-7) in dem die gängigen Didaktischen Modelle erklärt werden. Am interessantesten ist aber die abgedruckte Diskussion über diese Modelle und deren praktische Wirksamkeit.
DAs Buch fand ich nicht gut. Verständlicher waren die Modelle in Hilbert Meyers und Werner Janks 'Didaktische Modelle'.
Die didaktischen Modelle fanden bei uns ihren Niederschlag am ehesten in der Unterrichtsplanung, also in der Begründung des eigenen Handelns. Da habe ich dann immer auf diese oder jene Literatur verwiesen. Ich fand es hilfreich, unterschieldiche Modelle zu kennen, denn dann konnte ich das Modell für den Entwurf nehmen, welches zu meinem Unterricht passte und musste nicht mühsam die Lehr-/Lernhandlungen in unpassende Modelle 'quetschen'. So mussten wir viel nach dem Modell der vollständigen Handlung planen. Das passte von den Schritten aber nicht immer. Und wenn man dann noch andere Modelle parat hat, ist das hilfreich.
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Das Problem ist allerdings, dass dann ja deine Methodenwahl eklektisch wird - was ja völlig normal der Realität entspricht: man macht eben, was in einer Situation sinnvoll ist.
Daraus ergibt sich für mich allerdings umgekehrt die Frage nach dem Sinn fein ausdifferenzierter Modelle. Wozu ein Modell, wenn es offensichtlich untauglich ist, die Realität zu beschreiben? Ich glaube, darum ging es SteffDa.
Was ich glaube, ist, dass man sich der psychologischen und pädagogischen Grundlagen des Lernens bewusst ist, und seine Methoden begründet wählt. Das hat aber meiner Meinung nach nichts, mit dem z.T. doch sehr dogmatischen Ausschließlichkeitsansprüchen mancher Vertreter solcher Modelle zu tun, worauf ja auch Meyer in seinen Ausführungen rekurriert.
Nele
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Nele
Das ist ein Punkt, der andere ist, das mir ein didaktisches Modell bei der Realisierung von Unterricht helfen sollte und genau das tun sie nicht.CKR
Das Interessante an dem Buch ist die Diskussion am Ende. Dort erkennen nämlich die "Erfinder" dieser Theorien, das sie eben nicht in dem Maße praxiswirksam sind wie erhofft.Diese Erkenntnis würde ich natürlich meinen Ausbildern am Seminar nicht "um die Ohren schlagen"... sowas könnte leicht zu narzistischer Kränkung bei eben diesen und zu schlechten Bewertungen führen
Grüße
Steffen -
Hallo,
ich bin gerade als Betreuer von einer Klassenfahrt zurückgekommen und habe eure Antworten gelesen. Sie entsprechen meinen Vermutungen, dass im Seminar "offiziell" die Stundenvorbereitungen nach den Modellen ausgearbeitet werden müssen, aber in der Praxis jeder Lehrer nach seinem Modell arbeitet.
Die Diskussion im Anhang des o.g. Buch fand ich auch sehr spannend und lehrreicher als die Modelle selbst.
Auch teile ich Meyers kritische Haltung, befürchte aber, dass einige Seminarleiter das nicht so sehen. Heisst das Anpassung??? -
Zitat
Original von masseurin
Auch teile ich Meyers kritische Haltung, befürchte aber, dass einige Seminarleiter das nicht so sehen. Heisst das Anpassung???Vorsicht, Meyer ist sehr viel dogmatischer und sehr viel weniger kritisch als er zu sein vorgibt! Die Meyer-Gläubigkeit in einigen Seminaren ist durchaus seiner Didaktik imminent.
Nele
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Zitat
aber in der Praxis jeder Lehrer nach seinem Modell arbeitet.
Ja natürlich ist das so, dass in der Praxis jeder Lehrer nach seinem Modell arbeitet. Und das ist auch gar nicht anders möglich, denn praktisches Handeln unterliegt schließlich einer Vielzahl von Einflüssen. Deshalb sollte aber ein lehrer im Bedarfsfall trotzdem in der LAge sein, sein Handeln zu begründen und schriftlich darlegen können, WARUM er WAS WIE macht. Und dabei helfen die didaktischen Modelle. Sie zeigen zu beachtende Begründungsaspekte auf, sie geben bildungstheoretische Orientierung, etc.
Zitatich ... befürchte aber, dass einige Seminarleiter das nicht so sehen. Heisst das Anpassung???
Das hängt sicher vom Seminar ab und vom jeweiligen Fachleiter. Bei uns war eigentlich das Modell der vollständigen HAndlung ziemlich angesagt. Das ist aber gar kein diaktisches Modell wie z.B. das von Klafki oder Schulz. Das ist eher eine Handlungs- und Lerntheorie und bezog sich meiner Meinung nach auch vorwiegend auf die Artikulierung des Unterrichts. Trotzdem konnte ich in meinem Prüfungsunterricht auch meinen Unterricht nach dem Schema von Ingo Scheller planen. Unsere Unterrichtsentwürfe waren dann immer ein pragmatischer Mix aus Berliner Modell (Implikationszusammenhang) und Klafki (Auswahl- und Reduktionsetscheidungen) sowie anderen Modellen und Theorien. Ich denke, es ist wichtig, theoretische Überlegungen mit einbeziehen zu können. Wir sollten z.B. auch immer unsere Entscheidungen BEGRÜNDEN. Das war immer wichtig.
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Zitat
Original von CKR
Ich denke, es ist wichtig, theoretische Überlegungen mit einbeziehen zu können. Wir sollten z.B. auch immer unsere Entscheidungen BEGRÜNDEN. Das war immer wichtig.Und ich denke, genau darauf kommt es an: dass man in der Lehrerarbeit nicht auf eine bestimmte Weise vorgeht, weil man es schon immer so gemacht hat oder weil es einem gerade so einfällt oder weil es so im Handbuch oder in den Lehrerhandreichungen steht, sondern dass man sich vorher seine Gedanken macht, was man will und was die Schüler brauchen. Wenn man so vorgeht, kann man bei den Didaktikern (mehr allerdings bei den Methodikern) nützliches finden. Rechthaberei nützt niemandem.
Nele
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Naja... das mit dem Begründen ist so 'ne Sache...
Gängige Praxis scheint mir zu sein "ich mache das so und so, weil der un der hat geschrieben..." bzw. "das und das war in meinem Unterricht so, weil der und der hat geschrieben..."
Das ist ja alles ganz nett für Unterrichtsbesuche und dergleichen aber 'ne wissenschaftlich validierte Theorie, die einerseits Unterrichtspraxis beschreibt und analysiert, andererseits bei der Synthese und Gestaltung von Unterricht hilft, wäre da nicht sooooooo schlecht.Grüße
Steffen -
Zitat
Original von SteffdA
aber 'ne wissenschaftlich validierte Theorie, die einerseits Unterrichtspraxis beschreibt und analysiert, andererseits bei der Synthese und Gestaltung von Unterricht hilft, wäre da nicht sooooooo schlecht.Das versteh ich jetzt nicht. Möchtest du EINE Thorie, die das alles gleichzeitig leistet?
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Diese eine Theorie heißt kurz und gut:
Logik und gesunder Menschenverstand.
Damit kommt man im Alltag oft (eigentlich immer) viel weiter als mit den "tollen" Theorien aus den Didaktikbüchern.
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CKR
Ja, ich will immer 100%
Aber im Ernst... so wie es beispielsweise in der Elektrotechnik auch geht. Da kann ich mit der Theorie ein ebstehendes elektrotechnisches System analysieren, als auch eins synthetisieren, also neu konstruieren, gestalten. Was in der Art. Das das für den Unterricht nicht ganz so eins zu eins funktioniert ist mir durchaus klar.Igzorn
Wenn das alleine reichte, bräuchte niemand mehr auch nur irgendeine Ausbildung, Studium oder dergleichen.Grüße
Steffen
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