Springen in der SEP (NRW) ohne Befürworten durch KL?

  • Hallo ihr Lieben,


    in meiner Eins habe ich ein Mädchen aus einem sehr leistungsorientierten Elternhaus, in dem wirklich starker Druck auf die Kinder ausgeübt wird. Auch im Schulleben sind die Eltern sehr aktiv und in der Vergangenheit gab es auch schon recht unangenehme Meinungsverschiedenheiten zwischen Eltern und Schule.
    Das Mädchen kommt im Unterricht sehr gut zurecht, ist auch schon recht selbstständig. Ein "Überflieger" ist sie aber nicht. Ich habe auch nicht den Eindruck dass sie massiv unterfordert wäre, zumal ich so sehr differenziere, wie möglich.


    Nun sprachen die Eltern beim Elternsprechtag an, ob ihre Tochter nicht in die Zwei wechseln könnte. Ich habe direkt gesagt, dass ich das aus oben angedeuteten Gründen nicht befürworte. Sie ist recht gut in die Klassengemeinschaft integriert. Im zweiten Schuljahr hat dieses Mädchen bisher auch keine Freundschaften.


    Jedenfalls hat die Mutter mich jetzt noch einmal angesprochen und den Wunsch geäußert, dass ihre Tochter probeweise am Unterricht des 2. Schuljahres teilnimmt. Darüber habe ich mit der Schulleitung gesprochen, und die wollte wissen, wie ich dazu stehe. Was soll ich sagen, ich halte es nicht für die beste Entscheidung für das Kind. Die Schulleitung hat mir daraufhin angeboten, ein gemeinsames Gespräch mit den Eltern zu führen.


    Nun wollte ich vorab fragen, ob jemand von euch vielleicht schon mal einen ähnlichen Fall erlebt hat und davon berichten kann. Außerdem würde mich interessieren, ob ein Aufrücken von der Klasse 1 in die Klasse 2 in NRW auch entgegen der "Zustimmung" der Klassenlehrerin möglich ist?


    Danke für eure Antworten!
    muckele

  • Hallo Muckele,


    hatte vor einiger Zeit einen ähnlichen Fall. Da das Kind zwar recht leistungsstark und fleißig, aber ebenfalls keineswegs ein Überflieger war, riet ich den Eltern dringend von ihrer Idee ab. Das Kind war zudem auch für einen Erstklässler sehr klein und ruhig.
    Die Eltern wandten sich dann direkt an die Schulleitung, die nach massivem Drängen entschied, dass das Kind eine Woche in der zweiten Klasse "schnuppern" dürfe. Das arme Kind fühlte sich dort hoffnungslos überfordert, weinte viel und wollte nicht mehr in diese Klasse. Das sagte es uns auch ganz ehrlich; daheim behauptete es aber offenbar das Gegenteil, ich vermute mal, um die Eltern nicht zu enttäuschen. Nach drei Tagen brachen wir den Schnupperversuch ab, da es nicht mit anzusehen war. Diese Erfahrung hätte ich dem Kleinen rückblickend wirklich gerne erspart, wir hätten in diesem Fall dem Drängen der Eltern einfach nicht nachgeben sollen. Also wenn du kein gutes Gefühl hast, hör darauf! (Die Eltern glauben übrigens immer noch, dass wir bösen, unerfahrenen Lehrer ihr Kind total verkennen und es den Sprung geschafft hätte, wenn es die ganze Woche Zeit gehabt hätte, aber damit müssen wir halt leben.)
    Wie kommt dein Kind denn zurecht, wenn du es einfach mal Aufgaben aus der höheren Jahrgangsstufe aus dem Buch bearbeiten lässt? Bei meinem Bub gelang das in Mathe ganz gut, in Deutsch kam er alleine nicht zurecht.


    Gruß, Annie

  • Ich hatte auch einen ähnlichen Fall... Bekam einen Jungen in die 1, der lesen und rechnen konnte (ungefähr bis 100). Die Mutter erzählte mir gleich im ersten Gespräch, ihr Bruder sei hochbegabt und ein Schulversager geworden. Bei ihrem Sohn fürchte sie das gleiche. Ich hab mir das mal ne Weile angeschaut und ja, der Kerl war pfiffig- hat aber nix gemacht, weder 'ne Differenzierung angenommen, noch im Unterricht mitgemacht, hatte nie seine Sachen dabei, war total verhaltensauffällig und hatte 'ne Arbeitshaltung, die unter aller Kanone war!


    Ende der ersten Klasse ließ die Mutter (übrigens eine Psychiaterin, Vollzeitstelle, 3 Jungs, alle bei 'ner Tagesmutter untergebracht)ihren Sohn testen. Heraus kam eine Hochbegabung in speziellen Bereichen, Mathe, Deutsch, aber auch ein ziemliches Entwicklungsdefizit im sozial-emotionalen Bereich. Manchmal hat der Junge sich auf den Boden geschmissen wie ein 3-jähriger oder einen ganzen Morgen geweint!


    Nun ja, er wurde zum neuen Schuljahr direkt in die 3 geschickt. Und da hockt er nun. Leistungsmäßig bzw. kognitiv geht es wohl einigermaßen, aber der Rest ist eine Katastrophe!
    Mutter kommt ständig zum Elterngespräch, meinte letztens, sie sei mittlerweile fast so weit das Kind abzugeben. Später dann hat sie zum SL gesagt, sein Personal hätte dringend Fortbildung im Bereich Hochbegabung nötig! Nun war der Schulpsychologe da und hat gemeint, der arme Kerl sei komplett überfordert, mit allem, mit seinem Leben sozusagen. Na toll!!

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