Schüler_in fordert anspruchsvollere Aufgaben

  • Hallo,


    ich hatte heute ein Gespräch mit einer Schülerin aus der 8. (Deutsch), die ganz fit ist, aber keine Einser-Schülern, sondern gute 2.
    Ab und zu haut sie im Unterricht ziemlich überhebliche Bemerkungen aus oder will mir ihre Überlegenheit beweisen, weil ein I-Punkt nicht so gut lesbar war an der Tafel oder so.


    Na ja, jedenfalls kommt heute raus, dass sie so überheblich agiert, weil sie die Lerninhalte (Lyrik, Metaphern, Rhythmus) anspruchslos findet: "Sowas mache in der Nachhilfe für die 3. Klasse."


    Meine Reaktion:
    Sie soll das überhebliche Verhalten abstellen, sondern mir signalisieren, dass sie unterfordert ist.
    Hab zugesagt, auch anspruchsvollere Aufgaben zur Binnendifferenzierung zur Verfügung zu stellen.
    Auch habe ich darauf hingewiesen, dass es andere Bereiche im Deutschunterricht gibt, Grammatik, Zeichensetzung z.B., wo sie auch noch Optimierungsbedarf hat.


    Mich interessiert, wie ihr damit umgeht, wenn SuS anspruchsvollere Aufgaben einfordern?
    Gedacht, aber nicht gesagt, habe ich, dass ich mich um 30 SuS kümmern muss und nicht für sie jedes Mal eine Extrawurst brate. Die Klasse ist wirklich durchschnittlich, ich habe manchmal eher das Gefühl, das es für den Großteil nicht kleinschrittig oder operationalisiert genug war.


    Was macht ihr eigentlich, wenn so Strebereltern kommen und für ihr Prinzesschen eine Superextrabehandlung wünschen?
    -> Privatschule empfehlen
    -> Klasse überspringen bei objektiver Unterforderung?
    -> Freundlich nicken und auf die binnendifferenzierten Angebote der letzten Wochen hinweisen
    ->Tests und Aufgaben der Prinzessin in der Tasche haben, huch, war ja doch nur ne 3...?


    Grüße
    gosford

    • Offizieller Beitrag

    Was sind denn bitte "Strebereltern"?


    Grundsätzlich ist es so, dass sehr begabte Schüler nichtunbedingt auch gute Noten schreiben - und die hochleistenden Schüler nicht unbedingt die hochbegabten sind. Das ist bekannt. Somit sagt eine Note noch nichts über den Unter- oder Überforderungsgrad aus.


    Bei sehr begabten oder sehr arbeitswilligen Schülern halte ich es so, das ich sie schlicht und einfach frage, was sie sich denn zusätzlich oder anders wünschen würden und ich bitte sie, dies auch mal in Ruhe und so detailliert es ihnen möglich ist zu verschriftlichen (fällt ihnen nix oder nicht viel ein, ergänze ich mit Anregungen und mache Vorschläge). Mit so einer Wunschliste lässt sich dann im Gespräch gut arbeiten, das Machbare vom nicht Machbaren trennen, und meist kann man so eine deutlich erhöhte Zufriedenheit erzeugen, die Schüler kennen sich mit ihren eigenen Bedürfnissen am besten aus. Und sind durchaus einsichtig, wenn man erklärt warum ggf. das eine oder andere organisatorisch nicht umsetzbar ist. Wichtig ist, sie ernst zu nehmen.


    Gut ist (nicht nur) für solche Schüler neben binnendifferenzierenden Aufgaben jede Form der Freiarbeit und eigenständige Präsentationen / Referate als grundsätzlicher Teil des Unterrichts, auch kommunikative und kreative Unterrichtsformen.


    Überhebliches Verhalten ist natürlich ungünstig für Menschen jeder Begabung und in jedem sozialen Zusammenhang - und kann schnell zur Ausgrenzung führen, das ist natürlich nicht gewünscht. Oft ist es aber so, dass Jugendliche ihr Verhalten nicht so meinen, wie sie es äußern bzw ihr Verhalten nicht so sehen können, wie es ankommt. Da kann ein freundliches Spiegeln schon Abhilfe schaffen.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

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