Direkteinstieg BBS Elektrotechnik mit Mathe oder Physik ?

  • Moin,


    ich bin Ingenieur der Elektrotechnik und habe mich für den Direkteinstieg an einer BBS beworben und hatte als Zweitfach zunächst Physik angegeben. Im Vorstellungsgespräch hiess es dann: "Mmmh, Mechanik ok, Wärmelehre kein Problem, elektrische Felder klar, aber wie sieht es bei Ihnen mit Quantenmechanik und Kernphysik aus?".
    Tja, der Einwand erscheint mir nicht ganz unberechtigt. Als Schüler hatte ich zwar im LK Physik allerfeinste Noten, aber das ist mittlerweile 20 Jahre her und ich frage mich, ob ich beim Direkteinstieg mit 18h eigenverantwortlich zu haltenden Stunden die Zeit haben werde, das fachliche nicht nur didaktisch aufzubereiten, sondern überhaupt erstmal aufzufrischen....
    Als Alternative wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könne, Mathematik zu unterrichten. Tja, da hatte ich zwar im Mathe-LK ebenfalls gute bis sehr gute Noten, nur habe ich keine Statistik und Stochastik gelernt. Das müsste ich mir also auch erst aneignen... Ausserdem erschien mir Physik auf den ersten Blick "einfacher" zu unterrichten, weil man viel mit Experimenten und Schülerversuchen arbeiten kann.


    Ich würde es nur schade finden, wenn der Einstieg ins Lehramt an je einem speziellen Teilgebiet scheitern würde :(


    Gibt es hier Ingenieure der E-Technik oder des Masch-Baus ? Wofür habt Ihr Euch entschieden, Mathe oder Physik ?

  • Ja hier bin ich ... der Ingenieur der Elektrotechnik :)


    Habe mich nicht an einem Berufskolleg beworben ... aber ich weiß, dass bei der Zweitfachregelung immer nur die Stunden zählen, nicht die Inhalte.


    Natürlich kann die Schule nach sowas fragen und das als Auswahlkriterium nehmen, aber lt. Vorschrift brauchst du für das 2. Fach am BK 20 Stunden während des Strudiums - nach Inhalt fragt da niemand.


    Inhalt ist für das 1. Fach wichtig ... den Fall habe ich jetzt.


    Für Sek I und Sek II heißt es ... mhmmm ... Elektrotechnik ... dann kann der Technik unterrichten. Was inhaltlich allerdings eher fraglich ist, aber das hat man mal so zu Zeiten der "Anerkennungsregelungen" festgelegt. In den Infos steht aber heute, man muss die Affinität der Studienleistungen mit dem zu unterrichtenden Schulfach haben ... und erläutern. In einem Auswahlgespräch hatte mich dann auch ein Seminarvertreter gefragt, warum ich mich nicht auf Physik beworben hätte, das würde mein Studium doch sogar besser abdecken als Technik. Hängt aber auch vom Studium ab ... Abschluss 1992 ist inhaltlich etwas anderes als z.B. Abschluss 2005.


    Da sitze ich gerade dran ... weil ich mich an einem Gymnasium Sek II mit Physik/Mathe bewerben will. Bei Mathe hatte ich im Studium 25 Stunden ... die 22 für das 2. Fach also kein Problem. In Physik muss ich das jetzt "erläutern". Also nehme ich die Lehrpläne ... meine Studienleistungen ... und stelle das mal gegenüber. Und nächste Woche rufe ich mal bei der BR an und frage konkreter nach. Wäre eigentlich ein Witz, wenn man mir Technik (mit Lücken zum Lehrplan) kommentarlos anerkennt, Physik (was ich komplett abdecke) aber nicht.


    Natürlich hast du mit deiner Überlegung recht ... hatte auch nicht übermäßig Quantenmechanik und Kernphysik ... aber das ist wahrscheinlich eine Frage des "Geschmacks". Grundsätzlich sind Elektrotechnik und Physik vom Studium her bis auf "Lehrerniveau" nunmal sehr ähnlich (zumindest war es das 1992). Aber vielleicht sind die Anforderungen am BK da noch höher als in der Sek II ... vielleicht will die Schule das lieber so ... denn für Mathe gilt doch fachlich genau dasselbe.


    Also ... ich will beides nehmen ... Physik und Mathe ... aber es geht eben nicht um ein BK ... und ich halte im übrigen Mathe für einfacher zu unterrichten - reine Geschmacksache wahrscheinlich :)


    Gruß,
    step.

    "Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer - weil man die Liebe zur Wissenschaft von Heranwachsenden noch nicht erwarten kann."


    Erasmus von Rotterdam



  • Hallo,


    bei mir wurde auf Mathematik als Zweitfach entschieden, womit ich aber sehr zufrieden war; in früheren Jahren, als es z.B. mal in Info besonderen Bedarf gab, wurde bei anderen Ingenieuren Informatik anerkannt und Mathe verweigert. Beides sind Fächer, die sich ggf. auch mit genügend SWS aus dem Studium herleiten lassen; bei Physik ist es dagegen schwieriger, da dort eher auf "echte" Physik-SWS Wert gelegt und eben die anwendungsbezogene Physik (also in der ET: Feldtheorie...) nicht gezählt wird.


    Später wirst du eh wahrscheinlich als Physiklehrer eingesetzt werden (auch ohne Fakultas), da es an BBSen nicht immer (genug) Physiklehrer gibt. Aus der Sicht eines Schulleiters (und von den Anforderungen des Unterrichts her) kann ein Ingenieur problemlos Schul-Physik unterrichten, auch wenn er die abstrakteren in der Physik üblichen Erkenntnisverfahren nicht so nutzt (in der ET missbrauchen wir ja öfters die Physik und Mathematik und versklaven sie ;)).


    Bei uns (RLP) müsste ich für die Fakultas erst einmal ein wenig Physik nachstudieren. Aber wie gesagt: Fakultas ist egal, wenn der Mangel da ist; dann geht vieles auch fachfremd.


    Außerdem: Mathe ist ein wunderbares Fach!


    Und was Stochastik angeht: Bis zur Fachhochschulreife kommen wir nicht mal ansatzweise dazu; das, was dann ggf. gerade noch so in einer BOS2 gemacht wird, kannst du dir locker aneignen. Hier wie auch in unserem anderen Unterricht gilt häufig das 1-Seite-Gesetz: Am Abend vorher eine Seite Vorsprung den Schülern gegenüber angelesen reicht für ein Doppelstunde :D
    In der ET würde ich mir da mehr Gedanken machen; diese ist so breit und die Themen häufig so weit vom Studium entfernt, dass da öfter Neuland im Unterricht betreten wird. In Mathe? Viel weniger!!!


    Als Seiteneinsteiger hatte ich auch die 18 Stunden und hatte in Mathe keine, dafür aber in ET richtig viel Arbeit, mich in die Themen fachlich einzuarbeiten. Selbst nach 3 1/2 Jahren im "Job" taucht in ET dauernd wieder etwas neues auf. In Mathe? Nee. Da kann ich mich voll darauf konzentrieren, meinen Unterricht zu entwickeln anstatt neue Themen selbst zu verstehen.


    Nur Mut für die Mathematik!!!


    Viele Grüße,
    Golum

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