Quo vadis, Sprachheilschule?

  • Hallo,
    im Zuge der immer schneller kommenden Veränderungen im Schulwesen, frage ich mich gerade wie Eure Perspektiven aussehen. Damit meine ich insbesondere die von LehrerInnen an Sprachheilschulen. Bei uns in NI ist 2012 Schluss mit den Einschulungen, wenn nicht noch ein Wunder geschieht. Aber was kommt dann? Habt ihr schon eine konkrete Perspektive? Oder gibts bei dem ein oder anderen einen Plan B?
    Bin gespannt auf Antworten!
    LG Cyan

  • Hallo,
    es wird zwar "Sprachheilschulen" so nicht mehr geben - aber Sprachheillehrer werden ja trotzden benötigt! Warum also Plan B?
    In Schleswig-Holstein gibt es schon keine Sprachheilschulen mehr und auch sonst nehmen die meisten Förderschulen keine Schüler mehr auf. An meiner Schule sind wir auf dem Weg zu einer "Schule ohne Schüler"!

  • Prinzipiell ist Integration/Inklusion meines Erachtens ja sinnvoll (sofern gut umgesetzt), aber trotzdem ist es ein bisschen schade um die Sprachheilschule, die ja einen sehr guten Ruf hat und die einzige Sonderschulform ist, die das Ziel der raschen Rückschulung der SuS tatsächlich erreicht.


    Bei einem Praktikum sagte man mir, dass hier die Sprachheilschule nicht so schnell verschwinden werde (wie andere Schulformen), da sie ja eine Angebotsschule ist: Die Eltern entscheiden sich bewusst für diese Beschulungsform und es gibt jedes Jahr mehr Anmeldungen als Plätze.


    Mal schauen, was kommen wird ... Wie Janneken schrieb, Sprachheillehrer und die Sprachbehindertenpädagogik als Disziplin werden sicherlich weiterhin gebraucht werden. Vielleicht findet ja eine noch stärkere Betonung des Elementarbereichs statt, aber auch in der schulischen Förderung werden sie nicht "abgeschafft" werden können.


    Darf ich dich, cyanscott, bei dieser Gelegenheit fragen, was die Abkürzung "SR" bedeutet?

  • Hallo!
    Ich möchte mich kurz bewußt etwas provokativ zu den Antworten äußern. Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, es ist wirklich nicht böse gegen Euch gemeint (eher gegen unsere schulpolitische Entwicklung!):
    Janneken:
    Ich frage mal ganz konkret, wozu werden an einer inklusiven Schule Sprachheilpädagogen gebraucht. Der Unterricht wie er an einer Sprachheilschule durchgeführt wird ist meines Erachtens so in inklusiven Modellen nicht möglich. Ich beziehe das mal beispielhaft auf eine besondere Gruppe von Schülern an unserer Schulform. Ein nicht unerheblicher Teil der Schüler einer Förderschule Sprache hat massive Einschränkungen in der auditiven Wahrnehmung, dazu gehört häufig eine mangelhafte auditive Figur-Grund-Wahrnehmung. Diese Schüler haben insbesondere bei starken Nebengeräuschen Probleme Eindrücke auditiv zu verarbeiten. Der Vorteil der FöSch Sprache sind dabei die kleinen Lerngruppen, in denen es in der Regel weniger Störgeräusche gibt als in einer Klasse mit 28 Schülern. Eine Doppelbesetzung mit zwei Lehrern bringt diesen Kindern keinen nennenswerten Vorteil, schon garnicht, wenn sie nur in zwei Unterrichtsstunden besteht.
    Das Herausnehmen sprachauffälliger Kinder zur individuellen Sprachförderung kann auch keine Lösung sein, da wird sehr schnell jemand drauf kommen, dass das durch ausgebildete Logopäden besser und billiger erledigt werden kann.
    In der Inklusion werden ja auch nicht jeder Schule automatisch Lehrer mit verschiedenen Behinderungsschwerpunkten zugeteilt. Es ist eher so,dass eine Förderschullehrkraft gleichermaßen für alle Schwerpunkte beraten soll.
    Also nochmal meine Frage, wozu brauchen wir konkret Sprachheillehrer? Meine persönliche Meinung ist ja, dass die Schüler, die bisher Sprachheilschulen besucht haben und später erfolgreich (!!!!!) an die Regelschule zurückgeschult wurden in Zukunft in der Menge der Schüler mit Lernschwierigkeiten aufgehen werden und als Schüler mit dem Förderschwerpunkt Lernen inklusiv beschult werden. Ich find die Schüler der Sprachheilschulen sind die größten Verlierer der Inklusion.


    @ Plattenspieler
    Leider bin ich mir sicher, dass die Sprachheilschulen als erstes verschwinden, da die Schüler auf dem Papier ja quasi Grundschüler sind, die leicht zu reintegrieren sind. Die Angebotsschule wird es nicht geben, die Politik (in Niedersachsen) spricht sich zum jetzigen Zeitpunkt ausdrücklich gegen Parallelsysteme aus, da diese auf Dauer zu teuer sind.
    ( Ach ja SR ist die Abkürzung für die Fachrichtung SpRachbehindertenpädagogik weil SE Sehbehindertenpädagogik und SP Sport ist)
    Gruß Cyan

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