Uni Konstanz?

  • Hey Leute,


    also die Frage betrifft jetzt vorallem Leute, die an der Uni Konstanz studiert haben, oder sic damit auskenne. Ich selber habe schon im Internet versucht etwas zu finden, fand aber nichts bezüglich der Uni Konstanz.


    Nun, mich würde interessieren, was ihr denkt, wie geeignet die Uni Konstanz für ein Lehramtstudium (Gymnasium) ist, oder ob sie darin einen schlechten Ruf hat, oder sie sozusagen "neutral" ist.


    Die Fächer, die ich dort studieren würde sind Mathe, Spanisch, (vllt noch Chemie)


    MfG
    Mhhh

  • Gegenfrage: Konntest du bei deinen Lehrern eine Korrelation zwischen Studienort und Unterrichtsqualität feststellen?


    Gehe einmal davon aus, dass ein Studium (außer Duale Hochschule) keine praxisbezogene Berufsausbildung
    ist, sondern zu wissenschaftlichem Arbeiten befähigen soll. Ob du dich an der Uni mit hispanistischer Mediävistik oder Baumzerlegungsalgorithmen befasst hast, ändert nichts daran, dass du dich später im Spanischunterricht damit
    abmühst, den Schülern die Unterschiede zwischen ’ser‘ und ‚estar‘ oder ‚por‘ und ‚para‘ zu vermitteln, und du in Mathematik feststellst, dass Gymnasiasten bereits beim Dreisatz mit geradem und ungeradem Verhältnis ihre Probleme haben.


    Deine Frage finde ich sehr sympathisch, doch scheint der aktuelle, politisch gewollte Trend dahin zu gehen, den wissenschaftlichen Bereich an unseren Schulen immer mehr zurückzudrängen. Die Schüler sollen sich möglichst viel selbst erarbeiten (natürlich nur, sofern sie Lust dazu verspüren), der Lehrer soll lediglich moderieren. Lies dir mal hier im Forum entsprechende Beiträge durch. Die höhere Besoldung für an Universitäten ausgebildete Lehrer gegenüber PH-Absolventen wird dort mit genau diesem Argument kritisiert. Ein aktueller Thread eines Forumgmitglieds, das nach etlichen Studienabbrüchen festgestellt hat, sich wegen mäßiger fachlicher Begabung allenfalls zum Gymnasiallehrer zu eignen, zeigt, dass hier die Zeichen der Zeit erkannt wurden.


    Deshalb ist es egal ist, an welcher Universität du studierst, um auf die Schule gut vorbereitet zu werden. Ob du eine ‚gute‘ Lehrerin (was immer das auch ist) wirst, hängt von anderen Kriterien ab, insbesondere von deiner Persönlichkeit.


    Als an Schulen in Baden-Württemberg zunehmend Spanisch unterrichtet wurde, aber Fachlehrer fehlten, wurden Leute aus der Partnerregion Katalonien eingestellt, deren Qualifikation darin bestand, dass sie außer Katalanisch auch Spanisch sprachen und einen sechsmonatigen Pädagogik-Kurs besucht hatten. Später wurden Lehrer mit Fakultas in einer anderen Fremdsprache in Zusatzkursen zu Spanischlehrern weitergebildet. Es geht also Vieles, wenn etwas politisch gewollt ist.


    Konstanz kenne ich nicht. Auf ihrer Homepage weist die Uni darauf hin, dass sie an führender Stelle bei der Einwerbung von Drittmitteln für die Forschung steht. Das lässt Qualität vermuten. Andererseits hat die Uni wohl selbst erkannt, dass es bei der Lehre erhebliche Mängel gibt. Nicht etwa verschämt in einem vertraulichen internen Rundschreiben, sondern öffentlich weist sie darauf hin, dass sie eine mit entsprechendem Personal ausgestattete Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik unterhält, wo Grundbegriffe der Didaktik und Methodik vermittelt werden:


    [font='&quot']Sie lehren an unserer Hochschule? Sie fragen sich, wie Sie die Studierenden stärker für Ihr Fach motivieren können? Sie suchen nach Möglichkeiten, wie Sie Ihre Lehrveranstaltung zielführender gestalten können? Sie würden gerne wissen, wie Sie die Leistungen der Studierenden fair prüfen und bewerten können? Dann sind Sie hier richtig! Bei uns können Sie Ihre Lehrkompetenz weiterentwickeln, die Qualität Ihrer Lehre nachhaltig verbessern und bei Interesse das "Baden-Württemberg Zertifikat für Hochschuldidaktik" erwerben.


    [/font]Quelle: http://www.hochschuldidaktik.uni-konstanz.de


    If you can’t do it, teach it. If you can't teach, teach teachers!


    [font='&quot']Letztlich ist eine solche Personalpolitk ein Skandal und eine Frechheit gegenüber unseren Studenten, und wenn ich hier im Forum lese, wie Referendare fast zur Verzweiflung getrieben werden, schwillt mir dauerhaft die Zornesader.


    [/font]Wichtig finde ich, dass du dir einen Plan B macht, für den Fall, dass es nach Abschluss des Studiums mit der Übernahme in den Schuldienst nicht klappen sollte, und diese Alternative möglichst in dein Studium mit einbeziehst.


    [font='&quot']Ein Beispiel:[/font]


    Früher war Mannheim die einzige Hochschule in Baden-Württemberg, die Diplom-Handelslehrer ausbildete. Der Unterschied zwischen Diplom-Kaufleuten und Diplom-Handelslehrern bestand lediglich darin, dass die Dipl.-Hdl. statt zweier spezieller BWL (z. B. Banken, Versicherungen, Industrie) nur eine spezielle BWL wählen mussten und zusätzlich ‚Wirtschaftspädagogik‘, grob gesprochen: 80 % fachbezoge Inhalte, 20 % Pädagogik/Psychologie.

    Wegen des von ‚Experten‘ (für mich einschließlich seiner Untergruppen wie Bildungsexperten, Wirtschaftsexperten, Finanzexperten u. ä. heißer Kandidat für das Unwort des Jahrzehnts) festgestellten großen Bedarfs an Wirtschaftspädagogen wurde in Tübingen auch ein Bildungsgang für Wirtschaftspädagogen eingeführt (ca. 50 % fachbezogen, 50 % Pädagogik), der mit dem 1. Staatsexamen endete. Kurz darauf stellten ‚Experten‘ (dieselben oder andere?) fest, dass der Lehrerbedarf an kaufmännischen beruflichen Schulen zurück gehe und die Einstellung von Referendaren zurückgefahren werden solle.


    Daraufhin wurden Mannheimer Absolventen nicht mehr eingestellt. Begründung: Sie sind fachlich so gut ausgebildet, dass sie problemlos in der freien Wirtschaft unterkommen. Außerdem haben sie das Diplom einer Hochschule, das nicht verfällt, während die ‚Tübinger‘ übernommen werden müssten, um ihnen Gelegenheit zum Ablegen des 2. Staatsexamen zu geben.


    Fazit: Eine gute Universitätsausbildung führt nicht unbedingt zu guten Einstellungschancen in den Schuldienst, kann sich aber trotzdem auszahlen.

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