Material-Empfehlung bei sonderpäd. Förderbedarf Sprache

  • Hallo ihr Lieben,


    ich arbeite an einer Grundschule in der Schulanfangsphase und habe einen Schüler im zweiten Schuljahr, der bereits seit letztem Jahr den sonderpädagogischen Förderbedarf im Bereich Sprache hat. Im vergangenen Schuljahr gab es eine Lehrerin einer anderen Schule, die für eine Stunde die Woche kommen sollte um meinen Schüler zu fördern. Leider kam sie selten bis nie, weil sie an ihrer Schule vertreten musste, Wandertage & Projekte etc. waren. Also schlussendlich hatte mein Schüler vielleicht 4 Stunden im ganzen Schuljahr. In diesem Schuljahr sieht es noch schlimmer aus: Die Sprachförderstunde ist zwar bewilligt, aber nun kommt niemand! Die Förderstunden sind verteilt und wir bekamen leider nichts ab. In einem Gespräch zeigte mir meine Schulleiterin die Möglichkeit auf selbst den Schüler zu fördern. Ich habe eine Verfügungsstunde und würde diese gerne einsetzen um meinen Schüler zu fördern. Allerdings bin ich auf dem Gebiet dieser besonderen Sprachförderung gar nicht ausgebildet. Deshalb nun endlich nach vielem Reden meine Frage: Habt ihr Tipps hinsichtlich Material / spezielle Förderhefte / Literatur?


    Vielen Dank schon mal im Voraus!
    Rosenfee

  • Nun ja, in die sonderpädagogische Sprachtherapie wirst du dich ohne entsprechende Ausbildung so schnell wohl nicht einlesen oder einarbeiten können ... Klassiker wären hier z. B. Braun: "Sprachstörungen bei Kindern und Jugendlichen" oder Baumgartner/Füssenich: "Sprachtherapie mit Kindern", die allerdings schon relativ komplex sind.


    Förder- und Therapiematerialien gibt es natürlich viele. Interessant wäre hier zunächst einmal, in welchen Bereichen der Schüler welche konkreten Probleme hat (Phonetik/Phonologie, Grammatik, Wortschatz/Semantik, Sprachverständnis, Redefluss, Schriftsprache, ...); es gibt ja ganz verschiedene Ausprägungen von Sprachstörungen, die verschiedener Förderung bedürfen.


    Das ist m. E. übrigens auch wieder einmal ein typisches Beispiel für schlecht umgesetzte Integration/Inklusion. Trotzdem (oder gerade deshalb) dir viel Erfolg; ich finde es klasse, dass du dich so für den Schüler einsetzt und ihn fördern willst!

  • I ?(?( ch finde es schon eine Zumutung, dich diesen schweren Job so nebenbei machen zu lassen. Soviel zum Thema Inklusion.
    Im Vorfeld müsstest du wissen, um welche Art von Sprachstörung es sich handelt. Hier erfährst du Näheres darüber:


    http://www.sprachheilwiki.de/


    http://www.dgs-ev.de/index.php?id=74


    Ein Video mit Übungsbeispielen:


    http://daserste.ndr.de/panorama/media/kinder398.html



    Wenn die die Möglichkeit hast, einen PC bei deiner Förderstunde zu benutzen, wäre das eine sehr effektive und mit wenig Vorbereitung verbundene Fördermöglichkeit. Im Internet gibt es eine ganze Menge interaktiver Übungsmöglichkeiten, welche die Kinder auch zu Hause machen können:


    Bei Störungen der auditiven Wahrnehmung:


    http://www.vier-taeler-schule.…nuebungen_wahrnehmung.htm


    http://www.legasthenie-software.de/game/ads.htm ( kostenpflichtig aber sehr gut)


    Wortschatz: Leseübung mit Bildern:
    http://www.vier-taeler-schule.…_schreiben_unterstufe.htm


    http://www.legasthenie-software.de/game/game.htm


    Hier findest du eine Unmenge von Printmaterialien:


    http://www.arbeitsblaetter.org/ Kann man auch gegen eine kleine Gebühr auf CD bestellen.




    Vielleicht versuchst du bei schwerwiegenden Sprachstörungen per ´Verordnung vom Arzt eine logopädische Behandlung anstreben solltest. An einigen Schulen kommen die Logopädaden auch in die Schule. Es ist unglaublich, was Lehrer alles leisten sollen. Viel Kraft!

  • Vielen Dank schon mal für eure Antworten!!


    Na ja, theoretisch müsste ich diesen Job natürlich nicht nebenbei machen - zwingt mich ja niemand. Aber dann hätte der Schüler gar keine Sprachförderung. Wir versuchen jetzt alles über die Schule abzudecken. Ich habe ihn ja auch im normalen Förderunterricht Deutsch, er besucht das Angebot einer anderen Lehrerin, die eine ihrer Verfügungsstunden für einen "LRS-Kurs" (nur unsere umgangssprachliche Bezeichnung) nutzt und er wird durch unsere Beratungslehrerin betreut. Also alles, was uns möglich ist, machen wir auch. Und ich nehme gerne die Verfügungsstunde für ihn.


    T. ist jetzt im zweiten Schulbesuchsjahr, arbeitet aber inhaltlich jetzt noch mal das ganze Programm des 1. Jahrgangs durch. Er hat noch immer Schwierigkeiten Buchstaben zu erkennen, wenn ich sie ihm zeige und andersherum fällt es ihm auch schwer Buchstaben aufzuschreiben, die ich ihm sage. Er hat es im gesamten 1. Schuljahr nicht geschafft unseren "Buchstaben-Rap" passend zur Anlauttabelle zu verinnerlichen. Anlaute kann er ganz gut heraushören, weiß dann aber nicht, wie der Buchstabe geschrieben wird. Lesen selbst einfachster Wörter geht gar nicht, weil er viele Buchstaben ja nicht erkennt. An Grammatik o.ä. ist da noch gar nicht zu denken.


    Das sind so die Dinge, die ich im normalen Unterrichtsablauf feststellen konnte. Irgendwelche speziellen Bereiche untersuchen konnte ich bisher nicht. Durch die breitgefächerte Förderung können wir jetzt vielleicht mehr eingrenzen, wo die Schwierigkeiten liegen.


    Einen PC könnte ich ganz bestimmt nutzen und finde Online-Angebote sehr interessant. Vielen Dank dafür!!


    Dass es eine Frechheit ist und auch eine Zumutung für die Lehrer, ist mir selbst auch bewusst, ich rege mich da nicht mehr auf, was bringts? Hier in Berlin fehlt es doch an jeder Ecke im Bereich Schule. Inklusion - haha, das betreiben wir ja noch gar nicht. Es gibt in Berlin Modellschulen dafür, die haben aber auch Sozialarbeiter und Sonderpädagogen an der Schule. Wir haben die nicht, sind auch keine Modellschule und trotzdem habe ich in meiner Klasse allein 2 Kinder mit sonderpädagoischen Förderbedarf - einmal eben Sprache und einmal emotional-sozial. Und was habe ich? Ab und zu mal eine Erzieherin mit im Unterricht, das wars aber auch schon. Sonst ganz normal 25 Schüler... Tja.


    Ich versuche mein Bestes zu geben :)


    Rosenfee

  • Wie äußern sich die sprachlichen Schwierigkeiten des Schülers denn im verbalen Bereich? Kann er alle Laute und Lautverbindungen richtig artikulieren und wendet sie auch richtig an? Spricht er "grammatisch" korrekt? Kann er seine Gedanken und Absichten verbalisieren oder hat er Probleme, sich zu verständlich mitzuteilen?


    Und was bitte soll/macht die Erzieherin im Unterricht?!

  • Hallo Plattenspieler,


    T. ist anfangs sehr zurückhaltens gewesen und hat fast gar nicht gesprochen. Nach und nach ist er aufgetaut und erzählt mehr. Er kann Laute und Lautverbindungen im Gespräch normal artikulieren und spricht auch grammatisch korrekt. Wenn er spricht, ist es verständlich. Im Gespräch würde nicht auffallen, dass er so große Schwierigkeiten mit der Sprache hat.


    In Berlin ist die flexible Schulanfangsphase (1./2. Klasse zusammen) so geregelt, dass man als Lehrer für 10 Wochenstunden eine Erzierherin/einen Erzieher mit in die Klasse bekommt. Das ersetzt quasi den zweiten Lehrer, der uns anfangs mal versprochen wurde. Wir haben leider keine Doppelbelegung mit 2 Lehrern, sondern maximal 10 Stunden eine Erzieherin, die uns unterstützt, damit wir die Lerngruppe auch mal teilen können.


    Also ohne meine Erzieherin wäre ich echt aufgeschmissen, das merke ich, wenn sie mal krank ist und ich in allen Stunden immer die ganze Klasse habe. Dann ist fast nur Freiarbeit möglich. Ich teile die Klasse öfter, damit ich mit den Kindern des zweiten Jahrgangs die ersten grammatischen Inhalte besprechen kann, während die Kleinen noch Buchstaben lernen, Anlaute, Silben usw. durchgehen.

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