Auch das noch: "10 Gründe, die Schule zu hassen"

  • Immer wenn ich zu hören bekomme Lehrer hätten zu viel Ferien bzw. Freizeit und / oder zu viel Gehalt freue ich mich. Das spricht doch dafür, dass Neid vorhanden ist und Neid bedeutet man hat etwas, das andere auch gern hätten. Leider höre ich diese Variante fast nur von Nichtakademikern und das auch eher selten.


    Viel häufiger sind Sätze wie:
    "Den Job würd ich nicht machen wollen"
    "Willst Du Dir das wirklich antun?"
    "Mein Beileid"
    "Hart verdientes Schmerzensgeld"


    Ich finde Mitleid (ist ja oftmals nichtmal Mitgefühl) ist viel schlimmer als mit (neidvollen) Vorwürfen konfrontiert zu werden. Ich begegne lieber Neid als Mitleid, weil mir ersteres sagt, Du bist eigentlich voll gut dran, letzteres sagt einem, dass man es nicht gerade gut getroffen hat mit seinem Beruf.


    Ausserdem reduziert ein Vorwurf wie "ist doch eh ein Halbtagsjob" oder "jaja von wegen Du bereitest den Unterricht ständig neu vor, das macht man doch 1x und dann zieht man das selbe ARbeitsblatt wieder raus" das schlechte Gewissen, wenn man mal Zeit für sich nimmt, denn wenn die Leute eh schon denken man würde nachmittags und am WE nicht ständig arbeiten, warum sollte man dann?

  • wenn man mal Zeit für sich nimmt, denn wenn die Leute eh schon denken man würde nachmittags und am WE nicht ständig arbeiten, warum sollte man dann?

    Für die Schüler vielleicht? Zum einen, weil einem ihr Lernprozess NICHT geleichgültig ist, zum anderen weil ich persönlich nichts ätzender und belastender finde als unvorbereiteten oder langweiligen, weil schon zum x-ten Mal gemachten, Unterricht.

  • Für die Schüler vielleicht? Zum einen, weil einem ihr Lernprozess NICHT geleichgültig ist, zum anderen weil ich persönlich nichts ätzender und belastender finde als unvorbereiteten oder langweiligen, weil schon zum x-ten Mal gemachten, Unterricht.

    Ja, da hast Du recht. Ich meinte vor allem, dass man nicht deshalb mehr arbeiten sollte, weil das öffentliche Lehrerbild der einzelne Aussagen von Leuten einem ein schlechtes Gewissen machen.


    Was die Gleichgültigkeit des Lernprozesses angeht so gibt es für mich unterschiedliche Klassen und Schüler. Es gibt durchaus Klassenkonstellationen, in denen mein Interesse am Lernprozess sich in Grenzen hält. Ein 4 stündiger Kurs, der sich größtenteils für das Fach interessiert weckt mein Interesse am Vorankommen der Schüler mehr, als ein 2 stündiger Kurs in der Oberstufe, in dem der Großteil das Fach (meist Chemie, weniger Physik) gewählt halt, weil es Pflicht ist und sich dementsprechend desinteressiert verhält. Dementsprechend wird auch meine Vorbereitung ausfallen.
    Denke, dass das legitim und menschlich ist.


    Ob Unterricht, nur weil er schon mehrmals so gemacht wurde (bei anderen Klassen, Jahrgängen etc.), auch für den Schüler langweilig sein muss ist finde ich diskutabel. Ob ich mich selber dabei langweile? Hmm, für mich ist im Moment jede Stunde aufregend, da ich noch ganz am Anfang stehe. Kann natürlich sein, dass man irgendwann mal was umstellen möchte, weil man eine Stunde zum x-ten Mal hält. Aber dann kann man das ja machen.
    Meine Erfahrung bislang ist so, dass man eine Stunde zu einem Thema durch Wiederholung immer mehr verfeinert. Durfte teilweise Stunden doppelt halten und habe einfach die Dinge, die gut liefen beibehalten, und die Dinge, wo es Schwierigkeiten gab, abgeändert. Kann mir gut vorstellen, dass man irgendwann seine Stunden zu gewissen Themen recht gut optimiert hat.
    Ständig das Rad neu erfinden muss nicht zwangsläufig besser sein als Stunden, die man erfolgreich gehalten hat, zu reproduzieren.


    Unvorbereiteter Unterricht ist natürlich anstrengend, obwohl man da bestimmt auch mit der Zeit souveräner wird. Wird zwangsläufig immer mal wieder vorkommen. Bei meiner Praxissemester Schule gab es einen grandiosen Türschwellendidaktiker, aber das Talent muss man erstmal haben.

  • Was die Gleichgültigkeit des Lernprozesses angeht so gibt es für mich unterschiedliche Klassen und Schüler. Es gibt durchaus Klassenkonstellationen, in denen mein Interesse am Lernprozess sich in Grenzen hält. Ein 4 stündiger Kurs, der sich größtenteils für das Fach interessiert weckt mein Interesse am Vorankommen der Schüler mehr, als ein 2 stündiger Kurs in der Oberstufe, in dem der Großteil das Fach (meist Chemie, weniger Physik) gewählt halt, weil es Pflicht ist und sich dementsprechend desinteressiert verhält. Dementsprechend wird auch meine Vorbereitung ausfallen.
    Denke, dass das legitim und menschlich ist.

    Menschlich ist es, aber wie ich meine falsch. Gerade bei unmotivierten Klassen ist eine gute Vorbereitung wichtig. Die motivierten Klassen lernen auch ohne lange Vorbereitung unsererseits. Eine Anweisung wie: "Lesen Sie Seiten x, bearbeiten anschliessend die Aufgaben y und kontrollieren Ihre Ergebnisse selbständig mit den verteilten Lösungen" erfordert praktisch keinen Vorbereitungsaufwand und funktioniert wunderbar bei leistungsstarken Klassen, bei desinteressierten Schülern aber endet solch eine Lektion garantiert im Chaos.


    Desinteressierte Klassen erfordern zudem meist einen erheblichen Einsatz für die Klassenführung, so dass noch weniger Kapazität bleibt um während der Lektion über Didaktisches und Fachliches nachzudenken. Auch dies bedeutet, dass bei leistungsschwachen Klassen noch mehr vor der Lektion vorbereitet werden muss.

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