7. Klasse interessiert sich nicht für Geschichte

  • Zitat mad-eye-moody :

    Zitat

    Ich finde, du solltest den Lehrervortrag ganz stark reduzieren.

    Das sehe ich völlig anders !
    Unterrichte selbst fachfremd meine "Räuberbande" (Kl. 6) in Geschichte. Ich zelebriere lange Lehrervorträge. Meine Schüler finden das sehr interessant, sind dabei sehr aufmerksam und wissen hinterher eine ganze Menge. Etliche recherchieren einige Themen zu Hause noch einmal nach, weil ich einfach ihr Innteresse geweckt habe.
    Man muss allerdings die Gabe haben, spannend erzählen zu können, so als wenn sich die Schüler beispielsweise mitten unter den Römern befinden würden.
    Nun ist Geschichte auch mein privates Hobby und stecke damit die meisten (studierten) Kollegen in den Sack. Vorbereiten brauche ich mich daher kaum. Ich informiere mich lediglich, was in der Jahrgangsstufe inhaltlich drankommen soll. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Ich zelebriere lange Lehrervorträge. Meine Schüler finden das sehr interessant, sind dabei sehr aufmerksam und wissen hinterher eine ganze Menge. ...Nun ist Geschichte auch mein privates Hobby und stecke damit die meisten (studierten) Kollegen in den Sack. Vorbereiten brauche ich mich daher kaum. Ich informiere mich lediglich, was in der Jahrgangsstufe inhaltlich drankommen soll.


    tja, wenn die Schüler solch ein Genie vor sich haben, dann lauschen sie dankbar den Ausführungen ihres Alphamännchens :D

    • Offizieller Beitrag

    Trantor, hier geht es weniger um den heren Anspruch des nachhaltigen kompetenzorientierten Lernes als ganz pragmatisch darum, eine Klasse Pubertierender aus ihrer Null-Bock-Haltung zu wecken. Die Vielfalt der hier vorgeschlagenen Methoden würde unterschiedliche Zugänge zum Unterrichtsstoff zulassen. Also immer mit der Ruhe ;)


    Ich bin immer ruhig ;)

    • Offizieller Beitrag

    Lieber Trantor,

    ein wenig hatte ich diese Art Replik auf meinen ersten Beitrag (kann ja nur ein Neuling sein, den belehrt man am besten gleich mal über die Tauglichkeit seiner Vorschläge aufklärt) schon erwartet. Nun denn.


    Ich hatte nichtmal darauf geachtet, wer das geschrieben hat, und wieiele Beträge der hat ;)


    Zitat

    Die unerfahrene Kollegin hat hier ein Disziplinproblem, denn derzeit kommt die Klasse zumindest in G mit ihrer Arbeitshaltung (wie Friesin sehr richtig schreibt: Null-Bock-Haltung) durch. Selbstverständlich muss zunächst dieses angegangen werden. Wenn dann eine Basis, auch für den Geschichtsunterricht geschaffen ist, gibt beispielsweise mad-eye-moodys Beitrag zahlreiche Anregungen, um nachhaltiges kompetenz-orientiertes Lernen zu etablieren, bzw. zunächst anzubahnen.


    Dem wiederspricht ja auch nichts, aber das von dir vorgeschlagene Vorgehen bewirkt nichts als kurzfristige Ruhe (wenn überhaupt, bei manchen unserer Ex-Förderschüler hätte ich da bedenken). Langfristig lernen die Schülerinnen und Schüler so genauso viel wie jetzt ... nichts!

  • mad-eye-moody: Was meinst du denn mit "Energizer"? Hast du dazu ein Beispiel? ansonsten: Top Beitrag!


    Oh, entschuldige. Also Energizer sind kleine Bewegungsspiele, die Spaß machen und aufwecken sollen, z.B. wenn alle am Einschlafen sind oder Rumkippeln. Z.b. Vokabelabfrage mit Aufstehen in einer Redekette, Bankrücken mit Vokabeln, Zahlen, whatever. Ein Lied mit Bewegungsabläufen. Reporter spielen. Einer ist der Schreiber, einer ist der Läufer, einer steht vorn und ist der Sprecher oder vorne liegt einfach nur ein Karte mit Informationen aus. Der Läufer muss nach vorn zum Sprecher/zur Karte laufen, erhält eine Information, die er bis zum Ende des Klassenraumes behalten muss und gibt sie an den Schreiber weiter.
    Oder ganz simpel aufsteh-setzen-Spiele: Jeder steht auf, der am Wochenende zur Kirmes war (auf Englisch gesprochen im Sprachunterricht), jeder steht auf, der....
    Oder Pantomime: Begriffe aus dem Geschichtsunterricht pantomimisch darstellen und erraten - entweder in Gruppen, die gegeneinander spielen oder einer machts vor und erhält die Kärtchen. Das kann man mit Sehenswürdigkeiten machen, mit Vokabeln...


    Wenn man Energizer googelt, gibt es eine ganze Menge, im Lion's Quest wird das sehr oft eingesetzt.

  • Zitat mad-eye-moody :

    Das sehe ich völlig anders !
    Unterrichte selbst fachfremd meine "Räuberbande" (Kl. 6) in Geschichte. Ich zelebriere lange Lehrervorträge. Meine Schüler finden das sehr interessant, sind dabei sehr aufmerksam und wissen hinterher eine ganze Menge. Etliche recherchieren einige Themen zu Hause noch einmal nach, weil ich einfach ihr Innteresse geweckt habe.
    Man muss allerdings die Gabe haben, spannend erzählen zu können, so als wenn sich die Schüler beispielsweise mitten unter den Römern befinden würden.
    Nun ist Geschichte auch mein privates Hobby und stecke damit die meisten (studierten) Kollegen in den Sack. Vorbereiten brauche ich mich daher kaum. Ich informiere mich lediglich, was in der Jahrgangsstufe inhaltlich drankommen soll. 8)

    Das ist auch völlig legitim das zu machen. Wenn dir deine Klasse fasziniert zuhört und angeregt wird, ist doch toll. Jedoch ist das nach den heutigen Maßstäben der Ausbildung Frontalunterricht ganz weit hinten auf der Liste und würde in Beurteilung sehr schlecht ausfallen. Und da ich mich in der Ausbildung befinde... Abgesehen davon, dass ich nicht der Typ für Lehrervortrag bin. Ich möchte die Schüler was machen lassen und auch meine Stimme schonen.


    Es ging ja in der Ausgangsfrage auch um Aktivierung der Schüler - deswegen habe ich auch aktivierende, kompetenzorientierte Dinge vorgestellt, so wie es im Lehrplan angedacht ist. Eine Varianz an Methoden, Aktivierung der Schüler, sie selbst etwas entdecken zu lassen und selbständig sich Wissen aneignen und transferieren in verschiedenen Sozialformen. Wissen wird besser behalten, wenn es auch über verschiedene Kanäle verarbeitet werden kann.


    Ich habe selbst einen Mentor, der mit Leib und Seele schon seit über 20 Jahren unterrichtet, der einen sehr guten fragenden-entwickelten Unterricht macht und auch total spannende Lehrervorträge hält. Aber diesen Stil kann ich erstens nicht kopieren, und zweitens würde ich mit sowas in der Ausbildung komplett durchfallen und drittens macht es mir keinen Spaß, so lange vorne zu stehen und zu reden. Ich weiß, dass ich es kann - ich muss es nicht demonstrieren. Die Schüler gehen zur Schule, nicht ich.


    Wobei ich jetzt nicht wieder die Debatte entfachen möchte, Frontalunterricht, Lehrervortrag vs. andere Methoden. Ich finde den Lehrervortrag auch gut und lehne ihn per se auch nicht ab, wenn er sich mit anderen Dingen abwechselt. Die Mischung machts. Ab und an baue ich auch mal einen von 3 Minuten ein, max. 5 Minuten.

  • Lieber Trantor,
    bei dieser Aussage,

    Dem wiederspricht ja auch nichts, aber das von dir vorgeschlagene Vorgehen bewirkt nichts als kurzfristige Ruhe (wenn überhaupt, bei manchen unserer Ex-Förderschüler hätte ich da bedenken). Langfristig lernen die Schülerinnen und Schüler so genauso viel wie jetzt ... nichts!

    ,bedenkst du nicht, dass mein Vorschlag darauf abzielt, zunächst eine Basis zu schaffen (mit keinem Wort erwähne ich, dass der von mir vorgeschlagene Unterrichtsstil bis zum Ende das Halbjahres oder Jahres durchzuhalten wäre).
    Ich bin selbst KL einer 7ten Klasse (die ich seit dem 5. Schuljahr leite), die ich in recht vielen Fächern unterrichte. Dass sich dabei unterschiedliches Verhalten der Klasse von Fach zu Fach bezüglich der Leistungsmotivation feststellen lassen, ist im Grunde genommen ein alter Hut. Insbesondere ein Abfall der Leistungsmotivation im Vergleich "Hauptfach"/"Nebenfach" (wie auch von der TE beschrieben) ist zunächst einmal weit verbreitet und damit recht normal. (Die Gründe hierfür sind recht mannigfaltig und auch nicht Thema dieses Threads.)
    Die Frage ist also, wie man als Lehrperson mit diesem Umstand umgeht, bzw. konkreter im Sinne der TE, wie man die Leistungsmotivation steigert.
    Nun zielen die meisten Antworten in diesem Thread darauf ab, die Methodik und Sozialformen abzuändern, um Motivation zu schaffen (und weitergehend kompetenzorientiert zu arbeiten). Hier allerdings liegt der erste Fallstrick verborgen: Entgegen der derzeit oft sehr vereinfachten Darstellungsweise (in den Seminaren aber auch auf FoBis) gibt keine Methode oder Sozialform oder Kombination (dieses zieht sich durch vom frontalen Lehrervortrag bis hin zur völligen Öffnung des Unterrichts – auch hier wird allzu leichtfertig schwarz/weiß gezeichnet --> kein Vorgehen ist grundsätzlich "des Teufels", bzw. "reines Gold") aus beidem, die per se Motivation schafft! Auch die TE beschreibt dieses, denn sie hat ja schon Vieles ausprobiert, ohne damit erfolgreich zu sein – so "einfach" kann es also nicht sein; das Problem liegt offenbar an anderer Stelle.
    Somit komme ich wieder auf die Basis zurück, die es zu schaffen gilt, durchaus – wie oben beschrieben – für jedes Fach, das man in ein und derselben Klasse unterrichtet.
    Wie aber sollte so eine solche Basis beschaffen sein? Ohne Zweifel ist ein lernförderliches Klima zu schaffen, welches durch gegenseitigen Respekt, Angstfreiheit, einer (positiven) Feedbackkultur und durch die Akzeptanz und Verinnerlichung einiger wichtiger Regeln (beispielsweise der Gesprächsregeln) gekennzeichnet ist.
    Nun wird allerdings allzu häufig "vorgegaukelt", dass sich diese Kultur allein durch die Wahl der "richtigen" Methode und Sozialform erreichen ließe. Dem ist nicht so! Vergessen wir nicht, dass es sich um Kinder/Jugendliche und nicht um "kleine Erwachsene" handelt. Diese probieren sich, ihre Lehrer und Fächer aus. Nicht immer, aber immer mal wieder. Hieraus resultiert, dass Kinder/Jugendliche Orientierung und Lenkung benötigen, welche ihnen zu Hause von ihren Eltern und in der Schule von ihren Lehren gegeben werden sollte.
    Hier ist also eine erzieherische Intervention gefordert, was konkret für dieses Fall bedeutet, dass den SuS transparent gemacht werden muss, welche Leistungserwartungen seitens des Lehrers konkret für das Fach Geschichte vorliegen. Mehr noch: Diese Leistungserwartungen müssen nicht nur transparent gemacht werden, sondern sie sind auch von der Lehrperson deutlich einzufordern! Hier ist also vielmehr Führung durch die Lehrperson von Nöten, als das Experimentieren mit unterschiedlichen Inhalten, Methoden und Sozialformen.
    Um mal auf einen meiner Vorschläge zurückzukommen: Meiner Klasse "hilft" es sehr wohl, wenn sie mich morgens zwar freundlich, lieb und ruhig (aber um Ruhe an sich, ging es weder der TE noch mir) aber müde, aus ihren Äuglein betrachten und beispielsweise ein Unterrichtsgespräch aufgrund mangelnder Beteiligung nicht in Fahrt kommen will, wenn ich einen als Gespräch geplanten Auftrag, in einen zu verschriftlichen Auftrag umwandele. Natürlich tun sie dieses nicht motiviert, sondern letztendlich, weil ich dieses von ihnen fordere (und auch das klappt selbstverständlich nur, weil vorher erzieherisch gearbeitet wurde). Zugegeben – in dieser Zeit ist der Lernzuwachs tendenziell eher marginal. Das ist an dieser Stelle auch nicht die Intention. Vielmehr reichen hier ein paar Minuten, um der Klasse klar zu machen, dass sie mittels ihres Verhaltens über das Unterrichtsgeschehen mitentscheiden. Nach dem Schreibauftrag erhalten die SuS erneut die Möglichkeit sich beispielsweise an der geplanten Diskussion zu beteiligen. Mit welchem Ergebnis wohl?
    Ganz am Ende und ganz grundsätzlich:
    Ich gebe gerne zu, dass meine Vorschläge nur einen kleinen Teil möglicher erzieherischer Mittel abbilden, zudem kommentiere ich sie nicht (Ich dachte nicht, dass dieses nötig sei – hat man denn tatsächlich so weit den Erziehungsauftrag von Schule aus den Augen verloren?). Es ging lediglich darum, einen zusätzlichen Fokus bei der Problembewältigung aufzuzeigen.
    Und um dieses mal klar herauszustellen: Natürlich sind die weiteren Tipps (methodisch, inhaltlich, von der Sozialform her, etc.) wertvoll! Meine Vorschläge sollen diese nicht herabwürdigen oder sie als untauglich beschreiben. Ich meine nur eben: first things first!
    VG

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

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