Zusammen- und Getrenntschreibung - Deutschprofis gefragt

  • Hallo ihr Lieben!


    Heute haben wir uns im Deutschunterricht mit der Zusammen- und Getrenntschreibung beschäftigt. Wir fingen mit den Regeln bei den Fällen Verb+Verb und Nomen+Verb an. Hier gilt ja die Getrenntschreibung. Im Buch gab es einige Beispiele z.B.:
    Eis laufen
    Teppich klopfen
    Halt machen
    Mit diesen Wortpaaren sollten die Schüler nun Sätze bilden. Soweit so klar. Die Schüler schrieben dann vor allem folgende Sätze nieder:
    Gestern war ich beim Eis laufen.
    Zum Halt machen hatte ich keine Zeit.
    Ich musste dann gleich eingreifen und erklären, dass in diesem Fall Substantivierungen vorliegen und die Wortgruppe in diesem Fall zusammen- und groß geschrieben wird. Nun kam der Satz:


    Ich war Eis laufen.


    Hmmm. Da wusste ich dann auch nicht weiter. Einerseits kann man sich den Artikel (beim) denken und somit ist es für mich automatisch auch eine Substantivierung. Der Duden sagt aber etwas anderes. Dieser Satz ist dort genauso niedergeschrieben. Jetzt bin ich wirklich ratlos.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Zitat

    Ich war Eis laufen.


    Hmmm. Da wusste ich dann auch nicht weiter. Einerseits kann man sich den Artikel (beim) denken und somit ist es für mich automatisch auch eine Substantivierung. Der Duden sagt aber etwas anderes. Dieser Satz ist dort genauso niedergeschrieben.

    Ich denke, hier ist sowohl die Interpretation als Substantivierung möglich als auch eine Interpretation, wonach keine Substantivierung vorliegt. Ich würde daher auch akzeptieren: "Ich war Eislaufen." Aber die Duden-Variante scheint mir durchaus sinnvoll, nicht zuletzt für Schüler.

  • Die Getrennt- und Zusammenschreibung bei der Verbindung von Substantiven + Verben lässt sich (unbedingt auch für Schüler!) grammatisch erklären:


    Ist das Substantiv Objekt zum Verb (oder als solches erkennbar) wird getrennt geschrieben.


    z.B. [den] Teppich klopfen; [einen] Halt machen usw.


    Beim Eislaufen ist das aber nicht der Fall, denn es bedeutet nicht "das Eis laufen" (Akk.Obj.), sondern "auf dem Eis laufen" (Adverbiale Bestimmung), wird also zusammen geschrieben.


    Richtig ist also:


    1. "eislaufen" (Infinitiv)
    2. "Ich laufe eis." (trennbare Zusammensetzung, klein geschrieben!)
    3. "Ich war eislaufen." (wieder der Infinitiv, keine(!) Substantivierung, weil die Ergänzung "beim" wieder eine adverbiale Bestimmung wäre, siehe: "Ich war singen", aber: "Ich mag [das] Singen / singen" (Akkusativobjekt!)
    4. "Das Eislaufen machte mir im Winter immer am meisten Spaß." (Substantivierung, natürlich dann auch zusammen)



    Zitat

    Im Buch gab es einige Beispiele z.B.: Eis laufen

  • Gute Erläuterung, vielen Dank, wieder was gelernt! Scheint mir griffiger als die oft zu lesenden Erklärungen, die nur vom "verblassten Susbtantiv" sprechen.


    Allerdings finde ich Satz 2 zwar logisch, aber für Schüler schwer nachvollziehbar - da würde ich wohl ein Auge zudrücken.


    Zitat

    2. "Ich laufe eis."


  • So eine Herleitung der Zusammenhänge habe ich nirgends gelesen. Es wäre ja einleuchtend, aber wo steht das im Duden? ?( Das allerbeste heute im Deutschunterricht. Es ging und die Zusammen- und Getrenntschreibung von Adjektiven und Verben. Die Schüler hatten - von der Auflage abhängig - eine andere Regel im Buch stehen:
    Bei den einen galt die Regel, dass man auseinander schreibt, wenn das Adjektiv steigerbar ist. (leicht fallen, schwarzsehen)
    Bei den anderen stand drin, dass zusammengeschrieben wird, wenn das Adjektiv nicht wortwörtlich, sondern im übertragenen Sinn zu verstehen ist. (z.B. fernsehen)
    GErade die letzte Regel ist doch mehr als zweideutig! z.B. krankschreiben. Warum soll "krank" hier im übertragenen Sinn verstanden werden?
    Auf jeden Fall war die Verwirrung komplett. Ich war leider auch kein Fels in der Brandung, da ich gerade bei der Getrennt- und Zusammenschreibung oft nachschlage und ehrlich gesagt noch kein festes Regelwerk gefunden habe, das für mich praktikabel ist. Wenn man sich den Duden zu Gemüte führt, sind die Regeln so kompliziert und ausdifferenziert, dass sie - zumindest für meine Wenigkeit - keine Hilfe sind.


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

  • Mara, du hast mein volles Mitgefühl.


    Der Duden, den ich hier habe, der nicht mehr die "neue", sondern die angeblich nun für immer geltende Rechtschreibung enthält, hält an dieser Stelle häufig wirklich nur Empfehlungen bereit.


    Z. B. "mithilfe" - sie empfehlen die Zusammenschreibung, weil es auch "beiseite" und "zuliebe" heißt.


    Zwei Verben sollten getrennt werden ("stehen lassen"), außer: "kennenlernen". Aber "stehenlassen" ist auch nicht falsch.


    Sie empfehlen auch "vielsagend" und "gewinnbringend", aber "Gewinn bringend" ist nicht falsch, dasselbe für "kostensparend".


    Ich darf "selbstgebackene" Plätzchen mitbringen. Zum Glück, denn für mich hört es sich mega-beknackt an, wenn man selbst gebackene Plätzchen mitbringt, auch wenn das nicht falsch ist.


    Da kann ich ja froh sein, dass ich das nicht unterrichten muss. Aber dass die Schüler unterschiedliche Auflagen benutzen, ist bei dem Zickzackkurs, den die Rechtschreibreformer in den letzten 14 Jahren gefahren sind, natürlich unmöglich. Ich finde den neuen Duden (naja - 2006) da recht übersichtlich, weil die Fälle, die Änderungen unterworfen waren oder in denen zwei Varianten möglich sind, farblich hervorgehoben sind.

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