Ideen für Klasse 1

  • Seit 3,5 Wochen sind unsere Schulanfänger da. Seit dem ersten Tag ist in meiner Lerngruppe an Unterricht in einem Großteil der Schulzeit unmöglich. Zunächst dachte ich, es läge an mir. Verwöhnt von der letzten Klasse, Umstellung von Klasse 4 usw. usw.
    Ich habe bereits an zwei verschiedenen Grundschulen, an einer Hauptschule und an einer Relaschule und in der Kinderförderung einer stationären Drogentherapieeinrichtung gearbeitet. Die Gewaltbereitschaft, die ich aber seit dem 1. Schultag in dieser Klasse erlebe, überbietet alles, was ich in den letzten Jahren erlebt habe.


    Erreicht das Kind den Klassenraum in Belgeitung der lauten Oma, die absolut kein Deutsch spricht, sich aber trotzdem lautsark an die anwesenden Kinder oder mich wendet, ist es für einen Moment friedlich. Dann aber beginnt der Junge sich die Schuhe auszuziehen, um anderen Kindern damit ins Gesicht zu schlagen. Oder er hebt seinen Einzeltisch an und lässt ihn so fallen, dass er in der Nähe spielender Kinder wieder fällt. Er rennt über das Spiel anderer Kinder, um das Spiel zu zertören oder ihnen auf die Hände und Füße zu treten. Wenn wir Erwachsenen ihn von den anderen Kindern abhalten wollen oder ihn bei seinen AKtionen stoppen, beginnt er uns zu boxen oder zu treten. Beim Frühstück spuckt er anderen Kindern in die Frühstücksdose oder auf die Hand. Dass Eltern morgens bei mir Schlange stehen, um sich darüber zu beschweren, dass ihre Kindern mit so einem Kind gemeinsam lernen müssen, versteht sich von selbst.


    Zu diesem Jungen kommt ein weiterer, der absolut grenzenlos ist. Er ist nicht so böse und gewaltätig, kommt aber nciht damit klar, dass er in der Gruppe ledilgich ein Kind von 20 ist und dazu nicht mal der Bestimmer, sondern sich fügen muss. Er ist in seiner Haltung so penetrant und massiv, dass er Unterricht erfolgreich unterbrechen kann. Er legt sich in den Kreis und schreit. Im Unterricht schreit er immer wieder das gleiche Wort in die Klasse. Er tramepelt, wenn er etwas tun soll, was er gerade lieber nicht tun möchte. Da er zu Hause lediglich macht, was er wirklich machen möchte, findet er sich bisher nicht in die Rolle als Schulkind ein, da Schule einfach Grenzen hat, was ihm ja bsiher absolut fremd war.


    Dazu habe ich ein Kind, das bereits im KiGa mit allen Möglichkeiten der Förderung und Maßnahmen versorgt wurde. Die kleinsten, bereits ritualisierten Tätigkeiten fallen ihm schwer (z.B. Schuhe in das Schuregal stellen). Dazu ist er motorisch derart unterentwickelt. Zum einen stolpert er ständig, zum anderen kann er kaum einen Stift halten.


    Ein weiteres Kind ist nicht ansprechbar. Der Junge reagiert nicht. Spricht man ihn an, zeigt er keine Reaktion, Wird man lauter, reagiert er nicht. Berührt man ihn und spricht ihn dabei an, reagiert er nicht. Sitzen bereits alle Kinder im Sitzkreis oder stellen sich zum Sport auf, sitzt er immer noch am Platz und redet. Dabei merkt er nicht, dass niemand mehr da ist und niemand mehr zuhören kann. Er wirkt tatsächlich wie in einer anderen Welt.


    Diese Gruppe macht etwa ein Viertel der Klasse aus und kann vom Rest nicht kompensiert werden. Somit sind solche lustigen Aktionen wie z.B. Buchstaben hüpfen ausgeschlossen. Da werden Kinder umgehauen und geschubst. Sandkästen zum Buchstaben schreiben werden ausgeräumt und der Sand wird anderen in den Nacken gestreut oder durch die Klasse geworfen. Da fehlt mir gerade der Humor, das als kindliche Neugier und Fantansie zu werten und als Darstellung eines Sandsturms zu werten.
    Zum Sport kommen wir auch nicht so einfach, weil die Kinder sich witziger Weise an Türrahmen, Heizungsrohren usw. festkrallen und den Weg zur Halle entsprechend verlängern. In der Umkleidekabine werfen sie die Bänke um, schmießen mit Schuhen, schleudern die Turnbeutel am Band. -Man bedenke bei allem, dass es sich um Kinder handelt, die erst 6 oder 7 Jahre alt sind. Die fangen gerade erst an. Ich mag und kann mir gar ncht vorstellen, wie das weitergeht.


    Ich habe inzwischen mehrmals eine Sonderpädagogin aus dem Förderzentrum in die Klasse eingeladen, die die Hände über dem Kopf zusammenschlug und ganz entschieden äußerte "Hier können SIe keinen UNterricht machen!". Bisher hat sie erstmal ganz grob ein paar Gedanken geäußert. Aber insgesamt ist sie auch noch ratlos, da sie so eine Ballung von Auffälligkeiten und Schulunfähigkeit auch nicht täglich erlebt. Sie denkt an intensiver Arbeit mit den fitten Kindern auch mit Wissen,d ass die Katastrophen zunächst weiter machen wie sie wollen. Sie hält für möglich, dass sie sich aber nach und nach abgucken, wie richtiges Verhalten auszusehen hat und nach und nach zu den fitten dazustoßen können. Zudem sollen zunächst keine Erzählkreise mehr stattfinden, um die Situationen, in der das verletzten der anderen Kinder durch die nähe so einfach ist, nicht zu schaffen. Okay, soweit so gut, das probiere ich gern in der kommenden Woche. Allerdings brauche ich für 20 Wochenstunden viele Ideen und freue mich über eure Ideen.


    Ach so, auf die Eltern ist in diesen Fällen nicht zu bauen. Teilweise sind sie frustriert, weil Erziehungshilfe und Co ihnen nicht zufriedenstellend helfen konnten,teilweise sprechen sie unsere Sprache nicht, sehen die Notwendigkeit nicht, weil bei ihnen zu Hause alles bestens läuft, usw. Es kann also nur klappen, was bei uns in der Schule läuft.


    Verzweifelte Grüße und vielen Dank für eure Ideen,
    ohlin

  • Mir fallen gerade nur ein paar Ideen ein, die Dir evtl. in einzelnen Situationen helfen könnten. Ich schreibe sie einfach mal quer auf und Du fragst nach, wenn Du etwas wissen möchtest, okay?
    - bei uns (ich arbeite an eier Förderschule LE/E) müssen gewalttätige Schüler gehen. Also wer gewalttätig ist, der darf nicht an meinem Unterricht teilnehmen. (Eltern müssen abholen kommen und am nächsten Tag zu einem Gespräch erscheinen.
    - Du hast bei den ausländischen Familien die Möglichkeit einen Übersetzer dazu zu holen, wenn Du ein Elterngespräch führst (ich weiß aber nciht, ob das evtl. bundeslandabhängig ist)
    - Praxisgedanke: einzelne Dinge nur von einzeln benannten Schülern duchführen lassen. Also ich meine: "Kevin holt jetzt sein Rechenheft", hat Kevin sein REchheft geholt "Ali darf jetzt sein REchenheft holen" usw.
    - für das Kind, das bei allem Hilfe braucht: Integrationshelfer beantragen, dann hast Du die ganzen Sachen unter den Fingern weg
    - Praxisgedanke: gib erstmal nur ganz kurze Arbeitsphasen vor, am Besten transparent mit TimeTimer oder Eieruhr. "Du arbeitest jetzt so lange mucksmäuschenstill, bis es klingelt." Führe ein Smiley (oder ähnliches)system ein und sobald jemand quatscht, verschwindet ein Smiley. Bei gutem Verhalten gibt es eine Belohnung (was und wie auch immer, bei mir gibt es ein Teil aus der Überraschungskiste)
    - die Familien, wenn sie denn bereit sind, sollen sich weiter Hilfe (Ansprechpartner Jugendamt) holen oder sich an den schulpsychologischen Dienst wenden. Wenn die das nicht wollen, kannst Du bei mehrfach wirklich gewalttätigem Verhalten selbst das JA (nach Absprache mit Deiner Schulleitung) informieren.
    - je nach Bundesland: das Kind, von dem Du zuerst geschrieben hast, ist ja deutlich auffällig, stelle einen Antrag auf ein AOSF.
    - Das Wichtigste:transparente Konsequenz... das klingt so lapidar dahingesagt, aber es wirklich das Wichtigste und nicht immer das Einfachste... Bei uns gibt es wirklich sehr auffällige Schüler und glaube mir, es wirkt.


    Was ist mit Deinen anderen Schülern? Kann man mit denen arbeiten?

  • Vielen Dank, da ist schon einiges dabei. Einiges eignet sich dagegen weniger. Zu sagen "Kevin holt sein Heft" setzt ja voraus, dass Kevin das hört, versteht und auch tut. Oft mangelt es aber schon beim Hören. Neben den beschriebenen Kindern gibt es ja noch diejenigen, die liebenswert-sabbelig ihre Tage in der Schule verbringen und gar nicht hören, dass sie JETZT ihr Heft holen sollen.
    Natürlich habe ich auch sehr wohlerzogene Kinder dabei, auch ausgesprochen nette. Aber sie sind auch noch klein, können auf sich achten und achten auf das, was ich sage. Aber sie können die anderen noch nicht mitreißen. In den langweiligen Wartezeiten, in denen Kevin noch sein Frühstück wegräumen muss und Ali sein Spielzeug weglegen muss, kommen auch diese Kinder dann ins Schnacken und bekommen die Kurve nicht immer, wenn Kevin und Ali endlich startklar am Platz sitzen und endlich eine Ansage empfangen können. Ich denke aber, dass ich hier einen Punkt zum Ansetzen habe. Die vielen tollen Kinder, die da sind, müssen für ihr Verhalten so öffentlich gelobt und auch immer wieder belohnt werden, dass man sich dieses Verhalten gern abguckt, um ebenso positive Rückmeldungen zu bekommen. Bisher habe ich komplette Gruppentisch mit Sternen belohnt, die am Ende der Woche eingelöst werden können (Jedes Kind vom Tisch darf sich etwas aus einer Belohnungskiste nehmen.). Es gibt aber Gruppen, denen es völlig egal ist, immer diejengien zu sein, die am Ende der Woche keinen Stern haben.


    Die gewalttätigen, nicht-beschulbaren Kinder abholen lassen, empfinde ich als richtige Maßnahme. Zum einen wird den eltern deutlich, dass etwas nicht läuft und sie neigen eher dazu, tätig zu werden als wenn die Lehrerin immer anruft und sagt "Heute klappte dies nicht und das auch immer noch nicht". Das verpufft ja einfach. Müssen sie aber immer weider in der Schule antanzen und ihr tobenden Kind mitnehmen, wirkt das. Allerdings haben wir, was solche maßnahmen angeht, wenig bis keine Rückendeckung durch die Schulleitung. die ist immer der Meinung, wir müssen Kindern wohlverdiente Chancen geben. Das heißt dann z.B. ein Kind, das mit 11 Jahren bei uns in der 4. Klasse sitzt, mit einem Handy Videos von Schülern auf der Toilette macht und diese ins Internet stellt, immer noch zu betüddeln und auch noch mit auf Ausflüge während einer Projektwoche zu nehmen.


    Übersetzer sind bei uns nicht wirklich "vorgesehen". In einer Nachbarstadt gibt es einen Verein, der Übersetzer vermittelt, die dann aus unserem Schuletat zu finanzieren sind.


    Integrationshelfer klingt toll. Aber auch sowas findet sich bei uns nicht. Ich bin inzwishen mehr als 6 Jahre an an dieser Schule und wir haben wirklich immer auffällige Kinder. In dieser Zeit habe ich zwei mehrjährige "Kämpfe" von Kolleginnen miterlebt, die es nach 3- 3,5 Jahren geschafft haben, für Phasen des Schultages eine Schulbegleitung zu bekommen. Aber ncht, weil das Kind nicht beschulbar war und seine Betreuung unsere Kompetenzen bei Weitem überschreitet, sondern weil es sein könnte, dass es wegläuft, wir es nicht schnell genug zum Zurückkommen bewegen können und es dann z.B. vor ein Auto läuft.
    Wir sind tatsächlich sehr auf uns allein gestellt. Wir sollen bald einen Schulsozialarbeiter bekommen. Toller Gedanke! Dieser junge Kollege schreibt noch an seiner Anschlussarbeit un k ommt dann zu uns. Er hat keinerlei Erfahrungen und wir sollen uns dann um ihn kümmern, damit er einen guten Start hat. Wir haben also neben den Kindern, den Praktikanten und Referendaren noch eine Person mehr, die wir unterstützen, fördern und durchziehen sollen.

  • Welche Ordnungsmaßnahmen sind denn bei Euch möglich? Evtl. kannst wenigstens jeden Tag die Eltern zu einem Gespräch antanzen lassen? Das ist zwar für Dich erstmal Mehrarbeit, wird sich aber nach hinten rentieren, denn die Eltern sehen, was mit ihrem Kind los ist.
    Ja, positive Verstärkung des Einzelnen funktioniert häufig ganz gut. Lobe ganz viel gutes Verhalten. Gruppentische zu belohnen würde bei mir auch nicht funktionieren. Da fällt mir gerade auf: Du hast Gruppentische? Lös die erstmal auf, ich bevorzuge das U, das ist aber eine individuelle Vorliebe. Guck aber, das Du Einzeltische zur Verfügung hast, die ziemlich reizarm sind. Also zur weißen Wand hin zum Beispiel. Da muss Kevin arbeiten, wenn er sich nicht benehmen kann. Das klingt doof, hilft aber ungemein. In meiner Klasse gibt es drei solcher Plätze, einer davon ist direkt vor meinem Pult.
    Alis Spielzeug gehört für den Schultag Dir. Diese Rückendeckung solltest Du durch Deine Schulleitung haben. Du kannst ja begründen, dass er, solange das Spielzeug in seinem Besitz ist, nicht mitarbeiten kann und du wirst schließlich dafür bezahlt ihm etwas beizubringen.

  • Ja, ich habe die Tische zueinander gestellt. Aber nicht wie Gruppentische im herkömmlichen Sinne im gesamten Klassenraum verteilt. Mich stört es nämlich total, um die Tische zu laufen und über Schulranzen zu stolpern. Bei mir stehen die Tische außen an den langen Wänden. In einem U kann ja jeder jeden beim "Arbeiten" beobachten, sie können sich prima etwas zuwerfen oder eben ihre Schuhe ins Gesicht werfen. So wie die Tische bei mir im Raum verteilt sind, sind die kleinen Gruppen von vier Kindern gut voneinander getrennt und jeder hat nur ein Kind das ihm gegenüber sitzt. Die Hälfte der Kinder hat einen Platz an der Wand, also sehr viel mehr Ruhe als würde es mitten im Raum sitzen und alle, die zum Anspitzen an den Mülleimer gehen, müssen hinter ihm lang gehen.


    Hast du eine Vorstellung, womit sich Ali und Co motivieren lassen? Was muss man ihnen in Aussicht stellen für gutes Verhalten? Sie interessieren sich nicht für Spiele in der Klasse oder auf dem Hof, sie schleppen täglich genug Naschis mit, so dass sie sich darüber nicht freuen, die Kleinigkeiten der Überraschungskiste sind keine Konkurrenz für ihre elektronischen Spielsachen und somit total blöde... Die "normalen" Kinder freuen sich total, wenn sie am Freitag die Kiste an ihrem Tisch haben und sich etwas aussuchen dürfen, somit muss sie ja ganz attraktiv gefüllt sein.


    Oh wie gern würde ich mir die Eltern des auffälligen Viertels täglich in die Schule bestellen. Aber wie kann ich denn von ihnen einfordern, dass sie sich vom Dienst freistellen lassen, um mit mir zu sprechen? Gibt es da irgendeine verbindliche Grundlage mit der ich meine Orderung begründen kann? Natürlich sehen wir in der Schule die Notwendigikeit, aber das reicht ja nicht, um eine Freistellung vom Dienst für die Eltern zu bewirken.


    An dieser Schule ist im Prinzip nichts möglich außer Stillhalten und dem Kind noch den anderen Arm hinzuhalten, damit es auch da reinbeißen kann. Wenn wir ein Kind als unbeschulbar wahrnehmen, tut unsere Schulleitung das noch lange nicht und kommt mit Tipps wie "Geben Sie dem Kind doch etwas, woran es Spaß hat!". Das rät sie auch noch in Klasse 3 und 4, wenn das Kind noch immer nichts im sozialen Beriech dazu gelernt hat. Sobald wir äußern, dass wir den Schulpsychologen mit ins Boot holen müssen oder einee für die Eltern unangehmen Einsatz von ihnen fordern, bremst sie das ab und kommt wieder mit ihrem Bauklotzvorschlag. Bei uns der Schule steht auf der Fahne "Elternservice in jeglicher Form, aber bitte für lau". Wir müssen un sin allem nach dem Wohlbefinden der Eltern richten. Wenn es ihnen zu spät ist, dass unser Faschingsfest um 9 Uhr beginnt, müssen wir Kollegen bereits um 8 Uhr in die Schule bestellen, damit Eltern ihre Kinder wie gewohnt um 7.30 Urh auf dem Schulhof abstellen können. Wenn Eltern nicht passt, dass man die Sprechtage zum Halbjahr nur am Montag und Mittwoch anbietet, ihnen aber der Freitag besser passt, müssen wir uns danach richten. Dass Etern ihre eigenen Kinder nicht zu den HA bewegen können, müssen wir verstehen und entsprechend weniger aufgeben, besser aber ganz darauf verzichten. Da es eine Zumutung ist, dass Eltern ihre Kinder bis 7.45 Uhr im Büro krankmelden, müssen wir ihnen hinterher telefoneiren, wenn bei uns ein Kind fehlt. So und wenn ich nun komme un dverlange, dass Kevins Mutti täglich um 13 Uhr in die SHCule kommt, wenn mein Unterricht zu Ende ist, ist wohl klar, dass ich mit der Forderung gegen die Wand laufe. Dagegen wäre es ja ein selbstverständliches Angebot, dass ich an jedem Abend zur Wunschzeit der Mutter bei ihr anrufe, um mit ihr zu sprechen.
    Ich habe an Schulen gearbeitet, wo auch in Klasse 3 bereits festgesetzt wurde, dass ein Schüler für eine Woche vom Unterricht suspendiert wurde. Aus der Sek. I kenne ich das ebenfalls in vielfältiger Form. Das ist natürlich auch bei un smöglich, "darf" aber nicht in die Tat umgestetzt werden, da werden wir vehement gestoppt und schreiben uns dafür an Lernplänen die Finger wund und kämpfen weiterhin Tag für Tag gegen die körperlichen Attacken der Kinder. Dass das enorm an den Kräften zerrt, ist an unserem hohen Krankenstand abzulesen. Dieser wird aber tatsächlich ihn und wieder in Frage gestellt und es wird versucht, aus der Anzahl der Fehltage und dem wiederholten Fehlen an einem Montag zu schließen, dass jemand keine Skrupel hat auf Kosten der Kollegen sein WE zu verlängern. -Oh je, ich habe mich in Rage geschrieben und bin damit ein wenig vom Thema abgekommen, sorry.


    Alis Spielzeug bei mir. Klingt gut und selbstverständlich. Besser wäre meiner Meinung nach, die Spielzeuge zu Hause zu lassen, da wir sie in der Schule gar nicht brauchen. Sie sind aber da und provozieren Kämpfe, denn Ali sieht die Notwendigkeit, dass ich die Sachen bis zum Mittag verwahre ja absolut nicht ein. Das beeindruckt mich nicht und ich nehme es an mich. Aber Ali hat Ausdauer und brüllt ohne Pause, trampelt, tritt, schlägt, springt an mir oder den Möbel hoch, um zu erreichen, dass er es auf der Stelle zurückbekommt oder sich selber nehmen kann. Verwahrung im Lehrerzimmer ist ebenfalls ungünstigt, da unser Lehrerzimmer nur wenige Schritte von meinem Raum entfernt ist und Ali schneller ins LZ gerannt ist als man gucken kann. Da wir eine unverschlossene Tür mit Klinke haben, ist das für ihn nämlich kein Problem. Dann tobt er im Lehrerzimmer weiter. Rennt um die Tische, schreit und reißt alles um, was ihm in die Quere kommt. Muttis Reaktion, wenn ich ihr davon erzähle ist "Ali, das sollst du nicht. Du musst machen, was deine Lehrer sagen." und Ali nickt stumm. Während ich Ali im Flur oder LZ einfange, schmeißt Mohammed im Klassenraum mit seinem Tisch, schlägt anderen mit seinem Schuh ins Gesicht und 10 Kinder laufen aufgeregt im Flur hin und her, weil Kevin so böse ist und sie nicht wissen, wie sie sich schützen sollen. Und dann kommt mittags noch eine Mutter und beschwert sich, weil sie nie weiß, was ihr Kind zu Hause machen muss, weil das ja nie aufgeschrieben wird.

  • Wie steht dein Kollegium zu diesen Anweisungen? Das ist ja katastrophal und ehrlich: ich weiß nicht, ob man ohne Unterstützung der Schulleitung dieses Problem in den Griff bekommt.
    Ich schmeiße einfach noch ein paar Sachen in den Raum, die vielleicht etwas bringen, aber eben nur vielleicht. Ich acker mich einfach mal durch dein Post.
    Zu den Tischen. Hast du freie Wände? Falls ja: setze die schwierigen Schülern mit dem Gesicht zur Wand. Oder hast du das sogar schon? Ich habe Deine Sitzordnung nicht ganz verstanden. Die Braven kannst Du ja in der Gemeinschaft lassen. Falls das nicht geht: ich habe gestern aus meinem u eine Art offenes o gemacht. Also vorne bei der Öffnung noch einen Tisch reingeschoben und dort sitzt jetzt eine sehr schwierige Schülerin. Frontal zur Tafel. Ich habe nicht viel freie Wand. Habe aber drei einzelne Tische an den Wänden für die ganz harten Brocken.
    Hauptmotivation für Ali und Kevin ist bei uns Zuneigung. Das wird natürlich nicht ausgesprochen, die dürfen auch, wenn sie beim Smileyrennen ins Ziel kommen in die Kiste greifen. Aber es gibt so zwischenmenschliches, was man sich verspielen kann. Und eigentlich klappt das immer. Stelle ihnen individuell erstmal nichts Besonderes in Aussicht. Ihr seid eine Klasse, da ist jeder gleich und jeder bekommt nach einer guten Woche das Gleiche. Bei uns ist es übrigens nicht am Ende der Woche, sondern wenn man dann halt im Ziel ist. Aber vielleicht möchte Ali was von Dir. Und wenn es den Strohhalm in den Kakao stecken oder Schuhe zubinden ist. Nutze den Moment zum Aufbau der Kooperation und zeige ihm, dass nettesnfragen belohnt wird, Schuhe an den Kopf schmeißen sanktioniert wird (dazu komme ich gleich).
    Arbeiten die Eltern der auffälligen Schülern alle? Das beeindruckt mich. Die Wenigstens meiner Klasseneltern arbeiten. Wo sind ihre Kinder denn nach der Schule. Spätestens dann muss doch jemand fassbar sein. Und ja, ich würde Eltern auch zu mir zitieren, wenn sie arbeiten. Und wenn sie nicht kommen, hast du trotzdem direkt mitgeteilt, dass etwas vorgefallen ist. Kevin findet es bestimmt nicht toll, wenn du ständig Mama anrufst.
    Naja, unbeschulbar gibt es ja nicht mehr. Es gibt aber als pädagogische Maßnahme der Kurzbeschulung.



    Ja, das Spielzeug, wahlweise das Handy, der MP3 Player undundund. Habt ihr eine Schulordnung? Guck nach, was dort darumsteht. Das ist verbindlich. Ali will sein Spielzeug nicht hergeben? Nerv ihn so lange, bis er es dir gibt. Das funktioniert auch bei Ali, sogar bei Kevin. Wichtig ist, dass du dir in dem sicher bist, was du machst. Hast du dich schonmal mit der konfrontativen Pädagogik auseinandergesetzt? Leider ist es schwierig, wenn man Einzelkämpfer ist. Hol dir Kollegen mit ins Boot.
    Und der letzte Tipp, der mir gerade einfällt, der aber Mut benötigt. Deine Direktorin möchte, dass du total auffällige Schüler unterrichtest! Dann soll sie dir zeigen wie. Sie ist deine Vorgesetzte und hat eine gewisse Pflicht dir gegenüber? Sie soll dir Wege zeigen, wie es geht und zu dir in die Klasse kommen. Sie ist dafür da, dir in schwierigen Situationen bei Seite zu stehen.
    Und nun bleibt nur noch: viel Kraft, guck auf die positiven Momente!

  • Vielen, vielen Dank. Wenn ich das bei dir lese, klingt das alles so schön zuversichtlich. Klappt nur die Hälfte, wäre das schon prima und wenigstens phasenweise wäre Unterricht möglich.


    Jetzt noch zu deinen Fragen:
    Die Kollegen kämpfen ebenfalls so gut sie können und probieren sich in gegenseitiger Unterstützung. Aber die Schulleitung bekommt man einfach nur sehr schwer ins Boot. Woran das genau liegt, können wir nur ahnen. Ihr scheint die Wirkung nach Außen total wichtig. WÜrden wir mit Schulpsychologen und Co viel mehr zusammenarbeiten, würde ja der Eindruck entshen, dass es hinter unseren Mauern Probleme gibt und wir diese nicht alleine lösen können und das wiederum würde ein schlechtes Licht au funsere Schule werfen. Das ist unsere Vermutung, aber ganz hergoholt ist die nicht.


    Bevor ich die Schulleitung zu mir einlade, muss ich einiges probiert haben, um gewappnet zu sein und ihr im Gesopräch deutlich machen zu können, dass das meiste von dem, was in unseren Möglichkeiten steht, sich als unbrauchbar erwiesen hat. Sonst kommt sie wieder mit "Geben Sie Kevin doch mal Legostein, vielleicht möchte er lieber spielen". Dass Kevin alle Momente, in denen er nicht unter ihrer Beobachtung steht, nutzt, um den anderen Kindern die Legosteine so ins Gesicht zu donnern, dass die Lippe blutet, galubt sie nciht, wertet das als absolut einmaligen Vorfall.


    Ich habe jeweils zwei Tische mit der langen Seite zueinander gestellt und diese dann so mit den beiden kurzen Seiten an die Wand gestellt, dass die anderen beiden kurzen Seiten zur Raummitte zeigen. Damit haben zwei Kinder, die sich gegenüber sitzen, ein Kind und eine Wand neben sich oder ein Kind und die Mitte des Raumes. So erreichen sie ihre Plätze gut, haben rundherum genug Platz und so wenig Ablenkung durch die übrigen 15 Kinder wie möglich.


    Ali nerven bis er das Spielzeug abgibt. Klar nur so geht es. Aber das war nur der Vorfilm. Der richtige Film beginnt, wenn Ali das Spielzeug an mich losgeworden ist.
    Unsere Schulordnung schweigt zum Thema Spielzeug. Zudem gibt es nur eine alte Fassung, die unsere aktuelle Schülerschaft von Klasse 1 bis 4 nie ausgehändigt bekommen hat.


    Ich habe in jede Schülerakte geguckt und war überrascht, wie viele diplomierte Menschen unter den Eltern sind. Es finden sich informatiker und Ingenieure, Journalisten und Kaufleute, dazu Köchin und Raumpflegerin. Daraus ist allerdings nichts abzuleiten. Die Kinder, die so sehr auffällig sind, leben zwischen streitenden Eltern und verbringen die Zeit von UNterrichtsschluss bis zum Feierabend der Eltern im Hort und haben somit einen so langen Tag wie ein erwachsener Arbeitnehmer mit dem Unterschied, dass die wenigsten Arbeitsnehmer in einem 20-köpfigen Großraumbüro sitzen müssen, die Kinder aber immer in 20-30-köpfigen Gruppen sind oder aber allein im Bett liegen und schlafen. Dazwischen findet sich nicht wirklich viel Erwähnenswertes.
    Die Kinder, die wenig bis gar nicht auffallen, sind durchweg Kinder, die ältere Geschwister haben.

  • Es klingt zuversichtlich, weil ich jeden Tag mit den von dir beschriebenen Schülern arbeite, ich schon manches mal dran verzweifelt bin... Aber es so manches mal auch schon eine gute Lösung gegeben hat, manches sich durch stetige Konsequenz geklärt, gelöst oder wenigstens vereinfacht hat.
    Warum würde Schulpsychologe Schwäche heißen? Ich bin keine Psychologin, sondern Lehrerin und an gewissen Stellen ist mein Repertoire begrenzt. Da schadet weder Jugendamt noch Psycholge. Das sagen wir übrigens auch Eltern, die Probleme mit ihren Kindern habe: holen sie sich Hilfe. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke. Wir haben einen Schulsozialarbeiter neuerdings. Und ehrlich: das entlastet uns total. Der kann das, was wir vorher konnten, einfach viel besser. Er ist da halt Fachmann. Heute lief jemand vom Jugendamt durch die Schule, die Dame habe ich mir auch direkt gepackt und um Unterstützung gebeten. Ich habe Diagnostik gelernt, ich werde sogar vom Schulamt beauftragt Gutachten zu schreiben. Weil ich eben Sonderpädagogin bin. Habe ich aber z.b. Eine Schüler mit ADHS Verdacht, so bin ich nicht in der Lage das zu diagnostizieren. Ich kann das vermuten. Wenn ich gut bin, verweise ich die Familie dann an einen Fachmann. Das ist der richtige Weg und das solltet ihr eurer Schulleiterin verklickern.


    Du sagst, ich klinge so zuversichtlich. Ja, bin ich auch. Du klingst sehr negativ, bei allem gibt es ein ja aber. Du klingst etwas ängstlich, wenn ich ehrlich bin. Wenn du Ali das Ielzeug wegnimmst, ist das erstmal weg. Ziel 1 erreicht. Er wird danach meckern. Ja und? Soll er doch. Darf er gerne, vor der Türe. Er kommt immer wieder rein? Kein Problem, er darf gerne bei der Schulleitung sitzen ( das hat dann noch den Effekt, dass diese merkt, dass Ali doch recht auffällig ist und Hilfe braucht) . Er geht nicht in ihr Büro? Nerven.... Anweisung wie ein Mantra wiederholen. Nervig, anstrengend, aber hilfreich...


    Noch ein Gedankengang: du bist verpflichtet deine Schüler zu schützen. Würde mein Sohn Schüler in deiner klasse sein und Ali so aggressiv sein, wie du ihn beschreibst, dann kann ich dir sagen, dass ich recht schnell als Mutter zunächst dir und danach deiner Schulleitung Feuer unter dem Hintern machen würde. Meinem Sohn ist ähnliches passiert, als er im 2. Schuljahr war. Und ich war nicht die einzige Mutter, die in der Schule stand. In unserem Fall kann ich sagen, er besucht eine Schule, in der gehandelt wird. Von allen Seiten. In deinem Fall: deiner Direktorin werden die Beschwerden schnell auf den Senkel gehen. Sollten Mitschüler verletzt werden, ist sie und auch du zum Handeln gezwungen. Fürsorgepflicht nennt man das.
    Bei größeren Schülern erstatten wir Anzeige.


    Dir bleibt nur zu Raten: lege die Angst und die "aber"s ab. Wenn du noch Ideen brauchst: ich erzähle dir per pn gerne, wie es bei uns genau läuft.

  • Ach was, Angst haben wir nicht. Es ist lediglich die Erfahrung mit unser Schulleitung, die wir immer wieder machen. Ich meine, dass es eher Enttäuschung und Ärger ist, was bei uns im Kollegium kreist und zwar darüber, dass wir mit allem allein gelassen werden und gebremst werden, wenn wir uns an die Fachleute wenden wollen und Hilfe von außen in die Schule holen wollen. Ich sehe das allerdings so wie du. Schließlich bin ich ja auch froh, wenn ich zu meinem Zahnarzt gehe und er mich zur Behandlung an den Kieferchirurgen schickt, anstatt selber an mir rumzuprobieren und etwas zu versuchen, was ein Fachmann sehr viel spezieller lösen kann. So sieht es unsere gesamte Schulleitung nur nicht.


    Natürlich bin ich freundlich und höre mir an, dass der Junge seinen Schuh durch die Klasse geworfen hat, und damit Kinder geschlagen hatwenn eine Mutter morgens extra in die Klasse kommt, um das loszuwerden. Ebenso versichere ich der Mutter freundlich, dass er in der Klasse keine Schuhe mehr trägt, um diese Gefahrenquelle auszuschließen. Nur hat mir zuvor niemand gesagt "Achtung, mein Sohn schmeißt mit Schuhen" und erahnen konnte meine Kollegin es auch nicht, so dass er den Schuh im Unterricht auszog, losrannte, zuschlug und sich wieder hinsetzte. Präventiv konnte sie da nicht einschreten und ich sage ihr dennoch nicht nach, sie wäre ihrer Pflicht nicht nachgekommen.


    Du schreibst, du arbeitest an einer Schule, an der solche Kinder gesammelt in einer Gruppe lernen. Habe ich das richtig verstanden? Bei uns gab es früher mal sogenannte Förderschulen. Allerdings sind die abgeschafft. Die Kinder, die auf solch einer Schule vermutlich gut aufgehoben wären, sitzen in der Regelschule. Haben sie einen anerkannten Förderbedarf werden sie in zwei Wochenstunden von einer Sonderpädagogin im Unterricht unterstützt und sitzen in den übrigen 18-23 Stunden ohne zusätzliche Unterstützung in der Regelklasse. Was meinst du aber, was das schon für ein Kampf ist, wenn wir so eine Überprüfung überhaupt nur andenken und einleiten wollen. Da muss man dann wie zu einem Verhör ins Büro der Schulleitun gund Rede und Antwort stehen bis man selber daran zweifelt, ob man noch sicher ist, das Kind überprüfen zu lassen. Nicht selten gelingt es, eine angedachte Überprüfung abzuwenden. Wir hatten eine Sonderpädagogin, die da mit aufsprang. Sie sah sich die Kinder eine Stunde lan gin der Klasse an und kam dann meistens zu dem Ergebnis, dass es sich ganz normal verhält, ganz normal entwickelt ist und auch fachlich ganz durchschnittlich arbeiten kann un die Überprüfung absolut unnötig ist. Ich habe bis zum letzten Jahr mit einer Kalsse gearbeitet, in der 4 Kinder mit Förderbedarf waren, die aber alle auf anderen Schulen geprüft wurden und dann zu mir kam. In meinem Jahrgang wurden von Kolleginnen einige Kinder zur Überprüfung angedacht, aber keins wurde am Ende überprüft. Die Kolleginnen sind nicht ängstlich, haben nurkeine Chance, wenn die Schulleitung die Unterlagen nicht annimmt bzw. weiterreicht.


    Einen routinierten Schulsozialarbeiter hatten wir schon. Der war prima und konnte immer sehr kompetent einschreiten und unterstützen. Jetzt bekommen wir einen Nachfolger frisch aus dem Studium ohne jegliche Erfahrung. Inwieweit uns das eine Hilfe sein kann, wird sich zeigen. Er wurde uns als offen, interessiert und voller Freude auf die Arbeit bei uns angekündigt. Was er über die Arbeit bei uns weiß, wissen wir nicht. Diese Stelle ist im übringen bei uns besetzt worden, weil im gesamten Kreis Sozialarbeiter an Schulen eingesetzt wurden. Wir haben schon lange unseren Bedarf geäußert, der von der Schulleitung schnell mit "Da haben wir gar keine Chance, die werden hier im Kreis nur an Gymnasien eingesetzt". Angst würde ich evtl. unserer Schulleitung unterstellen. Angst vor anderen offen einzugestehen, dass wir an der Schule Probleme haben.


    Es liegt so einiges im Argen an der Schule. Das wird immer deutlich, wenn man hört wie es woanders geht. Wenn ich deine Ideen lese, klingt das auch alles ganz prima. Denke ich länger darüber nach, wird mir deutlich, wo es bei uns in der Schule hakt und bei uns eben sehr vieles an der Schulleitung scheitert.
    Wir haben ein Kollegium, in dem jeder in einer kleinen Gruppe fester Bestandteil ist und dort Rückhalt findet. Vieles lässt sich schnell und unkompliziert regeln und man hält zusammen. Das macht die Arbeit an der Schule angenehm. Aber sehr viel des "Drumherums" ist katastrophal, das stimmt leider. Dass du also unsere Missstimmung auch in der Schilderung der aktuellen Situation in einer unserer 1. Klasse entdeckst, ist sicherlich richtig.
    Es klappt einfach so vieles nicht. Deine Frage anch der Schulordnung ist auch ein schönes Beispiel. Vor sieben Jahren gab es ein A4-Blatt mit Regeln. Diese bekamen alle Kinder mit nach Hause und musssten sie gemeinsam mit ihren Eltern unterschreiben und wieder mit in die Schule bringen. Diese Anerkennung kam in die Akte, eine bloße Regelübersicht bekamen sie dauerhaft mit nach Hause, so dass alle alle Regeln kannten und man in der Schule immer wieder darauf verweisen konnte. Danach hat es das nie wieder gegeben. Es gibt also keine Schüler mehr, die diese Regeln jemal gesehen haben. Und natürlich auch viele Kollegen, die davon nichts wissen, weil sie erst in der letzten Zeit zu uns kamen. Konsequenz fehlt im gesamten Schulbetrieb. Es wird vieles angeacht, nichts zu Ende geführt und nichts beibehalten. Es wäre so erleichternd, wenn es klare Absprachen geben würde, so dass alle Kinder und alle Erwachsenen wissen, wenn ...dann... und dies geht und das darf gar nicht.

  • Ja, wenn... dann ist gerade für die auffälligen Kinder so immens wichtig. Ja. Ich arbeite an einer Förderschule. Bei uns gibt sie noch und da bin tatsächlich froh drum. Bei 25 Schülern würde so mancher Schuhe um sich schmeißen. Ehrlich: es tut mir so leid. Ich habe gestern Abend noch drüber nachgedacht.
    Dabei ist mir auch eingefallen: falls der junge im Kindergarten war, haben die euch keine Info dazu gegeben? was sagen eigentlich die Eltern von dem Jungen.
    Deine Schulleitung ist ganz bestimmt ängstlich oder Sorry doof.ich habe aber leider das Gefühl, dass euer Problem nur über diese in den Griff zu kriegen ist. Für dich bleibt nur übrig möglichst transparent und strukturiert zu arbeiten...und einen versetzungsantrag zu stellen.

  • Guten Morgen,


    ich habe mich durch alle Beiträge gelesen.....


    mir sind ein paar Gedanken beim Lesen gekommen, die ich hier einmal hinschreiben werde, auch ich hatte so eine Klasse kurzfristig für einige Zeit übernommen, uns hat folgendes geholfen.


    Zuerst würde ich einmal eine Frontalesitzordnung wählen, bei der alle Kinder nach vorne schauen, und dann ein *braves* Kind und *schlimmes* Kind abwechselnd hinsetzen...


    Ali, Kevin und Co würden direkt vor mir sitzen und ich am besten Fall direkt *halb auf dem Tisch* zu Stundenbeginn daneben
    Gegebenfalls müssen die Kinder am Beginn der Stunde die Hände verschränken, so können sie nichts in der Hand halten und auch mit nichts herumspielen. Du könntest sie auch mit den Händen Wolfsohren oder ähnliches bilden lassen , also mit den Händen Ohren formen.


    Dann alle Kinder loben, die es geschafft haben.


    Danach würde ich gewissen Dinge einfach permanent üben. Anstellen in den Turnsaal zum Beispiel, sobald sich ein Kind festklammert an einem Heizungsrohr einfach zurück in die Klasse und erneut den Weg beginnen.
    Sollte dies immer wieder stattfinden, dann üben wir die ganze Stunde eben anstellen.


    Bei uns hat auch noch sehr geholfen ein Plan pro auffälligem Kind, auf dem Plan wurde jeden Tag die Stunde in der Farbe bemaltbzw. ein Smiley gemacht wie das Kind war. Also Stunde gut gelaufen lachendes Smiley bzw. grüne Farbe.


    Liebe Grüße und viele starke Nerven!


    LG MM

  • Guten Morgen,
    nochmals vielen Dank.


    Gern noch zu euren Fragen:
    Die
    Eltern des Jungen kenne ich nur teilweise. Die junge Mutter hatte ich
    bereits in der Schule. Sie weiß um das Problem, hat aufgezählt, was sie
    bereits unternommen hat und dass sie sich von der SCHule neue iDeen
    erhofft, denn Vorschläge wie Erziehungsberatung und Co haben absolut
    nicht geholfen. Der KiGa hat zurückgemeldet, dass er bei einem Test
    Schwierigkeiten hatte, Mengen zu erfassen und dass er bereits einer
    Kollegin, die für Sprachförderung zuständig ist, bekannt sei. Die
    Kollegin kannte ihn bisher allerdings nicht. Über sein Sozialverhalten
    schweigt der KiGa. Die Mutter sagte aber, dass er auch dort Probleme
    hatte. Mit der Mutterist er offenbar wenig zusammen. Er wird von einer
    alten Dame gebracht, die kein Wort Deutsch spricht und auf mich einen
    sehr pöbeligen EIndruck macht. Sie ist laut. Was sie sagt, verstehe ich
    nciht, aber es hat alles andere als einen freundlichen Klang. Ob es
    einen Vater gibt, weiß ich noch nicht. Aber so wie ich den Jungen
    verstehe, wohnt er mit Mutter und Oma und weiteren Verwandten wie seinen
    Cousins und Cousinen zusammen. Vorstellen kann ich mir das, definitiv
    wissen tue ich es bisher nicht.
    Der Junge hat eine Übersicht mit
    mundlosen Gesichtern auf seinem Tisch. Dort vermeken wir für "jede gute
    Tat" einen lachenden Mund. Bisher war die Zeit viel zu kurz, um 10
    solcher Gesichter zu sammeln. Es gibt ja Tage, da schafft er nicht eine
    gute Tat und da sind wir sehr großzügig. Es ist schon ein Treffer, wenn
    er morgens seinen Schulranzen in der Klasse an seinen Platz stellt und
    nicht irgendwo abwirft.


    Es gibt bei uns an der Schule das
    Leisezeichen, für das man, wenn man es richtig macht, beide Hände
    braucht. Natürlich können das viele Kinder. Diese zu loben ist kein
    Problem, nur dass sie es verstehen, ist nicht gewährleistet, weil der
    Geräuschpegel ja durch das "beschriebene Viertel" so hoch ist. Möglich
    wäre vielleicht, ihnen stumm etwas auf den Tisch zu legen.


    An den
    Tischen kann ich natürlich rumrücken. Da es ja insgesamt nicht so viele
    Kinder sind, sollte es gehen, sie reihenweise nach vorne auszurichten.
    Allerdings passiert da vorne so wenig. Bei uns ist die Mitte der
    wichtige Platz, da sich dort z.B. das Material befindet, das jetzt
    wichtig ist. Aber das ließe sich wohl acuh irgendwo an den Rand
    schieben. Im hinteren Bereich nutzen die Kinder den Platz zum Spielen,
    der würde erhalten bleiben, da der Raum groß genug ist. Spielen kann ja
    nicht verboten werden, weil Ali durch die Spiele rennt, wenn ihm etwas
    nicht passt oder er Lust dazu hat. Immerhin spielen mehr als die Hälfte
    der Kinder sehr friedlich miteinander.

  • Liebe Ohlin,


    ich denke du musst einfach im Moment dein Konzept ein wenig umstellen, bzw. würde ich es machen


    du sagst, er bekommt pro guten Tat einen lachenden Mund,
    das ist aber in meinen Augen etwas anderes, als ihm einfach direkt nach jeder Stunde einen zu geben und ich habe nun schon bei 3 Buben erlebt, dass dies gut funktioniert hat und sie mit der Zeit bemüht waren,
    dass sie den ganzen Tag dann gut haben wollen, dieser Plan wird bei uns jeden Tag von den Eltern zusätzlich unterschrieben.


    Weiteres ist es schön offen zu arbeiten und ich mag es auch gerne, wenn es aber nicht funktioniert muss man umdenken, bei mir in der Klasse ist das offen Arbeiten zwar möglich , aber der Lernfortschritt gering.
    Ich habe letztes Jahr beispielsweise zwei Wochen Stationen zum Thema Wiese gemacht, alle Kinder haben in der Zeit brav ihre Arbeitsblätter usw erledigt, aber mir danach Tiere die auf der Wiese leben nennen zu können, schafften
    nur sehr wenige.


    Meine Kinder haben auch im letzten Jahr ( 3.Klasse) eine frontale Sitzordnung eingefordert, weil sie dies aus Filmen kennen und meinten, in der Schule sitzt man so.


    Ich würde trotzdem versuchen die Kinder zu loben , die es schon schaffen!!!


    Und ich würde mich einfach mal ganz still vor die Klasse hinstellen und warten was passiert , ich weiß dafür braucht man Geduld!


    Das waren nurmal so meine Gedanken!
    Hol auf alle Fälle diese eine Mutter mit ins Boot, wenn sie schon selbst zugibt, dass sie Hilfe braucht!


    LG MM

  • Schütze dich und deine Schüler!
    Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Leider musst du, auch wenn es nicht einfach ist, so viel Druck machen, dass etwas passiert.

  • @ Magic Moment
    Nein, nein...er muss nicht einen gesamten guten Tag schaffen. Wir haben das auf ein absolutes Minimum reduziert. Er kann wirklich für die kleinste Kleingiekit einsichtbares Lob einheimsen, beeindruckt ihn aber nciht. Für ihn zählt, was er möchte und wenn es schalgen, treten und beißen ist, dann macht er dies. Eine sichtbare Wertschätzung seiner liebenswerten Züge steht ganz hinten.
    Da wir in den 1. Klassen nicht bereits in den ersten Wochen streng nach Stundenplan arbeiten -abgesehen von Sportstunden, da die an Hallenzeiten gebunden sind- und der einen oder anderen Fachlehrerstunde ist die Einheit "Unterrichtsstunde" bei uns nicht fassbar. VIel mehr probeir eich jeden Tag gleich aufzubauen, was nicht ginge, wenn jedem Fach eine volle Stunde zukommen soll. Ich halte es für angebracht, die Tage so gut es eben geht gleich ablaufen zu lassen. So wird jeden Tag egeschrieben und gelesen, meine Kollegin kommt jeden Tag und macht Mathe, wir beschäftigen uns jeden Tag mit Regeln (Reli/ HSU) un des wird jeden Tag zu Beginn und zum Ende ein Lied gesungen. An zwei Tagen gehen wir in die Sporthalle, weichen also ein wenig ab. Meine kollegin kommt nich timmer zur gleichen Zeit für den Matheunterricht, aber so gut es geht, halte ich in meiner Zeit immer die gleiche Reihenfolge ein.


    Offenes Arbeiten? Daran habe ich in den vergangenen Wochen nie gedacht. Es wird ganz klar gesagt, dass alle Kinder jetzt diese (Seite wird gezeigt, auf Folie an die Wand projiziert usw.) bearbeitetn, nachdem wir eine solche Aufgabe mehrfach gemeinsam bearbeitet haben, so dass jeder das Vermögen erlangen konnte, eine Aufgabe in seinem Arbeitsheft zu bearbeiten.

  • Das Kind ist Verhaltens"gestört" und braucht gerade alles andere als Schule. Es verhindert, dass die 24(?) anderen Kinder zu ihrem Recht kommen, in der Schule etwas zu lernen. Natürlich ist es Aufgabe des Lehrers verschiedene erzieherische und pädagogische Maßnahmen auszuprobieren, zu dokumentieren und den Erfolg zu bewerten. Das hast du anscheinend getan und festgestellt, du als Klassenlehrer hast alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt kommen die Maßnahmen auf Schulebene (Kind abholen lassen, Ausschluss vom Unterricht, AOSF, SPZ, Integrationshelfer, ...). Das heißt DU MUSST aktiv werden. Ein Integrationshelfer gibt es bei euch an der Schule nicht?? Dann musst du dich darum kümmern und einen beantragen. Der fällt nicht vom Himmel. Mach sofort ein AOSF, auch wenn du dafür viel dokumentieren musst.


    Sitzt du schon fest im Sattel? Wenn ja würde ich der Schulleiterin klipp und klar sagen, dass ich an meine Grenzen stoße und mich weigere diesen Schüler weiter zu unterrichten, weil ich Angst davor hätte, dass er sich oder andere Kinder verletzt, bzw. ich um meine Gesundheit fürchte. Mach ihr klar, dass du jetzt Kooperationspartner einschaltest, notfalls auch gegen ihren Willen. Ich würde die Eltern aus deiner Klasse mit ins Boot holen und alle Eltern, die sich über den Schüler beschweren zum Schulleiter weiterschicken, damit sie endlich mal den Ernst der Lage einsieht.


    Im Elterngespräch würde ich deutlich machen, dass der Junge nach Hause geschickt wird, sobald er andere Kinder haut oder Dinge beschädigt. Lass das Problem dort wo es ist, nämlich in dem Elternhaus. Und dann zieh das einfach durch, nimm ein Telefon mit in die Klasse und fertig aus. Sobald die Eltern nicht erreichbar sind oder sich weigern, würde ich das Jugendamt einschalten. Wenn deine Schulleiterin sauer wird, soll sie doch den Jungen in ihre Klasse mitnehmen und dort individuell fördern und spielen lassen. Wende dich an den Personalrat. Es gibt Grenzen, die jeder einhalten muss. Wie sollst du mit den anderen Schülern Unterricht machen???

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