Schluss mit der Mehrbelastung !Ökonomisierung des Schulalltags

  • Wir müssen endlich der Mehrbelastung entgegensteuern ! Mein innovatives Konzept für eine Ökonomisierung des Schulalltags wird für alle KollegInnen den durchschlagenden Erfolg bringen. Ein jeder Lehrer wird die Veränderung am eigenen Leibe spüren, wenn die Regierungen und Schulleitungen meine Gedanken in ihrem Handeln und Tun einfließen lassen.


    Folgende Verfahrensweise :


    1.An den Schulen Bildung einer Steuergruppe, die als Ziel die Ökonomisierung des Schulalltags verfolgt.


    2. O.g. Steuergruppe erstellt Listen für die Erfassung aller Kollegen, die in den verschiedenen Arbeitsgruppen jeweils 200-seitige Scripte anzufertigen haben. Es arbeiten auch
    besonders die Kollegen intensiv mit, die meinen, dass es mit den 28 Wochenstunden Unterricht und den üblichen Konferenzen/Elterngesprächen etc. getan sei. Die
    Arbeitsgruppen treffen sich regelmäßig 2-3 mal in der Woche außerhalb der Unterrichts- und Konferenzzeit.


    Um eine größtmögliche Transparenz und Mitbestimmung zu gewährleisten, wirken in diesem Prozess Eltern- und Schülervertreter mit. Es sind bei der Arbeit auch interkulturelle Aspekte zu beachten sowie die Einbeziehung einer Frauenbeauftragten, um Ungleichheiten und Geschlechterdiskriminierungen zu vermeiden.


    3. Nach Fertigstellung und Vorstellung der Scripte im Plenum, mindestens einmal in der Woche zusätzliche Evaluation und ständige Überarbeitung der Scripte. Besondere Evaluations-Protokolle über den Evaluationsprozess sind anzufertigen. Diese werden in 6-facher Ausfertigung erstellt, eine für das jeweilige Schulministerium, eine für den zuständigen Dezernenten, eine für die Schulleitung, eine für den Schulflegschaftsvorsitzenden, eine für die SV sowie eine zur Ansicht für die KollegInnen im Lehrerzimmer.


    4. Überregionaler Erfahrungsaustausch und Überarbeitung zum o.g. Thema. Termine am Wochenende. Die vom zuständigen Dezernenten ernannten Implementationsbeauftragten formulieren Zielvereinbarungen für die einzelnen Schulen. Sie überwachen den fortschreitenden Prozess an den Schulen. Diese Überprüfung findet mindestens einmal im Monat an einem Sonn- oder Feiertag statt.


    5.Ständige Fortbildungen zum Thema Ökonomisierung des Schulalltags sind künftig für alle Kollegen verpflichtend. Um an den Schulen kontinuierlichen Unterricht zu gewährleisten, finden die Fortbildungen an verschiedenen Wochenenden und in mehrwöchigen Blocks in den Sommerferien statt. Es wir den KollegInnen empfohlen, preiswerte
    Unterkünfte (Mehrbettzimmer oder Schlafsäle) in den Jugendherbergen zu buchen. Kosten können nicht erstattet werden.


    Thema Lehrergesundheit : Bezirksregierungen und Schulleitungen haben erkannt, dass dieses Thema an Aktualität gewonnen hat und alle Kollegen sich thematisch auch hier gut aufstellen müssen. Da das Thema Lehrergesundheit spezielle Bereiche und Aspekte umfasst, die innerhalb des Themas Ökonomisierung des Schulalltags nicht mehr abgedeckt werden können, ist eine zusätzliche Erarbeitung dringend notwendig. Verfahrens- und arbeitstechnisch sind die Schritte 1-5 wie beim Thema Ökonomisierung des Schulalltags einzuhalten.


    Ich denke, dass wir im Sinne unserer aller Arbeitsentlastung mit Enthusiasmus sofort mit der o.g. Arbeit beginnen sollten !

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    Einmal editiert, zuletzt von Elternschreck ()


  • Lieber Elternschreck,
    betrachtet man das, was du hier und auf referendar.de schreibst, wird mir eines klar: Ich bin froh, dass nicht alle Kollegen reformscheue Knochen mit kategorischem "Nein!" auf den Lippen sind :rauchen: Woher der Verdruss? Bist du spät eingestiegen? Hast du dir das alles etwas entspannter vorgestellt? :cash: Teile deine Weisheit! :prost:

  • Zitat RichMcCaw :

    Zitat

    Ich bin froh, dass nicht alle Kollegen reformscheue Knochen mit kategorischem "Nein!" auf den Lippen sind

    Und ich bin froh, dass nicht alle Kolegen (pseudo )reformfreudige Eiferer mit kategorischem "Ja!" auf den Lippen sind.


    Aber um das Thema Refomen geht es in meinem Beitrag nicht, sondern einzig darum, wie man der steigenden Arbeitsbelastung Herr werden kann. Und dazu habe ich ja ein ernstzunehmendes und überzeugendes Konzept entwickelt. Du kannst es ja abdrucken, Deiner Schulleitung vorstellen und mithelfen, es mit Feuereifer umzusetzen. Man wird Dich dabei brauchen ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • So viel scheinst Du ja gar nicht zu tun zu haben, wenn man bedenkt, wie viel Zeit Du Dir für dieses ... fragwürdige ... Geschreibe nehmen kannst.

  • So viel scheinst Du ja gar nicht zu tun zu haben, wenn man bedenkt, wie viel Zeit Du Dir für dieses ... fragwürdige ... Geschreibe nehmen kannst.

    Was daran liegt, dass der verehrte Herr Elternschreck bereits Meister der Ökonomisierung ist!


    Insgesamt stimme ich dir zu: Hierbei allerdings

    Um eine größtmögliche Transparenz und Mitbestimmung zu gewährleisten, wirken in diesem Prozess Eltern- und Schülervertreter mit. Es sind bei der Arbeit auch interkulturelle Aspekte zu beachten sowie die Einbeziehung einer Frauenbeauftragten, um Ungleichheiten und Geschlechterdiskriminierungen zu vermeiden.

    greifst du deutlich zu kurz: Selbstverständlich sind auch besondere Inklusionsbeauftragte zu hören und deren Weisung stante pede umzusetzen. Vergiss bitte auch nicht die bi-, tri-, homo-, trans- und asexuellen Beauftragten, sowie die Gender und Transgender Abgesandten, religiöse Kapazitäten der verschiedenen Glaubensrichtungen, mindestens eine Femen-Aktivistin, Schulpsychologe und Schulsozialarbeiterin. Außerdem wird von nun an das ganze Procedere von einem QA-Team begleitet, um von vornherein alle möglichen Fehler aufzudecken, damit diese unmittelbar nachgearbeitet werden können.

    Die Wahrheit liegt im Blickwinkel des Betrachters.

  • Also, für einen selbsternannten "Amateurkynologen" und erklärten Feind von Kuschelpädagogik (und Chinesen? :staun: ) macht er das ganz toll - ist es womöglich Bernhard Bueb persönlich, der uns hier aus Tansania das Flamen lehrt? Ja, diese Eiferer, schlimm...


    Eiferer[1] jemand, der sehr zielstrebig und bestimmt vorgeht, sich fanatisch für eine Idee einsetzt


    Und immer noch mehr Vorschläge zur Verbesserung, mehr Kommunikation, noch mehr Austausch, scheußlich! Wie soll man das schaffen? Bei einer halben Stelle auf Musik und Erdkunde in der Sek.I ist das zum Beispiel nicht zu managen, unmöglich, niemals :D ! "Unmöglich", da fällt mir gerade ein:



    “It always seems impossible until it's done.” 8)


    ― Nelson Mandela


    Lieber ES, hier auch noch was nur für dich, so unter Hundefreunden :geschenk: Das musst du nicht ausdrucken, du darfst es auch auf ein Post-It schreiben. Kleb' dir das dann bitte auf deine Stirn, in Ordnung? Damit hilfst allen Kollegen, die du so trifst echt weiter!


    ewiggestrig [1] an veralteten politischen Positionen festhaltend, keinen Willen zum Fortschritt zeigend :wink_1:


    Also, wenn du noch Zeit dafür findest ;) Ich freu' mich auf deine Antwort!

  • Zitat Walter Sobchak :

    Zitat

    greifst du deutlich zu kurz: Selbstverständlich sind auch besondere Inklusionsbeauftragte zu hören und deren Weisung stante pede umzusetzen. Vergiss bitte auch nicht die bi-, tri-, homo-, trans- und asexuellen Beauftragten, sowie die Gender und Transgender Abgesandten, religiöse Kapazitäten der verschiedenen Glaubensrichtungen, mindestens eine Femen-Aktivistin, Schulpsychologe und Schulsozialarbeiterin. Außerdem wird von nun an das ganze Procedere von einem QA-Team begleitet, um von vornherein alle möglichen Fehler aufzudecken, damit diese unmittelbar nachgearbeitet werden können.

    Du hast vollkommen Recht, geehrter Walter Sobchak ! Darum ist es gut, wenn Ihr mein Konzept auf den Prüfstand nimmt. Diese Gruppen darf mann ja wirklich nicht außen vor lassen. Die müssen auch mitbestimmen, wie unsere Ökonomisierung des Schulalltags auszusehen hat.


    @Sunny08


    Nönö ! Das jetzt so darzustellen ist mir zu wenig ! Ich denke, Du hast eher keine Lust, Dich jetzt in einer Arbeitsgruppe einzubringen. Deswegen diese bequeme Polemik.


    Zitat Siobhan :

    Zitat

    Ich versteh es weniger als Getrolle und mehr als Realsatire.

    Wieso Satire ? Empfindest Du das nicht als Dokumentation ?


    @RichMacCaw


    Du würdest ganz gut in die o.g. Steuergruppe passen ! Auch die gegenwärtige Bildungspolitik wartet auf Dich. Die braucht (pseudo) fortschrittliche
    (unkritische) Eiferer ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    2 Mal editiert, zuletzt von Elternschreck ()

  • Wieso Satire ? Empfindest Du das nicht als Dokumentation ?


    An meiner jetzigen Schule - nein.


    Bis vor 4 Jahren traf das tatsächlich genaus so zu. Und das Traurige: Die Belastung wurde immer mehr, alle haben "her damit" gerufen und wenn man seinen Beruf nicht zum Lebensinhalt machen wollte, hatte man es verdammt schwer und machte sich zum Außenseiter.


    Meine aktuelle SL ist offen für Reformen, aber in gesunder Dosierung. Weniger ist oft mehr. Auch wir haben Arbeitsgruppen, bekommen aber Mehrarbeitet anständig vergütet. Entweder mit geeigneter Faktorisierung (Lehrerarbeitszeitmodell) oder anderweitiger Entlastung. Erstaunlicherweise ist das sogar machbar, obwohl wir nicht personell überbesetzt sind.

    2 Mal editiert, zuletzt von Siobhan ()

  • Zitat Siobhan :

    Zitat

    Die Belastung wurde immer mehr, alle haben "her damit" gerufen und wenn man seinen Beruf nicht zum Lebensinhalt machen wollte, hatte man es verdammt schwer und machte sich zum Außenseiter.

    Und genau diese Tendenz nehme ich in etlichen Schulen wahr, die ich kenne. Die Her-Damit-Eiferer mit dem pädagogischen Motto "Reform um der Reform willen !"gehören nach meiner Beobachtung der jüngeren Lehrergeneration an. Die bejubeln ja alles, sei es Inklusion, die von oben befohlene individuelle Förderung (auch wenn der Schulträger die Klassen bis zu 34 Schüler vergrößert), kooperative Unterrichtsmethoden und seien sie noch so ineffektiv, die Zuschiebung von Sozialarbeitertätigkeiten (bei gleichzeitiger Kürzung/Streichung der regulären Schulsozialarbeit und des schulpsychologischen Dienstes)...Alles das, was Mehrarbeit bedeutet, aber im Endeffekt für den Lernfortschritt der Schüler nichts bringt.-Wer sich da nicht einbringt, wird ausgegrenzt, wer sich da einbringt, wird verschlissen !


    Eine weitere Beobachtung die dazu passt : Egal, welche pädagogischen Felder, seien sie auch noch so banal, erarbeitet werden, immer bauen sich riesige Papiertiger auf, die später irgendwo verstauben, weil das Ganze, was vorher ach so wichtig erschien, dann doch nicht relevant ist.


    Fühle mich da wie zu Weihnachten bei Familie Hoppenstedt, die versucht ihr Geschenkpapier im Hausflur zu entsorgen und es nicht schafft, weil sie beim Öffnen der Tür im Papiermüll der Nachbarn ertrinkt, die ihn schon vorher entsorgt haben. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt mal ganz im Ernst: ich erlebe das komplett anders. Und ich betreue ja personalrätlich nun deutlich mehr als nur eine Schule und wir bieten hier z.B. Veranstaltungen zur Reduktion der Arbeitsbelastung für Berufseinsteiger an, wo ich mit vielen davon zusammenkomme.


    Ich erlebe es so, dass die jungen Kollegen sich nicht mehr mit Haut und Haar in den Beruf stürzen. Vielmehr wollen viele gar nicht mit voller Stelle anfangen - schreien also nicht "hier!" wenn es um mehr Arbeit geht, sondern sind sich der Belastung sehr bewusst.


    Ich erlebe jüngere Kollegen als durchaus aufgeklärt, was Achtsamkeit bedeutet und fragen mich nach Wegen und Möglichkeiten der Abgrenzung in den ersten Berufsjahren, von denen sie wissen, dass sie hart sind. Auch die eigenen Strategien, die sie mitbringen, zeugen davon, dass das Themen sind, über die nicht das erste Mal nachgedacht wurde. Das geht von "unterrichtlich kleine Brötchen backen" über "erst mal in den klassischen Methoden sicher sein, bevor man Neues ausprobiert" bis "Großprojekte am Anfang meiden" usw.


    Meiner Beobachtung nach sind es eher Lehrer mittleren oder noch etwas höheren Alters, vielleicht so eine bestimmte Generation der Studenten der späten 70iger oder frühen 80iger Jahre (?), die diese Haltung haben: "Alles für den Schüler".
    Ich hatte das vor einiger Zeit an einer Schule, die ich mitbetreue, die ein eigene Minijugendherberge auf dem Land haben, ein Haus, das aus Kostengründen ausgelastet sein muss - was bedeutet, dass die Kollegen ständig, ständig auf Klassenfahrt müssen (was z.T. den Schülerns selbst schon auf den Keks geht). Die jüngeren (und einige andere) Kollegen haben sich zusammengetan und wollten diesem Spuk gerne qua Gesamtkonferenz ein Ende bereiten, und da waren es oben genannte mittelalte, die inbrünstig darauf pochten, dass diese Fahrten ja so unglaublich viel an pädagogischem Effekt häten und dass es doch TOLL sei, mit 50 Kindern&Jugendlichen zusammen "Gemeinschaft zu erleben" und wie man diese wundervolle Tradition denn nur anzweifeln könne ...!!?
    Deren Kinder waren schon aus dem Haus, das überwiegend auch schon abbezahlt war und bei diesen Kollegen steht halt auch keine eigenen Familienplanung / Kinderbetreuung / usw. mehr an - da kann man seine Energien vielleicht anders verwenden. Die jungen Kollegen wurden dann überstimmt und waren fassungslos.


    Ähnliches von anderen Schulen: Beschwerden darüber, dass junge Kollegen so unwillig seien, pädagogisch doch so wichtige Großprojekte mitzutragen... und so weiter.


    Wie gesagt: ich halte es für ein Vorurteil / Fiktion, dass es die jüngeren Kollegen sind, die auf Selbstausbeutung ausgerichtet jede Sau durchs Dorf treiben wollen, derer sie habhaft werden können. Die haben eher andere Baustellen (Heirat / Kinder / Haus kaufen/bauen / in den Beruf reinkommen) und kommen mir zu einem Gutteil recht pragmatisch vor.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    4 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Zitat

    die ein eigene Minijugendherberge auf dem Land haben, ein Haus, das aus Kostengründen ausgelastet sein muss -

    Das hat ja dann andere, ökonomische Gründe.


    Zitat

    dass die jungen Kollegen sich nicht mehr mit Haut und Haar in den Beruf stürzen.

    Interessanter(trauriger) Aspekt.


    Um gut im Beruf zu werden/zu sein, sollte man am Anfang sich mit Haut und Haaren (du hast das Herz vergessen) in den Beruf stürzen. Das würde ich als normal empfinden. Dann, mit den Jahren zu erkennen, wo man entspannter wird und was man auch in der Türschwelle entscheiden kann, ist der normale Gang. Stattdessen wird jungen Lehrern vermittelt, es ginge um immer neue Projekte/ neue Methoden. Sie erhalten ein völlig verqueres Bild. Es fehlt, zumindest hier bei uns, ein wenig die mittlere Generation. An den ganz alten, die teilweise schon rückwärts bis zur Rente zählen , möchten sich die jungen auch nicht orientieren. Und so entsteht der Zustand, den ich gerade erlebe. Das Rad wird ständig neu erfunden mit riesigem Zeit- , Papier- und Arbeitsaufwand. Probleme werden gelöst, die gar nicht erst entstehen würden. Ein Kreislauf,den sich keiner zu stoppen wagt oder es sich allein nicht zutraut.


    Zitat

    Vielmehr wollen viele gar nicht mit voller Stelle anfangen

    Weil sie nicht wissen, dass halbe Stelle nur halbe Unterrichtsstundenzahl bedeutet? Oder warum?

    Einmal editiert, zuletzt von MarlenH ()

    • Offizieller Beitrag

    Zitat
    die ein eigene Minijugendherberge auf dem Land haben, ein Haus, das aus Kostengründen ausgelastet sein muss -


    Das hat ja dann andere, ökonomische Gründe.


    Und ökonomische Gründe sind in Stein gemeißelt und von Gott gegeben? Die Kollegen wollten das Landheim gerne aufgeben. Dem steht nichts im Wege als eine Willensbekundung.



    Zitat
    dass die jungen Kollegen sich nicht mehr mit Haut und Haar in den Beruf stürzen.


    Interessanter(trauriger) Aspekt.


    Ja, es ist traurig, dass der Job inzwischen so arbeitsverdichtet ist, dass man ihn am Anfang kaum noch Vollzeit machen kann / zu machen können glaubt.


    Um gut im Beruf zu werden/zu sein, sollte man am Anfang sich mit Haut und Haaren (du hast das Herz vergessen) in den Beruf stürzen. Das würde ich als normal empfinden.


    Nein, ich finde "mit Haut Haaren und Herz" gehst du ins Kloster. Wir sind - um Nele mal zu zitieren - Profis und arbeiten für Bezahlung. Wie alle anderen Berufsgruppen auch. Berufsanfänger müssen keine Aufopferungsideologie haben und dürfen einen Teil ihres Herzens und ihrer Haut gerne auch noch für andere Großprojekte übrig lassen: Familie usw.
    Ein solides, gutes Arbeitsethos ist gut, eine respektvolle, empathische Haltung gegenüber den Schülern, ein solidarisches, aber auch maßvolles Verständnis von Kollegialität, fachliche Begeisterung hilft, Distanzhaltenkönnen hilft auch. Alles darüber hinaus - vor allem Ganzkörperhingabe ala "Haut Herz und Haare" ist sinnloses Märtyrertum und unprofessionell.

  • Zitat

    Ein solides, gutes Arbeitsethos ist gut, eine respektvolle, empathische Haltung gegenüber den Schülern, ein solidarisches, aber auch maßvolles Verständnis von Kollegialität, fachliche Begeisterung hilft, Distanzhaltenkönnen hilft auch. Alles darüber hinaus - vor allem Ganzkörerhingabe ala "Haut Herz und Haare" ist sinnloses Märtyrertum und unprofessionell.

    Da fühle ich mich jetzt aber komplett missverstanden. Ist das Absicht?


    Ich versuche es nochmal.
    Ich erlebe ja auch viele junge Leute. Die fangen relativ spät an zu arbeiten.(Warum eigentlich?)Sie sind nicht in der Lage, ihren Arbeitsalltag so zu gestalten, dass sie gleichzeitig noch Haushalt und Familie gebacken kriegen. Woran liegt das? Wohl kaum an einem professionellem Verständnis von Arbeit! Sie verbringen sehr viel Zeit auf der Arbeit, weil sie glauben, man muss gesehen werden.


    Zitat

    Ja, es ist traurig, dass der Job inzwischen so arbeitsverdichtet ist, dass man ihn am Anfang kaum noch Vollzeit machen kann / zu machen können glaubt.


    Sie sind selbst ja so unterrichtet worden, dass der Tag immer rund um die Uhr spannend sein muss und haben den Anspruch, dass auch in ihrem Unterricht so umzusetzen. Das muss ja scheitern.
    Niemand sagt ihnen, wie das noch mal geht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und das Belastungen zu einem gewissen Grad zum Leben dazu gehören. Stattdessen lesen und hören sie immer etwas von Work Life Balance und merken gleichzeitig, dass immer neue Konzepten genau das Gegenteil bewirken.
    Ich denke, in unserem Beruf kommt und kam es vor allem auf Herz und Humor an. Das hat man immer dabei. Und wenn das ein junger Kollege schon am Anfang nicht mitbringt, frage ich mich, wo das dann im Laufe des Berufslebens herkommen soll????
    Das würde viele Konzepte und Methoden überflüssig machen. Da bin ich mir sicher.


    Und man kann auch wie ein Profi arbeiten (und sich damit vom allgegenwärtigen Wahnsinn abgrenzen) und gleichzeitig empathisch sein.


    Arbeit empfindet man immer dann als belastend, wenn sie sinnlos ist oder so erscheint. Ansonsten ist der Mensch so konzipiert, dass er etwas aushält.

    2 Mal editiert, zuletzt von MarlenH ()

    • Offizieller Beitrag

    Ich denke, in unserem Beruf kommt und kam es vor allem auf Herz und Humor an. Das hat man immer dabei. Und wenn das ein junger Kollege schon am Anfang nicht mitbringt, frage ich mich, wo das dann im Laufe des Berufslebens herkommen soll????
    Das würde viele Konzepte und Methoden überflüssig machen. Da bin ich mir sicher.
    Und man kann auch wie ein Profi arbeiten (und sich damit vom allgegenwärtigen Wahnsinn abgrenzen) und gleichzeitig empathisch sein.


    Arbeit empfindet man immer dann als belastend, wenn sie sinnlos ist oder so erscheint. Ansonsten ist der Mensch so konzipiert, dass er etwas aushält.


    Naja, immerhin sind jetzt "Haut und Haare" schon aus deiner Aufzählung raus, und nur noch Herz und Humor übrig. Dem kann ich mich schon eher annähern. Humor braucht man. Herz insoweit, als dass man zwar ein Profi, aber kein kalter Fisch sein sollte.


    Wie ein Profi zu arbeiten, muss man erst lernen. Da reichen die 2 Jahre oft weltfremdes Referendariat nicht, wo man kleine Brötchen backen oft nicht lernt, sondern große Hochzeitstorten zu gestalten. Diese nachfolgende Berufsanfangs-Lernphase muss, was die Prioritäten angeht, so eingeteilt sein, dass man das Wichtigste solide beherrscht (bodenständige, wirksame Stunden halten, angemessen und ökonomisch korrigieren, eine Reihe / Jahresplan im Überblick/Griff haben, die pädagogischen Grundlagen sicher und ohne Panik meistern).
    Dann kann man sich um die Kür kümmern, die sicher das Berufsleben auch bereichert, aber nicht, wenn man sie a) noch nicht wirklich beherrscht und b) man eh an allen Baustellen über- oder sehr gefordert ist.


    Das halte ich für professionell und das hat m.E. nichts mit geringer Belastbarkeit zu tun. Und ich finde auch nicht, dass das, was du in deinem Post weiter oben forderst -

    Zitat

    Um gut im Beruf zu werden/zu sein, sollte man am Anfang sich mit Haut und Haaren (du hast das Herz vergessen) in den Beruf stürzen.

    - so klingt, als sei das diese professionelle Herangehensweise: "Haut, Haare und Herz" und dann noch hinein-"stürzen". Klingt für mich nicht sehr sinnvoll.


    Ich erlebe Jungkollegen überwiegend nicht als wenig belastungsfähige Jammerer oder von-Vornehereinverweigerer. Und auch nicht als überangagierte Sucher nach dem pädagogischen Märtyrertod. Sondern überwiegend als systematisch (und systemisch) überlastet und deshalb durchaus willig, dem einen Riegel vorzuschieben, wenn man denn wüsste, wie. Dafür machen wir - wenn es unsere Zeit zulässt - Beratungen.

  • Zitat

    Naja, immerhin sind jetzt "Haut und Haare" schon aus deiner Aufzählung raus, und nur noch Herz und Humor übrig. Dem kann ich mich schon eher annähern. Humor braucht man. Herz insoweit, als dass man zwar ein Profi, aber kein kalter Fisch sein sollte.

    Mit der Schnittmenge kann ich leben.


    Zitat

    Dafür machen wir - wenn es unsere Zeit zulässt - Beratungen.

    Was berät man da und wer ist wir????

  • Passiert äußerst selten : Die Äußerungen unserer geehrten Meike finde ich hier gut ! Und dazu treffend !
    Werde mir heute überlegen, ob ich mir bei Meikes Beiträgen gestatten werde, auf den gefällt-mir-Button zu drücken. Wäre ein pädagogisch- historisches Ereignis und für unsere geehrte Meike eine Ehre.


    Auch die Beiträge von MarlenH gefallen mir, bis auf die Stelle mit Haut und Haaren.


    Zitat Meike :

    Zitat

    Meiner Beobachtung nach sind es eher Lehrer mittleren oder noch etwas höheren Alters, vielleicht so eine bestimmte Generation der Studenten der späten 70iger oder frühen 80iger Jahre (?), die diese Haltung haben: "Alles für den Schüler".

    Kann sein, dass Du damit Recht hast, geehrte Meike ! Dazu fehlt mir die vollständige Wahrnehmung, weil genau diese Generation auch bei uns sehr dünn besetzt ist und diese wenigen, die ich kenne, sehr pragmatisch und vernünftig sind.


    Zitat MarlenH. :

    Zitat

    Es fehlt, zumindest hier bei uns, ein wenig die mittlere Generation. An den ganz alten, die teilweise schon rückwärts bis zur Rente zählen , möchten sich die jungen auch nicht orientieren. Und so entsteht der Zustand, den ich gerade erlebe. Das Rad wird ständig neu erfunden mit riesigem Zeit- , Papier- und Arbeitsaufwand. Probleme werden gelöst, die gar nicht erst entstehen würden.

    Zitat

    Arbeit empfindet man immer dann als belastend, wenn sie sinnlos ist oder so erscheint.

    Genauso ist es ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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