Probleme im Klassenrat

  • Mich erinnert sowas immer an Fliegen und den Haufen Sch***e.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Die haben dann den Klassenrat dazu genutzt, jede Kleinigkeit aufzubauschen.Und haben auch gezielt Situationen herbeigeführt, in denen sie dann "geärgert" wurden. Und die anderen zogen mit...
    ...
    Was bei unter anderem noch schief gelaufen ist:
    Gelobt wurde nur Unfug. Oder es wurde darüber versteckt beleidigt.

    Ich zitiere den Ruhrverlag:
    1. Gesprächsregeln: ich rede nur, wenn ich den Redegegenstand habe/ ich rede nur von mir
    2. Positive Runde- was lief gut, was ist gelungen, was gefällt in der Klasse, Schule?
    3. Was ist aus den Ergebnissen vom letzten Mal geworden? wollen wir den Lösungsvorschlag weiter probieren?
    4. welche Anliegen gibts heute? (schriftlich)
    -> Anliegen darstellen, ggf. äußern sich andere Beteiligte (zuhören, ausreden lassen, nicht beleidigen)
    -> wie sieht das Problem von verschiedenen Seiten aus?
    !!-> wie geht es den einzelnen Beteiligten? (Gefühle aussprechen)
    !!-> was wollten die Beteiligten erreichen?
    (noch keine Lösung, Wertung, Problemausweitung)
    5. Lösungssuche (Brainstorming, ohne Wertung)
    -> sortieren und bewerten
    -> Betroffener: zu welchem Vorschlag sagst du ja?
    -> andere Anliegen, die alle angehen: Abstimmung
    -> planen: wer tut was mit wem bis wann?
    6. Ergebnis aufschreiben


    Bsp.:
    X hackt auf Y rum. Lehrer: X, unsere Gesprächsregeln sind klar. Sprich von dir. X: "Y, ich bin genervt, wenn du in meinen Sachen rumwühlst, das bedroht mich (Gefühl/ Folgen für mich). Ich will, dass du die Finger von meinem Zeug lässt (Wunsch)" oder X:"ich ärgere mich, wenn Y dumme Fragen stellt und dazwischen quatscht, weil er immer dasselbe fragt (Gefühl/ Folgen für mich), Y soll sich melden, so wie alle anderen auch (Wunsch)" oder X: "der hat schon wieder angefangen, immer ist der so ein Arsch" Lehrer: Gesprächsregeln! X: "ach ja. Also: als ich vorhin den Ball haben wollte, hat Y ihn mir weggerissen. Das hat mich geärgert, weil ich an der Reihe war" (Gefühl/ Folgen für mich).


    To be continued.


    Pro Regel eine prägnante Bildkarte. Für den Ablauf des Klassenrats Protokoll/ ebenfalls Symbole. Dadurch kommt man erstens von dem ewigen "der hat aber angefangen" weg, zweitens erfährt man ab und an Überraschendes, warum jemand so handelt, wie er handelt (bzw. man kanns als Lehrer ansprechen- gehts um Angst? Wut? dazugehörenwollen? Mobbing ist ja ein Spezialfall, meistens streiten Kinder wegen irgendwas und es artet aus, weil sich jeder bedroht fühlt und null in den anderen reindenken kann), drittens nimmt man den Obercoolen die Plattform und viertens gehts zügig, weil am Ende ein Ergebnis dastehen soll, an das sich bis zur nächsten Woche alle halten.


    Wenn jemand sowas sagt, wie "mir hat gut gefallen, dass du letzte Woche nicht da warst" dann ist es wohl klar, dass derjenige sich sofort überlegen soll, ob er sinnvoll am Gespräch teilnehmen will oder Mathe an seinem Platz machen möchte. Es muss sich ja niemand beteiligen. Und wenn keiner mehr Bock auf das Gequatsche hat, kann man ja stattdessen wieder Unterricht machen... Die Gesprächsregeln helfen zumindest nach konkreten Konflikten ungemein weiter.

  • Interessante Diskussion in der ich viele verschiedene Formen von Antworten finde.... Solche, die mir Rat bieten, solche die mich schmunzeln lassen und solche, die ich erschreckend finde.... Was hätten meine Profs für Schulpsychologie und Lehr-/Lernpsychologie wohl zum Thema "Macht" mit Lehrern zu besprechen, die sich gar selbst als Diktatoren bezeichnen und das auch noch gut und positiv finden.


    Interessant finde ich, dass hier fast ausschließlich Kolleginnen der weiterführenden Schulen geschrieben haben. Schade, ich hätte mir das von jemandem erhofft, der in einer Grundschule arbeitet, da dies ja auch das Forum für die Primarstufe ist.


    Scheinbar gelang es mir nicht meine Ursprungsfrage zu präzisieren, mir ging es nicht so sehr darum, wie man die "Der hat mich geärgert / gehauen / getreten" Themen vermeiden kann, als viel mehr darum, was man NOCH besprechen könnte. Es zeigte sich letzte Woche, dass zum Beispiel das Wiederholen der Regeln für einen Schulausflug und das Festhalten dieser als Beschluss des Rates doch eine deutlich motivierende Wirkung hatte.


    Ich habe übrigens auch nie geschrieben, dass ich die KInder ALLES alleine regeln und bestimmen lasse. Ich bin da ganz auf der Seite der Kollegin hier, die in GB arbeitet. Es werden zum Beispiel Wahlmöglichkeiten gestellt und die Chancen geboten, sich zu bewähren...


    Neues Instrument bei mir ist nun das "Kind der Woche", in dem meine Schüler begründet vorschlagen müssen, warum jemand besonders positiv aufgefallen ist. Das klappt wunderbar. Auch der Umgang mit den Beschwerden wird einfacher. - Die Kinder lernen so langsam Ich-Botschaften zu formulieren.


    Gestern hatte ich mein gesamtes Lehrerkollegium zu Gast in unserem Klassenrat. Alle waren begeistert von der Atmosphäre des wertschätzenden Zuhörens und von der Fähigkeit der Kinder gemeinsam über Probleme und Lösungen (MITEINANDER) zu sprechen.
    Somit erfüllt für mich nach wie vor der Klassenrat wichtige Funktionen in der Schulung der Sozialkompetenzen. Das Einhalten von Gesprächsregeln, der höfliche und respektvolle Umgang miteinander etc.
    Für mich ist mit dem Feedback der Kollegen gestern klar, dass ich weitermachen werde, auch wenn mal Stolpersteine auf dem Weg liegen. ;)




    Und P.S: Kinder können sehr gut unterscheiden, wer sich (verbal oder physisch) aggressiv verhält und wer nicht. Das kann selbst meine 2jährige Tochter.

  • Zitat Jersey :

    Zitat

    Und P.S: Kinder können sehr gut unterscheiden, wer sich (verbal oder physisch) aggressiv verhält und wer nicht. Das kann selbst meine 2jährige Tochter.

    Im Grundschulkontext, was da alles so an komplexen Sozialprozessen stattfindet und nicht einmal Erwachsene richtig durchschauen, wage ich das, hinsichtlich einer differenzierten und ausgewogenen Wahrnehmung, nach wie vor sehr stark zu bezweifeln !


    Aber selbst wenn sie es könnten, wäre es auf keinen Fall gewährleistet, dass Kinder nicht lügen, um einen missliebigen Mitschüler im Rahmen des Klassenrats über die Klinge springen zu lassen. Hinterhältigkeiten funktionieren auch in diesem Alter schon ganz gut. -Wenigstens das !


    Und sowieso bin ich von Beitrag 44 nicht sonderlich beeindruckt. Schreiben kann man ja in idealisierender Weise immer viel.8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Aber selbst wenn sie es könnten, wäre es auf keinen Fall gewährleistet, dass Kinder nicht lügen, um einen missliebigen Mitschüler im Rahmen des Klassenrats über die Klinge springen zu lassen. Hinterhältigkeiten funktionieren auch in diesem Alter schon ganz gut.

    Tja, mal sollte meinen, dass ein gestrenger Lehrer das in den Griff bekommen sollte. Was ist schon "auf jeden Fall gewährleistet", wenn man mit Menschen zu tun hat? Vielleicht haben die vermeintlich strengsten Kollegen auch nur die größten Ängste, dass ihnen die Kontrolle entgleitet- wer weiß.

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