WRS-Abschlussprüfung Deutsch heute-Hilfe gesucht!

  • Liebe Foris,
    ich suche Kollegen, die sich ab heute auch mit der Abschlussprüfung Deutsch für WRS KLasse 10 beschäftigen dürfen und mir helfen können.
    Die Lösunghshilfen geben wie so häufig nur "Individueller Lösung" vor... :(


    Insgesamt fand ich das Thema "Freundschaft" gut und die Prüfung machbar, auch für meine schwächeren Schäfchen...


    Hängen geblieben bin ich am Gedicht "Vertrag" von Rose Ausländer::


    Vertrag


    Einen Vertrag machen
    zusammenhalten


    bis ins Wurzelwerk
    bis zu den strengsten Sternen
    im letzten Himmel


    du und du und du


    Aufgabenstellung:
    Das vorliegende Gedicht behandelt Aspekte des Themas Freundschaft. Die Überschrift "Vertrag" ist ungewöhnlich für dieses Thema. Ein Vertrag ist eine Übereinkunft bezüglich Leistung und Gegenleiastung.
    Hinterfragen Sie die Verbindung zwischen Freundschaft und Vertrag auf der Grundlage des Gedichts.


    So, und das finde ich SCHWER...
    Wer hat Lust und Zeit, mir seine Gedanken dazu zu schreiben?
    Wäre sehr frohüber Hilfestellung...

  • Liebe KollegInnen,
    seid ihr alle schon am Korrigieren?
    Falls hier wirklich jemand die Prüfung Klasse 10 WRS vorliegen hat, könnte er mir Aufgabe 5 auch gleich erklären. Die ist meiner Meinung nach völlig unklar gestellt...

  • Super Gedicht und super Fragestellung. Bin gespannt auf die Antworten und froh, dass ich kein Deutsch dieser Kategorie korrigieren muss :D

  • Am schwierigsten finde ich am Gedicht den letzten Vers, den ich nicht einordnen kann.


    Die Aufgabenstellung finde ich auch schwierig und den Auftrag, kritisch zu hinterfragen, eigentlich unpassend - und auch unklar. Wurde hier von einem bestimmten Ergebnis her gedacht?

  • wenn ich das wüsste...
    bin kurz davor der Verfasserin der Prüfung einen Brief zui schreiben und nachzufragen..

  • Also: die Spannung zwischen Vertrag u Freundschaft gibt es ja durchaus. Ich wuerde sie aber in diesem Gedicht nicht sehen, zumindest nicht in den ersten Versen.


    Man müsste mit Skepsis also den letzten Vers belasten. Aber auf welcher semantischen Basis?


    Die Aufgabe scheint mir zu implizieren, dass das Gedicht den Vertrag oder die Verbindung von Vertrag u Freundschaft kritisch sieht. Und das sehe ich nicht und glaube auch nicht, dass Schüler das sehen.


    Übrigens zieht die Aufgabe auch die Freundschaft etwas aus dem Hut, aber das scheint mir nicht so problematisch.

  • So, habe leider keine Zeit, mich intensiv mit R. Ausländer zu befassen (zum Teil aber tolle Gedichte, muss man sagen - nur eben teils auch hermetisch, ich hatte mal drei Ausländer-Bände zuhause, weiß aber nicht, wo die hin sind...) Weil das Thema aber spannend ist, habe ich die sehr begrenzten Möglichkeiten des WWW in dieser Sache mal genutzt.


    Interessant ist folgende Aussage Hans Benders aus einem Nachwort zu Gedichten Ausländers:


    Zitat

    Rasch, bevor er antworten kann, verrät die Stimme ihr liebstes Wort: „meines heißt / DU“.


    Zu finden hier: http://www.planetlyrik.de/rose…er-noch-ist-raum/2011/10/


    Das komplette Gedicht zum Ausländer-Zitat lautet wohl:


    IMMER WIEDER DU

    Wir wohnen
    Wort an Wort,
    Sag mir
    Dein Liebstes
    Freund


    Meines heißt Du!


    Gefunden hier: http://www.katholische-kirche-…p/gebete-und-gedichte-kkw


    Daraus ergibt sich aus meiner Sicht literaturwissenschaftlich am ehesten folgende Deutung des Gedichtes "Vertrag" inklusive des sehr schwierigen letzten Verses: Es geht um ein "Zusammenhalten" bis ins Letzte, um einen "Vertrag", der zwei Personen bis aufs Äußerste aneinander bindet, wie die relativ leicht zu verstehende Bildlichkeit in der zweiten Strophe zeigt. Der Vers "du und du und du" hätte vor dem Hintergrund der intertextuellen Informationen am ehesten die Bedeutung eines Stammelns des Ichs, das immer nur das wiederholt, was ihm eigentlich wichtig ist. Dies ist die Beschwörung der anderen Person, des Du, bzw. die (imaginierte) Anrede dieser Person, also des Du. Man muss sich vorstellen, dass das Gedicht in einem wiederholenden Sprechen ausläuft, in dem das Ich formuliert, was ihm alles bedeutet: Die Person, auf die die Freundschaft sich richtet.


    Didaktisch sind nun zwei äußerst problematische Dinge zu diagnostizieren:


    1. Hatten die SuS sicher keine intertextuellen Informationen zu R. Ausländer und vielen SuS dürfte doch die Sinnrichtung des letzten Verses verschlossen bleiben. (Während der Text davor eigentlich recht leicht zu verstehen ist.)


    2. Es gilt aus meiner Sicht das, was ich gestern schon vermutet hatte: Das Gedicht spielt NICHT mit einem Gegensatz von Vertrag und Freundschaft (Liebe, Schicksalsgemeinschaft etc.), SONDERN es verbindet die Freundschaft mit dem Vertrag. Die Rede vom Vertrag soll ausdrücken, dass man sich aneinander bindet, sie meint nicht das Gegenteil der Freundschaft - wie sicher in manch anderen Texten - sondern eine Facette der Beschwörung dieser Freundschaft.


    Damit aber läuft die ganze Aufgabe leer bzw. führt sie die SuS in die Irre und ist sie eigentlich nur sehr schwer lösbar. Eigentlich müssten die SuS schreiben: "Eine Verbindung von Freundschaft und Vertrag kann es nicht geben, da... GANZ ANDERS sieht dies jedoch im Gedicht von R. Ausländer aus." Eine solche Antwort ist deshalb aber schwierig, weil die SuS vermutlich Folgendes annehmen werden: Wenn ich etwas "auf der Basis eines Gedichts" kritisch hinterfragen soll, sieht das Gedicht die Sache, die zu hinterfragen ist, selbst kritisch. Das aber ist hier imho gar nicht der Fall.


    Tut mir Leid, aber ich fürchte, da hast Du nun ein echtes Korrektur- und Bewertungsproblem...


  • Die Rede vom Vertrag soll ausdrücken, dass man sich aneinander bindet, sie meint nicht das Gegenteil der Freundschaft - wie sicher in manch anderen Texten - sondern eine Facette der Beschwörung dieser Freundschaft.

    Weiß nicht, also je öfter ich es lese, umso beklemmender finde ich es. "Bis zu den strengsten Sternen im letzten Himmel" ... "du und du und du" klingt für mich ganz anders als "...meins heißt du". Das "du" aus dem zweiten Gedicht ist liebevoll und warmherzig, das aus dem ersten egoistisch.


    ...vielleicht gehts um sowas, wie "jemandem etwas versprochen haben" oder "ein unschönes Geheimnis für sich behalten müssen"...?


  • Weiß nicht, also je öfter ich es lese, umso beklemmender finde ich es. "Bis zu den strengsten Sternen im letzten Himmel" ... "du und du und du" klingt für mich ganz anders als "...meins heißt du". Das "du" aus dem zweiten Gedicht ist liebevoll und warmherzig, das aus dem ersten egoistisch.


    ...vielleicht gehts um sowas, wie "jemandem etwas versprochen haben" oder "ein unschönes Geheimnis für sich behalten müssen"...?


    Das ist interessant, das wäre so eine Art "Mafia-Variante" 8) . Dann gäbe es wirklich einen Abstand zwischen dem Vertrag des Gedichts und "echter" Freundschaft. Aber ob SuS darauf kommen? Und die drei Dus sind auch nicht so leicht zu integrieren, außer rein assoziativ...


    Klar, das Gedicht hat was Strenges (Existenzialistisches). Vielleicht auch, weil das Zusammenhalten(-Müssen) für die Autorin einen anderen Klang hatte als für uns heute.

  • Hallo,

    Die Aufgabe scheint mir zu implizieren, dass das Gedicht den Vertrag oder die Verbindung von Vertrag u Freundschaft kritisch sieht. Und das sehe ich nicht und glaube auch nicht, dass Schüler das sehen.

    ...müssen sie vielleicht auch nicht unbedingt. Das mit der "auf der Grundlage des Gedichts" kann ja auch so gemeint sein, dass man die dort beschriebene unproblematische Verbindung aufgreift und dann kritisiert.

    Man müsste mit Skepsis also den letzten Vers belasten. Aber auf welcher semantischen Basis?

    ... wenn man es will: Die ständige, hämmernde, alternativlose, besitzergreifende Wiederholung ... kann auch Angst machen, oder? :angst:


    Gruß aus Berlin (wo es solche Aufgaben für diese Altersklasse vermutlich kaum gäbe, wäre hier wahrscheinlich schon LK-Abi) :grins:
    traumjob-teacher

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