Seiteneinstieg in pädagogisches Studium?

  • Hi!


    Ich studiere an der TU Darmstadt Maschinenbau im Master und denke schon länger über einen Seiteneinstieg an der Berufsschule nach. Ich habe bei den Fachbereichen bereits nachgefragt, welche Schritte für einen Seiteneinstieg sinnvoll wären und, grob zusammengefasst, die folgenden Informationen erhalten:


    - Berufsschullehrer haben ein spezifisches und ein allgemeinbildendes Fach (u. U. sogar weitere Fächer)


    - Das spezifische Fach studiert man im Bachelor (Bachelor of Education, B. Ed.), hier gibt es z. B. Metalltechnik.


    - Das allgemeinbildende Fach studiert man im Master (Master of Education, M. Ed.), hier gibt es z. B. Mathematik.


    - Holt man ein paar pädagogische Fächer nach (Umfang ca. ein Semester, plus Praktikum bzw. Berufserfahrung), ist der Maschinenbau-Bachelor (Bachelor of Science, B. Sc.) äquivalent zum B. Ed. Metalltechnik und man kann damit den M. Ed. in einem allgemeinbildenden Fach studieren.


    Die TU empfiehlt also einen Seiteneinstieg in einen pädagogischen Studiengang, nicht den Seiteneinstieg in den Lehrberuf nach abgeschlossenem technischen Studium.

    Das hätte wohl den Vorteil, dass dadurch das Referendariat nur 18 anstatt 24 Monate dauern würde und man schon während dem Studium mit pädagogischen Themen in Berührung käme. Hängt man den M. Ed. an den Maschinenbau-Master (M. Sc.) an, sind das nochmal mind. 4 Semester zusätzlich, also deutlich länger als die zusätzlichen 6 Monate Referendariat, die ja immerhin bezahlt sind.


    Konkret interessieren mich 3 Punkte:


    1. Mir erscheint der Mehraufwand eines zusätzlichen Lehramtsstudiums unverhältnismäßig. Was würde dafür sprechen, abgesehen von 6 Monaten weniger Referendariat? Hat man bei der Bewerbung vielleicht deutlich bessere Chancen (z. B. weil man schon während dem Studium Interesse am Lehramt gezeigt hat)?


    2. Natürlich ist auch die Verbeamtung ein Thema. In einem Artikel aus der Umgebung mei stand explizit, dass es für Berufsschullehrer "zumindest für Beamte" eine lebenslange Jobgarantie gibt. Dass es Auswirkungen auf Gehalt & Sozialversicherungsbeiträge usw. gibt, ist mir bewusst. Ist aber z. B. die Jobsicherheit von nicht verbeamteten Kollegen in der Praxis wirklich schlechter?

    3. Nochmal Verbeamtung: "Als Referendar ist man Beamter auf Widerruf, nach dem Referendariat dann Beamter auf Probe", so steht es in dem Artikel. Bedeutet das also, dass man schon zu Beginn des Referendariats erfährt, übwerhaupt drin ist? Widerrufen wird der Status m. W. ja nur, wenn sich die gesundheitliche Lage ändert.

    Habe Vorerkrankungen und es wäre schon gut zu wissen, ob die mich direkt ausschließen würden (privat krankenversichert bin ich schon).


    LG


    Edit: Der zitierte Artikel bezieht sich auf eine Berufsschule in RLP, da komme ich ursprünglich her und das wäre wohl auch mein favorisiertes Bundesland.

  • Hallo und willkommen im Forum!


    Ich versuche einmal einige Fragen zum pädagogischen Vorbereitungsdienst und allgemein zur Verbeamtung zu beantworten, auch wenn ich Förderschullehrkraft in Hessen bin.

    Da du in Darmstadt studierst vermute ich, dass du den Seiteneinstieg auch in Hessen angehen möchtest?


    Nun denn... ;)


    1. Eine Verkürzung des Vorbereitungsdiensts muss man sich sicherlich gut überlegen, die Arbeitsdichte ist konstant recht hoch und man hat sicherlich einen Vorteil, wenn man pädagogische Kenntnisse mitbringt, bzw. vorher schon einmal vertretungsweise an einer Schule gearbeitet hat (z.B. VSS, etc.), um nicht völlig ins kalte Wasser geschmissen zu werden. Uns wurde das in unserem Seminar damals auch angeboten, dass man auf ca. 18 Monate verkürzen kann, empfohlen wurde uns das allerdings grundsätzlich nicht. Das Angebot hat letztendlich auch keiner angenommen, selbst wenn die Noten bis zur Entscheidung "gepasst hatten".


    2. Was die Verbeamtung angeht, versuche ich es kurz zu fassen - das ist ein Thema für sich. :victory:

    Beamte auf Widerruf in Hessen werden zunächst alle Referendare, die eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Man wird nach erfolgreicher Beendigung des Referendariats automatisch nach 21 Monaten Vorbereitungsdienst aus dieser Art von Beamtenverhältnis entlassen, das hat nichts mit dem Gesundheitszustand zu tun.


    Um ins Beamtenverhältnis auf Probe zu kommen, muss man grundsätzlich eine Planstelle nach dem Referendariat angeboten bekommen (durch die Zentralstelle für Personalmanagement in Darmstadt, bzw. als "schulscharfe" Ausschreibung). Das geschieht aber erst, wenn du die zweite Staatsprüfung bestehst du dich bewirbst und:

    • dein Notenschnitt gut genug ist für die Rangliste
    • deine Lehramt gesucht ist
    • deine Fächerkombination gesucht ist
    • du flexibel bist was den Einsatzort angeht.

    3. Bezüglich Vorerkrankungen hast du bereits eine Untersuchung vor dem Vorbereitungsdienst, im Regelfall (außerhalb von Coronazeiten!) eine weitere Eignungsuntersuchung vor Antritt der Planstelle und eine abschließende Eignungsuntersuchung für die Verbeamtung auf Lebenszeit.


    Vorerkrankungen sind nicht per se ein Ausschlussgrund. Du musst schlichtweg beim Amtsarzt wahrheitsgemäß angeben um was es sich handelt. Der Amtsarzt trifft dann die Entscheidung. Beispiele:

    Eine Schilddrüsenerkrankung ist nicht von vorneherein ein Ausschlussgrund, wenn du medikamentös behandelt wirst.

    Bei Übergewicht (BMI >30) sind die Amtsärzte leider wenig kulant. Das ist letztendlich nicht unbedingt eine Vorerkrankung, führt aber in sehr vielen Fällen dazu, dass eine Verbeamtung auf Lebenszeit versagt werden kann.


    Ich würde mich dahingehend bei einer Gewerkschaft beraten lassen im Vorfeld (GEW/VBE) und natürlich mit dem Amtsarzt sprechen, bzw. nach Aufforderung medizinische Befunde aushändigen, wenn es um die entscheidende Frag der Verbeamtung nach dem Referendariat geht.

  • Wow, vielen Dank! Das sind ja schon einmal richtig viele Infos!

    Da du in Darmstadt studierst vermute ich, dass du den Seiteneinstieg auch in Hessen angehen möchtest?

    Nicht zwangsläufig. Ursprünglich komme ich aus RLP, also wäre das wohl sogar wahrscheinlicher als Hessen. Der von mir zitierte Artikel inkl. "als Referendar ist man Beamter auf Widerruf, nach dem Referendariat dann Beamter auf Probe" stammt auch aus einem Artikel aus RLP- hätte ich dazusagen sollen und habe ich jetzt im Einganspost ergänzt, sorry! Zumindest der zitierte Teil scheint sich aber mit Regeln in Hessen zu decken, wenn man auf Anhieb eine Planstelle findet (da hat man mit der Kombi Metalltechnik-Mathe wohl recht gute Chancen).

  • Die TU empfiehlt also einen Seiteneinstieg in einen pädagogischen Studiengang, nicht den Seiteneinstieg in den Lehrberuf nach abgeschlossenem technischen Studium.

    Das hätte wohl den Vorteil, dass dadurch das Referendariat nur 18 anstatt 24 Monate dauern würde und man schon während dem Studium mit pädagogischen Themen in Berührung käme. Hängt man den M. Ed. an den Maschinenbau-Master (M. Sc.) an, sind das nochmal mind. 4 Semester zusätzlich, also deutlich länger als die zusätzlichen 6 Monate Referendariat, die ja immerhin bezahlt sind

    Ob man quereinsteiger ist oder nicht macht für den Vorbereitungsdienst gar keinen Unterschied. Der Vorbereitungsdienst dauert in Hessen im Normalfall 21 Monate. Er kann verkürzt werden (hierzu muss man in den UBs entsprechende Noten haben und es beantragen, das Studium interessiert da niemanden), aber das machen nur sehr wenige. Wenn du nicht unbedingt ein bestimmtes Unterrichtsfach nachstudieren willst, dann macht ein weiteres Studium keinen Sinn.


    Du wirst dich dann eben mit Mathematik oder Physik als Unterrichtsfach begnügen müssen.

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