einigermaßen interessantes Einführen und Üben von sprachlichen Figuren und

  • ... rhetorischen Mitteln


    Ich möchte den Schülern gerne die sprachlichen Figuren und rhetorischen Mittel einigermaßen interessant vermitteln, weil ich den Eindruck habe, dass diese Listen in den Deutschbüchern ja ganz toll sind, aber an den Schülern vorbeirauschen. Ich fände es gut, wenn die Schüler sich das ein bisschen "erarbeiten" müssen, also mal selber analysieren, was da eigentlich "passiert". Habt ihr schon mal was Gutes gemacht oder eine Idee?
    So spontan dachte ich, dass ich vielleicht eine Liste mit drei Spalten mache und entweder ein Beispiel oder eine Erklärung für das Fachwort hinschreibe und die Schüler dann die Erklärung oder das Beispiel finden müssen. Aber das gelbe vom Ei ist das auch noch nicht ....

  • Genau so wie Grammatik sollten sprachliche Figuren und rhetorische Mittel meiner Meinung nach integrativ unterrichtet werden.
    Das heißt, du legst den Schülern einen Text vor, zu dessen Analyse und inhaltlichem Verständnis die zu vermittelten Kenntnisse einen wesentlichen Beitrag leisten. Ein "schönes" Gedicht dazu wäre z.B. Trakls "Grodek". Hier wimmelt es von sprachlichen Bildern (Symbolen, Chiffren..) und rhetorischen Figuren (Oxymorone, Tautologien, Emphasen). Zur "Entschlüsselung" dieses auf den ersten Blick recht krypisch anwirkenden Texte tragen hier die geforderten Fähigkeiten wesentlich bei.


    Ein Behandeln des Behandelns wegen ist meiner Meinung nach wenig motivierend und einsichtig für die Schüler.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

  • Da hast du Recht. Aber die beiden in meinem Angleichkurs - davon einer, der jahrelang in Südamerika gelebt hat, dort zwar auf der deutschen Schule war, aber Probleme hat, Gedichte überhaupt zu verstehen - sagten heute, dass sie unbedingt mal diese Sachen machen wollten. Ich fürchte, dass zumindest der eine bei "Grodek" vor einer kompletten Wand steht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo AK,


    Meistens steige ich in die Übungsreihe dazu ein, indem ich den folgenden Satz an die Tafel schreibe:


    "In diesem Gedicht finden sich 17 Metaphern, 3 Vergleiche, 4 Personifizierungen, ein Euphemismus, 4 Parallelisierungen und 3 Ellipsen."
    (Schüler kichern)


    Was wissen wir jetzt über das Gedicht?
    Genau. Nix. Dann lasse ich mal überlegen, was also der SINN vom Stilmittelbestimmen ist - und fange dann erst an.


    Ich übe Stilmittel indem ich zunächst Beispiele in einzelnen Sätzen /Versen angucken lasse und zunächst mal nur den Effekt und den Sinn des Einsatzes dieses Mittels an dieser Stelle erklären lasse. Das ist nämlich der Knackpunkt, dass Schüler oft ein Stilmittel bestimmen, aber nicht erklären können, was dieses genau in diesem Kontext beim Leser erreichen soll. (siehe oben!)


    Das Gelernte lasse ich dann aktiv anwenden. Die Schüler sollen ein paar euphemistische Umschreibungen erfinden, ein paar Personifizierungen kreieren, oder ein paar gelungene Vergleiche basteln (dafür kann man Preise ansetzen). Oder sie sollen Metaphern erfinden und die anderen müssen raten, wer oder was damit gezeigt werden soll.


    Man kann aus Gedichten mal spaßeshalber alle Stilmittel rausnehmen und durch Prosa ersetzen - sehr lehhreich! Schülerbeispiel:


    Du übst die alten Zauberlieder,
    Du lockst ihn, der kaum ruhig war,
    Zum Schaukelkahn der süßen Torheit wieder,
    Erneust, verdoppeltst die Gefahr.


    Text ohne Stilmittel:


    Die Sehnsucht versucht den Mensch wieder zum Lieben zu bringen
    Die Liebe ist für den, der gerade einen Liebeskummer überstanden hat, sehr verlockend
    Er möchte die Dummheiten, die Teil der Liebe sind, wieder begehen und sich wieder in die Gefahr begeben Liebeskummer zu erleiden
    und diesmal ist die Gefahr des Abschieds oder der Enttäuschung noch größer und somit auch verlockender.


    (gähn) - Gedicht kaputt, Sprache trocken, kein Platz für Phantasie.


    Andersrum geht's natürlich auch: trockene Prosatexte unschreiben und anreichern. Kurze Reden zu witzigen Themen schreiben (gut für Euphemismen, Häufungen, rhetorische Fragen, etc).



    Fürs Metapherntraining vereise ich außerdem nochmal auf diesen thread http://www.lehrerforen.de/oldforum.php?topic=100681752535


    Vielleicht sind ein paar Ideen dabei..
    Gruß
    Meike

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    Einmal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Heike:
    Ist jetzt am Rande von OT: Aber ich finde hier den produktionsorientierten Ansatz didaktisch so nicht in Ordnung. Die Kenntnis rhetorischer Mittel und sprachlicher Figuren hat m.E. einen eindeutig analytischen Ansatz. Es ist ähnlich, wenn ich Begriffe wie "Verb" oder "Substantiv" einführe. Dann lasse ich die Schüler ja nicht 20 dieser Worarten finden, sondern benutze sie in einem erhellenden Kontext zur Analyse.


    Einzige didaktische Begründung für Produktionsorientieurng wäre meiner Meinung nach die Konstruiertheit von Literatur zu erfassen. Das sollte aber in einem literarischen Kontext erfolgen, insofern würde ich deine spannende Idee in den Mittelpunkt dieser Unterrichtsphase stellen, ein von Stilmitteln "entbeintes" Gedicht zu untersuchen/vergleichen/kreieren...


    Meiner Erfahrung nach stellt das Erfasen und Erkennen rhetorischer Mittel keine besonders hohen Anforderungen an die Schüler. Die Analyse von Grodek habe ich z.B. mit schwachen Berufsschulklassen erfolgreich durchgeführt. Wichtig ist nur kleinschrittiges Arbeiten.

    Erziehung ist die organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend.

    Einmal editiert, zuletzt von Timm ()

    • Offizieller Beitrag

    Timm, dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich müssen Stilmittel schlussendlich kontextuell erarbeitet werden, das mache ich ja auch hauptsächlich. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Schüler sie (als Begriff und als Technik) wesentlich sicherer beherrschen, wenn sie sie auch öfter produzieren - dies aber nur zur Übung zwischen den analytischen Übungen, also gerade dann, wenn es darum geht, sie erstmal einzuführen - und das war ja AKs Frage.

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