etwas ernstes

  • Hallo,
    auch wenn sich hier im off topic mehr die heiteren themen tummeln, wollte ich mal etwas ernstes einbringen bzw. fragen. ich habe erst gezögert, dies zu posten, andererseits beschäftigt mich alles so, dass ich dachte, ich probier´s einfach mal.


    ein sehr guter freund von mir ist so sehr an krebs erkrankt, dass er bald sterben wird. im moment ist er gerade dabei, sein begräbnis zu planen. auch wenn ich den gedanken schlimm finde, habe ich davor großen respekt und bewundere ihn dafür. er schreibt zeilen, die vorgetragen werden sollen und sucht die musik aus. auch wenn so etwas vielleicht schwer fällt, finde ich gut, dass er das so macht. und je länger ich darüber nachdenke, möchte ich das auch mal so machen - wenn es denn dazu kommt noch in dieser lage zu sein. macht ihr euch auch solche gedanken - obwohl man nicht krank ist? bei mir ist dieser freund jetzt ein auslöser, dass ich darüber nachdenke. aber ich denke, dass auch sowas im leben platz haben muss...


    wie denkt ihr darüber? hoffe ich habe nicht zu verwirrend geschrieben... habe nämlich gerade echt einen durchhänger.


    leila

  • hallo leila


    ich kann nachempfinden wie du dich fühlst, auch in meinem engen kreis ist jemand an krebs erkrankt :(
    es ist immer schwer, sich mit diesem thema auseinander zu setzen. richtig schwierig wird es dann, wenn es junge menschen betrifft.


    die idee mein eigenes begräbnis auszuplanen ist mir vor ein paar jahren auch schon einmal gekommen, als ein ehemaliger klassenkamerad bei einem autounfall ums leben kam. aber wirklich was überlegt habe ich mir dann doch nicht. teils aus trotz: das kann mir ja nicht passieren, teils aus angst: und was ist wenn mir das passiert.. und irgendwie dachte ich, dass meine planung mit der zeit an aktualität verliert.


    wenn du dich dann besser fühlst, tu es, vielleicht hilft dir das mit der situation umzugehen.


    ich wünsche dir für die nächste zeit viel kraft ,
    sabine

  • Hallo Sabine,
    danke für deine Nachricht!


    Zitat

    aber wirklich was überlegt habe ich mir dann doch nicht. teils aus trotz: das kann mir ja nicht passieren, teils aus angst: und was ist wenn mir das passiert.. und irgendwie dachte ich, dass meine planung mit der zeit an aktualität verliert.


    Genau die Gründe halten mich auch irgendwie davon ab...bzw. deswegen bringe ich es nicht über´s Herz etwas zu planen. Vielleicht mache ich mir "wenigstens" Gedanken über ein Lied, was ich schön finde...


    Danke!
    Leila

  • Liebe Leila,


    für Menschen die krank sind diese "Vorbereitungen" psycholgisch von sehr hoher Bedeutung. Ich weiß das durch meinen Lebengefährten. Er ist 36 Jahre alt, hat erfolgreich gegen die Leukämie gekämpft und wird dennoch nicht mehr lange leben. Er hat einen Gehirntumor und erst vor wenigen Monaten wurde bei ihm eine Epilepsie diagnostiziert, die seine inneren Organe sehr schnell altern lässt. Deshalb ist es durchaus möglich, dass er in 3-4Jahren an Altersschwäche stirbt. Aber viel weiter möchte ich darauf jetzt hier gar nicht eingehen.
    Ich habe zu Beginn unserer Beziehung seine Gedanken im Hinblick auf den Tod überhaupt nicht verstehen können. Hab nicht begreifen können, warum er all diese Vorbereitungen wie z.B. die Auswahl eines Sarges bereits jetzt trifft.
    Doch mehr und mehr ist mir klar geworden, wie wichtig all dies für ihn ist. Für uns, die wir gesund sind, ist es nur schwer nachzuvollziehn. Und ich glaube auch, dass es in unserem Fall wenig Sinn machen würde, ebenfalls all diese Dinge zu planen. Wir würden es nicht mit den gleichen Überlegungen tun und uns würde es nicht unbedingt besser dadurch gehen.
    Das mag natürlich bei jedem anders sein, aber so empfinde ich es.
    Aber vielleicht dennoch einen Tipp für alle, die sich darüber Gedanken machen: Man kann über ein Beerdigungsinstitut eine so genannte Sterbeversicherung abschließen. Im Todesfall sind dann die Bestattungskosten (und die können sehr hoch sein) abgedeckt und die Angehörigen werden nicht auch noch damit belastet. Diesen Gedanken finde ich jedenfalls sehr angenehm.


    Versucht bei allem Stress und Ärger das Leben stets zu genießen!
    Vanessa

  • Hallo Vanessa,
    danke für deine klugen Worte! Die helfen!


    Ich wünsche euch - auch wenn wir uns nicht kennen - viel Kraft!


    LG Leila

  • ich finde es sehr beeindruckend dass dein freund sich darüber gedanken macht und alles schon plant.
    mein grundschullehrer hat uns damals von einem mädchen erzählt, dass es genauso gemacht hat also sich Lieder für ihre Beerdigung gewünscht und so.
    Ich finde das echt wahnsinnig beeindruckend und glaube dass macht es nicht nur für ihn sondern auch für dich "leichter" (ich weiss leicht oder leichter ist in diesem zusammenhang ein doofes wort, aber ich empfinde es so).
    Ich hatte bei mir in der Familie auch 2 Fälle von Krebs. Bei meiner Patentante war es ebenfalls ziemlich klar, dass sie es nicht überleben wird aber weder sie noch ihr mann haben es an sich herangelassen und ich als jüngste der Familie (damals 17 aber halt trotzdem "die kleine") wurde auch möglichst "rausgehalten" und ich glaub dass ihr Tod deshalb trotz allem irgendwie unerwartet kam. Ich weiss nicht ob ihr mich versteht aber man hat es einfach nicht an sich herangelassen. Ich wusste zwar dass sie wohl bald sterben wird aber dadurch dass sie selber es nicht an sich herangelassen hat konnte man ja nie richtig drüber reden oder sich richtig darauf vorbereiten. Ich weiss net ob ihre meine Gedanken ein bissl nachvollziehen könnt aber ich glaub ich hätte es besser gefunden bewusster Abschied nehmen zu können. Nicht ganz ein Jahr später ist dann meine Mutter am selben Krebs erkrankt wie ihre Schwester. Man hat es zum glück früher bemerkt und die chance auf heilung standen sehr gut. Trotzdem hat sie sich glaub ich ganz bewusst damit auseinandergesetzt was passieren könnte (eine op birgt ja immer risiken) und hat jedem von uns Kindern bevor sie ins KH aus eine Karte geschrieben auf der auch steht wie sehr sie uns liebt usw. sie hat es geschafft, der krebs gilt momentan als besiegt aber wenn sie bei der op gestorben wäre hätte ich eine Art Abschied und eine Art Erinnerung gehabt.
    Gestern hab ich übrigens auch etwas ähnliches aus Afrika gelesen:

    Zitat

    Plan unterstützt aidskranke Eltern dabei, Erinnerungsbücher für ihre Kinder zu verfassen, in denen sie die wichtigsten Ereignisse ihres Lebens festhalten. Beatrice Muwa, Gesundheitsberaterin für Plan in der Provinz Tororo in Uganda, hat das Memory-Book-Projekt ins Leben gerufen. Sie sagt: „Die Bücher helfen Eltern, ihre Gefühle, ihre Gedanken und Erfahrungen in Worte zu fassen. Das ist ein schwerer Prozess für viele Afrikaner, da es nicht üblich ist, über den Tod zu sprechen, bevor er eintritt. Die Erinnerungsbücher helfen aber auch den Kindern, die Trauer zu bewältigen, und werden ihr wertvollster Besitz.“
    Die Erfahrung zeigt, dass Kinder aidskranker Eltern die Trennung weitaus besser verarbeiten, wenn sie die Möglichkeit erhalten, darüber zu sprechen, während die Eltern noch am Leben sind. Das Memory Book schenkt den Kindern später Trost. Wenn sie es lesen, ist es, als sprächen die Eltern zu ihnen. Henning Mankell: „Die Erinnerungsbücher handeln davon, dass die Kinder Augenkontakt mit ihren verstorbenen Eltern haben können. Erinnerungen an Hände, die man tief in seinem Inneren bewahrt, Worte und Stimmen, an die man sich nur vage erinnern kann, wie an etwas Fernes aus einem Traum.“*


    Ich finde es also gut wenn man sich Gedanken macht wenn der eigene Tod voraussehbar (Krankheit, hohes Alter...) ist.
    Ich hoffe es hilft auch dir.
    Ich weiss wie schwer es ist aber wenn man sich vor dem Thema drückt isses noch schwerer.

  • Ich finde es gut, dass dein Freund so etwas macht. Das ist seine Art, mit seinem Schicksal umzugehen. Bei der Erkrankung Krebs wird dem Betroffenen leider viel zu häufig alles aus der Hand genommen, der Krebs macht mit ihm, was er will. Man ist wirklich hilflos.
    Seine eigene Beerdigung zu planen, hilft vielleicht etwas aus der Passivität herauszukommen und nicht nur zu erdulden, sondern sein Schicksal selber zu beeinflussen - in dem Rahmen, der dann überhaupt noch möglich ist. Das gibt den Kranken auch Sicherheit, dass alles bis zum Ende geregelt ist, wenn sie gehen müssen. Und das ist gut so, sonst können sie nicht abschließen - es muss vorher alles erledigt sein.


    Es tut mir Leid, dass dein Freund so schwer erkrankt hast. Ich habe gerade selber vor kurzem meinen Vater an diese Krankheit verloren. Mein Vater wollte nicht seine Beerdigung planen, aber sonst hat er alles bis ins Letzte durchgeplant. Das hat ihn ruhiger gemacht. Hilf' deinem Freund bei seinen Planungen, das wird ihn auch ruhiger machen. Lass' ihn nicht alleine!
    Es gibt ein sehr gutes Forum zu Krebs: http://www.krebs-kompass.org. Vielleicht schaust du da mal hinein??


    LG, Britta

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