Bewertungsfloskel unter dem Aufsatz

  • Hallo,


    ich habe folgendes Problem. Ich unterrichte Deutsch in einer dritten Klasse und habe 4 Schüler, die in der NOtengebung zwischen 3,5 und 4 schwanken.
    Ich weiß nun nicht, was man als allgemein positive Wertung unter den Aufsatz schreiben könnte, wenn die zuvor besprochenen PUnkte (treffende Wortwahl, Variation der Satzanfänge, ...) nicht beachtet wurden und die Aufsätze banal gesagt einfach schlecht sind.


    "Du hast einen schöne Geschichte geschrieben?" Damit lüge ich doch, wenn einer meiner Schüler bei einem Aufsatz nur 5 Sätze schreibt und dies überhaupt keine Geschichte ist bzw. eine völlig zusammenhanglose Aneinanderreihung von Sätzen darstellt.


    Wie handhabt ihr das?


    Danke für Tipps


    Dani

  • Hallo Dani,


    nein, ich denke auch, anlügen kannst du die Schüler nicht. Das werden sie mit Sicherheit bemerken, weil sie sich oftmals schon darüber bewusst sind (nicht alle, aber die meisten), dass ihre Leistung nicht wirklich gut ist.
    Aber du schreibst ja, dass du zwischen 3,5 und 4 schwankst. Insofern muss es ja etwas geben, was du als ausreichend anerkennst. Da ich deine Bewertungskriterien nicht kenne, kann ich dir keinen konkreten Tipp geben. Warum hast du eine 4 gegeben und keine 5 oder 6? Beziehe deine Bemerkung darauf.
    Das könnte z.B. so etwas sein. " Du hast eine gute Idee gehabt. Schreibe bei der Berichtigung ausführlicher und denke an die Satzanfänge."
    Ich selbst schreibe bei Arbeiten übrigens nicht nur eine wertende Bemerkung dazu, da ich die Wertung ja ohnehin schon in der Note kundgebe, sondern versuche konkrete Tipps zu geben, was die Schüler noch verbessern müssen. Dem stelle ich allerdings immer voran, was an der Arbeit schon gut war. Es sei denn, der Schüler hat eine 6 geschrieben.


    Gruß,
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

  • Hallo!


    Ich schreibe auch immer irgendetwas was ich ganz gut fand:
    "Deine Idee hat mir gefallen" oder "Deine Satzanfänge sind schon viel besser geworden" etc.


    Es ist oft schwierig. Ich habe diese Woche auch Aufsätze korrigiert und mich nervt das auch total an, dass z.B. die Kinder, die sprachlich benachteiligt sind, weil sie aus einem anderen Land kommen, einfach schlechtere Karten von vornherein haben.
    Oft gebe ich aber diesen Kindern noch persönliche Rückmeldungen, wenn ich die Arbeiten zurückgebe und sage Ihnen, wie toll ich es finde, dass sie sich so angestrengt haben o.ä.


    Fabula

  • Ich kenne das Problem zur Genüge. Sie liegen auf meinem Schreibttisch, habe es bis jetzt noch nicht geschafft mich aufzuraffen (ächz)
    Also ich gebe konkrete Verbesserungstipps. Ich habe zum ersten Mal ein drittes Schuljahr, habe jetzt zwei Korrekturen hinter mir und bin immer noch nicht so ganz glücklich. ALlerdings erstelle ich mir zuerst ein Raster ==>siehe auch Wagner: Formen schriftlichen Sprachgestaltens und dann klappt es besser. Die persönliche Bewertung sollte immer Verbesserungstipps enthalten.
    CIAO Gslehrerin3 :)

  • Hallo ,


    meine Schü schreiben ihren Aufsatz zunächst auf ein normales Blockblatt. Dieses nehme ich dann mit nach Hause, korrigiere es auf Rechtschreibfehler. Zudem gebe ich Schreibtipps (z.B. Kontrolliere deine Satzanfänge! oder Stehen alle Tunwörter in der Vergangenheit?). Am darauffolgenden Tag können die Kids ihren Aufsatz jetzt ausgehend von diesen Tipps verändern und ins Reine schreiben. Diese Version wird dann benotet. Jedes Kind hat also eine persönliche Hilfestellung erhalten, bevor es an die Endfassung geht.


    Die Bewertung mache ich dann folgendermaßen:
    Ich habe zu den verschiedenen Aufsatzthemen Bewertungskriterien. Hier z.B. die Seite, die ich unter eine Bildergeschichte klebe. Ich kreuze das jeweils passende an und markiere es farbig. So haben die Kids eine detaillierte Auflistung zu ihrem Aufsatz.


    Bildergeschichte
    Überarbeitung:
    o Du hast die Schreibtipps gelesen und deine Geschichte noch einmal verändert. Toll!
    o Du hast die Schreibtipps leider überhaupt nicht genützt und deine Geschichte gleich gelassen. Schade! / 2


    Genauigkeit:
    o Du hast die Bilder genau betrachtet und viele Einzelheiten erzählt. Prima!
    o Betrachte die Bilder genauer. Du siehst bestimmt noch mehrere Einzelheiten! /3



    Gliederung:
    a) Einleitung:
    o Deine Einleitung ist kurz und führt den Leser gut in die Erzählung ein. Toll!
    o Du musst noch: ð den Hauptpersonen Namen geben.
    ð den Handlungsort beschreiben
    ð erwähnen, wann die Geschichte spielt. /2
    b) Hauptteil:
    o Du erzählst das Ereignis in allen Einzelheiten und auf den ausführlichen Höhepunkt zu. Klasse!
    o Du musst noch: ð im Hauptteil das Ereignis in allen Einzelheiten und auf den Höhepunkt hin erzählen.
    ð deinen Höhepunkt ausführlich gestalten. Was sehen, sehen, sagen, denken, hören und fühlen die Personen? /3
    c) Schluss:
    o Du hast dir einen guten Schluss einfallen lassen. Prima!
    o Du hast leider keinen Schlussatz geschrieben. /2



    Textgestaltung
    a)) Du wechselst deine Satzanfänge
    ð häufig ð gelegentlich ð selten /3

    b) Die Erzählzeit (Vergangenheit) hältst du
    ð fast immer ð nicht immer ð selten ein. /3


    c) Du hast eine Überschrift
    ð Ja ð Nein. /1
    Sie ð macht neugierig und verrät nicht zu viel. ð passt nicht zu deiner Geschichte ð verrät zu viel. /1


    Note: Unterschrift: /20



    Unter
    http://www.grundschul-lehrer.de/links/AB_diverses/Aufsatz/
    kannst du andere Bewertungsraster anschauen und sie dann auf deine Bedürfnisse hin verändern.


    Gruß Annette

  • vielen dank nochmal für eure zahlreichen antworten.


    bisher habe ich auch immer noch eine halbe seite unter den aufsatz geschrieben, tipps inkusive. werde wohl ab jetzt aber erst einmal auf konzeptpapier schreiben lassen, darauf die tipps und dann mal sehen,was dabei rauskommt. wird aber wohl ein viel größerer zeitaufwand werden, beide sätze zu korrigieren. und das bei prüfungen, u-besuchen etc.

  • JA, der Zeitaufwand ist größer. Aber das Aufsatzschreiben wird so authentischer. Oder schreibst du Seminararbeiten in einem Ruck durch? Ne, du setzt dich auch nochmal hin, um zu überlegen, verbessern, verändern. Und so machen es ja auch die "großen" Schriftsteller. Ich finde, die Kids haben ein Recht darauf, das zu wissen und so halbwegs realitätsnah ihre Aufsätze zu schreiben.
    Ich habe ürbrigens ne dritte Klasse in Deutsch und das funktioniert recht gut und sie kapieren auch den Sinn dahinter.


    Gruß Annette

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