Bewertung im offenen Unterricht - Konkrete Beispiele

Hallo leppy,

da ich beim Wochenplan immer fast alles von allen Kindern gezeigt bekommen will, habe ich eine gute Übersicht, wer wann was macht bzw. nicht macht. So bin ich mit allen SuS ständig im Gespräch (einzeln), was sie am besten zuerst machen, oder wo sie Schwierigkeiten haben.
Daneben gibt es auch ein Zwischengespräch mit der Klasse, wo alle Kinder erzählen, was sie schon gearbeitet haben. Am Ende sollen sie auch sagen, wie sie den Plan fanden, ob sie fertig wurden, und wenn nicht, woran es gelegen hat ihrer Meinung nach.
Beim verbalen Beurteilen im Zeugnis habe ich also mit der WP-Arbeit keine Probleme. Es hängt aber mit daran, dass ich trotz freier Arbeitsform ziemlich viel kontrollieren will.

Gruß venti

Ich arbeite in den 3. & 4. Klassen mit Selbstevaluationsbögen (was für ein Wort!). Die habe ich mal für ein Schulentwicklungsprojekt einer privaten Stiftung aus amerikanischen entwickelt und für meine "normale" Grundschule ein wenig abgewandelt.

Es gibt Bögen für Partnerarbeit, bei denen sich die Schüler gegenseitig einschätzen, für Gruppenarbeit und auch, wo sich der Schüler selbst einschätzen muss. Diese Bögen schaue ich mir nach manchen Stunden - eher unregelmäßig - an & gebe manchmal Kommentare.

Beispiel:
Gestern eingesetzt: ein Bogen mit 2 Selbsteinschätzungsfragen:
------------------------------------------------------------
1) Wie war die Aufgabe für dich? Kreuze an!
viel zu schwer
zu schwer (auf dem AB Smilie mit Gerade als Mund)
genau richtig
zu leicht
viel zu leicht

2) Wie aufmerksam warst du in dieser Stunde? Kreuze an!

0 % aufmerksam
30 % aufmerksam
70 % aufmerksam
100 % aufmerksam
-----------------------------------

Es ist sehr interessant, wie sich Schüler selbst einschätzen! Z.T. sehr realistisch, z.T. aber auch seehr... Z.B. ein Schüler, der die ganze Stunde gestört hat, auf leichte Fragen nicht antworten konnte (z.B. sollte er gerade getroffene Aussagen eines Mitschülers wiederholen) - der kreuzte doch glatt an "100 % aufmerksam". In solchen Fällen gibt's einen Zusatz:

"So hat dich deine Lehrerin gesehen" und das entsprechende Feld (30 % aufmerksam) angekreuzt.

"Beratungsgespräche" gibt's bei mir im Rahmen von Projektarbeit (meine 3. Deutschklasse organisiert sich gerade eine Weihnachtsfeier - das Ganze in Gruppen). Hier nehme ich mir pro Gruppe und Woche 10 min Zeit und bespreche mit ihnen Konflikte, Arbeitsfortschritt etc.

Die Schüler "mögen" die Form der Selbsteinschätzung und der Beratungsgespräche (Rückmeldung an mich!) - will man jedoch effektiv mit Selbstevaluation arbeiten und die Fähigkeit der Schüler, sich selbst realistisch einzuschätzen und andere einzuschätzen, ohne kränkend zu sein, trainieren, bedarf es m.M. nach der steten Arbeit mit diesem System (alle Lehrer führen es durch) und auch die Abkehr vom 45-min-Takt. Sonst heißt es ständig "oh, es klingelt doch in 2 min, Frau xy, wir müssen noch die Zettel..."

Ein "Zuviel" an "Zetteln" versuche ich übrigens zu vermeiden.
Ähnlich wie die Schüler sich selbst einschätzen sollen, lasse ich mich manchmal von ihnen einschätzen (anonym, Zettel in Briefkasten). Nachdem sie zu Beginn sehr skeptisch waren und dachten, ich würde sie an ihrer Schrift erkennen und maßregeln, sind sie jetzt sehr offen. Es kommen nicht nur negative Sachen ("Mir hat nicht gefallen: dass du so lange geredet hast" ) sondern auch "Mir hat gut gefallen: dass du so oft mit uns gelacht hast."

Meine Kollegen sind sehr skeptisch und praktizieren das System nicht. Ich wende allgemein gern verschiedene Methoden an, die sonst in der GS scheinbar nicht auftauchen - z.B. die Kartenabfrage - und so auch die Evaluation.

LG, das_kaddl

leppy: ich kann dir gern mal so einen Bogen mailen! Nur deine Mail-Adresse ist im Orkus des 11.11. verschwunden!

Ich arbeite ähnlich wie das_kaddl.

Nach Arbeitsphasen wird reflektiert. Mal mündlich, mal schriftlich.

Die Kids äußern sich zu den Fragen:

- Was habe ich heute geschafft? (Bezug zu Tagesplan, Stationen)

- Was war schwer? Was war leicht?

- Was habe ich gelernt?

...

Auch müssen die Schü nach der Fertigstellung von Arbeitsmappen (themenbezogene freie Arbeit) o.ä. immer aufschreiben, was schwer war, womit sie Probleme hatten, etc.

Gruß Annette

Hallo Leppy,

Zitat

leppy schrieb am 15.11.2004 18:29:
Hallo ihr Lieben,

ich beschäftige mich gerade für meine Prüfung in Allgemeine Didaktik mit dem Thema "Leistungsbewertung im offenen Unterricht". Die ganze Literatur ist ja schön und gut. Da ist von Schülermitbewertung, Schülerselbstbewertung, Prozessbewertung, Portfolio, Bewertungsbögen usw. die Rede.

ich beschäftige mich gerade mit meiner 2. Staatsexamensarbeit, die ich am Tag deiner ersten Prüfung abgeben muss

Ich hatte ja in meinem vorigen Posting schon meine Evaluationsmethoden erklärt, die ich u.a. auch in meiner Examensreihe angewendet habe. Nun fehlt mir noch ein bisschen Theorie zu diesen Methoden. Leppy, ich habe dich so verstanden, dass du einen guten Überblick über "diese ganze Literatur" hast. Kannst du einige empfehlenswerte Beispiele nennen?

Herzlichen Dank und alles Gute für 2005!
das_kaddl

Hallo Leppy,

vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Das eine oder andere habe ich sogar hier im Regal stehen. Mal sehen, was ich zitierend verwenden kann!

Liebe Grüße,
das_kaddl