Springen

  • Ab nächste Woche bekomme ich ein Kind aus der ersten Klasse in meine 2. Klasse. Mit der Mutter und der Erstklasslehrerin ist abgemacht, dass das Mädchen probeweise etwa 4-6 Wochen die 2. Klasse besucht, und wir dann schauen, wie es sich entwickelt. Wenn alles gut geht, kann sie dann bis Schuljahresschluss dableiben. Die jetzige Klassenlehrerin befürwortet den Sprung zwar nicht, war aber auf Druck der Mutter bereit mit mir über einen Sprung auf Probe zu reden. Kognitiv sei das Mädchen zwar soweit, würde also im Rechnen bestimmt keine Probleme bekommen. Aber nach ihrer Aussage stimmt ihr Arbeitsverhalten nicht. Schlampige Schrift, sehr viele Fehler beim Abschreiben und oft keine Hausis. Das mit den Hausis kann ich aber verstehen, da in dieser Klasse leider null Differenzierung abläuft, erklärt sie zuhause, ich kann doch eh schon bis 20 rechnen, warum soll ich das machen? Das Mädchen ist im Moment soweot, dass es gar nicht mehr zur Schule gehen will. Ich stehe dem probeweisen Sprung sehr offen gegenüber, weiß nur nicht so recht, wie ich dem Mädchen am besten helfen kann, da es auch mein erster Durchlauf von Klasse 1/2 ist und meine erste Klasse nach dem Ref. überhaupt. Bei mir wird sehr viel mit freier Arbeit, Wochenplan, GA etc. gearbeitet.Das Mädchen wurde bisher nur frontal unterrichtet. Das Hauptproblem sehe ich in der Schrift. Sie kann naütrlich nur die Druckschrift, schreibt diese wie gesagt, sehr schlampig. Soll sie die VA zuhause alleine nacharbeiten? Oder soll ich ihr im Rahmen des Wochenplans auch Schreibblätter geben? Geschichten hat sie auch noch keine geschrieben, da in dieser Klasse die Auffassung herrscht, wir schreiben erst, wenn wir alle lesen und schreiben können. Da fehlt ihr doch auch sehr viel, was ich in den letzten Wochen bis zur 3. Kl. nicht aufholen kann. Oder doch? MEine Frage, an vor allem die erfharen GS-Lehrer, Heide und Flip. was kann ich am besten tun? HAbt ihr vielleicht mit Springern ERfahrung? Soll sie in den HEften umsteigen auf 2. Klasse? D.h. in MAthe ab jetzt kleine Kästchen und im Schreiben 2.Klasslineatur? Bisher hatte sie nur ein Schreiblernheft (von LAndre mit Häuschen). Es wäre toll, von euch zu hören, da ich dem Kind endlich zum Spaß an der Schule verhelfen möchte.
    Liebe Grüße
    Meike<br>

  • In meinem letzten Durchgang hatte ich auch ein Kind, das bereits 4 Wochen nach der Einschulung in mein 2.Schuljahr sprang. Es hat überhaupt keine Probleme gegeben. Sie war innerhalb kürzester Zeit wieder leistungsmäßig an der Spitze. Einen weiteren Sprung hat sie abgelehnt, weil sie in der Klasse viele Freundinnen hatte und nicht mit gleichschrittigem Unterricht konfrontiert wurde. Es wird auch irgenwann im sozialen Bereich problematisch, wenn der Altersunterschied zu groß wird.
    Sehr junge Kinder haben oft noch feinmotorische Schwierigkeiten. Die Handmuskulatur ist häufig noch nicht richtig ausgebildet. Lass das Mädchen ruhig weiter drucken und biete ihm nebenher einen Schreibschriftlehrgang an, der schneller zu bearbeiten ist. Viele Verlage bieten Lehrgänge an, die man nach Abschluss des Leselehrgangs einsetzen kann. Wenn du ihr einmal erklärt hast, worauf sie beim Üben achten muss, wird sie völlig selbständig arbeiten.
    Schlampige Schrift und viele Fehler können aber auch auf eine Unterforderung hinweisen. Fordere sie heraus und schau, was passiert! HB-Kinder brauchen keine zusätzlichen Aufgaben, sondern andere, die ihre intellektuellen Fähigkeiten herausfordern. Bei meiner Schülerin waren nach dem Sprung sämtliche psychosomatischen Störungen wie weggeblasen.
    Wenn es dich interessiert: Es gibt ein Forum für Eltern von HB-Kindern. Es heißt Pfiffikids. Wenn du dich dort etwas durchliest, findest du vieles, was du im Umgang mit solchen Kindern gebrauchen kannst.
    Heidi<br>

  • Liebe Maike, ich habe leider keine Erfahrung mit Kindern, die überspringen. Ich würde das Kind erst mal auf die Klasse zukommen lassen und schauen, wie es sich einfügt - sozial und von der Lernbereitschaft. Wenn das Kind wirklich zum Überspringen reif ist, wird es die Rückstände schon schnell aufholen, glaube ich. Es ist bei mir häufig so, dass ich Schüler aus anderen Schulen bekomme oder Kinder, die gerade nach Deutschland gekommen sind, also erhebliche Lernniveaus herrschen. Stimmt das Arbeitsverhalten und Sozialverhalten, so ist die Eingewöhnung leicht.
    Mehr kann ich leider dazu nicht raten.
    flip<br>

  • Danke Heidi,
    das die schlampige Schrift auch ein Zeichen für Unterforderung sein könnte, hab ich mir auch schon gedacht. Ich habe mich gerade mal etwas im Pfiffikids-Forum umgesehen, das war ein wirklich guter Tipp. Dort werde ich gleich noch ein bisschen weiterlesen. Total hilfreich, die Probleme begabter Kinder mal von der Elternseite her zu lesen. Ich hatte übrigens eben noch ein Telefonat mit der Klassenlehrerin, die ja wie gesagt gegen den Sprung ist. Zitat: Lass sie bitte so richtig auf die Nase fallen, damit sie kapiert wies läuft. Als ich sie fragte, warum sie ihr nicht in Mathe 2.Klassaufg. gegeben hat, ihre ANtwort: Im LP sthet Rechnen bis 20 und basta. Wieso soll ich dann über den Zahlenraum hinaus gehen?
    Feinmotorisch hat das Mädchen laut Aussage der Mutter wirklich nohc Probleme. Sie ist auch erst im April 7 geworden.
    Ich werde sie natürlich erstmal drucken lassen. Heidi, was würdest du im RS machen? Wir haben natürlich schon einiges behandelt, sie schreibt aber noch lautgetreu (was ja auch normal ist, Mitte 1. Klasse), aber das kann ich doch jetzt nicht mehr aufholen, bis Ende der 2. Klasse, oder? Ich mache weniger Diktate, sd. arbeite mehr mit Wörterlisten und sonstigen ÜBungen. Aber RS alleine kann ja dann doch nicht das Kriterium für Sprung ja oder nein sein. Das wird übrigens dann gemeinsam von Direx, Klassenlehrerin und mir entschieden werden. Ich mach mir nur so viele GEdanken, weil ich an unserer Schule die einzige bin, die Freiarbeit, Freies Schreiben, Anlauttabelle, keine Fibel etc. macht. ÜBrigens mit voller Unterstützung der Eltern meiner Kinder, die alle begeistert sind. Aber auch die Drittklasslehrerin, die meine Kinder ab september übernimmt, macht leider nur gleichschrittigen Frontalunterricht, von daher habe ich Angst wie es mit dem Mächen weitergeht, wenn sie springt. Die Drittklasslehrerin macht sowieso in letzter ZEit immer mehr blöde Bemerkungen in Richtung, "ja, ja, wenn sie zu mir kommen, stellt sich erst noch heraus, ob die "neuen" Methoden wirklich so gut sind." Meine Kinder arbeiten sehr selbstständig an ihren jeweiligen Wochenplänen, wenn sie morgens kommen. Als ich letzte Woche 2 Tage krank war, hat sie mich morgens vertreten. Kommentar:"Das ist ja furchtbar. Die Kinder kommen nicht und sitzten ruhig an ihren Plätzen, nein, da ist sofort eine Unruhe in der Klasse, jeder fängt an zu arbeiten, dann noch so durcheinander, der eine schreibt eine Geschichte, der andere rechnet, der dritte sitzt am Computer etc." Ich war so stolz, dass sie auch ohne mich arbeiten können.
    Ganz liebe Grüße
    Meike
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  • Lass dich bloß nicht madig machen. Kinder, die selbständig arbeiten und nicht wie bei einer Dressur alles machen, was ihnen vorgekaut wird, sind starke Persönlichkeiten. Sie kommen überall zurecht. Ich weiß ja nicht, in welchem BL du arbeitest, aber sicher wird auch dort in den RL stehen, dass jedes Kind das Recht auf Fordern und Fördern hat. Das funktioniert nicht im gleichschrittigen Unterricht. Du musst einfach mal die RL lesen und alles unterstreichen, was deine Art, die Kinder lernen zu lassen, unterstützt. Dann hast du jederzeit Argumente parat.
    Zu RS: Lass sie viel frei schreiben und schau, welche Fehler sie dabei macht. Suche die einen Fehlerschwerpunkt heraus und gib ihr eine passende Übung. Das praktiziere ich mit meinen Kindern auch. Dabei benutze ich die Leßmann-Kartei und das Robischon-Material. Eventuell kannst du ihr auch das Sammelbuch von Peschel geben. Es heißt "Der Sprachforscher:Rechtschreiben".
    Hier noch ein kleines Highlight, aus dem ersichtlich wird, wie Kinder reagieren, die wissen, dass man ihnen etwas zutraut. Heute kam eine Kollegin zu mir, die eine Sportstunde bei meinen Kindern hatte. Sie wollte mit den Kindern einen Rollbrett-Führerschein machen. Während der Stunde merkte sie, dass sie allein gar nicht alles überprüfen konnte und überlegte, was zu tun sei. Die Kinder nahmen ihr die Entscheidung ab. Sie sagten:"Wir können dir dabei helfen." Sie hatten schnell ein Prüfersystem entwickelt und arbeiteten im Team.
    Heidi
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  • Alter Beitrag, aber meine Frage passt halt dazu ;)


    Mal ganz grundsätzlich, ist ein Springen jederzeit im Schuljahr möglich?


    Einem Schüler (bzw. dessen Eltern) wurde jetzt zum Halbjahr geraten, nach den Sommerferien eine Klasse weiter zu springen.
    Ist es nicht sinnvoller jetzt eine Probephase zu machen und dann ggf. vor den Sommerferien zu springen?


    Petra

  • Heidi, durch die Schulordnung wurschtel ich mich gerade.
    Aber ich finde mich grad gar nicht zurecht...
    Wo in etwa steht denn was dazu? ?(


    Petra

  • Bei uns steht es unter dem Punkt "Versetzungsverfahren, Vorversetzung".
    Da heißt es "Die Entscheidung über eine Vorversetzung wird in der Regel zum Schuljahrsende getroffen. Da aber auch die Vorversetzung eine vorrangig pädagogische Entscheidung ist, sind auch Zwischentermine möglich, wenn sie sich im Einzelfall als sachgerecht erweisen."


    Heidi

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