Beiträge von tina40

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    Wieso beklagst Du Dich eigentlich ? Auf Staatskosten ermöglicht man Dir die vormittäglichen Ringkampf-Trainings-Einheiten ! Das hält fit, und abends brauchst Du dafür nicht mehr ins Fitness-Studio ! 8)

    Genau, man muss das positiv sehen - ein täglicher Adrenalinstoß gratis. ;) Und außerdem sind die Schüler bestimmt total glücklich in der Regelschule - das sieht man schon den strahlenden Gesichtern an! Gerade solche kommen immer sooo gerne und werden so herzlich aufgenommen. ;)

    So ähnlich wie Edda erlebe ich den Schulalltag auch, nur dass bei und kein teamteaching angekündigt ist sondern schon mehrfach kommuniziert wurde, dass die Förderschullehrer nur den ganz harten Kern behalten und ansonsten zum Testen und Beraten eingesetzt werden. Heißt: Ich schreibe einen vierseitigen Antrag, irgendwann, teilweise Monate später wird der Schüler getestet, weitere Wochen später wird schriftlich bestätigt was ich eh schon wusste und in zwei Zeilen stichpunktartig erklärt, was ich dagegen tun kann. Das reicht mir aber nicht.


    In meiner Schwangerschaft war ich mobil und wurde wochenlang stundenweise in einer Klasse eingesetzt, in der sehr schwierige Schüler waren. Hochschwanger im Obergeschoss ohne andere Lehrer weit und breit versuchte ich Englisch, Freitag 6. Stunde zu unterrichten und musste mehrmals ineinander verkeilte Schüler trennen. Einer davon kam dann kurz danach in dieses Bootcamp, das von diesem ehemaligen Boxer geleitet wird, der ab und an im TV zu sehen ist. Da weiß man nicht mehr, ob´s noch zum Lachen ist oder schon unzumutbar.


    Lustig sind auch die Schüler, die aus sozialpädagogischen Heimen als "untherapierbar" zurückkehrern, mehrmals schon durch Gewalt gegen Schüler und auch Lehrer aufgefallten sind und dann Dank Schulpflicht in der Regelklasse sitzen. Das muss ich nicht noch häufiger haben - für Ringkämpfe fühle ich mich langsam zu alt. ;)

    Ich denke auch, wie reden da teilweise aneinander vorbei. Die Angst ist doch, bei völlig gleichen Rahmenbedingungen einfach Schüler vorgesetzt zu bekommen, mit denen man nicht weiß, was man genau machen soll bzw. wohin die Reise eigentlich geht. Wenn das Ziel nur lautet eine Weile zu verwahren, Möglichkeit zu Kontakten zu geben und dann an die Förderberufsschulen weiterzureichen, dann finde ich das auch etwas dünn - da kommen die Schüler an den Förderschulen aber oft weiter.


    Bis jetzt gab es aus meiner Sicht den Hauptschullehrer als Beruf an sich - damit war ich generell ausgelastet mit 20 bis 30 Schülern (gut, in den letzten Jahren schwand die Zahl beständig), daneben die Förderschulen mit kleineren Gruppen, die E-Schule mit sehr kleinen Gruppen, Doppelbesetzung und anderem Konzept. Dass ich das in Zukunft - unvorbereitet, planlos, unterstützungslos - nicht alleine leisten kann finde ich jetzt kein persönliches Versagen, sondern nur logisch - ich bin ja so auch nicht ausgebildet.


    Und warum erfolgreiche Konzepte nicht weiterentwickelt werden, ist mir auch nicht klar. Bei uns gibt es eine Außenklasse der Förderschule L, die Schüler werden teilweise bei und mitunterrichtet, v.a. auch in Englisch - wer dann nach der 7. geeignet erscheint, kann in die Regelklasse 8 wechseln und mit vorhandenen Englischkenntnissen bis zum Hauptschulabschluss und Quali kommen. Das funktioniert sehr gut - und die Förderschüler sind tatsächlich "gefördert" und den Schülern, die eigentlich auch Förderbedarf hätten aber nach Elternwillen auf der Regelschule mitgeschleift wurden, häufig stark überlegen, was Arbeitshaltung und Arbeitstechniken betrifft.


    Und noch meine Gedanken zu den 26 individuellen Arbeitsblättern: Mal ehrlich, das ist doch illusorisch, dass ich einfach die richtigen ABs entwickle, diesen den Schülern hinlege, alle arbeiten brav und haben dann einen Lernzuwachs. Das mag in Mathematikübungsstunden noch gehen - aber in den Sachfächern oder in Englisch kommt der Lernfortschritt doch bitte nicht über das reine Erlesen - zudem viele Schüler doch dazu gar nicht in der Lage sind.

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    . Realistisch ist sicher, dass es nicht einfach ist und das dazu auch noch einige Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, nicht aber, dass sie es nicht können oder müssen usw.!



    Und genau das bezweifle ich eben, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden - vor allem angesichts der Tatsache, dass sich diese eher verschlechtert haben.


    Sollte alles anderes kommen, freue ich mich natürlich - aber ich habe halt meine Zweifel.


    Aktuell habe ich in der 9. eine hochgradig überforderte Schülerin sitzen. Nach anfänglichem Bemühen beiderseits hat sie nun völlig aufgegeben und hängt nur noch apathisch auf ihrem Platz. Differenzierungsangebote nimmt sie nicht an - verstehe ich auch irgendwie - im Drittklassübungsheft die meisten Aufgaben falsch zu haben ist sicher nicht lustig - während die anderen gerade Bruchgleichungen rechnen. Neulich waren die Schnuppertage der örtlichen Förderberufsschule - das Mädel kam total begeistert zurück - und freut sich auf das nächste Schuljahr unter "Gleichen". Dieses Jahr war zumindest umsonst - und all die Maßnahmen, Bemühungen und Aufregungen der Kollegen vor mir, die die Akte füllen.


    Natürlich kann man mir jetzt den Vorwurf machen, mich nicht ausreichend zu kümmern und zu fördern - aber es tut mir Leid - mir sind andere im Moment einfach wichtiger, die noch Aussicht auf einen Abschluss haben bzw. einen guten Quali brauchen um ihrer Lehrstelle antreten zu können.


    Und irgendwelche Hilfe kann ich auch von keiner Seite erwarten - nicht ein einziges Stündchen in der Woche.

    Um das mal klarzustellen - vom meiner Schule gibt es keine Herabstufung mehr. Ich habe mich auch immer bemüht, auch schwierige oder schwache Schüler im System zu halten und irgendwie fit für den weiteren Lebensweg zu machen. Überwiegend ist das auch gelungen, einige meiner Schüler haben irnzwischen Abitur, viele sind beruflich gefestigt. Das ist aber schon harte Arbeit - und ich wäre gerne auch weiter "erfolgreich" im Sinne von möglichst viele Schüler schulisch und persönlich weiter bringen.


    In meiner Klasse ist - nachdem jetzt noch die letzte verbliebene kompett "Normale" chronisch erkrankt ist - keiner ohne irgendeine Problematik. Es gibt genug zu tun. Auch bei nur 21 Schülern. Es ist einfach keine Kapazität mehr übrig - im Gegenteil - man könnte noch viel mehr Arbeit investieren. Gleichzeitig wurde aber die externe Unterstützung heruntergefahren, bzw. haben wir auch weniger Lehrerstunden, so dass Differenzierungsstunden kaum mehr eingeplant werden.


    Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man so ein Kind mit noch mehr Förderbedarf angemessen beschulen kann. Irgendwie "nett" wären wir bestimmt und würden auch sozial integrieren können. Wenn´s nur das sein soll - ok. Aber beschulen soll man doch wohl auch noch, oder? Simultan mit all den anderen, für die ich jedes Arbeitsblatt aus meiner letzten Klasse noch einmal herunterreduzieren muss, weil das Niveau vor vier Jahren noch deutlich höher war. Wobei diese AB´s schon Reduzierungen der vorhergehenden Klasse sind. ?(

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    Für mich selbst habe ich schon beschlossen, falls ich in der Intergrationsklasse eingesetzt werden und eine solche Situation passieren sollte oder die Schüler schlichtweg aus der Schulstube rennen, einfach dazu nur die Achseln zu zucken. Ich brauch auch kein Prophet zu sein, um mir ausmalen zu können, dass der nächste eigentlich greifbare Förderschullehrer dann nicht für mich auffindbar oder krank sein wird. Und wahrscheinlich ist dann auch gerade der vertretende Förderschullehrer, falls ein solcher überhaupt eingeplant wird, zufällig (!) auf Fortbildung.-So wird die Praxis aussehen !



    Und GANZ GENAU SO wird es sein - so ist es doch jetzt schon!


    Wenn ich mir meine Klasse anschaue, ist es im Grund jetzt schon der Wahnsinn - Problem reiht sich an Problem. Hilfe von außen kommt nicht (MSD verschollen, Sozialpädagogin dauerkrank, kein Ersatz). Trotzdem geht´s noch irgendwie und auch die wenigen stärkeren Schüler kommen noch irgendwie zu ihrem Recht. Ich "inkludiere" bereits vom gescheiterten Gymnasiasten über ehemals Förderschule L bis zu nicht benennbarer psychischer Störung. Den hohen Migrantenanteil erwähnen wir mal gar nicht.


    Ich habe aber ehrlich Angst davor, dass bei noch größerer Spannweite es irgendwann mal nicht mehr funktioniert und man dann allein im Tollhaus steht.


    Interessant finde ich auch, dass Förderbedarf irgendwann verloren geht. Kommen Schüler (und das sind nicht wenige) aus der Außenklasse der Förderschule in die Regelschule sind es plötzlich keine mehr. ???


    @ rotherstein


    Ich finde deinen Beitrag super. Oder mach es noch besser wie unser MSD - du fesselst ein ganzes Schulkollegium einen Nachmittag an ihre Stühle und erzählst Dinge, die sich hinterher als einfach falsch herausstellen. :D




    Und : Bei allem schönen Menschenbild etc. muss doch bei ALLEN Beteiligten am Ende des Unterrichts irgendwas Verwertbares herauskommen. Und nicht nur an Sozialverträglichkeit sondern auch an Können und wissen. Und je mehr ich mich verzetteln muss und je mehr Schüler ständige persönliche Bezugnahme brauchen, desto schlechter wird halt das Ergebnis. Und da braucht man auch nicht über faule oder unwillige Lehrer zu schimpfen, der schwache Schüler, der gerade mal eine Extrastunde Mathe bräuchte um durchzusteigen steht mir abends, wenn ich gerade mal Luft habe leider nicht zur Verfügung. Es muss alles in die 6 Stunden am Vormittag gepresst werden - und das scheint mir ohne Extrakraft schon sehr schwierig. ?(

    MSD = Mobiler sonderpädagogischer Dienst. Sprich studierte Förderschullehrer, die an die Regelschule kommen zur Unterstützung. Selten da und viel beschäftigt. Mit was weiß man nicht so genau. Wenn anwesend, dann zurückgezogen in einem Extrakämmerchen. So soll es natürlich nicht sein - ist aber bei uns im Moment so. Das nervt mich so extrem, weil das irgendwie noch letztes Jahr ganz anders war - da war unser MSD eine ganz nette Frau, die auch mal MIT einem Schüler gearbeitet hat.

    Mit genügend Personal habe ich keine Zweifel, dass das gelingen kann - aber das ist hier nicht in Sicht - im Gegenteil, der MSD, der ja schon mal eine Hilfe sein könnte, zieht sich völlig vom Schüler "in natura" zurück. Und das ist - zumindest in unserem Schulamtsbezirk - auch weiterhin der Plan. Ich find´s unmöglich. Das ist natürlich dann ein schlauer Job, wenn man keinerlei feste Verpflichtungen hat. Wir sollen ein vierseitiges Formular ausfüllen - und bekommen dann eher ein großes Nichts, bzw. neulich wollte man einen Schüler 1,5 Jahre nach der Antragsstellung testen - da bekomme ich echt einen Anfall!!! :X: Schön fand ich auch als ich nach meiner letzten Testung beraten wurde: Ich soll in der 9. Klasse aus Bildern Puzzle herstellen und den Schüler puzzlen lassen. Hallo? Wie und wann denn? Und wie sieht das bitte vor den Mitschülern aus? Der Junge war übrigens schwach begabt, hat aber mit viel Fleiß doch den Abschluss geschafft. Auch ohne puzzlen. Dafür mit normalem Unterricht.

    So - mal mein Inklusionsbeispiel: Aus der Förderschule E kommt ein Schüler in die 6. Klasse Hauptschule. Nicht als "geheilt" sondern auf Wunsch der Eltern, außerdem wäre die E-Schule sowieso mit der 6. Klasse beendet, warum also nicht gleich. Es kommt ein MSD, der mir erklärt, dass der Schüler normal intelligent sei und sofern er nicht gereizt werde auch verträglich. Ok, also fange ich mal an zu unterrichten. Der Schüler sitzt apathisch auf seinem Platz und macht NICHTS!!! Also nachgefragt warum - Antwort "Weiß nicht..." Gut, also differenzierte, leichtere Aufgaben erstellt - macht er auch nicht. Vater bestellt - kommt nicht. Vater nochmal bestellt, er kann nur Freitag Nachmittag - auch ok - rate wer da einsam sitzt! ;) Also habe ich dann Förderlehrerstunden organisiert - im Einzelunterricht zeigt der Schüler schüchterne Mitarbeit - schon im Zweierteam macht er - NICHTS! Dafür haut er in den Pausen ab und an anderen Schülern mal eine blutige Nase oder beleidigt andere Lehrer. Fein - ich hefte also Verweis nach Verweis ab. In der eigenen Klasse und zu mir ist alles ok. So schleppt man ihn dann zwei Jahre mit, MSD wird noch mehrfach befragt, der ermutigenderweise meint, die E-Schule wäre eben richtig gewesen, ginge aber ja wie gesagt eh nur bis zur 6. und außerdem hätte man den Platz für härtere Fälle gebraucht. Hilft mir ungemein! Nach besagten zwei Jahren wird der Schüler dann ohne Abschluss nach der 8. Klasse auf die Förderberufsschule entlassen - und ist bis heute ohne Berufsausbildung. Wahnsinnserfolg!


    Positiveres Beispiel - immer wieder bekommen wir Schüler mit Förderbedarf L, die meist zum Haupschulabschluss gelangen oder manchmal sogar bis zum Quali.

    Aus "Mittelschullehrersicht" muss ich einfach sagen - ohne zusätzliche Hilfen erscheint mir das Ganze mehr als gruselig. Defacto habe ich im Grunde genommen schon eine Inklusionsklasse, lustigerweise sind aber Förderschüler plötzlich offiziell keine mehr, wenn sie auf die Hauptschule kommen. ??? Wobei diese zumindest vom Arbeitsverhalten und den Arbeitstechniken her recht fit sind - das würde bei einem früheren gemeinsamen Unterricht dann auch noch entfallen.


    Die Zukunft des MSD ist wohl so geplant - keine Arbeit am Schüler, lediglich Beratung und Diagnose. Aha - generell würde ich aber zusätzliche Förderung am lebenden Schüler wie es vor ein paar Jahren noch war bevorzugen. Zudem unser MSD selbst die wenigen Stunden, die er an unserer Schule hat kaum gesichtet wird.


    Und ehrlich - bei 10 Schülern mit ADHS, fast alle ohne Medikamentenunterstützung, undzählige Male Lese-Rechtschreibschwäche, x-mal Lernschwäche und dem normalem Pubertätswahnsinn bin ich eigentlich ausgelastet.

    Hallo,


    @ tesla: Hab´ ich mir dann später auch schon gedacht.


    Den Link habe ich vorhin gefunden und fand ihn ganz interessant um das eigene Wissen wieder aufzufrischen.:


    http://www.ida-nrw.de/Diskriminierung/html/fvorurteil.htm


    Ziemlich unten geht es auch um Maßnahmen zum Abbau von Vorurteilen. Demnach bin ich also ein Freund des "kognitiven Ansatzes" und Kontakte zwischen den Gruppen haben wir ausländertechnisch gesehen ja sowieso täglich. Vielleicht fehlt das auch etwas in einer rein deutschen Klasse.

    Wozu brauche ich bitteschön eine Rechtschutzversicherung, wenn man darüber spricht, dass Islam und Islamismus nicht dasselbe sind, Demokratie eine Staatsform mit Vorteilen ist und die USA nicht weltweit unterwegs ist um Moslems abzuschlachten und im Übrigen die Türkei und die USA im selben Verteidigungsbündnis sind?


    Du hast ja lustige Ideen.


    Wobei ich denke, dass mein Problem damals wohl etwas anders gelagert war, als das von Matulas Klasse, grundsätzlich war das Sozialverhalten meiner Schüler absolut in Ordnung - und nur ein paar waren vorübergehend verwirrt. Grundsätzlich - und da muss ich dir recht geben - kann eine Einzelaktion nicht bringen, wenn das sonstige Erzieherverhalten nicht passt.

    Mein Kind hatte letzten Juli einen Fieberkrampf und war minutenlang völlig weg. Die Oma hat noch die pflegebedürftige Uroma und war völlig überfordert. Ich denke, das ist so ein Szenario. :baby:


    Ich hatte mein Kind übrigens auch am letzen Elternsprechtag dabei. Ausplaudern kann sie mit 2 Jahren nichts, es waren eh´nur zwei Eltern da und da sehe ich es nicht ein, das kleine Mädchen von einer Betreuung in die andere zu bringen, die Krippe macht ja auch zwischendurch dicht.
    Alle fanden es nett und keiner hat auch nur annähern seltsam reagiert.

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