Hallo Grundschullehrerin,
habe hier auch schon mal zum Thema LRS gepostet, bin aber jetzt zu faul, den Thread zu suchen ... Dort tauchten allerdings wertvolle Infos auf, die ich nun, für NRW, ergänzen kann:
In meine Klasse geht ein Kind, das beim Schulpsychologen des Kreises einen LRS-Test gemacht hat. Ich habe dann eine ausführliche Bescheinigung mit den Testwerten bekommen und berücksichtige seinen Lernstand in der RS-Note.
Letztes WE habe ich dann eine Fortbildung vom Legasthenieverband NRW besucht und dort die Hamburger Schreibprobe kennen gelernt. Diese hatte unsere Sonderschullehrerin bereits mit meinem GU-Schüler durchgeführt und ich bin nun in der Lage, die Ergebnisse einzuordnen und ihn entsprechend zu fördern.
Die o.g. Fortbildung wurde von einem Schulamtsdirektor geleitet, der uns darauf aufmerksam machte, dass wir Lehrer diese Schreibprobe offiziell durchführen und anhand der Ergebnisse auch LRS diagnostizieren dürfen (übrigens auch ohne Wissen der Eltern). In unserem Schulamtsbezirk hängt davon die Genehmigung von zusätzlichen Förderstunden ab, von denen ich eine für einen gesamten Jahrgang bekommen habe. Unter dem Murren der Kollegen nehme ich aber tatsächlich nur LRS-Kinder auf! Das sind im Moment zwei wirkliche Fälle und zwei, die ich nun testen werde, weil ich diese wertvolle Wochenstunde nicht für Rechtschreibfaule opfern werde ...
Sehr interessant fand ich auch, dass die auf der Fortbildung anwesenden Sekundarstufenlehrer weder im Studium noch im Ref Informationen über den Schriftspracherwerb erhalten haben und u.a. tüchtig über die VA schimpften (Jetzt schon mal die Entschuldigung an die mitlesenden Sek-Kollegen. Es ist nicht böse gemeint, aber ich war ziemlich entsetzt und musste mich dafür auch noch anfeinden lassen). Die Hilflosigkeit mit einem fünften Schuljahr schlug sich natürlich auch in Wut auf die Grundschullehrer nieder, die angeblich ungeeignete Kinder für das Gymnasium empfehlen.
Ich kann nur von den Erfahrungen mit meiner letzten Vier berichten, wo sich mehrere Eltern entgegen meiner Empfehlung fürs Gym entschieden und dort meine schriftliche Beurteilung einfach nicht vorlegten!
Inzwischen ist die Schule dazu übergegangen, diesen Bericht auf die Rückseite des Zeugnisses zu drucken und bei besonderen Fällen Kontakt mit der Schule aufzunehmen. Trotzdem kennen einige Eltern viele Tricks um die Aufnahme am Gym zu erzwingen.
Bzgl. LRS-Kinder auf dem Weg zum Abi:
Ich kenne einige rechtschreibschwache Schüler, die zunächst eine andere Schulform besucht haben und dann erfolgreich die Oberstufe mit Abi absolvierten. Kriterium für die Auswahl der Schule (der engagierten und einsatzbereiten Eltern) waren spezielle Förderangebote bzw. die Unterstützung außerschulischer Aktivitäten, z.B. über den Legasthenieverband. Vielleicht hörst du dich mal bei allen in Frage kommenden Schulen um, wie dort mit LRS umgegangen wird?
Ich stehe ja nächstes Jahr vor dem Beratungsproblem und sperre jetzt schon meine Ohren auf, ob die benachbarte Hauptschule oder die etwas weiter entfernte Gesamtschule entsprechende Angebote macht.
Viel Ruhe und Sicherheit für diese schwierige Entscheidung
strucki