Beiträge von DeadPoet

    Um zu präzisieren: Ich denke, dass Respekt (vor Kultur, Religion etc) eine Grundbedingung des Umgangs miteinander ist. Mich stört weniger (bis gar nicht), wenn jemand nicht an Gott glaubt (das ist sein/ihr gutes Recht und wiederum meine Aufgabe, dafür Respekt zu zeigen). Ein "Gott ist tot" stört mich persönlich wenig, das ist halt auch der "Glaube" bestimmter Mitmenschen, den ich akzeptiere. Aber anderen Menschen, die eben an einen Gott glauben, ständig unter die Nase zu reiben, dass man an (diesen) Gott nicht glaubt und ihnen - mehr oder weniger deutlich - zu verstehen zu geben, dass man sich deswegen für überlegen (oder auch nur besonders witzig/gewitzt) hält, indem man ihren Glauben ins Lächerliche zieht - das entspricht nicht der Vorstellung, die ich von einem respektvollen Umgang habe.

    Ich finde es schade bis nachdenklich machend, dass den Menschen, die sich zu einer (christlichen) Religion bekennen bzw. auch nur zum "Brauchtum" von manchen Forenmitgliedern anscheinend weniger Respekt entgegen gebracht wird, als anderen Menschen (z.B. aus anderen Kulturkreisen). Würde man sich (was mir fern liegt, ich hoffe, das ist klar) über einen Menschen aus Afrika auf Kosten seiner Kultur / Religion / Lebensweise mit ähnlich billigen Witzen lustig machen, wie einige Forianer es hier mit Christen (bzw. deren Glauben) tun - der Aufschrei wäre (zu Recht) groß.
    Man kann über die katholische Kirche gerne geteilter (oder auch einer) Meinung sein, aber ich empfinde die Diskussionskultur hier z.T. eines (Lehrer-)Forums, das von Akademikern frequentiert wird, als unwürdig (insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass viele von uns Beamte sind, die auf das GG vereidigt wurden).

    Mich berührt die Fragestellung hier schon etwas negativ. Eine Deiner Bekannten verhält sich nicht richtig. Irgend jemand anderes kann es beweisen und will Deine Bekannte für ihr Fehlverhalten melden. Du willst jetzt für Deine Bekannte wissen, was für Folgen das haben kann ...

    a) Bist Du dann überhaupt auch eine Lehrkraft (sonst nämlich hier nicht schreibberechtigt)?

    b) Welches Ziel hat Deine Frage hier? Willst Du Deine Bekannte warnen, welche Konsequenzen es haben kann? Das müsste sie selbst wissen. Willst Du in Schadenfreude verfallen?

    Sorry, ich hab eher das Gefühl, dass das Ganze nicht so glaubhaft ist.

    Sorry, aber wenn ich FREIWILLIG eine Fortbildung mache, kann ich mir nicht vorstellen, dass man diese dann nicht reflektiert. Ich würde es auch für mich etwas gewagt finden, wenn ich bei meinen KuK beurteilen wollte, inwiefern sie wirklich Fortbildungen reflektieren oder nicht.
    Davon abgesehen: Ich glaube nicht, dass jemand diesen Fragebogen macht und dann die erste Antwort ankreuzt (jedenfalls nicht im Ernst). Insbesondere auch beachten, dass es bei den Fragen darum geht, was in Zukunft wichtiger sein wird (also erwünschtes Verhalten), nicht darum, wie man sich tatsächlich verhält.

    Erste echte Frage:

    Bitte kreuzen Sie die Ausprägung an, die in Zukunft für Lehrkräfte noch wichtiger wird.
    Die Lehrkraft...( ) nimmt nur verpflichtende Fortbildungen wahr, ohne diese zu reflektieren.
    ( ) nimmt verpflichtende wie auch freiwillige Fortbildungsangebote wahr, ohne diese zu reflektieren.
    ( ) nimmt Fortbildungen wahr, reflektiert regelmäßig den eigenen Wissensstand und baut ihn kontinuierlich aus.
    ( ) nimmt Fortbildungen wahr, reflektiert regelmäßig den eigenen Wissensstand, baut ihn aus und inspiriert andere, sich weiterzuentwickeln.


    Ernsthaft? So geht es weiter ... sag mir, dass das Satire ist.

    Es ist bei uns (zwar nicht häufig, aber doch) auch durchaus üblich, KuK z.B. auch in ihren Randstunden zur Vertretung einzuteilen (z.B. fang ich am Freitag erst nach der Pause an, aber es kommt schon mal vor, dass ich eine Stunde eher rein muss).
    Man versucht schon, Stundenpläne relativ kompakt zu machen, aber jeder von uns hat in der Woche mehrere Freistunden. Solange das nicht zu viele sind, stört es mich nicht zu sehr, denn ich hab an der Schule auch immer was zu tun (korrigieren, kopieren, Leistungserhebungen archivieren etc).
    Es wird darauf geachtet, dass Vertretungen auf alle Schultern verteilt werden - wer so "privilegiert" ist, dass er (oder sie) wenig Freistunden hat, der muss halt schlucken, dass er/sie auch mal eher rein muss oder länger bleiben muss. Planbare Vertretungen sind sowieso immer Tage vorher bekannt, da muss sich dann halt auch einmal eine Teilzeitkraft mit Kinderbetreuung darauf einstellen können.

    Dennoch: gemeckert wird immer ... egal wie es gehandhabt wird.

    Wie war das denn eigentlich im Faschismus in Italien? Waren die Italiener damals nicht fast ausschließlich Katholiken? Und wäre dann die Schlussfolgerung ok, dass Katholiken faschistische Regime wählen?

    Ich halte die Diskussion für insgesamt gar nicht zielführend. Ob Menschen so oder so wählen, hängt doch an so viel mehr Einflüssen als nur oder hauptsächlich der Religion/Konfession. Aber je nach Religion gibt es in der jeweiligen gesellschaftlichen Umgebung sicher Wechselwirkungen. Die sind m. E. aber sogar von Region zu Region verschieden.
    Meiner Ansicht nach ist irgendeine Religion/Konfession weder notwendige oder hinreichende Bedingung für irgendein Verhalten. Sie wird nur oft für alles Mögliche und leider allzuoft Unmögliche benutzt.

    Insgesamt interessanter Einwand. Ich würde zustimmen, dass es mehr Einflüsse gibt, aber in diesem Fall scheint die Religion doch ein sehr starker zu sein.

    Die Diskussion befindet sich insgesamt etwas in der Schieflage, wenn einerseits eine Seite immer Quellen fordert, andererseits aber gleichzeitig mit "meiner Ansicht nach" argumentiert und genannte Fachliteratur dann ignoriert bzw. auch selbst keine beisteuert (das ist jetzt weniger "persönlich" auf MarieJ gezielt, als es sich wohl anhört).

    Jürgen Falter hat in dem bereits oben zweimal genannten Werk aus meiner Sicht eine deutliche Korrelation zwischen katholischen Gegenden und schlechteren Wahlergebnissen der NSDAP aufgezeigt (für die es übrigens auch nachvollziehbare Gründe gibt, die in Italien nicht vorhanden sind s.u.). Auf der ebenso verlinkten Karte kann man sehen, dass weniger die Region als die Religion eine Rolle spielt (in protestantischen Städten mitten in Bayern bessere Wahlergebnisse der NSDAP als im restlichen katholischen Bayern).

    Bzgl. Italiens bin ich nicht der Fachmann, aber ich würde anführen, dass Mussolinis Faschismus sich weit weniger radikal zeigte als die Nazis. Auch scheinen hier tatsächlich regionale Einflüsse eine starke Rolle gespielt zu haben, denn hier sind die Wahlergebnisse sehr stark in der Art "eine Landeshälfte vs. die andere". Man müsste auch die Parteienlandschaft anschauen, ob es für die Katholiken in Italien eine attraktive Partei gab, die den Faschisten Stimmen hätte kosten können (in Deutschland eben das Zentrum ... eine protestantische Partei gab es so dezidiert nicht - sicher ein Grund für die oben angeführten Wahlergebnisse).

    Hab etwas nachgelesen: Ja, es gab auch in Italien eine katholische Partei. Allerdings scheint es hier so gewesen zu sein, dass der Papst / der Vatikan viel stärker und früher mit Mussolini paktierte, als die katholische Kirche in Deutschland dies tat (vgl. hier: https://www.spiegel.de/geschichte/pak…-a-1122590.html und
    https://www.spiegel.de/geschichte/his…-a-1122583.html).

    Ich würde (neben der starken Zentrumspartei) noch einen Grund für die höhere "Resistenz" katholischer Gegenden gegen den Nationalsozialismus sehen: den von Bismarck geführten Kirchenkampf, der der kath. Kirche in Deutschland eben schon einmal die Erfahrung eingebracht hatte, mit dem Staat / einer mächtigen politischen Kraft nicht überein zu stimmen (das preußische Kaiserreich war - wenn überhaupt - ein protestantischer Staat). Daraus entstand wohl eine etwas kritischere Haltung.

    So ... jetzt mach ich mir ein Butterbrot (irische Butter).

    Nationalsozialismus und Religion sind in der Tat schwierige Themen ... da sollte man sich vor jeder Vereinfachung, auch wenn sie noch so gut in das eigene Weltbild passt, hüten. Nein, anti-religiös war der Nationalsozialismus sicher nicht ... eher war er seine eigene Religion (ich glaube Rosenberg schrieb sogar von der "Nationalsozialistischen Kirche"). Aber war er christlich, sah er das Christentum als Verbündeten, bediente er sich aus Überzeugung heraus christlicher Vorstellungen?

    Grundsätzlich muss man differenzieren zwischen einzelnen Geistlichen und der (katholischen) "Amtskirche". Und auch bei der katholischen Amtskirche kann man Unterschiede vor und nach dem Konkordat finden, so warnten die kath. Bischöfe 1930 ausdrücklich vor dem Nationalsozialismus, es gab sogar die Aussage, dass es sich ausschließen würde, Katholik und Mitglied der NSDAP zu sein.

    Die deutlich besseren Wahlergebnisse der NSDAP in protestantischen Gebieten hat Plattenspieler schon angesprochen (z.B. Quelle: Jürgen W. Falter „Hitlers Wähler“ (C.H.Beck-Verlag, München 1991: „Hitler war vor allem in evangelischen Gebieten erfolgreich“, „Protestanten waren im Schnitt doppelt so anfällig gegenüber der NSDAP wie Katholiken“, „Katholizismus als Resistenzfaktor“.)

    folgende Grafik findet sich in mehreren Standardwerken zu dem Thema (allerdings ohne den Erklärtext, der hier wohl nachträglich eingefügt wurde - ich verwende dennoch diese Grafik, weil ich gerade keine Möglichkeit habe, aus meinen Büchern etwas einzuscannen):

    [Blockierte Grafik: https://conservo.files.wordpress.com/2017/01/nsdap-…jpg?w=640&h=958]


    1933 änderte sich das. Hitler nahm für sich in Anspruch, das rechtmäßige Staatsoberhaupt zu sein ... es wurde schwierig für die Kirche, das nicht anzuerkennen (hätte man bei der Ablehnung bleiben sollen? Ich denke ja, aber das sagt sich wohl jetzt leichter, als es getan wäre). Dazu kamen kirchenfreundliche Äußerungen Hitlers, der sehr wohl wusste, dass ein "Kirchenkampf" den inneren Zusammenhalt der Deutschen, an dem ihm durchaus gelegen war (Volksgemeinschaft), schwächen würde. Die Kirchen sind nicht die Einzigen, die auf Hitlers schöne Worte hereingefallen sind.

    Das Konkordat, das der Papst mit den Nationalsozialisten schloss (zum beiderseitigen Nutzen), entzog etwaigen Widerstandsgedanken weiteren Boden. Dennoch gab es einzelne Geistliche, die sehr wohl ihren Widerstand - der auch aus dem Glauben heraus geschah - mit dem Leben bezahlten. Und gleichzeitig gab es Geistliche, die Waffen segneten, den Krieg gegen Russland bejubelten und die Maßnahmen gegen die Juden (Antisemitismus war in den Kirchen - ebenso wie generell in Europa - durchaus verbreitet).

    Und dann muss man auch sehen: eine Ideologie kann sehr wohl in völligem Widerspruch zu einer Religion stehen, sich aber durchaus der Religion oder deren Inhalte bedienen. Ja, Hitler spricht sehr viel von Gottes Willen, göttlicher Fügung, ließ sich selbst als "Erlöser" darstellen etc ("Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn").

    War Hitler überzeugter Christ (bis zum Ende war er offiziell Katholik, Kirchensteuer zahlte er immerhin bis 1934 - ab da zahlte er als Staatsoberhaupt überhaupt keine Steuern mehr)? Benutzte er christliche Ideen aus innerer Überzeugung oder als rhetorische Mittel, weil er damit das (christlich geprägte ;) ) Volk erreichte?
    Wie wäre es nach einem gewonnenen Krieg mit dem Christentum weiter gegangen?

    Hitler am 6. Juli 1933: "Mit den Konfessionen, ob nun diese oder jene: das ist alles gleich. Das hat keine Zukunft mehr. Für die Deutschen jedenfalls nicht. Der Faschismus mag in Gottes Namen seinen Frieden mit der Kirche machen. Ich werde das auch tun. Warum nicht? Das wird mich nicht abhalten, mit Stumpf und Stiel, mit allen seinen Wurzeln und Fasern, das Christentum in Deutschland auszurotten. … Für unser Volk aber ist es entscheidend, ob sie den jüdischen Christusglauben und seine weichliche Mitleidsmoral haben oder einen starken heldenhaften Glauben an Gott in der Natur, an Gott im eigenen Volke, an Gott im eigenen Schicksal, im eigenen Blute. Lassen Sie das Spintisieren. Ob nun Altes Testament oder Neues, ob bloß Jesu Worte wie der Houston Stewart Chamberlain will: alles das ist doch derselbe jüdische Schwindel. Es ist alles eins und macht uns nicht frei. Eine deutsche Kirche, ein deutsches Christentum ist Krampf. Man ist entweder Christ oder Deutscher. Beides kann man nicht sein. … Waswerden soll, fragen Sie? Das will ich Ihnen sagen: verhindern, dass die Kirchen etwas anderes tun, als was sie jetzt tun. Nämlich Schritt für Schritt Raum verlieren. Was glauben Sie, werden die Massen jemals wieder christlich werden? Dummes Zeug. Nie wieder. Der Film ist abgespielt. Da geht niemand mehr herein. Aber nachhelfen werden wir. Die Pfaffen sollen sich selbst ihr Grab schaufeln. Sie werden ihren lieben Gott an uns verraten. ... Die katholische Kirche ist schon etwas Großes. Herr Gott, das ist eine Institution, und es ist schon was, an die zweitausend Jahre hier auszudauern. Davon müssen wir lernen … Aber nun ist ihre Zeit um. … Zu simplen Verbrechern werden wir sie stempeln. Ich werde ihnen die ehrbare Maske vom Gesicht reißen. Und wenn das nicht genügt, werde ich sie lächerlich und verächtlich machen …"


    Martin Bormann schrieb z.B. 1941 an die Gauleiter: ""Nationalsozialistische und christliche Auffassungen sind unvereinbar. Die christlichen Kirchen bauen auf der Unwissenheit der Menschen auf und sind bemüht, die Unwissenheit möglichst weiter Teile der Bevölkerung zu erhalten, denn nur so können die christlichen Kirchen ihre Macht bewahren. Demgegenüber beruht der Nationalsozialismus auf wissenschaftlichen Fundamenten. Das Christentum hat unveränderliche Grundsätze, die vor fast 2000 Jahren gesetzt und immer mehr zu wirklichkeitsfremden Dogmen erstarrt sind. Der Nationalsozialismus dagegen muss, wenn er seine Aufgabe auch weiterhin erfüllen soll, stets nach den neuesten Erkenntnissen der wissenschaftlichen Forschung ausgerichtet werden. Unser nationalsozialistisches Weltbild aber steht weit höher als die Auffassungen des Christentums, die in ihren wesentlichen Punkten vom Judentum übernommen worden sind. Auch aus diesem Grunde bedürfen wir des Christentums nicht. Kein Mensch würde etwas vorn Christentum wissen, wenn es ihm nicht in seiner Kindheit von den Pfarrern eingetrichtert worden wäre. Wenn also unsere Jugend künftig einmal von diesem Christentum, dessen Lehren weit unter den unseren stehen, nichts mehr erfährt, wird das Christentum von selbst verschwinden. Aus der Unvereinbarkeit nationalsozialistischer und christlicher Auffassungen folgt, dass eine Stärkung bestehender und jede Förderung neu entstehender christlicher Konfessionen von uns abzulehnen ist. Ein Unterschied zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen ist hierbei nicht zu machen. Zum ersten Male in der deutschen Geschichte hat der Führer die Volksführung bewusst und vollständig selbst in der Hand. Mit der Partei, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden hat der Führer sich und damit der deutschen Reichsführung ein Instrument geschaffen, das ihn von der Kirche unabhängig macht. Alle Einflüsse, die die durch den Führer mit Hilfe der NSDAP ausgeübte Volksführung beeinträchtigen oder gar schädigen könnten, müssen ausgeschaltet werden. Immer mehr muss das Volk den Kirchen und ihren Organen, den Pfarrern, entwunden werden. Selbstverständlich werden und müssen, von ihrem Standpunkt betrachtet, die Kirchen sich gegen diese Machteinbuße wehren. Niemals aber darf den Kirchen wieder ein Einfluss auf die Volksführung eingeräumt werden. Dieser muss restlos und endgültig gebrochen werden. Ebenso wie die schädlichen Einflüsse der Astrologen, Wahrsager und sonstigen Schwindler ausgeschaltet und durch den Staat unterdrückt werden, muss auch die Einflussmöglichkeit der Kirche restlos beseitigt werden."

    Damit ließe sich sehr wohl argumentieren, dass der Nationalsozialismus (sogar von eigener Sichtweise aus) nicht christlich, sondern anti-christlich war.

    ggf. interessant (wobei man natürlich einwenden kann, dass der Artikel stark "christlich geprägt" ist ;) :( https://www.deutschlandfunkkultur.de/hitlers-verhae…ticle_id=457675

    oder auch: https://literaturkritik.de/id/17220

    Was mir in der ganzen Diskussion hier generell zu stark vermischt wird: Reden wir über die katholische Kirche oder die evangelische ... über Christentum oder christliche Kirchen? Über die Christen oder die Amtskirche - und nein, das ist nicht immer das Gleiche.

    Das fällt mir jetzt extrem schwer zu glauben. Bei uns muss da schon "im Scherz" ein Amoklauf angedroht oder Mitschüler massiv im Internet gemobbt oder auf dem Pausenhof zusammen geschlagen werden, bevor es einen Ausschluss für mehrere Tage gibt. Sogar "Drogendealer" kriegen keinen Ausschluss für 11 Tage.
    Ist aber egal, es ändert nichts daran: Ausschluss vom Unterricht und Mitschreiben der Schulaufgabe schließt sich nicht aus. Man könnte höchstens gegen den Ausschluss vorgehen - das wäre aber dann eher Sache der Eltern.

    Klar ist, es kann nicht mein Ziel sein, von allen gemocht zu werden.

    Aber: es sollte mein Ziel sein, dass so viele wie möglich sich am Unterricht beteiligen.

    Ich habe dieses Jahr auch einen Kurs, der Mitarbeit verweigert (ich stelle immer fest, dass sie mehr können, als sie zeigen wollen, es geht also darum, dass sie nicht wollen, nicht, dass sie nicht können ... teilweise hab ich schon überlegt, ob ich sie UNTERFORDERE und sie deshalb die freiwillige Antwort verweigern, weil das "unter ihrer Würde" ist ... aber das würde ich dann inzwischen doch ausschließen, nachdem ich in jeder Stunde das Niveau der Fragen sowieso variiere, damit gute und schwächere SuS Chancen auf Beiträge haben).
    Alle Versuche, das zu ändern, sind bisher gescheitert. Der Kurs ließ auch einen Praktikanten und eine Referendarin im Lehrversuch "auflaufen" (kaum Mitarbeit, es liegt also nicht nur an mir).

    Resultat: Ich habe angekündigt, dass ich nach jeder Stunde bei allen, die in der Stunde etwas Sinnvolles gesagt haben, ein Häkchen setzen werde. Wer nach 4 Stunden noch kein Häkchen hat, erhält die Note "6" als Unterrichtsbeitrag (Oberstufe, von daher sind die Schüler auch in der Bringschuld). Das hat die Mitarbeit nun zumindest in den ersten Stunden einer solchen "4er Kette" deutlich verbessert, denn alle 4 Stunden eine 6 wirkt sich natürlich schon aus. Wer in der letzten Stunde der Reihe noch nichts gesagt hat, wird von mir sogar noch 1-2mal in der Stunde etwas gefragt ... wenn dann immer noch nichts kommt ist die Note denke ich durchaus verdient.
    Alle weiteren Noten vergebe ich dann auf der Basis der Qualität der Äußerungen (und natürlich ist man dann auch großzügig, wenn man merkt, dass der Schüler zwar wollte, aber doch nicht so konnte).

    Ich mach das nicht gern, arbeite lieber mit den SuS, als sie zu zwingen, aber in über 20 Jahren Lehrer hab ich so etwas bisher noch nicht erlebt.

    Paar andere Punkte noch: man sollte als Lehrer durchaus Vorstellungen davon haben, was die SuS können MÜSSEN ... und darunter gehe ich nicht. Wenn sie Anweisungen nicht verstehen, die sie laut Buch (und meiner Ansicht nach) verstehen müssten, dann mach ich das nicht auf Deutsch, denn auch das Verstehen der Anweisung gehört zu den Leistungen, die ich einfordern will.
    Mit so einer Gruppe würde ich über meinen Unterricht gar nicht diskutieren. Ich begegne meinen SuS mit Höflichkeit und Respekt und erwarte das auch von meinen SuS. Wenn häufig doofe Witze gemacht werden mit dem Ziel, mich zu treffen oder der Unterricht "boykottiert" wird, ist dies nicht der Fall - und dann diskutiere ich auch nicht mehr.
    Ab einem bestimmten Punkt ist die Schwelle erreicht, wo ich mir auch nicht mehr beide Beine ausreiße, um den Kurs zu erreichen. Dann wird es ein unangenehmes Jahr für beide Seiten, da müssen dann alle durch (auch das kann man dem Kurs versuchen klar zu machen: wenn ihr nicht wollt, dass das weiter so läuft, müsst ihr auch an euch arbeiten). Aber ich vergebe dann auch die Noten, die die SuS sich durch ihre Haltung verdient haben.

    Ich weiß ja nicht, ob es sich lohnt, daraus eine große Sache zu machen. Wenn das jede Woche passieren würde, könnte ich es verstehen. Aber einmal?
    Vor allem: So, wie beschrieben, hat der Klassleiter wohl mit der grundsätzlichen Weigerung (ebenfalls ohne ein "Kompromissangebot") durchaus zur Verschärfung beigetragen. Da wird sich der Chef halt dann auch gedacht haben "Wenn der stur ist, das kann ich besser".
    Übrigens: ich lese nichts davon, dass der Termin sofort morgen sein muss ... so dass für eine Planung auch von Seiten der Lehrer durchaus Zeit bleibt.

    Fügt sich doch nahtlos ein in den Megatrend der "Deprofessionaliserung" des Lehrerberufs, hier unter dem Aspekt "Quereinsteiger" beleuchtet:https://www.tagesschau.de/inland/lehrermangel-109.html

    Komisch, bei uns sind es eher die Angestellten, die sich mit Berufung auf das "Tarifrecht" weigern, bestimmte Dinge zu machen (Zusatzaufgaben, die von den Beamten selbstverständlich erwartet werden, wie unbezahte Vertretungsstunden, Mitarbeit in Projektgruppen usw.)
    Gruß !

    Komisch ... ich wurde noch zu keiner Mitarbeit in einer Projektgruppe gezwungen, in die ich nicht wollte. Wer's mit sich machen lässt ...
    Unbezahlte Vertretungsstunden: stimmt ... drei im Monat, maximal.

    Ich verweise mal schön auf den Thread, in dem gerade diskutiert wird, dass Lehrer eine Urlaubssperre bekommen und in der Zeit Kisten einräumen und sortieren sollen.

    Es ist einfach kein Wunder, dass der Dienstherr von den Lehrern wie selbstverständlich verlangt Kindermädchen, Reiseveranstalter und neuerdings auch Möbelpacker zu spielen. Bei uns an der Schule haben sogar mal die Hausmeister gemeint, dass die Lehrer ja auch die Kotze von Schülern wegwischen könnten.Manche Lehrer sehen den Beruf ja anscheinend selber als einen, für den man kein Hochschulstudium braucht und vergleichen sich entsprechend.

    Jap, auf den Thread kann ich auch verweisen - und auf die Beiträge, in denen Lehrer - auch wegen des Beamtenstatus - erst einmal sagen können: "Kisten schleppe ich nicht". Dass manche Kolleginnen und Kollegen schon springen, bevor der Chef "spring" sagt, mag ja stimmen, heißt aber nicht, dass wir müssten.

    Also im Ernst, wer seine Entscheidung Lehrer zu werden unter den voraussichtlichen demographischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen von dieser Hoffnung abhängig macht, der hat den Schuss wirklich noch nicht gehört...
    Gruß !

    Im Ernst, wer ständig meint, die Lebensumstände eines anderen Mitglieds des Forums beurteilen zu müssen (erst einmal erraten zu können), der sollte evtl. auch erst einmal tief durchatmen und "vor dem Dübeln grübeln".
    Erstens war das ein Aspekt unter mehreren. Zweitens ist der in Bezug auf meine Entwicklung durchaus realistisch.

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