ich glaube nicht, dass man es sich mit der Reaktion auf die Ergebnisse so einfach machen sollte.
Warum?
Klar, jeder von uns stellt Klausuren oder Klassenarbeiten, die wir für machbar halten, sonst würde wir sie ja nicht stellen. Trotzdem gibt es immer wieder SuS, die daran scheitern. Das sind einerseits diejenigen, die keine Mühe in die Vorbereitung investiert haben, andererseits aber auch diejenigen, bei denen es nicht reicht. Die SuS der ersten Gruppe sind oft auch mal irgendwann motiviert gewesen, haben die Motivation aber verloren. Beide Gruppen haben Misserfolge, langfrisig nagt das an jedem.
Und für einiges, was die Ergebnisse aussagen (sollen), ist es auch unerheblich, ob es dafür (z.B. für die Angst) einen handfesten Grund gibt oder nicht.
Ich bin bei uns nicht in der Beratung tätig, bekomme aber öfter mal mit, wie oft sich SuS mit persönlichen Problemen an unser Beratungsteam wenden. Wir haben auch immer mal wieder SuS, die aufgrund psychischer Erkrankungen längere Zeit schulunfähig sind - wir sind keine Brennpunktschule o.ä., sondern gehören in NRW zum sog. Standorttyp I. Die div. Anlaufstation bei uns in der Gegen (Schulberatungsstelle, Kinder- und Jugendpsychiatrie ambulant, stationär und niedergelassene Ärzte) arbeiten an ihren Kapzitätsgrenzen.
Ich habe keine Antwort darauf, woher das kommt, aber reine Einbildung kann das nicht sein.
Die oft erhobene Forderung nach kürzeren Unterrichtszeiten halte ich nicht für die Lösung. Mein Eindruck, dass diejenigen, die das fordern (ich meine nicht die Kollegen hier im Forum) oft gleichzeitig 1001 Sache zusätzlich haben wollen, die vermeintlich völlig unverzichtbar für das spätere Leben ist. Und nicht zu vergessen, dass alles gestrichen werden soll, was "man" sowieso nie wieder braucht. Der allgemeinbildende Anspruch wird außer Acht gelassen, gleichzeitig (und das kann ich gut verstehen) tun sich viele Schulabgänger unheimlich schwer damit, zum richtigen Zeitpunkt eine Entscheidung zu treffen, wie es nach der Schule erstmal weitergehen soll. NRW forciert diesen Entscheidungsprozess ja seit einiger Zeit mit dem Programm KAoA.
Ich habe mich schon oft gefragt, ob die von den Schülern genannten Probleme "früher" auch ähnlich auftraten, aber nur nicht so sehr bemerkt/thematisiert wurden, oder ob sie zunehmen.
Und natürlich ist klar, dass auch vieles von außerhalb der Schule eine Rolle spielen kann, z.B. Erwartungshaltungen oder Vernachlässigungen von zuhause und die ja schon fast zwanghafte Pflicht, sich online gut zu präsentieren, um Likes zu bekommen - wehe, es gibt keine oder sogar noch schlimmer...
Verstehen kann ich gut, dass die genannten Jugendlichen froh sind, überhaupt mal gefragt zu werden. Das geht uns ja nicht anders, wenn wir z.B. die vermeintliche oder tatsächlich praxisferne Schulauficht schimpfen.
Das sind jetzt viele Aspekte, die man sicher auch anders sehen kann. Gar nicht gesprochen habe ich dabei davon, dass jede Schulform natürlich auch ihre Ansprüche stellen muss.