Beiträge von Maylin85

    Ich finde es problematisch, es direkt als ausgrenzend darzustellen, wenn man äußert, nicht mit Klientel arbeiten zu wollen, für das man nicht ausgebildet ist und für das man sich nie aktiv entschieden hat. Nicht das einzelne Kind wird als Zumutung empfunden, sondern die Verpflichtung zur Arbeit in diesem Rahmen. Ich will mit diesen Kindern auch nicht arbeiten. Wieso ist das direkt behindertenfeindlich? Ich will auch nicht mit älteren Menschen arbeiten und bin nicht direkt seniorenfeindlich.

    Für die Arbeit mit Förderschülern oder Kindern mit besonderen Bedarfen muss man sich meines Erachtens bewusst entscheiden und kann nicht einfach irgendwen dort hinschieben, der praktischerweise gerade verfügbar ist.

    Je nachdem, was man alles so an den Alltagshelfer outsourcen kann, wäre das evtl. gar kein schlechter Deal. Ich hätte z.B. lieber einen Kurs mehr gemacht, als mir Gedanken über Schulfestaktivitäten zu machen oder mit Eltern über Waffelteig zu sprechen oder die Kursfahrt zu planen oder ständig Gelder für irgendwas einzusammeln oder fehlenden Materialien oder Geld hinterherzutelefonieren oder derlei Kram. Könnte man quasi alles, was über Unterricht hinausgeht, abgeben, wäre das vielleicht gar nicht so unattraktiv 😄

    Alltagshelfer, eine selten bescheuerte Idee zur Entlastung der Lehrkräfte. Wo werden die eigentlich "abgestellt", wenn man sie nicht braucht?

    Wenn Lehrkräfte aber z.B. mal echte Pausen hätten, weil Aufsichten wer anders übernimmt, würde ich das schon als Entlastung ansehen. Ich erinnere mich an Grundschulkollegen, die berichtet haben, dass sie in quasi jeder Pause Aufsicht führen und kaum Zeit für den Toilettengang haben. Frühaufsichten sind auch eine ätzende Mehrbelastung.

    Grundsätzlich finde ich die Alltagshelfer-Idee aber auch etwas seltsam.

    Das ist eben auch so ein zentraler Punkt. Ich merke, dass ich vollumfänglich keine Lust mehr auf minderjährige Schüler habe. Allein schon den Entfall des ganzen absurden Beaufsichtigungstheaters erlebe ich als wahnsinnig alltagsentspannend.

    ...wäre das übrigens nicht auch was für die Alltagshelfer? Aufsichtsübernahmen klingen mir sinnvoller als Klassenräume vorzubereiten.

    Ich bin nicht sicher, ob das Niveauargument (zumindest in NRW) unbedingt immer zieht. Ich hab nach dem Ref kurz an einer Realschule gearbeitet, die ein höheres Niveau hatte als mein späteres Gymnasium. Auf letzterem haben sich in der Oberstufe oft die Wechsler von der Realschule an die Leistungsspitze gesetzt. Ursache vermutlich u.a. auch die hohe Quote an Kindern, die ohne Gymnasialempfehlung dort eingeschult wurden, gepaart mit der Prämisse, bitte möglichst hiemanden abzuschulen. Ein Hoch auf freie Schulformwahl und Bildungsinflation.

    Ich hatte jetzt den Fall aus dem Parallelthread im Kopf, wo von Abordnungen WBK -> Förderschule berichtet wird. Und die diese Woche vorgestellten NRW Regelungen zu schulformübergreifenden Abordnungen.

    Freiwillig sind solche Wechsel ja völlig okay 😊

    Angesichts der neuen Abordnungsregelungen in NRW sehe ich das anders und befürchte, dass es eben nicht nur "einzelne Beamte" betreffen wird. Da ist bei entsprechender Bedarfslage meinem Verständnis nach zukünftig nicht nur die ausgebildete Schulform irrelevant, sondern auch, ob es überhaupt eine fachliche Passung gibt.

    Dann kann man sich schulformspezifische Ausbildungen direkt sparen, alle Lehrkräfte nach einer generalisierten Grundausbildung in einen Verteilertopf stecken und bedarfsgemäß halt irgendwo hinschieben.

    Dienstrechtlich mag das alles legitimierbar sein, mir fällt aber wirklich schwer, diese Praxis auch nur ansatzweise als okay zu empfinden. Insbesondere, nachdem der ganze Ausbildungs- und Einstellungsprozess konsequent schulformspezifisch läuft.

    Also ich vermute: Es ist einfach nur die pure Not, die solch einen Einstieg öffnet und nicht die Überzeugung, dass das optimal ist. Warum sollte man dann die Notfall-Variante jeder/jedem anbieten, wenn man es für nicht optimal hält?

    Das sieht man daran, dass in gemäßigten Mangelfächern nur der Quereinstieg (normales Ref mit normaler Bezahlung und normalen Stundenansatz) offen ist und nur bei großem Mangel das andere.

    Macht Sinn. Wird aber kaum dazu beitragen, dass mit diesen Aussichten gerade Mangelfachstudenten das reguläre Studium wählen (sofern sie vorausschauend agieren).

    Dennoch fragt man sich ja, wieso dieses System mit höherem Pensum und höherer Besoldung nicht grundsätzlich allen offen steht, die es sich zutrauen (und erfolgreich das gleiche schulscharfe Bewerbungsverfahren durchlaufen). Dass man Berufswechslern eine attraktive Einstiegsmöglichkeit bietet, ist ja schön und gut und wahrscheinlich auch nötig, aber das ist schon eine erhebliche Besserstellung gegenüber regulären Absolventen.

    Es ist absolut nicht der gleiche Job. Grundlagen zu legen ist etwas völlig anderes, als auf fortgeschrittenem Level komplexe Sachverhalte durchzuarbeiten. Ich fand schon Unterstufenunterricht wahnsinnig zermürbend und mag mir gar nicht vorstellen, mit noch jüngeren Kindern arbeiten zu müssen. Würde ich auch nicht machen, dazu sind mir meine Nerven zu schade. Gerade für die Arbeit mit Kindern braucht es meines Erachtens auch einfach ein gewisses Händchen, das man entweder hat oder eben nicht... ich kann weder Kinderzankereien noch ständiges Bauchweh oder den ausgelaufenen Apfelsaft ernst nehmen, alles ist ultralangsam (was mich innerlich schon auf die Palme treibt), es gibt ständig Chaos oder - sobald man den Kaffee endgültig auf hat und mal deutlicher wird - Tränen, weil das Schneeflöckchen nicht gewohnt ist, mal eine Ansage zu bekommen... schrecklich! Und dann wiederum gibt es Kollegen, die ganz wunderbar den passenden Ton treffen und bei denen es völlig anders läuft 😊 Will sagen: es hat schon einen Grund, warum man sich woanders positioniert hat. Und warum jede Schulform ihre eigene Ausbildung und Didaktik hat.

    "Amtsangemessen" ist dann aber sehr großzügig ausgelegt. Ich meine, wenn jemand explizit eine Ausbildung für Schulform xy absolviert hat und seinerzeit auch so eingestellt wurde, ist es schon ein ziemlicher Knaller, einseitig die Voraussetzungen zu ändern und denjenigen in eine Schulform zu verschieben, die in dem Deal, den man ursprünglich mal eingegangen ist, so nie vorgesehen war.


    @trance

    Ey! 😉

    Ich glaube nicht, dass jemand hier bewusst abwertend gegen Kinder oder Förderschüler schießt. Ich möchte trotzdem mit beiden Gruppen definitiv nicht arbeiten und würde es für mich als Höchststrafe empfinden, an einer Grundschule zu landen. Ich fand auch die Arbeit mit Förderschülern im Rahmen der Inklusion nie angenehm. Das lag nicht zwingend persönlich an den Kindern, sondern an der generellen Inkompatibilität. Ich finde, dass man das auch als Lehrer äußern dürfen sollte.

    Das ist echt der Knaller und rational nicht nachvollziehbar. Gerade für diese Klientel mit sehr besonderen Bedürfnissen muss man sich schon sehr bewusst entschieden haben und es kann nicht erwartet werden, dass schulformfremde Lehrkräfte sich in diesen völlig anderen Aufgabenbereich einarbeiten. Empfinde ich für alle Beteiligten als nicht zumutbar.

    Für Grundschule gälte ähnliches.

Werbung