Beiträge von Maylin85

    Ich finde es schade. Als hier 2012 die verbindliche Grundschulempfehlung wegfiel und sehr viele Kinder in die Gymnasien strömten, hat das örtliche Gymnasium schon viel abgeschult. Bei meinem Sohn gab es nach Klasse 6 anstatt 5 Parallelklassen nur noch 4.

    Ist es. Wir "durften" seitens des Schulamts als sechszügige Schule immer so 6-8 Kinder abgeben (konkrete Zahlenrichtschnur kam im April, dann war die implizite Erwartungshaltung, es bitte möglichst passend zu machen). Mir fiel beim ersten Mal schwer zu glauben, dass das tatsächlich gelebte Praxis ist und alle mitziehen.

    Bei einer schwerwiegenden Erkrankung, die zeitnahe Behandlung erfordert und wo die Termine bei Spezialisten eben begrenzt sind, ist die Reaktion des sv. SL in meiner Wahrnehmung unangemessen.

    Ganz grundsätzlich hat man aber schon öfters den Eindruck, dass Eltern die Spielräume fragwürdig weit ausreizen. Ich denke da an Kollegen, die während der Unterrichtsszeit Termine beim Kieferorthopäden legen, bei 11jährigen mit Infekt noch mit zu Hause bleiben, angeblich partout keine Betreuung für Konferenzen am späten Nachmittag geregelt kriegen, grundsätzlich nicht zu früh/zu spät arbeiten wollen usw. Wenn man sich als Stundenplaner und Schulleitung ständig mit sowas rumschlagen muss, ist die nächste Extrawurst - wenn auch in diesem Fall wohl gerechtfertigt - vielleicht einfach der berühmte Tropfen, der das Nervenkostüm sprengt. Ich würde es dabei belassen und kein Fass aufmachen, auch wenn man menschlich sicherlich angefasst und enttäuscht ist von so einer Reaktion.

    Der Grundfehler ist, dass heute alles zwanghaft vertreten werden muss. Früher wurden nach Möglichkeit Pläne zusammenschoben, dafür entfielen Randstunden, fertig. Erheblich weniger Vertretungsbedarf.

    Ich finde es nicht richtig, das Niveau in den Klassenarbeiten (und im Unterricht) abzusenken, nur damit ein erquicklicher Durchschnitt herauskommt. Wer sagt denn, dass man das muss? Wer die Anforderungen trotz Förderung nicht erfüllt, hat eine schlechte Note und bei vielen schlechten Noten ist man vermutlich an der falschen Schulform. Dieses Weichspülen führt doch zu den geschenkten Abituren und der nicht vorhandenen Studierfähigkeit.

    100% Zustimmung. Ich hätte mir damals gewünscht, dass die Gesamtheit des Kollegiums diese Auffassung teilt und eben entsprechend bewertet wird. Wenn dann nach der Erprobungsstufe massiv abgeschult werden muss, ist das eben so. So läuft es in der Praxis aber eben nicht. In der Praxis übt das Schulamt Druck aus, weil es keine Schulplätze an anderen Schulformen gibt, die Lokalpresse kritisiert lautstark die Gymnasien, die es sich angeblich zu einfach machen und zu viel abschulen, und die Schulleitungen appellieren an die Kollegien, man möge doch bitte bedenken, dass wir bei sinkenden Schülerzahlen abordnen müssen usw. Dazu kommt noch, dass nicht wenige meiner Kollegen (junges Kollegium, viele dort in der Ecke ausgebildet und nie was anderes gesehen) das Niveau selbst für völlig angemessen und normal hielten.

    Aber mit A13 oder 14 nach Hause gehen.

    Natürlich. Es ist nicht mein Fehler, wenn ich am Einsatzort nicht die Ausgangslage vorfinde, die eigentlich für diese Schulform vorgesehen ist.

    Bei authentischer Notengebung und anspruchsvollen Klassenarbeiten passiert Folgendes: du schreibst dich dumm und dämlich an Förderplänen (insbesondere auch im "Nebenfach"). Ich erinnere mich an ein Jahr mit einer zweistelligen Anzahl Förderpläne + Förderplanelterngespräche + Begleitung dieser ganzen Maßahmen. Du hast Mehrarbeit ohne Ende. Der Effekt ist ziemlich exakt null. Du stellst fest, dass du die Einzige bist, die sich das antut. Da der Rest deiner Kollegen "pragmatischer" arbeitet, wird das Kind am Ende des Jahres trotz deiner authentischen Noten versetzt. Du machst das 2 oder 3 Jahre, bis dir langsam dämmert, dass du idiotischerweise versuchst einen Standard zu halten, den du selbst zwar für richtig und angemessen hältst, für den sich aber außer dir schon längst niemand mehr an dieser Schule interessiert. In Jahr 4 machst du es wie alle anderen und hast ein erheblich schöneres Leben 💁‍♀️

    Die Wahrheit ist, dass in einigen Gegenden schon lange vor den Zuständen kapituliert wird.

    Ähnliche Erfahrungen: ja. Nach 2 leistunggstarken (wie ich damals fand "normalen" Gymnasien) bin ich im Ruhrgebiet gestrandet und bin 7 Jahre lang nicht mit dem absolut unterirdischen Leistungsniveau dort warm geworden. Man hätte nach der Erprobungsstufe eigentlich die Hälfte eines Jahrgangs abschulen müssen, um wieder ein passendes Arbeitslevel herzustellen. Passiert natürlich nicht, statt dessen verlassen Schüler mit okayishen Abiturdurchschnitten die Schule, die keinen geraden Satz formulieren können.

    Im Nachhinein betrachtet: entweder man bemüht sich zeitnah, dort wieder weg zu kommen, oder man arrangiert sich und hält sich vor Augen, dass die Zustände ja systemisch so gewollt sind, wenn angemessene Schulformselektion nicht mehr stattfinden darf/soll. Pragmatischer Ansatz: anspruchsvoller Unterricht für eine angemessene Förderung der Leistungsstarken (mit ein bissi Differenzierung nach unten, klar), aber bilige Klassenarbeiten, um die passenden Notendurchschnitte zu generieren, die das nutzlose Förderplanschreiben nicht notwendig machen.

    Ich verstehe immer noch nicht, wieso man zwingend externe Räumlichkeiten braucht. Die meisten Schulen, die ich kenne, haben eine ausreichend große Aula oder Foyer,was sich mit moderaten Investitionen in Deko und passender Beleuchtung jeweils nett gestalten lässt. Dazu Catering bestellen, fertig.

    Ich finde es schwierig, hier von "Tätern" zu sprechen, denn das impliziert für mich ein intentionales Handeln. Auch wenn sich bestätigt, dass die Kolleginnen fahrlässig gehandelt haben, war es ganz sicher keine Absicht. Ein solcher Unfall darf nicht passieren, ich neige aber immer noch dazu zu denken, dass niemand 100%ig ausschließen kann, mal eine Minute lang nicht jedes Kind explizit nicht im Blick zu haben.

    Mein Mitgefühl haben die Lehrkräfte jedenfalls ebenfalls, trotz aller Fehler.


    Ganz anderer Fall übrigens bei dem in London verstorbenen Kind. Wie man ein Kind, dem es schlecht geht, nicht ein einziges Mal selbst aufsuchen und sich ein Bild über den Zustand machen kann, kann ich nicht nachvollziehen und macht sprachlos.

    Das bezweifelt doch niemand und findet vermutlich jeder richtig so. Ich persönlich finde unzureichende Leistungsselekion sehr hinderlich und meine, stärkere Selektion führt zu besserer Förderung auf allen Niveaustufen, aber auch Leistungsheterogenität ist noch händelbar, wenn die Kinder ein angemessenes Sozial- und Arbeitsverhalten aufweisen. Problematisch sind die verhaltensauffälligen Störer, die das Arbeiten aller massiv beeinträchtigen und von einigen hier anscheinend bewusst neben lernwiligen Kindern platziert werden. Das war der Ausgangspunkt. Hier erfolgt eine Ausrichtung des Unterrichtssettings auf diese Gruppierung und der Rest hat die Beeinträchtigungen bitteschön hinzunehmen.

    Du kannst doch Kinder rauswerfen, wenn ihr einen Trainingsraum habt umso besser. Man kann aber nicht jeden, der stört, an eine andere Schulart überweisen. Das können die anderen Schularten auch nicht.

    Warum eigentlich nicht? Ernst gemeint.. für Kinder, die wiederholt so massiv stören, dass sie nicht im Raum verbleiben können, müsste es gesonderte Einrichtungen geben, in denen sie erstmal schulkompatibel gemacht werden, lernen, sich mal zurückzunehmen, ihre Impulsivität zu händeln, etc. Wenn das klappt, können sie ja wieder im Regelsystem einsteigen.

    Genau dieses "wird man nicht los" führt dazu, dass Fehlverhalten nur mit wenig beeindruckenden Maßnahmen sanktioniert werden kann (oder gleich gar nicht) und Schüler das alles überhaupt nicht ernst nehmen. Eine drohende Überweisung an die Erziehungseinrichtung wäre vielleicht mal wirkungsvoll?


    Meines Wissens aber in erster Linie Kompetenzen und nicht Inhalte, oder ist das bei euch anders?

    Und wie lernt er dadurch, sich auch im Klassensetting zu konzentrieren?

    Whatever. Nennen wir es halt "Fachliches".

    Offen gestanden interessiert mich nicht, ob er das da lernt. In erster Linie kann der Störer mal in reizarmer Umgebung an Fachlichem arbeiten und der Rest der Gruppe hat ebenfalls bessere Lernbedingungen. Win win.

    ich habe das Gefühl, dass der Beruf einfach so einen (für mich, die würden mich andersherum genauso sehen) komischen Menschenschlag anzieht.

    Ist so.

    Wenn jemand sich im Klassensetting nicht konzentrieren kann, fördere ich dann eben mit Verschicken in Einzelarbeit im Trainingsraum, wo er ohne ablenkende Impulse von Mitschülern lernen darf.

    Ernsthaft, dass man überhaupt diskutieren muss, wieso Störer des Raumes verwiesen gehören, ist doch absurd. Der ganze Rest der Klasse kann bei tolerierten Verhaltensauffälligkeiten sicher ganz toll individuell lernen...

    @frosch Mich würde kein Zuschlag der Welt dazu bewegen in gewissen Ecken zu arbeiten, insofern halte ich das Problem für hochtheoretisch 😄

    Fair wäre als Sofortmaßnahme z.B. schonmal, sämtlichen Abordnungskräften eine Tagespauschale als Ausgleich für die abordnungsbedingten Mehrbelastungen zu zahlen. Vielleicht gäbe es dann auch ein paar Freiwillige.


    Ich hab vor einer Weile mal interessenshalber bei der Gesamtschule hier im Stadtteil angefragt, da ich mich ja nochmal umorientieren muss. Kein Brennpunkt, okayisher Ruhrgebietsstadtteil. Dort sind laut Schulleiter 17 (!) Vollzeitstellen unbesetzt - damit war das Thema für mich sofort erledigt, denn das ist direkt mal Mehrarbeit mit Ansage. Wer will da bitte arbeiten ohne irgendwelche Incentives...

    Ich glaube, die Irritation hier im Forum kommt daher, weil jede Lehrkraft auch die Erziehung als Aufgabe hat. Und da passt es eben nicht, Schüler direkt in den Trainingsraum zu schicken.

    Ich verstehe das Problem schon von beiden Seiten, aber sind nicht alle, die in der Pubertät sind, ein bißchen aufmüpfig? Welche Fälle meint ihr denn, dass die unbedingt separiert werden müssen?

    Anders gefragt: Was macht man mit einem Schüler, der in der Grundschule astrein mitgearbeitet hat, den aber die Hormonflut an andere Dinge als an Schule denken lässt und der deswegen den Unterricht stört? Sofort abschulen? Und dann arbeitet er an der Realschule direkt sauber mit? Oder verschiebt man das Problem nur und er kommt ggf. auch noch in ungünstige Gesellschaft?

    Meine Primäraufgabe ist aber die Vermittlung von Fachinhalten. Wenn jemand trotz 2-3 Ermahnungen nicht in der Lage ist, sich angemessen leise zu verhalten, muss er den Raum verlassen. Welche Palette von Erziehungsmaßnahmen soll man denn da abspulen? Ich kommuniziere klar eine Erwartung an ein angemessenes Verhalten; wenn der Schüler dem nicht entsprechen kann oder will, hat er seinen Anspruch auf Teilnahme des Klassenunterrichts für diese Stunde verwirkt und muss eben alleine im Trainingsraum arbeiten. Wir nehmen meines Erachtens viel zu viel Rücksicht auf Störer und verplempern viel zu viel Unterrichtszeit für den Umgang mit Unterrichtsstörungen.

    Was mich stört: es hat ja Gründe, warum bestimmte Regionen oder Stadtteile so massiv unterbesetzt sind. Man kann das natürlich über Zwangsverschiebungen lösen und unwillige Lehrkräfte hinschicken, von denen ein Teil sich ganz sicher über Krankheit/DU enziehen wird. Nachhaltiger wäre aber sicherlich, mal Anreize zu schaffen, um für diese Regionen langfristig Lehrkräfte zu gewinnen. Dass sich Ruhrpott-Brennpunkt vs. Kleinstadt im Münsterland nicht in unterschiedlichen Deputatstundenverpflichtungen spiegelt, ist angesichts der zeitlichen und nervlichen Mehrbelastungen im Brennpunkt grotesk. Auch könnte man in unterversorgten Regionen durchaus mal an den Gehältern schrauben und ordentliche Zulagen zahlen. Investitionen, um in diesen eh schon schwierigen Millieus saubere, attraktive, moderne Lernumgebungen zu schaffen, wären auch nett - ich hab nirgends abgeranztere Schulgebäude als im Ruhrgebiet gesehen und natürlich hat das Einfluss auf das Arbeits- und Lernklima. Die Bereitschaft, sich überdurchschnittlich schlechten Arbeitsbedingungen auszusetzen, muss von Arbeitgeberseite irgendwie kompensiert werden, wenn man das Problem langfristig lösen möchte.

    Die Haltung "Du kannst nicht jeden retten" kann man sich womöglich bei älteren Schüler:innen erlauben, in Klasse 1 ist das einfach fehl am Platz, in der Brennpunktschule einmal mehr. Da kann man sich ja nicht einfach den wenigen Lernbereiten widmen und die anderen sich selbst überlassen.

    Es ist doch kein "sich selbst überlassen", wenn man innerhalb eines Raumes räumliche Distanz zwischen Störern und Nichtstörern schafft. Die sitzen trotzdem im gleichen Raum und erhalten das gleiche Unterrichtsangebot.

    Ich finde die Orientierung am unteren Spektrum durchaus auch problematisch. Die Unauffälligen lernen direkt, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse nachranging sind und Kinder mit Verhaltensauffälligkeit die Dynamik dominieren. Das ist einfach nicht


    Gerne würde ich die einfach z.B. in einen Trainingsraum schicken können, wenn die mal die anderen stören und so weiter. Stattdessen verwendet man viiiele Minuten des Unterrichts um mit den Störenfrieden umzugehen.

    Wir hatten am Gymnasium mal kurz einen Trainingsraum. Ich fand das Konzept gut, wenn es nicht dadurch untergraben worden wäre, dass man sich rechtfertigen musste, wenn man vermeintlich "zu häufig" und "zu viele" Schüler dort hingeschickt hat. Eigentlich hätte man direkt 3 Trainingsräume einrichten und das einfach mal konsequent durchziehen müssen.


    Ich verstehe auch gar nicht, wieso "Elitenförderung" so verpöhnt ist. An meiner alten Schule wurde die Biliklasse mit dem Argument soziale Selektion/Eliteklasse aufgelöst und der Bili-Bildungsgang ins Kurssystem ausgelagert, nachdem man in einigen Jahrgängen sehr sauber arbeitende Biliklassen und klassische Chaotenklassen hatte. Jetzt ist das Chaos eben in durchweg allen Klassen, was man so hört. Ganz toll für diejenigen, die in rund laufenden Klassen viel besser hätten arbeiten können.

    Das ist doch ein völlig anderes Thema, als wer neben wem sitzen muss? Wenn eine Lernbegleitung dabei ist, müssen Kind + Lernbegleitung halt irgendwo sitzen, aber auch hier -> im Idealfall da, wo es andere möglichst wenig stört.

    Wenn keine dabei ist, gilt das, was ich vorher geschrieben habe. Ich würde die Störer von den anderen trennen, um wenigstens letzteren ein möglichst störungsfreies Arbeiten zu ermöglichen. Das hindert mich als Lehrkraft doch nicht daran, diese Schüler bei Bedarf enger zu begleiten. Ohne Lernbegleitung bleibt diese Aufgabe doch ohnehin an der Lehrkraft hängen.

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