Beiträge von lera1

    an cdl: Was deine Ergüsse bzgl. der österreichischen Politik betrifft - die sind hier wohl unangebracht und haben auch nichts mit dem Thema zu tun; außerdem halte ich sie für verzichtbar. Kehr zuerst vor der eigenen Tür und sieh den Balken im eigenen Auge, bevor du woanders Splitter siehst!

    Worauf ich hinauswill: ich glaube, dein Beispiel zeigt gerade, dass (ähnlich wie bei "Mützen auf dem Kopf im Unterricht") das Problem nicht in der Sache liegt, sondern in den Mitmenschen, die dafür kein Verständnis haben.

    Das ist halt das proprium einer Konvention: die mache ich mir nicht selbst, sondern die wird von den anderen vorgegeben...

    Auf Mallorca laufen, glaube ich, viele deutsche Männer oben ohne in den Einkaufsstraßen rum (das stelle ich mir jetzt so vor), ob die Mallorquiner das so besonders ansprechend finden?

    bzgl. Mallorca weiß ich nichts (außer, daß die auch ihr "Schmuddel - Image" loswerden wollen); in Italien gab es das in einigen Ortschaften auch, daß die Touristen halb nackt durch die Stadt gegangen sind - da stehen mittlerweile echt fesche Bußgelder drauf...


    ich finde übrigens nicht, dass eine Frau, die mit nacktem Oberkörper herumrennt automatisch anzügliche Bemerkungen verdient. Warum?

    verdienen tut sie es nicht - erhalten wahrscheinlich schon

    zu s3g4: Mein Vergleich mit der roten Ampel ist tatsächlich nicht sonderlich geglückt - deshalb gleich noch einer (diesmal hoffentlich nachvollziehbarer): Wohl niemand von uns wird mit nacktem Oberkörper einkaufen gehen obwohl es keine Vorschrift gibt, die das verbietet. Es ist halt eine Konvention, daß ich mir zumindest ein Ruderleiberl anziehe, wenn ich das Haus verlasse. An diese unausgesprochene Regel halten wir uns (vermutlich) alle und hinterfragen sie wohl auch nicht.

    Und wenn es in anderen Situationen (wie beispielsweise bei der Matura) gewisse Usancen gibt, dann wird man sich wohl ebenfalls an diese halten. Außerdem ist es ja nicht so, daß die Maturanten allesamt Rebellen in puncto Bekleidung wären, die man mit Feuer und Schwert zu Anzug oder Kostüm prügeln müßte - eher im Gegenteil! (mir hat vor einigen Jahren eine Maturantin in einer Mischung aus Entrüstung und Gekränktsein folgendes gesagt: "Der Professor Soundso hat während meiner Prüfung sein Sakko nicht angehabt und sich nicht einmal dafür entschuldigt!" - glücklicherweise konnte die entsprechende Entschuldigung gleich eingeholt werden)


    Ich wüsste nicht, warum eine Prüfung (also die Durchführung derselben) ein Anlass zum Feiern sein sollte...

    Gefeiert wird, wenn das komplette Abi bestanden wurde

    da wird natürlich auch gefeiert - aber dann ist ja schon alles vorbei! Der Moment der bestandenen Matura ist doch viel wertvoller! (die schriftliche hat man vor der mündlichen - bei der mündlichen kennt man also schon das Ergebnis der schriftlichen Prüfung) - für den Fußballspieler ist das Siegestor ja auch wichtiger, als die Siegesfeier danach (obwohl natürlich beides schön ist)



    Ist das in Österreich denn noch so eine Kreuzverhör-Prüfung, in der der Prüfling von allen anderen Anwesenden gefragt werden darf; eventuell noch fachübergreifend?

    Nein, es prüft der Fachprüfer; der Zweitprüfer kann zusätzliche Fragen stellen. Fächerübergreifend darf nicht geprüft werden.



    OT, aber interessehalber: Wie bekommt ihr das denn organisatorisch hin?

    den Klassenvorstand, der bei der Prüfung Protokoll führt, hab ich noch vergessen.

    Nun, der Schulleiter sitzt halt eine ganze Woche bei den Prüfungen; jeder Schulleiter kann auch als Vertreter der Behörde an einer anderen Schule bestimmt werden - er sitzt also in der Regel zwei Wochen bei der Matura - in diesen 2 Wochen gibt es halt keine anderen Termine (ganz dringende Dinge wie zum Beispiel Telephonate mit dem Ministerium werden dann halt in der Frühe, am Abend, oder während der Mittagspause erledigt).

    Der Klassenvorstand ist klarerweise nur für seine eigene Klasse zuständig - d.h., er sitzt 2-3 Halbtage bei der Prüfung; die Fachprüfer, bzw. Beisitzer sind nur bei den Prüfungen für ihr Fach zugegen - wenn ich beispielsweise in der 8.A acht Prüfungen habe, bin ich am Montag vormittags und nachmittags und eventuell noch Dienstag am Vormittag beschäftigt; am Dienstag bin ich vielleicht Beisitzer bei 3 Prüfungen der 8.B - das ist dann am Nachmittag; wenn ich sechs Prüfungen in der 8.C hab, dann sind die vielleicht am Mittwoch am Nachmittag und am Donnerstag am Vormittag - das ist halt eine stressige Woche (zwischendurch gibts halt noch "normalen" Unterricht, aber doch gut zu schaffen.

    Also offenbar läuft eure mündliche Abiturprüfung doch anders als bei uns - in Österreich ist die mündliche Matura die Prüfung schlechthin für jeden Gymnasiasten mit allem, was dazugehört: 2 Fachprüfer, Schulleiter, und ein Vertreter der Schulbehörde (und manchmal auch Zuhörer - vor allem Schüler der 7. Klassen, die hören wollen, was sie im nächsten Jahr so erwartet). Pandemiebedingt fielen heuer (und letztes Jahr) die Zuhörer und der Vertreter der Schulbehörde aus - aber dennoch ist das bei uns so eine Art rite de passage. Und das wird entsprechend feierlich begangen - samt feierlicher Kleidung.

    Und natürlich ist es auch mein Ziel, die Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen, die Dinge kritisch hinterfragen und nicht alles hinnehmen, was ihnen als gottgegeben (oder von welcher Instanz auch immer) präsentiert wird - aber auch kritisches Hinterfragen kann nicht Selbstzweck sein! Um bei meinem Bild von vorhin zu bleiben: Wenn ich mich mit 50 Sachen der roten Ampel nähere, ist keine Zeit (und wohl auch nicht die passende Gelegenheit), die entsprechende Vorschrift zu diskutieren - dann ist einfach der Anordnung des Fahrlehrers (bzw. den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung) folgezuleisten und zu bremsen....

    Ist das in Deutschland irgendwo (noch) üblich?

    Selbst an meinem recht diszipliniert-konservativen Gymnasium trägt niemand bei den mündlichen Prüfungen andere Kleidung als sonst.

    die Maturaprüfung entspricht der deutschen Abiturprüfung - kommt da wirklich jeder so, wie es ihm gerade paßt? (Also von Sporthose über Hotpants bis zum Frack?)

    Mein Ziel sind eigentlich kritische, mündige Menschen. Menschen mit Rückgrat. Keine Duckmäuser. Menschen, die nicht einfach etwas machen, nur weil man sagt "Mach", sondern auch den Sinn, den Hintergrund der Anweisung kennen wollen und die Anweisung ggf. in Frage stellen. Oder aufgrund der Hintergründe Einsicht zeigen.

    Da gebe ich dir prinzipiell recht - allerdings gibt es Regeln, die nicht zu hinterfragen sind. Dazu gehört zum Beispiel die Vorschrift, nicht bei Rotlicht in eine Kreuzung einzufahren. Ebenso gehört auch dazu, sich in die Gesellschaft und ihre herrschenden Normen zu integrieren. Und so, wie es (hoffentlich) auch üblich ist, bei der mündlichen Maturaprüfung im Anzug und nicht in Badehosen zu erscheinen - auch wenn es Ende Juni oft schon sehr heiß ist und die Badehosen eigentlich eher anzuraten wären - so sollte es auch üblich sein, anderen (vielleicht sogar unausgesprochenen) Richtlinien zu folgen. Dazu kann (muß aber nicht) das Verbot gehören, Kappen, etc. im Unterricht zu tragen - schon allein deshalb, weil bei Vorstellungsgesprächen oder dergleichen das Tragen von Kappen in den meisten Fällen unangebracht ist. So gesehen muß man auch nicht alles hinterfragen - manches ist einfach so (gängige Norm, o.ä.), wie es ist. Dies auch in der Schule zu vermitteln, ist meines Erachtens sicherlich nicht falsch...

    Also ich persönlich mag es gar nicht, wenn Schüler in meinem Unterricht Kappen, Kapuzen, oder Hauben aufhaben - ich empfinde dies als unhöflich und unpassend (zugegebenermaßen - ich bin altmodisch und auch nicht mehr der jüngste). Das wissen die Schüler aber auch (immerhin bin ich ja auch schon lange genug an der Schule), akzeptieren das und verhalten sich dementsprechend (auch wenn sie vielleicht bei anderen Kollegen die Kappen aufbehalten) - im Laufe der Zeit entwickeln (nicht nur) Schüler schon ein feines Gespür dafür, was der eine (Lehrer) mag und was nicht. Auch Machtspiele werden wohl nur selten ausgetragen, wenn man lange genug "dabei" ist und einen gewissen Ruf erworben hat (bei jungen Lehrern probieren sie es halt schon, wie weit sie gehen können...) Außerdem steht in unserer Hausordnung explicite, daß "auf die Außenwirkung [...] geachtet" [werden soll] und daß demgemäß Jogginghosen, etc. unerwünscht sind. Und um etwas aufzugreifen, was gerade oben erwähnt wurde: Kaugummikauen kann ich partout nicht leiden - dafür habe ich persönlich (im Gegensatz zu manchen Kollegen) nichts dagegen, wenn die Schüler während meines Unterrichts trinken und essen, sofern dies ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit nicht beeinträchtigt (sofern die Nahrung nicht gerade in Olmützer Quargel oder sonstigen Gestanksträgern besteht - wobei: den Quargel würde ich ihnen wohl wegfressen, gg).

    Wahrscheinlich ist das halt auch so wie in vielen anderen Dingen: Stelle dich auf dein Gegenüber ein! Relativ bald ist vermutlich bekannt, was der eine goutiert und der andere nicht ausstehen kann. Ich schätze mal, daß an Haupt-, Förder-, etc. schulen die Regeln strenger gehandhabt werden müssen (schon allein, um Struktur zu geben), als am Gymnasium, aber das wird vielleicht auch von mal zu mal unterschiedlich sein...

    Ich vermisse sie schon sehr ?( . Kennt ihr das auch?

    Ja, das kenne ich sehr gut. Es gibt immer wieder Klassen, die einem sehr ans Herz wachsen, bzw. auch einzelne Schüler, die ich sehr vermisse. Glücklicherweise sehe ich manche Klassen (bzw. Schüler derselben) auch noch lange nach der Matura immer wieder; mit einzelnen (wenn auch recht wenigen) ehemaligen Schülern bin ich auch privat befreundet. Ich finde das auch sehr nett, denn die Zuneigung (aber auch - produktive - Kritik) der Schüler ist m. E. eine der bedeutsamsten Renumerationen, die man in unserem Beruf als Lehrer erhalten kann. Natürlich ist das "Vermissen" jetzt kein dauerhafter emotionaler Zustand (wie etwa die Melancholie mancher russischer Dichter), aber ich freue mich schon sehr, wenn ich von meinen Burschen und Mädel etwas auch nach der Matura höre, und wenn wir vielleicht auch mal auf ein Bier (oder mehrere) gehen. Ich bin übrigens nicht der einzige an unserer Schule, der sich nach der Schule (d.h., nach dem Abschluß) auch privat mit seinen Schülern trifft - und für alle war das bis jetzt immer ein sehr nettes Erlebnis!

    Wie kodi schon gemeint hat: Es liegt nicht an dir, oder dem Unwillen deines Direktors, daß du das eine Fach nicht und die anderen verstärkt hast - es liegt einfach an den Erfordernissen der jeweiligen Schule. Mir persönlich geht es ebenso, daß ich keine, oder nur eine Klasse (mit einer bis maximal zwei Stunden pro Woche) in Geschichte habe. Das stört mich aber nicht, da ich in Latein und Griechisch ohnedies übervoll bin und Geschichte im Grunde eh eines extremen Vorbereitungs- und Korrekturaufwands bedarf - je weniger Geschichte ich habe, umso lieber ist es mir! Da mein Direktor aber der Ansicht ist, daß jeder irgendwann einmal das unterrichten sollte, wozu er ausgebildet ist, bekomme ich halt alle heiligen Zeiten eine Geschichtsklasse - aber ganz ehrlich: der Aufwand in Geschichte in Relation zu dem, was bei den Schülern "hängen" bleibt ist halt schon recht traurig...

    Das ganze mit den Versicherungen, Haftung usw. ist sicherlich wichtig, aber sollte finde ich keine Hürde sein (generell finde ich ist es das auf dieser Seite des Ozeans deutlich öfter). Ich werde wohl die Schulleitung nochmal befragen dazu, kann aber die Reaktion schon erahnen.

    Ich verstehe bei all diesen Sachen, auch was hier mit nach Hause fahren beschrieben wird, das Problem nicht. Auf Klassenfahrten oder Ausflügen kommt es doch auch vor, dass man zeitweise mit nur einer Gruppe der Schüler oder Schülerinnen alleine ist.

    Ich weiß nicht, wie das bei euch in Deutschland, konkret in deinem Bundesland, ist, aber bei uns in Österreich sind Haftungsfragen sehr wichtig, weil die rechtliche Absicherung (unter anderem bezüglich Unfallversicherung, Haftpflicht, etc.) während des Dienstes wesentlich besser ist, als während der Freizeit - und zwar für die Schüler, als auch für dich. Wenn du oder dein Schüler während des Unterrichts (d.h., rechtlich als solcher abgesicherter Unterricht - also eingetragen im Stundenplan) verunfallt/erkrankt/einen materiellen oder sonstigen Nachteil erleidet (etwa durch Elementarereignisse), dann seid ihr abgesichert, weil dies ein Dienstunfall ist. Sollte euch selbiges während der Freizeit zustoßen, gibt es allenfalls die gesetzliche Unfallversicherung, und die ist nicht üppig dotiert. (Außerdem könnte dann auch die Frage nach der Aufsichtspflicht gestellt werden - abhängig vom Alter der Schüler; abgesehen von zivil- oder dienstrechtlichen Problemen, die sich daraus ergeben könnten). All das gilt nicht nur während des Unterrichts, sondern auch auf dem "Arbeitsweg" (und es sollen tatsächlich schon Lehrer oder Schüler auf dem Weg zur Schule oder nach Hause verunfallt sein - ein Umknicken mit dem Knöchel reicht da schon, um Probleme zu verursachen). Noch schlimmer ist die ganze Geschichte rechtlich, wenn du Schüler im Auto mitnimmst (bei uns gilt das rechtlich als Schülertransport und erfordert einen eigenen Führerschein). Wohl gemerkt: Solange nichts passiert, passiert auch nichts; im Falle eines Unfalls bist du aber "volle Wäsch" dran: zivil-, dienst- und eventuell sogar strafrechtlich. (Die von dir angesprochenen Klassenfahrten oder Ausflüge, bei denen du mit Schülern allein bist, sind rechtlich etwas ganz anders: das sind dienstliche Veranstaltungen und rechtlich entsprechend abgesichert!)

    Also im eigenen Interesse (und im Interesse deiner Schüler: Gib nur dann Unterricht, wenn du das auch darfst! Dienst- und auch sonst rechtlich heißt das, der Unterricht kann nur dann erteilt werden, wenn er als solcher deklariert ist (im Stundenplan) und bezahlt ist (egal, aus welchem Topf).

    Die an anderer Stelle schon angesprochenen Probleme, nämlich daß du unnötigerweise (zumindest moralischen) Druck auf andere Kollegen ausübst, die nicht so ohne weiteres bereit sind, unentgeltlich irgendetwas zu tun, ist aber auch nicht zu unterschätzen; genausowenig wie die Frage, ob man nicht einzelnen Schülern gegenüber anderen Vorteile verschafft...

    Ich würde mir das schon durch den Kopf gehen lassen, denn ein gutes Verhältnis zur Kollegenschaft und zum Direktor sind durchaus erstrebenswerte Dinge, die einem das Leben durchaus erleichtern können!

    Schon lange her - ich war damals ein noch recht junger Lehrer und beschäftigte mich in meiner damaligen 7. Klasse (also die etwa 16/17jährigen) mit dem Dichter Horaz. Dieser sagt an einer Stelle von sich selbst: "Ich bin ein fett glänzendes Schweinchen aus der Herde Epikurs". Ich ließ die Schüler damals reihum übersetzen (also 1-3 Verse pro Schüler - je nachdem, wo eine Pause sinnvoll erscheint) - so, und wer bekam ausgerechnet den Vers mit dem "fetten Schweinchen"? Das einzige adipöse Mädchen in dieser Klasse! Die Sache ist mir heute noch (nach fast 20 Jahren) immer noch peinlich - aber ist halt leider nicht mehr zu ändern.

    Wollsocken hat geschrieben:


    "Zitat von lera1 Weißrußland

    Really?"


    Ja - scheint ein sehr schönes Land zu sein! (Als Tourist ist man den meisten Repressalien, Unannehmlichkeiten, etc. ja auch nicht ausgesetzt). Ich war auch schon in Tibet (bin auch durchs Land ein wenig gereist- die Drangsalierungen seitens der Chinesen gegenüber den Tibetern waren auch für mich - wenn ich im öffentlichen Bus gefahren bin - spürbar; wahrscheinlich hat sich die rote Staatsmacht angesichts einer "Langnase" da eh noch zurückgehalten), in Nordkorea, im Iran, in Kirgisien und anderen Ländern. Landschaftlich, meist auch kulturell, und insbesondere in Bezug auf die Menschen sind das alles ganz tolle Länder! (und wenn ich ein Land nur nach seiner Politik beurteile, tue ich mir andernorts vielleicht auch schwer....)

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