Beiträge von FLIXE

    Ich habe auf Facebook mal kommentiert, was ich als Lehrer glaubte, was man von uns erwartet:

    1. Die Schule (der Staat) stellt allen Schülern ein möglichst schickes Tablet (gerne Apple) mit kostenfreiem Internetstick zur Verfügung. In ländlichen Gegenden baut er schnell das Netzt aus.

    2. Die Schulen unterrichten nach klassischem Stundenplan ausschließlich per Videokonferenz, so dass die Kinder durchgängig beschäftigt sind und ihre Eltern nicht nerven. Fragen und Unklarheiten (technisch und inhaltlich) werden ausschließlich von Schulen gelöst, so dass Eltern nicht unnötig mit der Bildung ihrer Kinder belästigt werden.

    3. Hofpausen finden ebenfalls gemeinsam digital statt. Wie gesagt, dass Kind darf nicht im Home-Office stören.

    4. Zu Mittag wird Essen auf Rädern angeliefert. Gegessen wird gemeinsam im digitalen Speisesaal. Kochen ist für Eltern, die Ganztagsbetreuung gewöhnt sind, eine Zumutung und zusätzliche Belastung.

    5. Es findet ebenfalls eine digitale Hausaufgabenbetreuung und AG-Zeit statt. Eltern dürfen derweil nicht belastet werden.

    6. Wenn Eltern nicht genervt und belastet werden, ist es auch egal, ob nur mit Schulbüchern und Arbeitsblättern gearbeitet wird. Achtung, das Ausdrucken darf nicht von den Eltern verlangt werden. Das ist wieder eine Belastung.

    7. Sollte ein Schüler eigenwillig das Tablet ausschalten und somit das Klassenzimmer verlassen und doch wieder seine Eltern nerven... Hierfür wurde leider noch keine Lösung gefunden.

    *Ironie aus*

    Ein Beispiel:

    Eine Pizzeria mit großem Gastraum im ländlichen Bereich steht derzeit tagsüber leer und darf abends nur eine begrenzte Zahl von Personen bewirtschaften. Statt staatlicher Unterstützung für dieses Unternehmen könnten dort tagsüber Kinder mit Abstand beschult werden und das Land zahlt eine Miete.

    Ein örtliches Umzugsunternehmen sorgt dafür, dass die benötigten Dinge dort hingebracht werden.

    Eine Lösung für evtl. nötige Schülertransport würde sich gegen Geld sicher auch finden lassen. Für Aufsichten und Betreuungszeiten ließen sich Lehramtsstudenten einsetzen.

    Bei dieser Lösung bräuchte es weniger passive Staatshilfen, da der Staat für Leistung bezahlt und das Recht auf Bildung wäre gesichert.

    Wer will (die Entscheider!) findet Lösungen, wer nicht will schließt die Schulen. Das ist billiger, einfacher und geht schneller.

    Ich bin zudem der Meinung, dass man durchaus einen geregelten Schulbetrieb mit Einhaltung der Regeln hinbekommen würde, wenn man es denn wollte.

    Aber das würde Geld kosten, was niemand ausgeben will.

    Was spricht denn dagegen, dass die Hälfte einer Schule ausgelagert wird? Hotels mit großen Konferenzräumen stehen leer. Es gibt Gemeindesäle, Turnhallen usw. Das wäre ein enorm großer Kraftakt, der viele Zugeständnisse von allen Seiten erfordern würde (Politik, Schulen, Lehrer, Kinder und Eltern) und Geld kostet. Auch Lehramtsstudenten wären da eine Möglichkeit. Sie sind auf jeden Fall besser als ausfallender Unterricht. Medizinstudenten wurden ja im PJ auch teilweise zwangsverpflichtet in Krankenhäusern zu helfen.

    ABER es wäre machbar, dass alle Kinder einen geregelten und umfassenden Unterricht erhalten könnten. Vielleicht wäre es nicht perfekt und auf dem Land schwieriger. Aber es wäre machbar.

    Mir ist das schon klar und ich habe auch vieles nachgelesen.

    Mir ist auch klar, dass viele 7-jährigen Grundschulkinder nicht auf Sauf-Partys gehen. Die, die dorthin gehen, haben in der Regel noch keine Familie.

    Ich selbst arbeite auch schon seit dem 18. Mai wieder vor Ort in der Schule. Meine Schüler sind 14 Jahre alt und halten sich recht gut an die Regeln, zumindest innerhalb der Schule. Angst habe ich persönlich in der Schule momentan nicht, auch weil die Zahlen in meinem Landkreis recht klein sind.

    Nun ist es aber auch so, dass in den Sommerferien sehr viele Familien im In- und Ausland in Urlaub fahren werden. Einige von diesen Menschen werden sich infizieren. Das lässt sich trotz aller Maßnahmen nicht verhindern. Dazu kommen die Partygänger (im Urlaub und zu Hause).

    An genau diesem Punkt sehe ich das Problem auch für Schulen. Wenn die Zahlen deutlich ansteigen, werden sich wohl auch Schüler in Schulen gegenseitig infizieren. Wie viele das sind, wird die Zeit und werden die Maßnahmen zeigen.

    In einem Punkt aber gebe ich Wollsocken völlig recht. Die Prioritäten in unserem Land werden völlig falsch gesetzt. Wäre ein Jahr ohne Urlaub im Ausland nicht vielleicht zu verschmerzen gewesen? Müssen Clubs, Bars und Kneipen geöffnet werden?

    Mit Kindern und Familien kann man in unserem Land keine Wahlen gewinnen und keine Gelder erwirtschaften. In einem Großteil unserer Gesellschaft sind die eigenen Bedürfnisse weit größer als das Wohl der Allgemeinheit. Da ist das Recht auf Urlaub und Saufen halt ganz schnell viel wichtiger als das Recht auf Bildung. Und mit Wirtschaftskriese und Arbeitslosigkeit lässt sich ganz viel rechtfertigen.

    Es ist auch logisch, dass es im Moment kaum ein Infektionsgeschehen in Schulen gibt, da es überhaupt nur noch sehr wenige Infizierte in Deutschland und wahrscheinlich auch in der Schweiz gibt. Es gibt also extrem wenige infizierte Kinder, die in eine Kita oder in eine Schule gehen.

    Wir wissen auch, dass nicht jeder Infizierte gleich ganz viele andere Menschen infiziert. Wir wissen aber eben nicht, wie man zu einem Superspreader wird.

    Es dürfte also wesentlich interessanter sein, was passiert, wenn viele Familien aus dem Sommerurlaub zurückkommen und darunter prozentual gesehen auch mehr infizierte Kinder sein könnten. Da es dann aber keine Schulschließung sondern eine komplette Schulöffnung geben wird, wird es eben in Schulen auch zu Infektionen kommen. Großstädte werden wohl eher betroffen sein.

    Es muss auch einen Unterschied zwischen schwedischen und israelischen Schulen geben. Hier sollte man ansetzen und vor allem das Infektionsgeschehen in israelischen Schulen viel genauer untersuchen und beschreiben.

    Natürlich haben sich Kinder während der Schulschließung weniger infiziert. Das lässt sich aber eher durch die Alltagsgestaltung als wissenschaftlich erklären.

    Mein Kind hatte ab dem Zeitpunkt der Schulschließung fast keine sozialen Kontakte mehr. Schule und Hobbies fielen komplett aus und Spielplätze waren geschlossen. Da wir uns an die Regeln gehalten haben, hat er auch lange keine Freunde getroffen. Ich war ebenfalls im Home-Office und nur zum Einkaufen unterwegs.

    Wo hätte er sich denn infizieren sollen?

    Jetzt geht er wieder zur Schule und seine Hobbies sind auch wieder gestartet. Zum Einkaufen nehme ich ihn auch hin und wieder mit und Freunde trifft er auch wieder.

    Natürlich steigt die Wahrscheinlichkeit jetzt deutlich an, sich zu infizieren. Und genau zu diesem Ergebnis werden wohl auch viele Studien kommen,

    Gestern habe ich mein persönliches Highlight der Coronazeit in einer Eltern-Gruppe bei Facebook gelesen. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.

    Zitat: "Schulen haben ja nicht nur ein Bildungsauftrag, sondern auch einen Betreuungsauftrag! Dem sollen sie jetzt endlich mal wieder nachkommen!"

    Die schreibende Mutter war absolut davon überzeugt, dass die Betreuung ihrer Kinder im Schulgesetz aller Länder verankert ist und war empört darüber, dass die Schulen vor allem diesem Betreuungsauftrag seit Monaten nicht mehr nachkommen. Die Bildung schien ihr nicht so wichtig zu sein...

    Ja mei, es konnten früher schon nur die Kinder in die Schule gehen, die nicht auf dem Feld helfen mussten. Zum Feld kommen jetzt halt die Fleischfabriken dazu.

    Wenn man gewusst hätte, wie einfach das mit den Kindern ist, wäre es vielleicht auch mit der Erdbeer- und Spargelernte einfacher geworden. Kinder sind ja allein schon wegen ihrer Größe viel näher am Boden dran.

    Heute durfte mein Sohn zum ersten Mal wieder zu seinem Hobby gehen. Alle Kinder (5-7 Jahre) sind freudestrahlend mit etwas knappem Abstand in das Gebäude, habe sich am Eingang selbstverständlich die Hände desinfiziert und ihre Maske bis zum Übungsraum aufgesetzt.

    Alle Kinder waren glücklich und haben sich an den Einschränkungen (Maske, Händedesinfektion, Bewegung in festem Quadrat ;-)) null gestört.

    Wer hat gemeckert? Die Eltern! Die Kinder sahen nicht so unglücklich aus, wie die Eltern erzählt haben... Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit scheinen auch die bunten Masken keine größere Einschränkung zu sein.

    Vielleicht denken die Kinder auch einfach nicht den ganzen Tag nur an sich selbst.

    1. Ich erwarte, dass die Kostendämpfungspauschale in diesem Fall nicht gilt! Ja ja, ist Wunschdenken, ich weiß.

    2. Interessant wäre in diesem Fall, ob man mich zur Testteilnahme außerhalb zwangsverpflichten kann.

    1) Ich gehe davon aus, dass das Land bzw. meine Krankenkasse gemeinsam mit der Beihilfe diese Kosten übernimmt.

    2) Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts / der Corona-Testzentrale betreut wöchentlich eine bestimmte Anzahl an Lehrern und führt die Tests vor Ort durch. Beim Überprüfen des Impfstatus ging das auch wunderbar in der Schule für alle weiblichen Kollegen.

    3) Das ist als Lehrer nicht mein Problem.

    4) Das ist ebenfalls nicht mein Problem.

    @Wollsocken80 Ich bin gerade irgendwie zu den Videos deiner Schüler gelandet und finde den Originalbeitrag nicht mehr.

    Wow, das ist ja mal echt super cool. Bei allen Meinungsunterschieden wollte ein einfach mal ein Kompliment dalassen.

    Hast du das eingeführt, oder haben die Schüler das einfach selbst entwickelt?

    @Wollsocken80 Ich finde deinen Ton nicht fair!

    Jede Schulform hat ihre eigenen Belastungen. Du hast andere als ich. Vielleicht ist sie höher, vielleicht nicht. Ich kann und will es nicht einschätzen.

    Trotzdem weigere ich mich auf die Art zu unterrichten, dass ich eben nur das benutze, was da ist. Und mich dann auch noch als unkollegial bezeichnen lasse. Ich möchte guten und differenzierten Förderschul- und Hauptschulunterricht machen. ICH schaffe es nicht, ALLES selbst zu gestalten und vorzubereiten. Und die meisten meiner Kollegen in Deutschland wohl auch nicht, sonst würden wir nicht so viel privates Geld ausgeben. Oder sind wir alle schlechte Lehrer?

    Schön, dass das Onlinelernen bei dir mit den bereitgestellten Ressourcen klappt. Bei mir und vielen anderen ist es eben anders.

    Ich beschwere mich darüber, dass sich der Dienstherr immer wieder darauf verlässt, dass wir dummen und selbstlosen Lehrerinnen (meistens sind es ja doch die Frauen) immer wieder den Karren aus dem Dreck ziehen. Klar, sind wir selbst dran Schuld. Das sehe ich auch so. Aber ich will meine Schüler nicht ausbaden lassen, damit es mein Dienstherr irgendwann lernt. Denn meine Förderschüler sind mit Abstand die Schwächsten im System. Und ja, genau an dieser Stelle dreht sich das System im Kreis.

    Und das ich neben der schon schlechten Alltagsausstattung jetzt auch noch guten Online-Unterricht machen soll und will, lässt bei mir eben das Fass überlaufen. Wenn sich an meiner Schule ein Informatik-Kollege in den letzten Wochen nicht den Hintern aufgerissen hätte, würden wir immer noch die Aufgaben per Mail oder Post verschicken und kein gut funktionierendes Kommunikationssystem haben. Das mag für viele hier dann eben so sein, ich finde es extrem unbefriedigend.

    Ob ich die Adobe-Software brauche oder nicht, mag eine andere Sache sein. Aber eine gut funktionierende Lernplattform inklusive Chat- und Videosoftware vom Land mit passendem Server wäre halt schon mal angebracht gewesen. Und eine entsprechende Hardware-Ausrüstung ist doch seit vielen vielen Jahren auch nicht zuviel verlangt.

    Sissymaus Und du erstellst dein ganzes Material komplett selbst? Du gibst keinerlei Gelder für zusätzliche Kopiervorlagen oder Fördermaterialien aus? Das kann ich kaum glauben.

    Wenn du es schaffst, in deinen heterogenen Klassen sämtliches benötigtes Zusatzmaterial selbst zu erstellen und du dabei keine dauerhaften Überstunden machst, verneige ich mich tief vor dir (und das meine ihr ganz ehrlich!).

    Mein ursprünglicher Post geht ja auf das Online-Lernen in Corona-Zeiten zurück:

    Für mich gibt es da nur zwei akzeptable Lösungen:

    1. Der Dienstherr will, dass ich meiner Dienstpflicht weiterhin nachkomme und die Schüler unterrichte. Dafür stellt er für Lehrer und Schüler die notwendige Ausstattung zur Verfügung, d.h. Hard- und Software, die ausreichend funktioniert. Dazu gehören keine Server, die ständig wegen Überlastung zusammenbrechen!

    2. Der Dienstherr erkennt, dass eine digitale Beschulung aufgrund fehlender Voraussetzungen nicht möglich ist. Eine Beschulung kann daher nicht stattfinden. Dies vertritt der Dienstherr auch öffentlich selbstbewusst vor den Eltern. Diese Variante wird allerdings schwierig umzusetzen sein, da es bei uns ja ein Recht auf Bildung gibt. Allerdings wäre es die kostengünstigere Variante.

    Ich möchte diese Anweisung allerdings von oben! Das Problem des Alltagsunterrichts wird sich damit allerdings auch nicht lösen lassen. Ich weiß, dass ich für einige Lehrer ein Kollegenschwein bin. Aber die Verantwortung meinen Schülern gegenüber ist für mich momentan NOCH größer als die meinen Kollegen gegenüber.

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