Beiträge von Seph

    Bei der Ausgangsthese "Teilzeitlehrkräfte fühlen sich ausgebeutet" bin ich vollkommen bei euch und stimme Firelilly da gerne zu. Ich sehe auch die systemimmanente Problematik, dass sich die Teilzeitquote zunächst lediglich auf Deputatsstunden beziehen und bestimmte unteilbare Aufgaben verbleiben.

    Nicht einverstanden bin ich (nur) mit den Schlüssen, die daraus gezogen werden. Denn es gibt - und das haben wir hier bereits mehrfach im Forum ausdiskutiert - sehr wohl genügend sinnvollere Möglichkeiten, die Arbeitszeit aktiv mitzugestalten, als das Begehen von Dienstpflichtverletzungen. Das erfordert aber gerade die Übernahme von Eigenverantwortung anstatt nur über böse Schulleitungen zu schimpfen.

    Positivmeldungen alleine sind nicht schlimm, wenn darauf ein milder Krankheitsverlauf folgt. Wie wir wissen, kann Corona nicht gestoppt werden, weswegen wir als Gesellschaft damit leben müssen, dass es immer wieder zu Infektionen kommen wird, ohne in Panik zu verfallen.

    Ich wünsche allen Fußballfans viel Spaß beim Schauen der Spiele :) !

    Du lässt dabei völlig außer Acht, dass mehr Infizierte selbst bei zunächst milden Verläufen das Risiko für weitere Mutationen des Virus erhöhen. Das wiederum kann durchaus Auswirkungen auf alle haben. Insofern muss es nach wie vor das Ziel sein, die Anzahl von Infizierten möglichst gering zu halten.

    Beispielsweise, dass man wegen Unfähigkeit nicht Entlassen werden kann. Gibt, auch neben Dienst nach Vorschrift z.B., auch noch viele weitere Mittel, mit denen man innerhalb des Gesetzes seine Arbeitskraft so beschädigen kann, dass die Nichtteilnahme an jeder Konferenz das kleinere Übel für den Schulbetrieb wäre. Traurig ist immer, wenn man zu solchen Mitteln greifen muss, weil eine SL nicht von selber etwas dafür tut, dass diese Ausbeutung und Mehrbelastung von Teilzeitkräften abgemildert wird.

    Es gibt auch innerhalb geltenden Rechts die Möglichkeit, mit entsprechenden Disziplinarmaßnahmen auf solche Vorgehensweisen zu reagieren. Das von dir angesprochene Verhalten bewegt sich nebenbei bemerkt bereits außerhalb "des Gesetzes". Bei aktiver Sabotage der eigenen Arbeitskraft zur Vermeidung rechtmäßig angeordneter Arbeit sind wir mit Sicherheit bei Verletzungen dienstrechtlicher Vorgaben. Ich finde es bedenklich, dass du hier wiederholt im Forum solche Rechtsbrüche ins Spiel bringst und du bist bereits mehrfach von verschiedenen Seiten aufgefordert worden, dies zu unterlassen.

    Ich wollte das nicht so rein juristisch abhandeln. Der Begriff „Rechtsbrüche“ könnte etwas oversized sein. Richtig aber, dass jede selbst entscheiden können muss, aufs was sie sich einlässt. Die Idee, dass die Schulleiterin anordnen könne, dass man sich die Klamotten versauen lassen müsse, ist absurd. Sie tut damit den Abiturientinnen keinen Gefallen.

    Da bin ich bei dir und das ist bewusst überspitzt. Gleichzeitig musste ich feststellen, dass Abiturienten nicht immer so reif sind, wie man sich erhofft. Leider hatte ich auch schon völlig aufgelöste SchülerInnen bei mir sitzen während eines Abistreichs, bei denen der ach so harmlose Rasierschaum oder der zum (genötigten) Bemalen der Gesichter verwendete Lippenstift dann doch Kontaktallergien ausgelöst hatte. Juristisch könnte man das evtl. als Gefährliche Körperverletzung (Tatbestandsmerkmal der Beibringung gesundheitsschädlicher Stoffe) abhandeln, so weit geht man in der Situation natürlich eher nicht. Das gilt auch für die in Tateinheit begangene Nötigung.

    Dennoch schlimm, dass es Personen, die gerade den Erhalt eines besonderen Reifezeugnisses feiern, derart unbekümmert damit umgehen. Und noch schlimmer, wenn eine SL anordnet, das über sich ergehen lassen zu müssen. Wie gesagt: davon unbenommen ist die Aufsichtsführung über die einem als Fachlehrkraft anvertraute Klasse.

    Die SL hat geantwortet und den Abistreich bestätigt und auf den erhöhten Aufsichtsbedarf hingewiesen. Zusätzlich haben wir von ihr auch die Empfehlung erhalten Wechselkleidung einzupacken...

    Das finde ich unmöglich. Der erhöhte Aufsichtsbedarf lässt sich durch die unterrichtenden Fachlehrkräfte abdecken, die jeweils ihre Klasse, die sie zu dem Zeitpunkt im Unterricht hätten, beaufsichtigen. Bereits die Empfehlung, Wechselkleidung einzupacken, deutet darauf hin, dass die Schulleitung Rechtsbrüche durch Abiturienten tolerieren möchte, was vollkommen untragbar ist. Niemand muss in Kauf nehmen, gegen seinen Willen mit Substanzen vollgespritzt zu werden o.ä. und sei es nur Wasser.

    Ich hoffe, Herr oder Frau Pausenclown ist in den letzten 9 Jahren mal über den Begriff PÄDAGOGISCHER SPIELRAUM gestolpert. Und in NRW ist es definitiv so, dass in der Zeugniskonferenz dieser Spielraum auch genutzt wird! Und das ist auch gut so!

    Ich fürchte, Sie haben den zitierten Beitrag nicht verstanden oder können mit dem Begriff des pädagogischen Spielraums nichts anfangen. Dieser besteht natürlich bei Festlegung (!) der entsprechenden Fachnote mit Blick auf die Beurteilung der über das Schuljahr gezeigten Leistungen. Damit ist aber nicht gemeint, vorgenommene Bewertungen zu ändern, nur um andere Nebenschauplätze zu bedienen oder auf Druck von Eltern, SchülerInnen oder Vorgesetzten zu reagieren.

    Dort sind die Leute der Meinung, Corona sei schon vorbei. Das Leben ist weitgehend wie früher - nur dass man überall den Impfausweis braucht. Allerdings sind so gut wie alle Erwachsenen geimpft, die es wollten. (Auf meine Bemerkung, dass bei uns die Jüngeren meist noch nicht geimpft seien, kam die Antwort, dass es dort schon auch 18-20jährige ohne Impfangebot gibt. Ich meinte mit "Jüngeren" noch jüngere Menschen.) Übrigens haben alle meine Verwandten den BionTech-Impfstoff bekommen - ich wundere mich, woher Ungarn so viele Dosen bekommen hat?

    Ganz einfach: Aus Russland und China. Ungarn hat sich bereits Anfang des Jahres mit größeren Lieferzusagen für Sputnik V und Sinopharm eingedeckt. Hierzu hat Orban an den eigenen Arzneimittel- und Gesundheitsbehörden vorbei per Verordnung die Notzulassung vereinfacht, indem die Überprüfung durch die Behörden entfallen konnte.

    Ungarn hat btw. bzgl. der Erstimpfungen keine signifikant höhere Quote als Deutschland, zeichnet sich aber durch eine vergleichsweise hohe Quote von Zweitimpfungen unter den überhaupt geimpften Personen ab. Dennoch sind bislang nur 55% der Bevölkerung mind. 1x geimpft.

    Ich glaube ja, dass man früher oder später zu dem Punkt kommen muss, an dem der Staat erkennt, dass Corona sich eben grippeähnlich verhält. Im Sommer sind nun einmal die Zahlen niedrig, im Winter sind sie nun einmal hoch. Das Erste trotz Lockerungen, das Zweite trotz Lockdown.

    Daher hoffe ich, dass, selbst wenn die Zahlen Richtung Herbst wieder ansteigen sollten, nicht wieder in Panik gerät und Grundrechtseinschränkungen noch und noch verkündet, sondern einfach damit leben lernt, dass es wie bei der Grippe saisonales Infektionsverhalten gibt.

    Der Unterschied zur Grippe ist dann doch die etwas erhöhte Gefahr bzgl. Mortalität und Langzeitfolgen, auch bei jungen Menschen. "Dem Staat" ist wie den meisten Menschen durchaus bewusst, dass Corona sich epidemiologisch ähnlich wie die Influenza verhält. Daraus lässt sich aber auch ableiten, dass es so oder so sinnvoll sein kann, während der klassischen Grippesaison in Zukunft Masken zu tragen, wie es in Ostasien seit vielen Jahren praktiziert wird.

    Firelilly

    Das entscheidende Argument von Fallen Angel ignorierst du komischerweise: Der Vergleich eines - seien wir ehrlich - eher bedeutungslosen Sportereignisses mit dem Recht auf Bildung ist vollkommen absurd. Im Übrigen wurde hier nicht kritisiert, dass überhaupt Zuschauer in den Stadien sind, sondern dass sich diese nicht an die damit verbundenen Regeln halten.

    Da habe ich ja wohl in ein Wespennest gestochen, wobei die Beiträge zum Thema "Self-Care" einerseits die Statistik auf dem Weg zur Status der "Erleuchtung" füttern, andererseits einmal mehr Ausweis der Auseinandersetzung mit der eigenen Befindlichkeit und ihrem zweifelhaften Wert für die Allgemeinheit sind.

    Nö, deine Behauptung wurde nur auf leicht ironische Art ad absurdum geführt. Aber das zu erkennen, hieße auch, sich einzugestehen, dass die eigene Sichtweise vlt. zu eingeschränkt oder zu stark verallgemeinernd war.

    Ohne genauer in das Dienstrecht von NRW eingearbeitet zu sein, dennoch einige Überlegungen hierzu:

    Mit erfolgter Versetzung wirst du einem neuen Amt in einer anderen Dienststelle zugewiesen. Damit ändert sich auch dein Vorgesetzter und damit die Person, die dir gegenüber zu Dienstanweisungen überhaupt befugt ist. Deine alte SL wäre m.E. überhaupt nicht mehr weisungsbefugt bzgl. schulischer Aufgaben, die erst nach dem Termin der Versetzung liegen. Davon unbenommen ist natürlich die Sicherstellung einer geordneten Übergabe.

    Für die alte SL sehe ich eigentlich nur zwei mögliche Wege, um die Durchführung der Prüfungen durch dich zu gewährleisten, die ich zumindest in NDS beide schon gesehen habe: Sie könnte in Form eines Ersuchens um Amtshilfe darum bitten, Personal einer anderen Schule im eigenen Prüfungsverfahren einzubinden oder trotz Versetzung eine (Teil-)Abordnung zurück an die bisherige Schule erbitten, um die Dienstgeschäfte sauber zu Ende führen zu können.

    Das funktioniert aber beides nicht in Form direkter Dienstanweisungen an dich.

    Ich könnte dir gerne erklären, wie das Christentum mehr als jede andere Weltanschauung für die Gleichberechtigung und die Würde der Frauen getan hat.

    Da wäre ich auch mal gespannt. Während Frauen in frühchristlichen Gemeinden weitgehend gleichberechtigt gewesen sein mögen, findet man in Schriften der frühen Kirche und des Neuen Testaments wieder ziemlich "traditionelle" Haltungen zur Stellung der Frau. Die von dir in diesem Zusammenhang schon einmal ins Feld geführte Hochschätzung einzelner Frauen (z.B. Maria Magdalena) kann dabei nicht verschleiern, dass die Sichtweise auf Frauen als Quelle der Sünde nicht gerade zu gleichberechtigtem Umgang mit beiden Geschlechtern führte. Ein Ausdruck dessen ist auch der hier bereits einmal diskutierte Ausschluss von Frauen aus Priestertum und Entscheidungspositionen, insbesondere in der katholischen Kirche.

    10.000 € Kreditsumme, jeden Monat 150 € abbezahlt bei 10% Zinsen —> Der Spaß dauert acht Jahre und du zahlst mehr als 4.500 € Zinsen.

    Danke für das passende Beispiel. Wenn man die Zahlen jetzt mit den 4.500€ als Kreditsumme und angeblichen 9.000€ Zinsen vergleicht, zeigt sich, dass irgendetwas im Eingangsbeispiel nicht stimmen kann.

    Bei 4.500€ Restsumme und 1800€ Tilgung p.a. müsste der Zinssatz bei unglaublichen 37,5% p.a. liegen, um Zinsen von 9.000€ zu erklären. So miese Konditionen gab es selbst vor vielen Jahren nicht von Banken.

    Ich finde es problematisch, dass du hier versuchst, Islam und Christentum gleichzustellen. In der Theorie gibt es von beidem liberale und konservative Vertreter, aber in Deutschland, ein christlich geprägtes Land, dominieren doch die liberalen Ansätze. Im Vergleich dazu ist der Islam eine Religion mit vielen Verboten, was schlichtweg mit unserem Freiheitsbegriff kollidiert.

    Zum Einen: Islam und Christentum sind relativ nah verwandte Religionen, die insbesondere im Sinne unseres Grundgesetzes durchaus gleichzustellen sind. Insbesondere ist die freie Religionsausübung zu gewährleisten. Deinem Argumentationsansatz, der Ausübung von Religion mit Verboten zu begegnen, weil sie viele Verbote mit sich bringt, mag ich nicht folgen. Meines Erachtens liegt die Stärke unserer Gesellschaft gerade in einem gelebten Pluralismus, in dem man anderen Wertvorstellungen sicher nicht folgen muss, diese aber auch einmal stehen lassen und tolerieren kann.

    Gerade die Erfahrung von gelebter Pluralität und die Möglichkeit am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen gilt auch als eine der wesentlichen Säulen zur Präventation von Radikalisierung. Hier im konkreten Fall dem Mädchen die Teilnahme am Schwimmen zu untersagen - was wie gesagt ohnehin rechtswidrig wäre - führt mit Sicherheit nicht zu einer Werteveränderung ihrer Familie, sondern eher zur weiteren Abgrenzung. Damit erweist man sowohl ihr als auch der Gesellschaft insgesamt einen Bärendienst.

    Seph :

    in einigen unserer Bildungsgänge haben sich bei so manchen SuS die Schulschließungen auf jeden Fall auf die Noten ausgewirkt. Wie yestoerty schon berichtete, gab es auch bei uns eine ganze Reihe von SuS (gerade in den "schwächeren" Klassen), die sich komplett zurückgezogen haben und nicht erreichbar waren. Da bei ihnen die Mitarbeit über "Moodle" und "Big Blue Button" (also in Videokonferenzen) kaum bis gar nicht vorhanden war, nützt ihnen auch ein "Anpassen der Leistungserwartungen" nach unten von Lehrkräfteseite nichts mehr. Zumal ihnen dann für Klassenarbeiten oder Tests, die nach Ende der Schulschließungen in der Schule geschrieben wurden, die Grundlagen fehlten und diese dementsprechend schlecht bei den besagten SuS ausgefallen sind.

    Das kann ich nachvollziehen und dann ist auch klar, dass sich das in der Leistungsbewertung widerspiegeln muss. Danke für die Erläuterung.

    Die Inzidenz ist in Deutschland unter der 10. Zwei LKs sind noch Ü50 unterwegs (Zweibrücken, Schweinfurt).

    Ich glaube, alle hier im Forum sind in der Lage, Nachrichten in den einschlägigen Portalen und Zeitungen zu lesen, dafür braucht es deine Updates nicht. Oder dienen diese nur zum Generieren höherer Beitragszahlen? Einen Beitrag zur Diskussion liefern diese jedenfalls nicht.

    Zum Thema Noten: Ich denke, daran kann man kaum die Auswirkungen der Schulschließungen ablesen, da die meisten Lehrkräfte bereits durch Anpassen von Leistungserwartungen darauf reagiert haben. Bei unseren Klassen sieht man in den vorläufigen Notenübersichten kaum Auffälligkeiten, gleichzeitig bestehen durchaus größere Lücken. Nicht weil bestimmte Themen gar nicht behandelt worden wären, sondern weil vertiefende Übungen und der enge Austausch darüber im Distanzlernen etwas auf der Strecke blieben.

    Die globale Frage ist ja, ob wir möchten, dass Menschen in unserem Land nach streng islamischen Regeln leben oder ob sich das mit unserem Bild von Gleichberechtigung, Freiheit und Demokratie beißt. Im konkreten Fall geht es zwar nur um die Badekleidung bei einem Grundschulkind, aber wie ich Miss Jones inzwischen kenne, geht es ihr eher darum, wie viel Raum wir in unseren Schulen einer Religion einräumen, in der, und das muss man halt so direkt formulieren, Mädchen und Frauen in der Hierarchie unter Männern stehen.

    Gerade das Bild von Gleichberechtigung, Freiheit und Demokratie erfordert zwingend, nicht mit Verboten auf "Andersartigkeit" zu reagieren!

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