Weil jeder weiß, der sich mit der Materie auskennt, dass der gesamte Schulbetrieb zusammenbrechen würde, wenn alle Lehrkräfte "Dienst nach Vorschrift" machen würden.
Und warum konnte es dazu kommen? Habe ich schon mehrmals geschrieben:
- Unser Beruf ist durchsetzt mit Idealisten mit dem Hang zur Selbstausbeutung ("Aber es ist doch für die Kiiiiinder, die könnnen doch nichts dafür!")
- Die GEWerkschaft ist hier kontraproduktik, da sie erstens idelogische Scheuklappen aufhat (durch Durchsetzung der Inklusion z.B. war immer wichter als die daraus resultierenden Arbeitsbedinungen der Kolleginnen und Kollegen) und zweitens unter der Fuchtel von Verdi steht (Verdi ist seit seiner Existenz ein zahnloser Tiger, bisher bei jeder Tarifverhandlung als Löwe gestartet und als Bettvorleger gelandet, ganz im Gegensatz zu echten Gewerkschaften wie die IG Metall)
- Der Lehrerberuf ist zum Frauenberuf geworden und als logische Konsequenz werden die Beschäftigten mittlerweile genauso behandelt wie in anderen klassischen Frauenberufen, wie z.B. in der Pflege und in den Kitas. Frauen sind einfach weniger durchsetzungsfähig als Männer, @lamaisin nannte das so treffend "Brutpflegezwang". Das ist natürlich fatal in einer Wirtschaftsordnung, die sich an Profitmaximierung und Kostensenkung orientiert.
- Viele Lehrkräfte haben angesichts der Bedingungen resigniert und flüchten sich in Teilzeit, statt sich für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen einzusetzen.
- Personalvertretungen vor Ort ziehen ihr Selbstwertgefühl oft aus "Feel good"-Aktionen (Kollegiumsfeiern und Geburtstagsständchen) und weniger aus Interessenvertretung im Sinne der Beschäftigten, denn dazu müsste man ja Widerstände angehen, und das ist vielen unangenehm.
Gruß !
Dass bei Lehrkräften, die zu einem guten Teil ungebundene Arbeitszeiten haben, zusätzliche Minuten, die nicht angewiesen sind, nicht gutgeschrieben werden, liegt in der Natur dieser Art von Beschäftigung und ist auch bei Angestellten in der vielgerühmten freien Wirtschaft nicht anders, wenn diese ungebundene Arbeitszeiten haben. Hintergrund ist dabei unter anderem, dass nicht durch den AG angewiesene Arbeitszeiten auch nicht abzurechnen sind. Sind diese angewiesen, werden sie selbstverständlich auch als Mehrarbeit erfasst.
Anders herum gedacht: es gibt doch bereits eine klare Vorgehensweise hierzu. Der Dienstherr ordnet eine mittlere Arbeitszeit von 40h/Woche an und es darf von Lehrkräften erwartet werden, dass sie ihre Arbeit so organisieren, dass sie diese im Mittel gut treffen. Sollte sich abzeichnen, dass dies nicht möglich ist, muss darauf mit einer Überlastungsanzeige reagiert werden und mit dem Vorgesetzten besprochen werden, an welchen Stellen entsprechende Abstriche zu machen sind. Man darf von Lehrkräften durchaus erwarten, dass sie ihrer Eigenverantwortung hier auch nachkommen. Im Übrigen umfasst "Dienst nach Vorschrift" bei Lehrkräften weit mehr als nur Unterricht und Korrekturen.
Ich persönlich plane meine Arbeitszeit inzwischen mit Hilfe einer App in der Woche vor, trage alle gesetzten Stunden, Besprechungen, Aufsichten etc. vor und blocke weitere Zeiten, sodass ich auf meine anvisierte Arbeitszeit komme. Damit schaffe ich auch gut Funktionstätigkeiten, Beratungen usw. im vorgesehenen Zeitrahmen und kann andererseits guten Gewissens irgendwann auch einfach mal alles liegen lassen.