Beiträge von Auct

    Also ich denke schon, dass die psychischen Probleme der SchülerInnen auch auf die Lehrkraft zurückwirken KÖNNEN.


    Klassen, die anstrengender sind, ziehen doch deutlich mehr Energie als solche mit von sich aus motivierten Schülern.
    Klassen, die anstrengender sind, haben oft einen großen Anteil an Problemfällen.


    Denn in den Kopf rein geht doch nur was, wenn der Kopf einigermaßen klar und aufnahmefähig ist und nicht ständig von irgendwelchen Befindlichkeiten, die noch nicht kontrolliert werden können, abgelenkt wird.
    Ist doch klar. ;)


    Und abgesehen davon: Wenn mir Jugendliche von Suizidgedanken und ähnlichem erzählen, dann lässt mich das nicht kalt, sondern beschäftigt mich = zieht Energie.
    Ähnlich: Probleme im Elternhaus, Selbstwertprobleme, Gewalt ... Missbrauch ...


    Alles schon gehabt.


    NATÜRLICH hat die psychische Konstitution der Kinder auch eine Rückwirkung auf die Lehrkraft. Es sei denn, man kann sich supergut abgrenzen. - Irgendwelche Tipps?

    Ich habe das in den letzten Jahren ebenfalls verstärkt wahrgenommen, dachte aber, es hätte mit meiner Erfahrung als Lehrer und der Bereitschaft von SchülerInnen zu tun, sich mir gegenüber zu öffnen.
    In diesem Halbjahr hatte ich schon Gespräche mit 3 SuS - die auf mich zukamen - . Was da von Elternhaus und innerem Erleben berichtet wird, war, gelinde gesagt heftig.


    Ich möchte noch eine Beobachtung anschließen:
    Immer mehr KollegenInnen fallen auch länger aus aufgrund von psychischen Erkrankungen.

    Hallo zusammen!


    Zugegeben, ich mache den Job wirklich sehr gerne, aber es gibt trotzdem ein paar Dinge, die ich mir lieber vom Hals halten würde - oder, positiv formuliert - schöner vorstellen könnte.


    Ich versuche mal eine Top 3 der nervigsten Lästigkeiten und würde mich freuen, wenn ihr euch anschließt. Es geht mir einfach mal um eine Auflistung/Umfrage. Bin nämlich gespannt, ob WIR da übereinstimmen - oder ob doch jeder sein eigenes Päckchen zu schultern hat. ;)


    1. Gefühlt ständig wechselnde Anordnungen von "oben" (Niedersachsen, G9, G8. G9 ... innerhalb von wenigen Jahren).
    2. Präsenzpflicht bei (meist überflüssigen) Dienstveranstaltungen, wenn zu Hause zig Korrekturstapel auf einen warten.
    3. 1000 Vorschriften und Fallstricke bei Exkursionen, Klassenfahrten und allem, was über das normale "in der Schule sein" hinaus geht. (-> Verwaltungsaufwand dafür.)


    Wie seht ihr das?

    Im Unterricht geht es bei mir - mit etwaigen Abstrichen, etwa wenn Wespe ins Klassenzimmer fliegt. Die Tipps oben sind gut.


    Was mich interessieren würde:


    Sind eure Schüler auch immer so laut, wenn sie in die Klasse kommen?
    Wie ist es mit Pausen?
    Schulhof?
    Flure, hallendes Schulgebäude?


    Das sind so Situationen, wo ich mir hin und wieder Oropax in die Ohren stecke. Der Geräuschpegel kommt einem Flughafen gleich.

    Okay. An dieser Stelle eine Geschichte, dann muss ich weiter korrigieren:


    Ich habe mich mal dumm und dämlich nach ca. 8 Klassenarbeiten gesucht, die ich in einer Mappe mit Ringbindung und Knopfverschluss hatte. Die Ringbindung (also wie ein Block) ist hier wichtig!
    Ich wusste, dass ich sie erhalten hatte. Wusste, dass sie nicht weggekommen sein konnten.
    Aber sie waren nirgends aufzufinden. Den ganzen Tag hab ich danach gesucht. Ich hatte echt Panik und ne ganze Reihe an Verdächtigungen.


    Bis ich dann am Abend das Rollo runter gelassen habe.


    Da hat sich dieser Schlingel-Block-Klassenarbeitsordner einfach so mirnichtsdirnichts mit einem Teil (Faden) der Jalousie verhakt und wurde von mir im morgendlichen Tran schwupps nach oben befördert. - Und zwar so, dass das DIng nicht mehr zu sehen war.


    Seitdem mache ich mir keinen Stress mehr, wenn irgendwas fehlt.


    Taucht immer wieder auf.


    ;)

    Warum denn nicht Dompteur?


    Mir ist schon relativ früh aufgefallen, dass Stille eine sehr heilsame Wirkung hat. Ich sehe mich ganz klar als Dompteur, als jemand, der klare Regeln vorgibt (und lebt) und dessen Aufgabe es eben gerade nicht ist, für alles und jeden und immer Verständnis zu zeigen, sondern zu zeigen, wie es "richtig" ist und wo es lang geht.


    Freundlich. Respektvoll. Miteinander.


    Wenn jemand beispielsweise zu spät kommt, dann erkläre ich ruhig und freundlich, dass das ein Verhalten ist, womit sich derjenige selber schadet - und auch den anderen wenig Respekt zeigt.
    Wenn derjenige 10 Mal zu spät kommt, erkläre ich das 10 Mal.
    Wenn es 100 Mal passiert, erkläre ich es 100 Mal.


    Das ist mein Job.
    Erklären.


    Irgendwann sage ich dann noch: "Wiederholung ist die Mutter der Didaktik." (Was keiner versteht, weswegen alle lachen, woraufhin ich dann erkläre, was Didaktik ist.)


    Ich versuche immer wieder, jeden Tag auf´s Neue, an der SELBSTverantwortung anzusetzen. Die erreicht man nicht mit Gebrüll und Verstäääääändnis, aber mit Geduld(!!!), Bewusstmachung(!!!!!!!) und Disziplin.


    Leider verstehen viele Kollegen Disziplin heute falsch, haben dann gleich einen brüllenden Choleriker vor Augen. Das ist selbstverständlich der falsche Weg. Aber auch ein Gärtner kümmert sich ja um seinen Garten, ruckelt und zupft und stutzt. Sich einfach nur drüber freuen, das was wächst, wenn man´s gießt ... das wäre mir zu wenig.

    Beruf und Berufung


    Lateinlehrer durften in Niedersachsen auch schon mal praktizierende Lehrer werden, die das Studium in ein paar Wochenend-Seminaren nachholten. Angebot und Nachfrage. Ob sie deswegen Latein unterrichten können, wage ich zu bezweifeln.


    Letztendlich kommt es aber auf die intrinsische Motivation an. Immer.


    Wer etwas wirklich will, KANN das auch - und sei es nur zum Schein, weil er statt des Inhalts die sozialen Mechanismen für den Erfolg lernt (z.B. Schein-Ärzte).
    Das funktioniert nicht immer, KANN aber funktionieren.
    Letztendlich ist das genauso absurd wie: Jemand möchte unbedingt Lehrer werden, scheitert dann aber an der 2. Staatsprüfung, weil er blöde Ausbilder abbekommen hat. Zack, System macht Deckel drauf und ab in die Kiste der verstaubenden Karteileichen.


    Ich glaube übrigens, dass auch Menschen zum Arzt berufen sind, die das nie studiert haben. Hat jemand von euch mal Der Medicus gelesen? ;)

    Mag sein, dass da der Altphilologe aus mir spricht.


    Was Englisch anbelangt (was ich ziemlich gut kann) habe ich aber aufgrund der Erfahrung aus meiner eigenen Schulzeit gepostet.


    Ich war grottenschlecht in Englisch bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich angefangen habe, englische Lieder (die mich damals emotional sehr bewegten) verstehen zu wollen und ... zu übersetzen.
    Mein Vokabelwortschatz hat sich exorbitant vergrößert und ich fand es bisweilen erheiternd, dass ich manche Vok drauf hatte, die mein damaliger Lehrer nicht kannte.
    Grammatik fiel mir auch leichter, das Schreiben, Aussprache ...


    Wir haben das damals aber nicht im Unterricht gemacht, das habe ich für mich selbst entdeckt. Bin dann ja auch Lateinlehrer geworden! ;)

    Manchmal gibt es auch ungeahnte Höhenflüge, wenn sie sich im Unterricht mit ihren Lieblingssongs (Englisch) auseinandersetzen dürfen. Das bedingt natürlich, dass sie Musik mit Englischen Texten hören, würde ich vorher mal nachfragen.
    Dann könnte man sie das übersetzen lassen, ggf. auch mit viel Hilfe Translate usw. (wobei ich tendenziell eher für das schnöde Wörterbuch wäre ;) ) - und dann einen kleinen Vortrag darüber schreiben(?) oder sprechen lassen, wichtigste Botschaft, usw.
    Oder sogar eigenen Song schreiben?
    Song auswendig lernen und vortragen?


    Kommt natürlich alles drauf an, wie kreativ, weit usw. Gerade die Kleinen sind da aber meistens total wild drauf und machen das sogar auf Latein. ;)

    Soweit ich weß, hat man im Ref Niedersachsen doch "nur" 6 Stunden eigentverantwortlichen Unterricht. Den Rest darf man sich selber aussuchen (Hospitation).



    Ich sehe daher noch eine andere Möglichkeit: mit dem Stundenplaner der Schule sprechen!


    Situation schildern und gucken, ob man die Stunden klug legen kann, z.B. auf einen Tag, an dem eh Seminar ist. Oder so, dass es zu mindestens 1 freien Tag in der Woche kommt. Die haben da schon Spielraum, gerade, wenn Du im Klassenverband unterrichtest (was bei Deinen Fächern so sein wird, denke ich.)


    Dann ist das Pendeln schon nicht mehr ganz so schlimm.

    Das rückt doch jetzt sehr von der eigentlichen Fragestellung ab, eigentlich ging es darum, ob und inwieweit man Nähe zulässt.Warum die Kinder Nähe suchen und brauchen, wie es daheim in den Elternhäusern aussieht, das sind Spekulationen und die bringen uns eigentlich nicht weiter, denn Fakt ist nun einmal, einige bis viele Kinder suchen den Kontakt, und wir können unterschiedlich darauf reagieren.


    Das ist kein Oberstufen-Gymnasium-"Problem", und vielleicht gehst du einfach aufgrund mangelnder Erfahrung mit derartigen Situationen sehr verkopft an die Sache und möchtest Gründe und Lösungen finden, wobei es doch eigentlich die normalste Sache der Welt ist, dass man Erstklässler (und Grundschüler an sich) tröstet und sie hin und wieder mal anfasst. Frag doch mal Erzieherinnen im Kindergarten, wie oft sie ein Kind streicheln, wenn sie es beruhigen wollen... Und dann soll damit - zack - nach Schulbeginn von jetzt auf gleich Schluss sein? (damit sie dann in der Oberstufe angenehm selbstständig sind???) Das geht doch gar nicht. Das sind Prozesse.

    Na ja, ich störe mich halt an der Formulierung "mangelnde Erfahrung".
    Damit unterstellst Du mir indirekt, dass ich in konkreten Situationen nicht so reagieren würde (wie Du?) und sagst außerdem ganz direkt, dass ich annehmen würde, man müsse das den Grundschülern aberziehen. Das sage ich an keiner Stelle!


    Ich stimme Dir insofern zu, als dass konkrete Situationen konkretes und liebevolles Handeln erfordern. Ich gehe halt noch einen ... küchenpsychologischen ... Schritt weiter.

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