Wer ein Argument gegen das Lehrerbashing angesichts der "Dauerferien" braucht

  • Ich habe nichts gegen Quereinsteiger. Du etwa?

    Wenn sie ihren Job gut machen, nein.


    Mein Posting bezog sich auf die Aussage "Jeder, der ein Abitur hat, kann Lehrer werden...". Nein, kann eben nicht jeder. Das führt auch hier im Forum immer wieder zu großem Erstaunen, dass es eben nicht reicht, Abitur zu haben, eine Ausbildung gemacht zu haben, oder einen Bachelor of Irgendetwas zu haben, um Lehrer zu werden. Das Forum ist doch voll von solchen Postings.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Das ist deine Meinung.
    Ich sehe es so:
    sie täuschen das Funktionieren nur vor. Sie machen mehr Arbeit.
    Wenn es sie nicht gäbe, würde es mal ordentlich knallen und es müssten vielleicht wirkliche Veränderungen her.


    Naja, ähnlich könnte man auch sagen, man sollte nichts gegen die Armut tun (z.B. die Tafeln), bis es irgendwann mal so richtig knallt (Unruhen, Aufstände), damit dann wirkliche Veränderungen kommen. Ist sicherlich auch theoretisch richtig, würde aber zu Lasten tausender armer Menschen in unserem Land gehen. Und da reden wir nicht nur vom Ausbrennen (Burnout), da geht es schon um Leben oder Tod.


    Also die Tafeln abschaffen, um ein "ungerechtes System" nicht noch zu stabilisieren, @MarlenH ?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Bin ich der einzige, der hier den Fehler in der Prozentrechnung sieht?

    Du vergißt, daß man mehrere Dinge davon parallel machen kann, wie uns unsere Schüler täglich demonstrieren.


    Also "Checking social media", "Discussing out of work activities with colleagues" und "Eating snacks" haben meine im Informatik-Unterricht schon geschafft, wenn auch nur für 1,5 Sekunden.

  • Wir sähen ganz schön alt aus derzeit ohne Quereinsteiger !
    Sie retten uns vor noch größeren Klassen, noch höherem Stundensoll und noch mehr Vertretung.

    Das sehe ich genau anders. Sie retten nicht uns sondern das System vor der Implusion. Wären sie nicht da, würde das System Schule zusammenbrechen und es zu einem richtig großen Knall in der Gesellschaft kommen, auf das der Staat wieder seine Kernaufgaben wahrnimmt und entsprechend die Schulen auf Vordermann bringt, egal was es kostet.

  • Naja, ähnlich könnte man auch sagen, man sollte nichts gegen die Armut tun (z.B. die Tafeln), bis es irgendwann mal so richtig knallt (Unruhen, Aufstände), damit dann wirkliche Veränderungen kommen. Ist sicherlich auch theoretisch richtig, würde aber zu Lasten tausender armer Menschen in unserem Land gehen. Und da reden wir nicht nur vom Ausbrennen (Burnout), da geht es schon um Leben oder Tod.


    Also die Tafeln abschaffen, um ein "ungerechtes System" nicht noch zu stabilisieren, @MarlenH ?

    blöder Vergleich.

    Einmal editiert, zuletzt von MarlenH ()

  • Das sehe ich genau anders. Sie retten nicht uns sondern das System vor der Implusion. Wären sie nicht da, würde das System Schule zusammenbrechen und es zu einem richtig großen Knall in der Gesellschaft kommen, auf das der Staat wieder seine Kernaufgaben wahrnimmt und entsprechend die Schulen auf Vordermann bringt, egal was es kostet.

    Ich fordere massivst Quereinsteiger an die Krankenhäuser um dem Ärztemangel zu begegnen...


    Gruß !

  • Ich fordere massivst Quereinsteiger an die Krankenhäuser um dem Ärztemangel zu begegnen...

    Ach, komm, der Vergleich hinkt doch .... ist aber zu schön...


    "Was, Sie sind Klempner? Dann werden Sie Internist! Gerüstbauer? Ab zu den Orthopäden! Konditor? Wunderbar, die Schönheitschirurgie sucht gerade jemanden!"

  • Ach, komm, der Vergleich hinkt doch .... ist aber zu schön...

    Jetzt mal auf den Punkt gebracht... warum genau hinkt der Vergleich?
    Weil beim Lehrer die Kosequenzen eher erst später deutlich werden und beim Arzt eher früher?
    Weil Ärzte die besseren Akademiker sind? Vielleicht kann Lehrer halt doch jeder ud wir machen uns von falschem Berufsethos nur was vor?
    Weil es Quereinsteiger gibt, die nen tollen Job machen? Ist das bei Ärzten so undenbbar? Dann wären wir wieder bei der Frage, ob der Lehrerjob vielleicht echt so billig ist, dass ihn jeder machen kann.


    Ich persönlich traue mir weder zu ohne Ausbildung als Arzt, als Chirurg, als Bäcker, als Metzger, als Friseuer, als Maschinenbauer, als Quantenphysiker, als Bauarbeiter, als Klempner etc. zu arbeiten. Aber vielleicht bin ich auch einfach doof.

  • Bei den Nicht-Studienberufen gibt es Umschulungen. Das läuft so, dass man direkt arbeitet und nebenbei in die Schule geht, und am Ende eine Abschlussprüfung macht. Quasi eine verkürzte Ausbildung.


    In meiner aktuellen Elektro-Umschülerklasse sitzen bspw. diverse ehemalige Köche und ein Maler.


    Einen allzu großen Unterschied zu den Quereinsteigern (das sind bei uns die, die ohne Lehramtsstudium das Ref machen) seh ich da ehrlich gesagt nicht. Was ich dagegen völlig daneben finde, ist das, was bei uns "Seiteneinsteiger" heißt. Die unterrichten sofort mit (glaub ich) 18 Stunden und machen ein sehr verkürztes Referendariat. Je nach Schule auch ohne jegliche Betreuung.

  • ... warum genau hinkt der Vergleich?
    Weil beim Lehrer die Kosequenzen eher erst später deutlich werden und beim Arzt eher früher?

    Ja, das auch, zumindest die kurzfristige Todesrate betreffend.


    Und...

    Weil es Quereinsteiger gibt, die nen tollen Job machen?

    Genau! Mit guter Begabung und einem gut begleiteten Referendariat ist das möglich. Den Arzt kannst du noch so gut in den Beruf begleiten, das ist alles umsonst, wenn er dann zwar super lernt Spritzen zu setzen, aber nie gelernt hat, welche Medikamente zu hässlichen Wechselwirkungen führen. Theoretisches Fachwissen ist bei den Quereinsteigern in den Lehrberuf zumindest vorhanden.

    Ist das bei Ärzten so undenbbar?

    Ja. Dafür muss man das Medizinstudium von vorn beginnen, weil eben das Fachwissen fehlt. (Vielleicht wird einem mal ein Kurs anerkannt, wenn man Chemiker ist oder so, mag sein, das weiß ich nicht.)


    Genau deshalb hinkt der Vergleich! Quereinsteiger müssen das Lehramtsstudium nicht von vorn beginnen, weil sie den fachwissenschaftlichen Teil schon mitbringen. Der Chemiker darf schließlich nicht einfach so Lateinlehrer werden, dafür muss auch er dann von vorn studieren.


    Der Vergleich würde weniger hinken, würde man fordern, den Mangel an Orthopäden durch Quereinstiege von Zahnärzten zu beheben. Wäre aber weniger lustig.





    So, jetzt haben wir Mikaels Forderung genug auseinandergenommen. Ich musste da einfach grinsen im ersten Moment und ein bisschen herumspinnen, aber eigentlich ist es tragisch. Den Verantwortlichen ist gar nicht klar, was sie mit ihrer Politik anrichten. Es ist im Grunde einfach ärgerlich, dass sich beim Arztberuf jeder Quereinstieg sofort von selbst verbittet und ebenso beim Handwerk die Schwierigkeiten sofort gesehen werden, aber Lehrer kann ja jeder... @WillG, das ärgert mich ebenso wie dich und ist aus Grundschulperspektive schon teils richtig gruselig.

  • Beruf und Berufung


    Lateinlehrer durften in Niedersachsen auch schon mal praktizierende Lehrer werden, die das Studium in ein paar Wochenend-Seminaren nachholten. Angebot und Nachfrage. Ob sie deswegen Latein unterrichten können, wage ich zu bezweifeln.


    Letztendlich kommt es aber auf die intrinsische Motivation an. Immer.


    Wer etwas wirklich will, KANN das auch - und sei es nur zum Schein, weil er statt des Inhalts die sozialen Mechanismen für den Erfolg lernt (z.B. Schein-Ärzte).
    Das funktioniert nicht immer, KANN aber funktionieren.
    Letztendlich ist das genauso absurd wie: Jemand möchte unbedingt Lehrer werden, scheitert dann aber an der 2. Staatsprüfung, weil er blöde Ausbilder abbekommen hat. Zack, System macht Deckel drauf und ab in die Kiste der verstaubenden Karteileichen.


    Ich glaube übrigens, dass auch Menschen zum Arzt berufen sind, die das nie studiert haben. Hat jemand von euch mal Der Medicus gelesen? ;)

  • Immer wieder dieser Rechtfertigungsdruck bei Lehrern
    In der Wirtschaft hinterfragt keiner, ob er zuviel oder zu wenig arbeitet. Im Zweifelsfall ist es immer zu viel ;)
    Aus dem näheren Umfeld bekomme ich mit wie die Tage zum Beispiel in größeren Unternehmen ablaufen. Arbeitsbeginn zwischen 8/8.30, dann erster Kaffee mit Kollegen und mails checken, erste Teamsitzung (auch Daily Soap genannt) um 9.30. Ab 10.30 produktive Arbeit vor dem PC, unterbrochen von whatsapp Nachrichten an Partnerin und Freunde. Mittagspause ab 12.30. Ab 13.30-17 Uhr dann PC oder Problemlösung im Werk. Manchmal bis 20 Uhr oder später.
    Insgesamt Arbeitszeiten um die 60-70 Stunden, aber (noch) bei extrem guter Bezahlung.
    Als Lehrer würde keiner aus dem Freundeskreis arbeiten wollen, die halten den Lehrerberuf für anstrengender als andere Jobs. Das Klischee, dass Lehrer ein lauer Halbtagsjob ist, gibt es so nicht mehr.
    Im Gegenteil.
    Ein Bekannter, der in Berlin an einer Brennpunktschule unterrichtet hat, ist jetzt lieber wieder zurück zur Bundeswehr.
    Quereinsteiger können Schule beleben, aber man sollte aufpassen, dass man die auswählt, die Lust auf Schule haben und nicht die, die aus der Arbeitswelt flüchten wollen. Ich kenne sehr gute Beispiele, meist aus dem mathematischen Bereich, die heute tolle Lehrer sind, aber eben auch solche, die man eher nicht auf Kinder loslassen sollte.

  • In der Wirtschaft hinterfragt keiner, ob er zuviel oder zu wenig arbeitet. Im Zweifelsfall ist es immer zu viel
    Aus dem näheren Umfeld bekomme ich mit wie die Tage zum Beispiel in größeren Unternehmen ablaufen. Arbeitsbeginn zwischen 8/8.30, dann erster Kaffee mit Kollegen und mails checken, erste Teamsitzung (auch Daily Soap genannt) um 9.30. Ab 10.30 produktive Arbeit vor dem PC, unterbrochen von whatsapp Nachrichten an Partnerin und Freunde. Mittagspause ab 12.30. Ab 13.30-17 Uhr dann PC oder Problemlösung im Werk. Manchmal bis 20 Uhr oder später.

    Na was sind das denn bitte für Unternehmen? ...


    In meinem nähren Umfeld erwartet der AG meiner Bekannten Höchstleistung bei maximaler Mobilität und guter (bis sehr guter) Bezahlung. Fast jeder meiner Bekannten würde das viele Geld gegen humanere Arbeitszeiten eintauschen, was aber schlicht nicht möglich ist. Dann noch das ständige hausen in Hotels, sei es in Sydney, New York oder sonst wo. Hört sich auf dem Papier toll an, allerdings sehen die außer dem Flughafenterminal, Taxi, Hotelzimmer und Meetingräumen nichts.


    Ich kann das ständige Gejammere und Genöle einiger Lehrer nicht mehr hören. Wie ich schon zuvor in diesem Thread schrieb: Wer hindert dich, ein fachwissenschaftliches Studium nachzuholen (das Lehramtsstudium reicht für die Tätigkeiten meiner Bekannten nämlich nicht aus) und auch in der Wirtschaft zu arbeiten?


    Bitte nicht falsch verstehen, ich finde unseren Beruf sehr fordernd und nach 8 Stunden Unterricht am Stück bin ich gar, das ist nicht mit 8 Stunden im Büro sitzen zu vergleichen. Aber man unterrichtet ja schließlich auch keine 40 Stunden die Woche. Aber durch die Welt jetten, ständiger Jet Lag, von Meeting zu Meeting hetzen und die Verantwortung für viele Mitarbeiter und Millionen von Euro/Dollar tragen ist meiner Meinung nochmal ne andere Hausnummer.


    Irgendwer hat in diesem Forum mal schön geschrieben, dass die "Work - Life - Cash" Balance in diesem Beruf einfach stimmt. Das sehe ich, sofern man verbeamtet wird und die aktuellen Pensionen betrachtet, ganz genau so. Was in Zukunft passiert weiß keiner.


    Das ist meine Sicht als Lehrer zweiter Klasse (Seiteneinsteiger)

  • Sag mal, wo habe ich gejammert? Ich mag meinen Beruf und weiß die Vorteile durchaus zu schätzen.
    Und ich wüsste nicht, was an den beschriebenen Arbeitszeiten in diesem Unternehmen so toll wäre. Als ATler werden deine Überstunden nämlich nicht mehr bezahlt.
    Was du beschreibst, sind Managerjobs (mit Millionen hantieren, um die Welt jetten), keine Jobs, die ein normaler Ingenieur nach einem Studium macht. Der geht vielleicht mal für ein, zwei Jahre ins Ausland und hat hin und wieder Dienstreisen, aber das Meiste läuft heute digital. Deshalb auch die ständige Notwendigkeit erreichbar zu sein. Also nicht wirklich schön, aber weit von einem globalen Konzernkrieger entfernt.
    Warum bist du denn nicht in der Wirtschaft geblieben? Zu anstrengend?
    Lieber lauer Lehrerjob und fette Pension einstreichen?
    Genau wegen solchen Sprüchen wie deinen sind Quereinsteiger so unbeliebt.

    Einmal editiert, zuletzt von anjawill ()

  • Ich glaube, jedes Berufsfeld ist einfach so vielfältig, da lassen sich Beispiele für alles finden. Hochbelastete Angestellte im öffentlichen Dienst, Hochstapler, gemütliches Leben in der freien Wirtschaft, ... Wir sollten das lassen.


    Ich kann das ständige Gejammere und Genöle einiger Lehrer nicht mehr hören

    So dramatisch nehme ich das gar nicht wahr.

  • Da hat sie ein wenig blöd geschaut, weil sie - glaube ich - nicht so recht kapiert hat

    Das wird der Grund sein, warum Du Lehrer bist und sie nur Hausfrau.


    edit: Das "nur" ist Absicht.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Genau wegen solchen Sprüchen wie deinen sind Quereinsteiger so unbeliebt.

    Zum Glück bin ich an einer BBS, da sind die Hälfte des Kollegiums Quereinsteiger.
    Alle kommen gut miteinander aus und da herrscht auch keine latent in der Luft liegende Rivalität :angst:

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