Beiträge von WillG

    Ich würde erstmal das Gespräch abwarten. Es ist Aufgabe der Schulleitung, sich deine Seite anzuhören. Ein Gespräch muss also nicht heißen, dass du schon vorverurteilt bist.

    Bereite dich auf das Gespräch vor. Fertige Notizen an (Gedächtnisprotokolle; Aspekte, die du gerne ansprechen möchtest). Bemühe dich, im Gespräch sachlich zu bleiben und fang nicht an, dich zu verteidigen. Nimm Vorwürfe zur Kenntnis und erkläre sachlich, dass diese nicht der Wahrheit entsprechen.
    Wenn du das Gefühl hast, hier vorverurteilt worden zu sein, brich das Gespräch ab mit dem Hinweis, dass du dir einen Rechtsbeistand suchen möchtest, bevor es fortgesetzt wird.

    Wenn du dir sehr unsicher bist, kannst du auch schon zum Gespräch ein Mitglied des Personalrats zur Unterstützung mitnehmen, diese Form von Beistand steht dir zu.

    (dass kaum ein Lehrer mit der Kombination eine Vollzeitstelle macht, dass alle kleineren Ferien und so gut wie jedes Wochenende fürs Korrigieren draufgehen, dass man jedes Jahr im Abi involviert ist).

    Ich habe Deutsch/Englisch, ich habe immer Vollzeit unterrichtet, überwiegend in der Oberstufe.

    Ja, es ist unfassbar korrekturaufwändig. Korrekturen müssen auch oft am Wochenende oder in den Ferien erledigt werden. Trotzdem entspricht es absolut nicht meinen Erfahrungen, dass "alle kleineren Ferien und so gut wie jedes Wochenende" dafür vollständig draufgeht. Ich vereise ist fast allen Ferien und nehme grundsätzlich keine Korrekturen mit. Freitags nach der Schule und an einem weiteren Tag des Wochenendes mache ich gar nichts für die Schule. Nachtschichten für Korrekturen mache ich auch schon lange nicht mehr. Das war alles in den ersten Dienstjahren durchaus anders, aber mit einer gewissen Korrekturroutine, mit mehr Gelassenheit, geht es schon auch anders.

    Ich habe trotzdem das Gefühl, dass ich durch Korrekturen stärker belastet bin als Kollegen mit anderen Fächern und dass sich dies stärker auf mein Privatleben auswirkt.

    Allerdings weniger durch die schiere Masse, sondern eher durch den Psychodruck, der dadurch erzeugt wird. Korrekturen sind - für mich - die schlimmste Tätigkeit meines Berufslebens. Man liest seitenweise schlecht strukturierte und sprachlich schlecht geschriebene, inhaltlich banale Texte. Das ist geistig wenig stimulierend, gleichzeitig muss man sich für die Korrektur aber doch auch auf diese Texte konzentrieren, und kann sie nicht einfach gedankenlos abarbeiten, während man gedanklich ganz woanders ist.

    Diese Art von Tätigkeit ist so unattraktiv, dass sie geradezu zum Prokrastinieren einlädt. Man hat also immer höhere Korrekturstapel daliegen, quält sich langsam durch sie durch, während sie immer höher anwachsen und hat immer das Gefühl, dass man noch so viel zu korrigieren hat, wenn man mal etwas anderes macht. Hier abschalten zu können, muss man richtig lernen, und auch dann gelingt es nicht immer.


    Langer Rede kurzer Sinn: Nein, ich korrigiere nicht ständig, aber dennoch sind die Korrekturen eine enorme Belastung für meine Berufszufriedenheit und mein Privatleben.

    Aber: In meinem Berufsleben hatte ich zweimal Situationen, in denen ich aufgrund anderer Tätigkeiten weniger korrigeren musste. Beide Male ist dies mit massiven anderen Nachteilen einher gegangen, so dass ich diese Tätigkeiten früher als notwendig abgegeben habe und dann doch lieber dem Kerngeschäft (inkl. Korrketuren) nachgegangen bin.

    Insgesamt kann man also damit umgehen, auch wenn es ein andauernder Kampf bleibt. Wenn ich nochmal ganz von vorne anfangen könnte, würde ich diese Kombination aber nicht mehr wählen.

    Immer wieder nett anzusehen

    Jein. Natürlich kann ich mich prächtig darüber amüsieren, wie Bernd sich hier selbst entlarvt, sprachlich und im ganzen Habitus und mit der kaum versteckten Drohung am Ende.

    Man muss aber auch beachten, wie er so ab der Stelle, an der die Diskussion um das Interview beginnt, kaum sein Grinsen unterdrücken kann. Das Perfide an Populisten und an der gesellschaftlichen Spaltung ist ja gerade, dass entsprechende AfD-Anhänger das eben anders wahrnehmen als (wir?) linksgrünversiffsten Lehrer. Wir sehen einen Rechtspopulisten, der sich selbst entlarvt, die sehen, wie die "gleichgeschalteten Staatsmedien" ihr "altes Spiel" spielen und damit vor dem "Heilsbringer" gegen die Wandfahren, der das Spiel nicht mitspielt. Ich behaupte, ein überzeugter AfD-Wähler würde aus seiner Perspektive auch schreiben, dass es nett anzusehen ist, weil er hier aus seiner Warte nicht die Demontierung eines Demagogen sieht, sondern die Demontierung der Staatsmedien. Und natürlich die beliebte Opferrolle.

    Das ist meiner Meinung nach das Dilemma, in dem wir uns Gesamtgesellschaftlich befinden. Es gibt kaum mehr Basis für Konsens und nur wenig geteilte Werte. Ich glaube, die USA sind uns da nur wenige Jahre voraus.

    Ich informiere mich jetzt über das Ländertauschverfahren oder den Einsatz im Ausland.

    Für die Aufnahme in die Datenbank der Zentralstelle für Auslandsschulwesen muss in den meisten Bundesländern eine aktuelle dienstliche Beurteilung vorliegen. Das könnte natürlich in deiner jetzigen Situation ein Problem sein.

    Ländertauschverfahren geht natürlich, parallel würde ich eine Antrag auf Freigabeerklärung stellen, damit du dich auch direkt in anderen Bundesländern im Rahmen der dortigen Einstellungsverfahren bewerben kannst.

    Das planstellenneutrale Ländertauschverfahren ist eine "Black Box", das bedeutet, dass das Verfahren sogar für die ohnehin schon wenig durchsichtigen Prozesse im ÖD maximal intransparent ist.

    Letztlich wird alles an einem (metaphorisch oder buchstäblich, wer weiß das schon) rundem Tisch verhandelt. Dass du SL, Dezernent und potentiell aufnehmende Schule im Boot hast und der BPR Bescheid weiß, ist hier auf jeden Fall hilfreich, aber keine Garantie.

    Bspw. könnte es sein, dass Hessen gar nicht so viele Stellen gehen lassen möchte und NRW gar nicht so viele Stellen aufnehmen möchte, dass es mit dem Ringtausch klappt.

    Man hört außerdem immer wieder (- Achtung: Gerüchteküche / potentielle Verschwörungstheorie), dass an diesem runden Tisch auch andere politische und förderalistische Überlegungen eine Rolle spielen, so dass vielleicht ein Bundesland mehr Stellen aufnimmt als es abgibt, wenn nebenbei andere Art von Absprachen zwischen den Bundesländern verhandelt werden. Aber, wie gesagt, dafür gibt es meines Wissens keine Belege.

    Aus meiner Sicht habt ihr eigentlich alles getan, was man tun kann.

    Ihr habt Gespräche mit dem Betroffenen geführt, ich habt mit dem Dienstvorgesetzten gesprochen. Und ihr habt die richtige Einstellung, nämlich, dass man dem Kollegen helfen muss, statt ihn zu "entfernen" o.ä.

    Außer dem Hinweis auf den Suchtberater fällt mir da leider nichts ein, aber ich wollte euch diese Rückmeldung gerne geben, da ich weiß, dass man sich oft hilflos - und damit irgendwie auch schuldig - fühlt. Ihr habt im Rahmen eurer Möglichkeiten eigentlich alles getan.

    Persönlich bin ich erstmal der Meinung, dass die Kollegen an anderen Schularten vermutlich wissen, was sie tun. Das gilt schon für Kollegen an Gesamtschulen, die sicherlich anders unterrichten müssen als ich am Gymnasium, obwohl beides Sek I ist. Noch mehr, je weiter die Schülerschaft von der Schülerschaft, die ich kenne und für die ich qualifiziert bin, entfernt ist.

    Entsprechend glaube ich es erstmal, wenn etwas als notwendige didaktische Reduktion bezeichnet wird. Etwas Richtiges anzustreichen erscheint mir aber in der Tat schwierig, daher die Frage.

    Ich bin ja kein Mathematiker, verfolge aber die Diskussion interessiert.

    Unabhängig davon, dass es offenbar grundschuldidaktische Gründe gibt, die Multiplikation so einzuführen, muss das aber bedeuten, dass man eigentlich richtige Ergebnisse falsch anstreicht, "nur" weil sie nicht der didaktischen Reduktion entsprechen? Ich meine das nicht provokativ, sondern als ernst gemeinte Frage.

    Ein typisches Beispiel wäre bekommen und (to) receive als richtiger Lösung (und einer Erweiterung des Wortschatzes);

    (to) get würde ich dann nicht mehr gelten lassen, wenn in der Vokabelliste (to) receive steht.

    Mir persönlich geht es nicht darum, dass die Schüler am Ende wissen, was in irgendwelchen Vokabellisten steht, sondern dass sie in der Fremdsprache kommunizieren können. Bei rein reproduktiven Vokabeltests geht es dann eben darum, dass sie englische Begriffe für bestimmte Sachverhalte kennen. Um Ausdrucksvermögen, Differenziertheit im Wortschatz etc. abzuprüfen, lasse ich Texte schreiben. Unterschiedliche Prüfungsformate für unterschiedliche Prüfungsziele.

    Wenn ich wirklich unbedingt "to get" im Beispiel vermeiden möchte, auch wenn mir nicht so ganz klar ist warum das so wichtig ist, kann ich entweder gleich die Aufgabe so formulieren (Another word for "to get a letter" is "to _______________ a letter") oder ich schreibe es in die Aufgabe rein: bekommen (nicht: "to get"). Problem solved.

    Hast du einen Tipp für mich, wie genau ich an die Dezernenten herantrete? Lege ich im derzeitigen Bundesland meine individuelle Situation dar, weshalb der Wechsel für mich drängend ist? Oder werbe ich im Ziel-Bundesland für mich? Oder weise ich lediglich als Verdeutlichung des Versetzungsantrags darauf hin, dass bei mir Bedarf/Wunsch besteht?

    Im Prinzip all diese Dinge.

    Du vereinbarst einen Termin bei den entsprechenden Dezernenten. Im Heimatbundesland auf dem Dienstweg, im Zielbundesland kannst du das direkt machen. Der Anlass im Heimatbundesland kann Laufbahnberatung sein, also ein Entwicklungsgespräch, indem er dich über das LTV informiert und dich berät, welche Möglichkeiten dir offen stehen (bspw. auch Direktbewerbung mit Freistellung oder Bewerbung auf Beförderungsstellen).

    Im Zielbundesland kannst du über Perspektiven sprechen, darüber, an welchen Schulen evtl. Bedarf besteht, auch über Beförderungsstellen etc.

    In solchen Fällen an der Bepunktung rumzutricksen, finde ich absolut unmöglich und ist exakt der Grund, warum überhaupt so viele ungeeignete Kandidaten in Oberstufen sitzen.

    In der Sache hast du damit sicherlich recht. Andererseits verstehe ich auch jeden Kollegen, der sich vor völlig sinnlosen Regelungen, die zu unnötiger, zeitaufwändiger Extraarbeit schützen, indem sie das System halt ihrerseits bespielen.

    Ich gebe nur für Vokabeln Punkte wie sie in Buch/Vokabelliste stehen, sonst habe ich jede Woche Diskussionen mit den Netflixlernern.

    Mir ist es egal, woher die Schüler ihre Sprachkompetenz haben, ob nur aus meinem Unterricht, von muttersprachlichen Verwandten, von Netflix, oder weil sie sich das Wörterbuch nachts unter das Kopfkissen legen. Korrekte Antworten geben einen Punkt. Wenn reine Wortgleichungen abgeprüft werden (selten) gelten eben alle Synonyme, wenn kontextabhängig abgeprüft wird, alle Antworten, die im Kontext Sinn ergeben.

    Wenn ich einen Satz so gestaltet habe, dass eine Vielzahl von Wörtern reinpassen würden, habe ich einen Fehler gemacht, den ich Schülern nicht anlaste:


    Beispiel:

    I can sit on a _______________.

    chair / couch / sofa, bench

    aber halt auch: crate, box, tree trunk, table, bed - und alles andere, worauf man sitzen kann. Mein Fehler, dei Aufgabe ist doof gestellt.

    werde aber in jedem Fall Gewerkschaft, regionalen und Bezirkspersonalrat mit einbeziehen

    Sich für den Ländertausch zu bewerben, indem man "nur" das Formular ausfüllt und abgibt, ist mit hohem Risiko zu scheitern verbunden.

    Letztlich muss man dafür sorgen, dass man bei allen Beteiligten im Gespräch bleibt, Schulleiter bei der abgebenden und bei potientiellen aufnehmenden Schulen, Dezernenten im abgebenden und aufnehmenden BL, beteiligte Personalräte in beiden Bundesländern. Ja, das ist viel Aufwand, aber der Vorgang ist so intransparent und so schlecht planbar, dass man nur so ein wenig mitsteuern kann, was passiert.

    Zur Ausgangsfrage:
    Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht, bei sprachlichen Zweifelsfällen, zu denen ich mit Kollegen in echte Diskussionen komme, ob sie zulässig sind oder nicht, weil wir uns selbst nicht sicher sind, im Zweifelsfall für die Schüler zu entscheiden.
    Wenn studierte Anglisten (und/oder Englischlehrer) hier im Austausch zu keiner eindeutigen Aussage kommen, kann man das von Schülern meiner Meinung nach nicht erwarten.

    Habe leider noch große Hemmungen mich krank zu melden und habe vor allem Angst, dass eine längere Krankschreibung vielleicht in meiner Personalakte vermerkt wird und mir das mögliche Chancen auf zukünftige Abordnungs- oder Beförderungsstellen verhageln könnte. Aktuell ist nichts in Richtung Beförderungsstellen geplant aber man weiß ja nie.

    Es geht dir JETZT schlecht. Und zwar so schlecht, dass du auf dem Weg zur Schule mit physischen Symptomen zu kämpfen hast und auf dem Heimweg jeden Tag (!) weinst, so groß ist die Belastung für dich.

    Du planst keine Beförderung, aber nur für den Fall, dass du VIELLEICHT irgendwann befördert werden willst (!) und dir dann eine Krankmeldung im Weg stehen KÖNNTE (!), lehnst du es ab, dir JETZT Hilfe für deine AKTUELLEN massiven physichen und psychischen Probleme zu suchen.

    Wenn deine beste Freundin oder dein Partner so ihr Dilemma schildern würden, was würdest du ihnen dann raten?


    Ich meine damit übrigens nicht automatisch eine Krankschreibung. Aber das Gespräch mit einem Arzt, um für dich ein gesundes weiteres Vorgehen abzusprechen sollte auf jeden Fall drin sein.

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