Beiträge von WillG

    dass aber jeder (ggf. mit irgendeinem Studienabschluss) als Grundschullehrer oder Deutschlehrer arbeiten könnte, das erscheint nicht sooo absurd, oder?

    Na ja, der Punkt ist, dass eben nicht nur IRGENDEIN Studienabschluss sein darf. Ein Deutschlehrer muss schon Germanistik studiert haben. Ein Grundschullehrer muss sich im Studium mit Schriftspracherwerb etc. beschäftigt haben und so weiter. So gesehen bin ich gar nicht so weit entfernt von dem fiktiven Mathelehrer, auf den du anspielst.
    Aber das reine Handwerk des Unterrichtens, das kann dann jeder lernen, das ist richtig. Aber auch da finde ich halt, dass man es schon lernen muss, daher: Ref für alle.

    Das wird der Grund sein, warum Du Lehrer bist und sie nur Hausfrau.

    Na ja, die "Hausfrau" ist halt zur Zeit "nur" Hausfrau und Mutter, weil sie die Kinder großzieht. Vorher war sie Architektin, hat also auch ein Studium hinter sich und in dem Beruf gearbeitet. Ich nehme an, dass sie auch in ihren Beruf zurückkehren möchte, wenn die Kinder groß genug sind.

    Vom Gefühl denken wir nämlich insgeheim doch, dass theoretisch jeder als Lehrer arbeiten kann.

    Nein, das würde ich nicht unterschreiben. Ich bin der festen Überzeugung, dass die fachliche Kompetenz, die in JEDEM Lehramt notwendig ist, nur durch ein akademisches Studium erlangt werden kann. Allerdings, und das ist eventuell das, was du gemeinst hast, braucht man für den pädagogisch-didaktischen Teil, also für den "Lehr-Teil" nicht unbedingt ein Studium. Zumindest nicht, wenn es heute noch so abläuft, wie zu meiner Zeit. Da reicht eine Art Intensivkurs, aka Referendariat, durchaus auch, evtl. sogar noch etwas gekürzt.
    In diesem Sinne habe ich also gar nichts gegen Quer- oder Seiteneinsteiger. Da es solche bei uns gar nicht so häufig gibt, kenne ich mich mit dem System nicht gut aus. Deshalb ist meine nächste Bemerkung evtl. völlig überflüssig, weil es sowieso schon so gehandhabt wird: Ich fände es wichtig, dass Quer- und Seiteneinsteiger in jedem Fall das Referendariat durchlaufen müssen, um hier eben nochmal entsprechende Grundlagen zu vermitteln und auch um eine Instanz zu haben, die ihre Qualität überprüft. Damit man eben nicht auf den Glücksfall angewiesen ist, dass jemand zufällig gerade ein Händchen fürs Unterrichten hat.
    Dann würde ich aber konsequenterweise das erste Staatsexamen abschaffen: Alle studieren auf Magister oder Diplom und wer dann Lehrer werden will, macht halt das Ref. Würde für mich gut funktionieren.

    Ach, komm, der Vergleich hinkt doch .... ist aber zu schön...

    Jetzt mal auf den Punkt gebracht... warum genau hinkt der Vergleich?
    Weil beim Lehrer die Kosequenzen eher erst später deutlich werden und beim Arzt eher früher?
    Weil Ärzte die besseren Akademiker sind? Vielleicht kann Lehrer halt doch jeder ud wir machen uns von falschem Berufsethos nur was vor?
    Weil es Quereinsteiger gibt, die nen tollen Job machen? Ist das bei Ärzten so undenbbar? Dann wären wir wieder bei der Frage, ob der Lehrerjob vielleicht echt so billig ist, dass ihn jeder machen kann.

    Ich persönlich traue mir weder zu ohne Ausbildung als Arzt, als Chirurg, als Bäcker, als Metzger, als Friseuer, als Maschinenbauer, als Quantenphysiker, als Bauarbeiter, als Klempner etc. zu arbeiten. Aber vielleicht bin ich auch einfach doof.

    Würde man in einem normalen Unternehmen darauf angewiesen sein manche Schritte händisch zu machen und dadurch 10 Stunden statt 2 Stunden Arbeit zu haben, dann würde der Unternehmer das Material für die Arbeitnehmer anschaffen, damit die Arbeit effizienter wird. Denn der Unternehmer hat keine Lust dem Arbeitnehmer 8 Stunden mehr zu bezahlen.

    Im Lehrerberuf lacht sich der Dienstherr hingegen ins Fäustchen, er stellt den Lehrer vor die Wahl unzählige unbezahlte (!!!) Überstunden zu machen bei der Unterrichtsvorbereitung oder alternativ sein eigenes Geld dafür auszugeben effizienter zu Arbeiten und eben nicht so viele Überstunden zu leisten.

    Ooooder, und daran hast du vielleicht noch gar nicht gedacht, man dreht den Spieß einfach um, kauf sich ein Unterrichtsmodell für €19.90 und macht dementsprechend regelmäßig Feierabend lange bevor die 41-Stunden-Woche erfüllt ist. Die Option hat der Arbeitnehmer nämlich nicht, sich einfach aus eigener Tasche bessere Software zu kaufen und dafür jeden Tag zwei Stunden früher heimzugehen.
    Als Lehrer geht das. Ist halt ne Frage der eigenen Zeiteinteilung. Manchmal ist man auch selbst für sich verantwortlich, nicht immer nur der böse Dienstherr.

    Da kläre ich gern mal auf über den Unterschied zwischen Ferien und unterrichtsfreier Zeit, die dann doch für Schularbeiten draufgeht.

    Ist mir schon lange schlicht zu blöd. Ich zucke nur noch mit den Schultern.
    Nur als mir das neulich von einer Hausfrau&Mutter gesagt wurde, habe ich doch nachgefragt, ob nicht gerade sie wissen müsste, wie verfälscht solche Vorurteile sind, so von wegen "Das bisschen Haushalt..." Da hat sie ein wenig blöd geschaut, weil sie - glaube ich - nicht so recht kapiert hat, ob ich ihr jetzt unterstellt habe, dass sie nichts arbeitet oder nicht.

    Mein Tipp wäre, sich frühzeitig um einen Plan B kümmern. Damit meine ich ein zweites Standbein außerhalb der Schule - und idealerweise sollte das nicht "Promotion und Unilaufbahn" lauten.
    Mach Praktika in Branchen, in denen du dir eine berufliche Tätigkeit vorstellen könntest, fachbezogen oder nicht: Museen, Verlage, Zeitungen, Personalmanagement - was weiß ich. Mach davon mehrere, bis du einen Bereich gefunden hast, der dir gefällt. Dann mach dort noch mehr Praktika. Versuche dort zu nebenbei zu jobben. Knüpfe Kontakte. Profilier dich etc. etc. etc.
    Und dann kannst im Notfall mit der Schulter zucken, wenn du nach dem zweiten Staatsexamen keine Stelle bekommst und dich bei einem deiner Kontakte melden.

    Da bekommen die GS-Lehrer A12 und alle anderen A13 und mehr.

    Ja, so habe ich den TE auch verstanden. Natürlich behält er/sie die A13. Aber wenn die "normale" Pflichtstundenzahl steigt, dann sind 12 Stunden eben prozentual weniger und ergeben weniger Geld.
    Also, als Beispiel mit willkürlich gewählten Zahlen:
    Wenn am Gymnasium 24 Stunden normal sind, dann sind 12 Stunden eben 50% und man bekommt noch ein halbes Gehalt.
    Wenn an der anderen Schule 28 Stunden normal sind, dann sind 12 Stunden nur noch 42% und entsprechend bekommt man weniger Gehalt, weil man eben jetzt weniger als die Hälfte bekommt.

    Ich sehe es auch so, dass man wohl aus der fehlenden Info keinen Formfehler o.ä. ableiten kann, obwohl es natürlich schlechter Stil ist.
    Ich weiß nicht, wie das in deinem Bundesland ist, aber viellleicht muss dort auch der öPR oder der Bezirks-PR der Abordnung zustimmen. Dann könnte man vielleicht versuchen an dieser Stelle darum zu bitten, die Zustimmung zu verweigern. Ob das möglich ist, weiß ich nicht, aber das wäre evtl. eine Möglichkeit. Zumal die Zustimmung des PR meist erst ganz am Ende der Verwaltungskette geschieht.

    wer hier würde sein Kind guten Gewissens auf der Hauptschule anmelden, bekäme er in der 4. Klasse die Bildungsempfehlung für die Hauptschule?

    Auf keinen Fall! Da hast du völlig recht! Die gesellschaftlichen Probleme, die dagegen sprechen, habe ich ja oben auch benannt.
    Nur: auf eine Gesamtschule würde ich mein fiktives Kind auch nicht schicken, wenn es sich vermeiden ließe. Auch das ist also keine Alternative.
    Wir müssen wirklich an der gesellschaftlichen Wahrnehmung von verschiedenen Schulformen arbeiten. Wie das gehen soll? Keine Ahnung!

    Im Englischen gibt es bei sehr vielem eine geschlechtsneutrale Form, aber damit es ja dann doch am Ende auch nicht getan.

    Die Schauspielerin Alyssa Milano hat mal in einem Interview hervorgehoben, wie stolz sie ist, inzwischen als "actor" und nicht mehr als "actress" bezeichnet zu werden, was ihr immer verniedlichend vorkam. Ich fand es sehr interessant zu sehen, wie gendersensible Sprache hier völlig unterschiedlich wahrgenommen wird.

    Ich will ja nichts sagen, aber die Ferien sind gerade erst 2 Wochen her.

    Ich möchte den Spaßthread nicht mir unnötig ernsthaften Beiträgen kapern, aber ich bin seit gut 15 Jahren im Schuldienst. Die ersten ca. fünf Jahre waren mörderisch, bis ich mich organisiert hatte und einen Fundus aufgebaut hatte. Dann war es jahrelang echt okay, wenn auch mit stressigen Phasen.
    Seit ca. drei Jahren empfinde ich wieder jedes Schuljahr als unfassbar stressig. Jedes Jahr gibt es eine andere besondere Ausnahmesituation an unserer Schule, die erklärt, warum gerade dieses Jahr jetzt so stressig ist. Aber es gibt halt jedes Jahr wieder so eine Ausnahmesituation. Außerdem höre ich genau das von meinen Lehrerfreunden an anderen Schulen und anderen Schularten auch genau so: "Dieses Jahr ist es besonders stressig, weil dieses Jahr XY ist." Und das halt dann auch jedes Jahr mit einer anderen Begründung.
    Keine Ahnung woran das liegt, aber schön finde ich es nicht.

    Diese "jeder an seinem Platz"-Geschichte mit dem Arzt und Bäcker etc. schien mir immer als Beruhigung für diejenigen, die es in der Hierarchie nicht so weit gebracht haben. Nach dem Motto "Du verdienst zwar viel weniger, aber jeder Mensch ist gleich wichtig!".

    Das siehst du spätestens dann anders, wenn du bis zu den Knien in Fäkalien stehst, weil dein Klo verstopft ist, und du beinahe vor Freude heulen möchtest, wenn endlich der Klempner mit seinem blöden Quali in der Tür steht.

    Ja, ich würde es - zumindest etwas abgemildert - ähnlich sehen.
    Vor ein paar Jahren wollte ich eine neue Fremdsprache lernen. Ich hatte einen Leher im VHS-Kurs, der komplett kommunikativ unterrichtet hat. Keine Regeln, keine Tafelanschriften, nix. Der Unterricht war beeindruckend klar strukturiert, eine Phase hat logisch zur nächsten geführt, stetig steigender Anspruch mit Wiederholungsschleifen etc. Ich glaube, recht viel besser kann man kommunikativen Fremdsprachenunterricht nicht halten.
    Ich hatte trotzdem nachhaltige Probleme beim Spracherwerb. Erst als ich mir heimlich die grammatikalischen Paradigmen aufgeschrieben habe und diese morgens im Bus vor mich hingemurmelt habe, und auch manchmal die Grammatik in einem Buch nachgelesen habe, hat es - für mich - funktioniert.

    Ich kann dir nur sagen, wie ich die Dreigliedrigkeit immer verstanden habe - allerdings habe ich dazu keine Belege oder so. Es ist nur meine Wahrnehmung.
    Ich habe es immer so gesehen, dass die Hauptschule auf handwerkliche Tätigkeiten vorbereiten soll, die Realschule auf nicht-akademische Bürotätigkeiten und das Gymnasium auf akademische Berufe. Daraus würde ich noch keine Hierarchie per se ableiten. Die kommt dann natürlich durch die gesellschaftliche Wahrnehmung ("Oh, ein Doktor!" vs. "Ach ja, ein Bäcker!") und dadurch, dass man mit dem "höheren" Schulabschluss auch die anderen Tätigkeiten ausführen kann, umgekehrt aber nicht.

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