Beiträge von WillG

    Bezüglich des off-topics hast du sicherlich recht, ob es unnötig und nicht zutreffend war... let's agree to disagree.

    Ich hatte ja von Beginn an geschrieben, dass ich nicht weiß, ob man das jetzt so ausbreiten muss. Dass ich dann selber dazu beigetragen habe, liegt zum einen daran, dass ich die linguistische Dimension hier tatsächlich sehr interessant finde, und zum anderen daran, dass es so eine schöne Ablenkung von meinen letzten Korrekturen ist...

    Ich kann deine Sorgen gut verstehen und sicherlich tragen sie nicht gerade zu deiner Genesung bei.

    Die Frage ist allerdings, wie wir hier helfen können. Rein formal darfst du sicherlich nicht wegen einer Erkrankung deinen Job verlieren. Wenn du allerdings einen befristeten Vertrag hast, der bald ausläuft, kann der Arbeitgeber natürlich alle möglichen anderen Gründe konstruieren, warum du nicht verlängert wirst. Erfahrungen von anderen dürften hier kaum hilfreich sein, da es dadurch doch zu einer recht individuellen Situation wird.

    Habt ihr so etwas wie eine Schwerbehindertenvertretung, die dich beraten könnte? Sonst würde ich mich mit diesen Sorgen an den zuständigen Personalrat und/oder die Gewerkschaft wenden.

    Alles Gute für deine baldige Genesung.

    Wir drehen uns hier im Kreis, deswegen nur nochmal schnell zur Richtigstellung.

    Offenbar klingt der Begriff des Feilschens in manchem deutschen Ohr negativ. Handeln muss man dann wohl besser sagen.

    Der Begriff "feilschen" kam im Originalpost mit dem "türkischen Basar" nicht vor. Ich möchte hier niemandem Worte in den Mund legen und keinen Strohmann einbringen.

    Ich habe das Zitat aus der FAZ angeführt, weil "feilschen" für mich (!) - und anscheinend auch für andere hier - mit dem Basar assoziiert wird, da es ja im Kontext genau um dieses Verhalten ging und nicht etwa um exotische Gewürze oder so. Und weil ich auf die Schnelle nichts zur Konnotation von Basar gefunden habe. Ich wollte damit aber niemanden auf die falsche Fährte führen.

    Feilschen ist eine orientalische (aber nicht ausschließlich orientalische) Kulturtechnik. Den besten Preis für sich herauszuholen ist auch alles andere als verwerflich.

    Im Kontext des Threadthemas ging es aber eben genau um den Vorwurf, also durchaus negativ gemeint, an die Schüler, Notengespräche dazu zu verwenden, (mehr oder weniger) objektive und valide Noten noch verhandeln bzw. um Noten "feilschen" zu wollen. In diesem Kontext wurde dann eben auch das Bild des türkischen Basars verwendet.
    Es war ja gerade nicht anerkennend gemeint, um darzustellen, wie weltoffen und kulturbeflissen die Schüler in dieser Situation sind.

    Das ist einfach nicht wahr. Es geht um überhaupt keine Gruppe, es geht um das Feilschen auf Basaren, auf denen Waren offen ausliegen und Feilschen zum Kaufprozess gehört.

    Na ja, ich wiederhole die Frage, die ich oben gestellt habe: Etymologisch ist es immerhin interessant, dass sich der "türkische Basar" eingebürgert hat, nicht etwa der Bauernmarkt. Im Prinzip scheint Kern der Redewendung der Bezug zu einer orientalischen Bildlichkeit zu sein, das ist zumindest mal bemerkenswert. Darin sehe ich schon einen mithin unbewussten Bezug zu einer Gruppe. Der negative Kontext wird im konkreten Beispiel (- in beiden Beispielen! -) nicht durch die Bezugsgruppe erzeugt, sondern durch das Framing: Das Verhandeln um Noten wird als negativ empfunden, zum Teil als Anmaßung und diese Einschätzung wird durch die Verwendung des sprachlichen Bilds ausgedrückt.

    Ich hab auf die Schnelle (- ich lenke mich hier von Korrekturen ab -) nichts zur Konnotation von "Basar" konkret gefunden, immerhin aber zum "feilschen", was zumindest für mich zumindest die Assoziation im Kontext der Notenbesprechungen war. Ich geb gerne zu, dass im Originalbeitrag, in dem der "türkische Basar" eingeworfen wurde, nicht die Rede vom feilschen war, da ging es um den Begriff "Besprechung". Vielleicht ist es also nur meine Assoziation (- und scheinbar die von anderen hier; wenngleich offenbar nicht von allen).

    Zitat

    Um das Image des Feilschens steht es nicht zum besten. Das belegt ein deutsches Sprichwort: "Der viel feilscht, hat wenig Geld". Feilschen - das tut man nicht. Beim Kauf wird nicht gehandelt. Der Kunde wartet bitteschön geduldig, ob ihm der Verkäufer vielleicht einen Preisabschlag einräumt. "Rabatt" und "Skonto" klingen auch gleich viel sauberer, jedenfalls nach korrekter Buchhaltung. Im Wort feilschen klingen unangenehme Töne mit. Es ist abwertend gemeint.

    Der Große Duden läßt daran keinen Zweifel. Dort ist feilschen so definiert: "beim Kauf durch hartnäckiges, kleinliches Handeln einen möglichst günstigen Preis für etwas zu erreichen suchen" oder "den größtmöglichen Vorteil" herauszuschlagen. Damit scheint der Ausdruck eng verwandt mit dem ebenfalls negativ besetzten "schachern", das aus dem Hebräischen stammt. Gefeilscht - oder geschachert - wird nicht nur auf dem Basar. Kleinliches Gezerre gibt es auch in der Politik (um Kabinettsposten), in der Wirtschaft (um den Preis des Übernahmekandidaten) oder im Sport (um das Nachwuchstalent).

    Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesell…ns-1282251.html

    Ich wiederhole es gerne: Ich habe den Begriff "Rassismus" hier nicht eingebracht. Mir geht es um einen reflektierten Umgang mit Sprache, auch und vielleicht gerade von Sprachverwendung, an die wir uns unreflektiert gewöhnt haben. Ich halte auch nicht jemanden für einen Rassisten, der für Schokokuss und Paprikaschnitzel andere, eher obsolet gewordene Begriffe verwendet, finde aber, es schadet niemandem, sich darüber Gedanken zu machen, welche Implikationen die verwendete Sprache nunmal haben kann.

    (EDIT - Ergänzung: Bei "Jedem das seine" sehe ich es ähnlich. Ich persönlich verwende es nicht, finde aber, dass es linguistisch durchaus einen Unterschied gibt zwischen Wendungen, die es seit langer Zeit gibt und die von den Nazis missbraucht worden sind, und solchen, die die Nazis für sich entwickelt haben. "Arbeit macht frei" geht gar nicht, bei "Jedem das seine" sollte man zumindest wissen, was hier der historische Hintergrund ist und sich dann reflektiert entscheiden, ob man sie einsetzt.)

    Oder anders gesagt: Ich verwende in meinem Unterricht, wenn es um das Verhandeln von Noten geht, sehr bewusst das Bild vom Flohmarkt statt das vom Basar, da ich viele Schüler*innen mir arabischen Hintergrund habe und ich verhindern möchte, dass sich diese durch die kulturelle Assoziation speziell angesprochen fühlen. Muss man das machen? Nein, aber es tut auch nicht weh, ebensowenig wie es weh tut, ein Paprikaschnitzel zu bestellen. Die abendländische Kultur geht dadurch auch nicht unter.

    Ich kann mich selbst als klugscheissende Deutsche genauso auf die Schippe nehmen wie der exaltierte italienische Kollege sich selbst über seinen Caffettiera-Fetisch amüsieren kann.

    Vielleicht ist der Unterschied ja auch das "sich selbst"

    Hier ist klar, dass "schwul" als Schimpfwort gebraucht wird und dass damit eine grundsätzlich abzulehnende Lebensart gemeint ist.

    Na ja, der Kontext der Verwendung des "türkischen Basars" war sehr deutlich negativ konnotiert. Der Subtext war ganz klar, was sich die Schüler herausnehmen, wenn sie es wagen, über Noten verhandeln zu wollen. So sehr unterschiedlich finde ich die beiden Punkte gar nicht, sie unterscheiden sich eher in ihrer Dimension als im generellen Vorgehen: Eine bestimmte Gruppe, die per se nicht negativ ist, wird verwendet, um einen negativen Kontext zu erzeugen.
    Ich stimme dir aber natürlich so weit zu, dass ich jeden, der den Begriff "schwul" in dieser Art und Weise verwendet, ansprechen würde, während ich das mit dem "türkischen Basar" eher in Hinblick auf etablierten Sprachgebrauch linguistisch interessant finde.

    Nachdem du mich zitierst: In meinen Posts kam der Begriff "Rassismus" nur an einer Stelle vor, die sich nicht direkt auf den "türkischen Basar" bezogen hat, sondern auf eine Analogie, die gerade aussagt, dass es ja nicht unbedingt Rassismus sein muss, aber dass man eben manche gewohnten Verhaltensweisen und Ausdrucksweisen durchaus überdenken kann:

    Als Kind war ich oft Sternsinger und habe mir auch immer mal wieder das Gesicht schwarz angemalt. Das macht mich nicht zum Rassisten, schon gar nicht rückblickend, wenn ich heute aber in die Verlegenheit käme, Sternsinger zu betreuen, würde ich darauf sicherlich verzichten.

    Das findet auch teilweise auf dem deutschen Flohmarkt statt. Darum geht es aber nicht.

    Diesen Punkt habe ich übrigens auch schon angesprochen. Es ist immerhin interessant, dass es deutsche Beispiele gibt, die aber eben nicht herangezogen werden: Flohmärkte, Bauernmärkte etc.

    Sprachhistorisch kann man vor diesem Hintergrund schon die Frage stellen, warum für das tertium comparationis in dieser Metapher gerade ein türkischer Basar herangezogen wird. Das geht auch ganz ohne Aufregung und Empörung.

    Und es ist typisch für unseren Berufsstand sich über sowas künstlich aufzuregen.

    Wer regt sich denn auf? O. Meier hat auf eine bestimmte Lesart der Formulierung hingewiesen, ich bin an einem Austausch an Sprache interessiert. Zum Teil wird das ins Lächerliche gezogen, hier wird mit Winnetou "gedroht" etc.

    Ja, aber da spielen die TürkInnen tatsächlich keine Rolle.

    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Als Jugendliche vor ein paar Jahren alles, was irgendwie schlecht oder negativ war, als "schwul" bezeichnet haben, haben Schwule auch keine Rolle gespielt, und trotzdem war das nicht okay. Oder ist das CIS Savior Syndrome?

    Wie gesagt, ich finde ja eigentlich gar nicht, dass man das so unbedingt breit treten muss, schon gar nicht muss man sich empören.

    Ich finde aber durchaus, dass es nicht schaden kann, den eigenen Sprachgebrauch zu reflektieren. Und das kolpotieren von Stereotypen, zumal in negativen Kontexten, erscheint mir eben durchaus geeignet dazu. Aber ist vielleicht nicht jedermanns Sache. Meinetwegen.

    Es ist aber durchaus typisch für eine bestimmte Geisteshaltung, das dann ins Lächerliche zu ziehen.

    Die wurde aber nicht durch den Nutzer der Formulierung "türkischer Basar" impliziert, sondern durch diejenigen, die hier Rassismus vorwerfen.

    Die negative Konnotation ergibt sich aus dem Kontext, in dem das sprachliche Bild gebraucht wird. Das Verhandeln um Noten wird als nervig und unangemessen angesehen, was die negative Konnotation ergibt.

    Ehrliche Frage, chemikus08:

    Wenn ich mich richtig erinnere, bist du ja in der Schwerbehindertenvertretung aktiv, richtig?

    Wir haben bei uns im Schulhaus einen Aufzug, den Schüler nur dann benutzen dürfen, wenn sie bspw. eine Knieverletzung oder so haben.

    Wenn du jetzt beobachten würdest, wie ein Lehrer einen Schüler mit der Frage: "Bist du etwa behindert, oder was?" auffordern würde, den Aufzug zu verlassen, würdest du das unangemessen finden?

    Mach das. Niemand will dir deinen Karl May verbieten.

    Also, mal ehrlich, ich verstehe nicht, dass so viele mit so viel Empörung reagieren, wenn sie mal alte Gewohnheiten hinterfragen sollen.

    Niemand verbietet dir deinen Winnetou. Idealerweise ist dir aber schon bewusst, dass die Darstellung von damals heute nicht mehr zeitgemäß wäre und nicht der Realität entspricht.

    Niemand verbietet dir, in Bezug auf Notenbesprechungen von einem türkischen Basar zu sprechen. Idealerweise bist du aber in der Lage, dich zu fragen, warum es einer solchen kulturellen Zuordnung bedarf und warum man nicht einfach von einem Bauernmarkt, Flohmarkt oder von Ebay Kleinanzeigen spricht. Die Konnotation wäre eine andere.

    Als Kind war ich oft Sternsinger und habe mir auch immer mal wieder das Gesicht schwarz angemalt. Das macht mich nicht zum Rassisten, schon gar nicht rückblickend, wenn ich heute aber in die Verlegenheit käme, Sternsinger zu betreuen, würde ich darauf sicherlich verzichten.

    Ich breche mir keinen Zacken aus der Krone, alte Gewohnheiten zu hinterfragen, Befindlichkeiten zu erkennen und auch zu respektieren. Da muss man sich doch nicht immer so aufregen.

    chemikus08

    Das Problem ist ja nicht, ob das Handeln an sich verwerflich ist, auch nicht, ob Türken darauf stolz sind oder nicht, sondern dass der Kontext, in dem der Basar mit solchen Aussagen gebracht wird, eindeutig negativ gemeint ist.

    Ich hingegen korrigiere in fast allen Ferien durch.

    Ehrliche Frage: Woran liegt das denn? Ich lese das immer wieder.

    Mit meinen Fächern Deutsch und Englisch bei voller Stelle und meinem Einsatz beinahe ausschließlich in der Oberstufe korrigiere ich auch in den meisten Ferien, aber ich korrigiere niemals die ganzen Ferien durch. Schon gar nicht so, dass ich auf eine 40 Stunden Woche käme.

    Ob diese Diskussion ob einer Redewendung unbedingt sein muss, weiß ich nicht.

    Tendenziell sehe ich es aber schon eher so wie O. Meier.

    Die Frage ist ja nicht, ob in der Türkei auf Basaren oder auf Märkten in Thailand gefeilscht wird oder nicht, sondern die eindeutig negative Konnotation, die durch den Kontext der Verwendung impliziert wird - und hier dann mit einer bestimmten Kultur assoziiert wird.

    Ähnlich wäre es, wenn ich über eine Frau sagen würde, in ihrer Wohnung gehen die Männer aus und ein wie im Bordell. Da kann ich auch sagen, das sei ja nicht sexistisch, weil im Bordell doch die Männer wirklich aus und ein gehen. Trotzdem ist es natürlich eine sexistische Aussage, weil ein Urteil über das Verhalten mitschwingt. In diesem Fall ist es halt noch offensichtlicher.
    Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn bei meinem zugespitzten Beispiel der Subtext ist, die junge Frau habe so viele Sexualpartner wie eine Sexarbeiterin, dann wäre analog der Subtext beim "Notenbasar", dass die Schüler*innen so (nervig, denn so ist es ja gemeint) verhandeln wie die Türken. Das hat in dieser Lesart schon etwas mit Aburteilen einer Kultur zu tun.

    Wie gesagt, ob man darüber jetzt so viel diskutieren muss, weiß ich auch nicht, aber in der Sache sehe ich das schon eher so wie O. Meier.

    Bayer hat es ja schon übersichtlich dargestellt.

    Zur Ergänzung: Die Note spielt für die Ortszuweisung zumindest offiziell selbst keine Rolle, allerdings muss man natürlich erstmal eine Planstelle erhalten, dafür ist die Note wiederum natürlich relevant.

    Im Bereich Gym war es zu meiner Zeit weniger München, wo alle hingeschickt wurden, sondern eher Franken, aber ob das immer noch so ist, kann ich nicht sagen.

    Zu Versetzungen: Ich habe von Leuten gehört, die über 15 Jahre lang versucht haben, in beliebte Gegenden zu kommen (v.a. Unistädte). Das kann man nur schwer steuern, höchstens durch die Gründe, die Bayer genannt hat.

    Allerdings gibt es einen Trick. Die Ortzuweisungen laufen in einer bestimmten Reihenfolge: 1. Wiederkehrer (aus Elternzeit/Abordnungen/Auslandsschuldienst etc.); 2. Versetzungen; 3. Neueinstellungen; 4. Einsatzreferendare

    Wenn man sich also in eine Situation begibt, in der man "Wiederkehrer" ist, hat man bessere Chancen - allerdings gibt es auch dann keine Garantie.

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