Ich fange mal von hinten an:
Das andere ist, an welcher Stelle mit dem Weglassen "freiwilliger Leistungen" deutliche Zeichen setzt, so wie es die Gymnasiallehrkräfte aus Protest gehen die Stundenerhöhung in Niedersachsen gemacht haben. Ist das dann "Jammern" oder "Informieren" oder "Protestieren"?
Natürlich ist das dann kein "Jammern" - es ist eine aktive Maßnahme gegen die Missstände, die natürlich bestehen. Das ist doch genau das, wovon ich die ganze Zeit spreche. Nehmen wir das doch mal als so eine Art "best practice":
Wenn also in Niedersachsen flächendeckend keine Fahrten mehr angeboten werden, ist das zunächst eine sofortige und spürbare Erleichterung für das Kollegium. Gleichzeitig führt das natürlich zu einem Aufschrei bei Schülern und Eltern, erzeugt also Öffentlichkeit und übt druck auf die Politik aus, die dann (eventuelle) etwas verändert. Wenn es nun einzelne Fachschaften gibt, die auf "ihre" Fahrt nicht verzichten wollen, weil sie ja pädagogisch so wichtig ist ("leuchtende Kinderaugen"), dann müssen die halt auch die Ressourcen dafür aufbringen können. Davon muss ich mich als Kollege aber nicht beeindrucken lassen.
Dann sprichts du die Erarbeitung von Konzepten an. Wie viele Konzepte schreibt man wohl so, die dann irgendwo abgeheftet werden und nie wieder beachtet werden. Natürlich kann man dann auch sagen, dass man sich die Mühe gleich spart und gar nicht erst anfängt. Oder, wenn es vorgeschrieben ist, wirft man halt schnell etwa zusammen oder zieht sich etwas aus dem Internet. Dadurch hat man dann auch mehr Zeit für Konzepte, die wirklich relevant sind. Da muss man natürlich entscheiden - ich sage nicht, dass man gar keine Konzepte mehr schreiben sollte. Als Beispiel: Als vom Ministerialbeauftragten (das ist bei uns so etwa die Ebene des Schulamtes) die Order kam, schulinterne Curricula für alle Fächer zu entwerfen, haben wir in den Fremdsprachen beschlossen, dass das in Unter- und Mittelstufe keinen Sinn macht, weil man dort sowieso sehr eng am Buch unterrichtet. Wir haben also das Inhaltsverzeichnis der Lehrwerke eingescannt, ein paar Ergänzungen zu fachschaftsinternen Absprachen und zu Leistungsabnahmen hinzugefügt und die Erstellung des Curriculums hat pro Jahrgang in Englisch ca. 20 Minuten gedauert. Unser Medienkonzept, an dem auch die IT-Ausstattung hängen wird, machen wir dafür gründlicher, der Kollege wird das vermutlich vor allem während der Fahrtenwoche machen, wenn viele Klassen außer Haus sind - mit anderen Kollegen. Stichwort: umsichtige Arbeitsverteilung
Wo kann ein Kollegium als Ganzes "nein" sagen? Zum Beispiel beim Sommerfest. Wir haben in langen Diskussionen durchgesetzt, dass die Lehrer das Sommerfest nicht mehr mit vorbereiten müssen. Schüler und Eltern wollten gerne eins, also wird es jetzt von Elternbeirat und SV geplant. Oder eben beim Fahrtenkonzept. Selbst Fahrten Dienstpflicht sind, ist selten/nie festgelegt, welche Fahrten genau stattfinden müssen. Hier kann man als Kollegium deutlich kürzen. Wenn aber die Klassenlehrer der fünften Klassen unbedingt ist Schullandheim müssen, die Sportlehrer unbedingt in der 7. Klasse ins Skilager müssen, die Fremdsprachenfachschaften auf keinen Fall auf die beiden Austausche in der Mittelstufe verzichten wollen und wenn sie (also die Fremdsprachenlehrer) in der Oberstufe für die Studienfahrt unbedingt ins Ausland müssen, dafür die beiden Wochenenden vor und nach der Fahrt dazu nehmen ("Sonst lohnt es sich ja nicht!") und ihre eigenen Unterkünfte selbst bezahlen ("Sonst wird die Fahrt ja nicht genehmigt!"), dann ist ihnen halt wirklich nicht zu helfen. Stichwort, mal wieder: "leuchtende Kinderaugen".
Und ja, wenn halt Not am Mann ist, viele Kollegen krankheitsbedingt ausfallen (oder weil sie alle auf Klassenfahrt sind) und es hohen Vertretungsbedarf gibt, warum setzt man nicht wirklich mal vier Klassen in die Aula, macht einen Film an und schickt nur zwei Aufsichten rein? Davon geht die abendländische Kultur nicht unter.