Beiträge von Sommertraum

    Und ich sage es gerne jeden Tag einmal:

    Wer will, dass die Kinder was können, möge es ihnen beibringen.

    Meine Schüler kommen inzwischen mit so großen Defizite in vielen lebensrelevanten Bereichen, dass das leichter gesagt als getan ist. In Kombination mit problematischer Anstrengungsbereitschaft und geringer Konzentrationsfähigkeit gleicht das inzwischen einem Kampf gegen Windmühlen. Dass trotz aller Defizite am Ende der bestmögliche Schulabschluss ("Quali") erreicht wird, ist nicht nur für die Eltern, sondern auch für Vorgesetzte und Politik selbstverständlich.

    Wie soll man dies alles deiner Meinung nach schaffen?

    In meinem Kollegium gibt es einige Lehrer aller Altersschichten ohne u18-Kinder oder zu pflegende Angehörige, die Teilzeit arbeiten. Da Kinderlosen nur eine Reduzierung auf 24 Stunden genehmigt wird, ist das nicht viel. Ein Grund ist, dass unsere Arbeit an der Mittelschule so extrem anstrengend und belastend ist, dass man die 27 Stunden Vollzeit kaum schafft. Zum Dank hat Söder diese Woche das Alter der Kinder für familienpolitische Teilzeit auf 14 Jahre gesenkt. Sobald die Kinder von GS-, MS- und FöS-Lehrkräften 15 Jahre alt werden, sind also mindestens 24 Stunden zu leisten. Für die anderen Schularten gilt diese Zahl nicht. Ich bin gespannt, wie sich diese Änderungen auswirken wird bzgl. Krankenstand und Burnout.

    Wie so oft wird dieses Thema nur aus Sicht der Gymnasialschüler und -lehrer diskutiert. Die schwachen Kinder werden wieder einmal ausgeblendet. Aus MS-Lehrer-Sicht kann ich nur müde darüber lächeln, ich bin es gewohnt. Ich kann nur sagen, ich wäre froh, wenn die Kinder, die in der 5. Klasse zu mir kommen, drei Sachen beherrschen:

    - lesen

    - einigermaßen leserlich schreiben

    - die Grundrechenarten bei zumindest einfachen Aufgaben beherrschen


    Leider sind diese drei Kompetenzen bei zahlreichen unserer Schüler nicht mehr vorhanden. Die Schuld schiebe ich jedoch nicht den GS-Lehrkräften zu, sondern dem "System", der den Elternwillen über alles stellt, nicht selten zum Schaden des Kindes. Viele Inhalte des GS-Lehrplans sind zudem für die Schwachen nicht zu schaffen und irgendwann klinken diese sich verständlicherweise aus. Vom Übertritts-Druck, den viele Eltern auf die GS-Lehrer ausüben, will ich gar nicht reden. Förderung und Lernzieldifferenzierung werden von den Eltern abgelehnt, durchfallen kann man auch nicht, sodass manche Kinder 4 Jahre durchgezogen werden und am Ende nicht nur nichts können, sondern auch schwer frustriert sind. Die haben ihr Scheitern längst verinnerlicht.

    Irgendwo "da oben" (bei Lehrplangestaltern, in den Schulämtern, den Regierungen? - ich weiß es nicht) wurde offensichtlich vergessen, dass in der GRUNDschule GRUNDlagen gelegt werden sollen.

    Wenn mir als Lehrer ein dort gemeinter Fall bekannt wird, informiere ich das Jugendamt und nicht den Schulsozialarbeiter und das Jugendamt ist dann zeitnah vor Ort und redet selbst mit dem Schüler,

    Läuft das bei dir ehrlich immer so? Bei uns ist das Jugendamt weder für die Schulsozialarbeiter noch für die Schulleitung vernünftig erreichbar und "zeitnah vor Ort" gibt es sowieso nicht. Ich als kleiner Lehrer brauche da erst recht gar nichts melden. Deshalb wird bei uns immer wieder mal bei Gefahr in Verzug stattdessen die Polizei oder der Rettungswagen gerufen, die Kinder z.B. aus der Familie holen und/oder in eine kinderpsychologische Einrichtung bringen. Oft kommen dann die Kinder nach ein paar Tagen wieder zu uns zurück als wäre nichts gewesen und das Jugendamt ist immer noch in der Versenkung verschwunden.

    Übrigens: wäre ich länger im Krankenstand (statt zum Teil mit Schmerzen zur Schule zu gehen) und fände die Reha direkt im Anschluss statt, wäre eine Weiterbezahlung der Bezüge garantiert.

    Das verstehe wer will…

    Somit ist das weitere Vorgehen ja klar: du bleibst ab sofort krankheitsbedingt daheim und schließt die Reha an. Offensichtlich will es der Dienstherr so.

    Nach 30 Jahren im Schuldienst habe ich einige verschiedenen Schulleitungen erlebt sowie Lehrer, die unbedingt "nach oben" strebten. Aus dieser Erfahrung heraus stören mich an dieser Diskussion zwei Punkte:


    1. Der Vorwurf, dass das untere Drittel viel zu wenig und unmotiviert arbeitet

    Jeder Lehrer, der den Schwerpunkt seiner Arbeit auf das Unterrichten, Fordern und Fördern, Erziehen etc. legt sowie keine Ambitionen auf Beförderung hat, nutzt in der Regel die ihm zur Verfügung stehende Arbeitszeit dafür voll aus, arbeitet also nicht zu wenig und garantiert nicht unmotiviert. Nur weil man kein Interesse daran hat, die Projekte, die ANDERE nach vorne bringen und in ein positives Licht rücken sollen, zu unterstützen, ist man nicht automatisch faul. Der Schwerpunkt liegt nur auf dem Kerngeschäft, das durchaus sehr fordernd sein kann.


    2. Die Haltung, dass das obere Drittel leistungsstärker sei

    Die Tatsache, dass KuK Aufgaben übernehmen, mit denen man nach außen Punkten kann, sagt rein gar nichts über die Qualität ihrer Arbeit aus. Nur weil manche Leute bei jedem Projekt "hier" schreien und nach außen hin überproportional durch Zusatztätigkeiten auffallen, sind sie nicht automatisch besser. Jeder hat nur begrenzt Zeit zur Verfügung und je mehr Zeit für außerunterrichtliche Sachen aufgewendet wird, desto weniger Zeit bleibt häufig für das eigentliche Wichtigste, nämlich das Unterrichten, übrig, außer man arbeitet sich (nicht selten auf Kosten der Freizeit, Gesundheit, Familie, ...) auf . Damit die fehlende Konzentration auf gut vorbereiteten und fördernden Unterricht nicht auffällt, haben die SuS dieser Kollegen erstaunlich gute Noten und grundsätzlich viel "Spaß". Mit großem Selbstbewusstsein und reduzierter Selbstkritik tragen sie häufig nach außen, wie toll sie doch sind. Die Ernüchterung ist groß, wenn man Klassen dieser Leute übernehmen muss.


    Tatsächlich habe ich viele Jahre versucht, sowohl unterrichtliche Verpflichtungen als auch weitere Aufgaben mit großem Engagement zu erfüllen. Außer zahlreichen unbezahlten Überstunden und negativen Auswirkungen auf meine Gesundheit sowie meine berufliche Zufriedenheit hat es mir nichts gebracht. Deshalb habe ich mein Engagement deutlich zurückgefahren und arbeite inzwischen im Rahmen meiner bezahlten Arbeitszeit für meine Klassen. Seitdem geht es mir deutlich besser, meine Klassen laufen und die Ergebnisse passen. Traurig, wenn das aus Sicht mancher SL-Mitglieder als "unteres Drittel" und "unmotiviert" gilt. Und ja - diese Denkweise hat schon Beigeschmack und bleibt sicherlich nicht ohne Auswirkung auf das Kollegium.


    Abgesehen davon sollten einige Schulen wieder den Schwerpunkt Richtung "Unterricht" verschieben und die zusätzlichen Aufgaben / Projekte deutlich reduzieren, aber das ist ein anderes Thema.

    Ich unterrichte ebenfalls an einer bayerischen Mittelschule und habe, wie auch meine Kollegen, schon mehrfach problematische Schüler nicht mit auf Klassen- / Abschlussfahrt genommen. Das habe ich im Vorfeld bei Vorkommnissen immer schon Schülern und Eltern gegenüber als möglich angekündigt und auch in Verweisen als mögliche Konsequenz vermerkt. Auch befreundete Lehrer an anderen Schulen handhaben es so.

    Schwierig wird es allerdings, wenn die Schulleitung nicht hinter dir steht. Das kommt leider immer wieder vor und ich würde dann lieber nicht fahren, als das Risiko einzugehen, dass auf der Fahrt was passiert.

    @ Sommertraum:

    Du gehst auf Fibs und machst den Selbstlernkurs: KI-Systeme verstehen und souverän anwenden – Grundlagenkurs (Selbstlernkurs).

    Danach hast du Zugriff auf ByLKI.

    Hier hast du eine bestimmte, große Anzahl an Tickets. Jede KI-Anwendung kostet eine gewisse Anzahl an Tickets oder auch nur Bruchstücke von einem. Bisher habe ich es noch nicht geschafft meinen monatlichen Rahmen zu sprengen oder gar nahe ans Limit zu kommen.

    Ich hoffe, das hilft dir.

    Dankeschön, das werde ich morgen gleich in Angriff nehmen! Ist ByLKI im Bycs-Dashboard hinterlegt oder eine eigene Anwendung?

    Edit: ich habe ByLKI auf bycs gefunden.

    Zwar kann ich nicht helfen, doch du schilderst genau das, was ich in meiner Region (auch Bayern) seit ein paar Jahren wahrnehme: nach nicht allzu langer Erkrankung erfolgt eine zügige Versetzung in den Ruhestand ohne alternative Angebote und gegen den Willen des Beamten. Erfolgreich gewehrt hat sich in meinem Dunstkreis noch keiner und Rückkehrer nach diesem Jahr und erneuter Überprüfung scheint es auch nicht zu geben.

    Eine Nachfrage: Normalerweise bestelle ich online und bezahle auch gleich. Auf welche Weise bestellst du dann? Telefonisch? Per Post? Man muss der Apotheke irgendwie mitteilen, dass sie mit der Lieferung warten soll, bis das Rezept ankommt.

    Ich schicke das Rezept per Brief an die Apotheke, das ist gleichzeitig die Bestellung. Ich bestelle nicht zusätzlich online / telefonisch. Rezepte werden in der Regel sehr schnell bearbeitet und oft noch am gleichen Tag versendet.

    Laut meinen Kindern fotografieren manche schon beim Austeilen die Angabenblätter in ChatGPT. Die Handys parken dann auf den Oberschenkeln, unter der Bank oder auch direkt unter den Blättern, auf denen sie schreiben. Wieder andere lassen sich die Lösungen diktieren (Knopf im Ohr). Damit der KI-Gebrauch nicht so auffällt, wird der Prompt angepasst in Bezug auf "einfache Sprache", Schülersprache" "Fehler einbauen" o.ä.. Manche SuS sind extrem geübt und Lehrkräfte oft zu unbedarft bzw. unaufmerksam, sodass es nur äußerst selten auffällt. Die KI-Arbeiten bekommen durch die Bank gute Noten und die ehrlichen Schüler fühlen sich zunehmend verarscht.

    Vielen Dank für eure Antworten. :danke:

    Es soll halt einfach auch gerecht zugehen und jeder nach dem Leistungsprinzip gerecht beurteilt und in Folge auch besoldet werden.

    Alleine dadurch, dass es an den GS und MS wirklich viele hochengagierte Lehrkräfte gibt, die weit mehr als erforderlich arbeiten, die Zahl der Beförderungsstellen jedoch äußerst gering ist, kann es gar nicht gerecht zugehen. Nur ein kleiner Teil derer, die es verdient hätten, wird befördert.

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