Das ist eine interessante und berechtigte Frage! Da ich quasi eine Vorzeige-Koryphäe eines Hochsensiblen bin, der sich damit seit 15 Jahren beschäftigt und im Grunde alle Eigenschaften vereint und diese dann auch noch sehr stark ausgeprägt, die positiven wie auch die negativen, kann ich dir die Frage beantworten:
Es kommt auf die Art des Reizes an. Oder das Wort Reiz ist hier von mir verwirrend verwendet worden. HSP sind extrem neugierig und wissbegierig. Sie sehen ja die Welt völlig anders und hinterfragen tiefgründig und reflektiert die Welt. Daher brauchen sie Reize im Sinne von Wissensdurst befriedigen. Die negativen Reize, die man eher als Reiz verstehen würde wie Lärm, Menschenansammlungen, Gewusel usw. versucht man zu vermeiden und diese werten wenig gefiltert.
Das bedeutet also, dass ich ich die positiven Reize will und die negativen nicht. Daher ist es bei mir im Unterricht auch sehr still und es gibt keinerlei Störungen. Ich brauche also positive Reize, die im Urlaub durch neue Erfahrungen erfüllt werden und meine Neugierde stillt. Aber die Urlaube müssen möglichst menschenarm sein. Da hilft auch das teure und extravagante Urlaub machen, weil es zB. in Adults Only Hotels stattfindet und gehobeneres Clientel sich auch angenehmer verhält als z.B. die ganzen Leute, die günstig in die Türkei gehen.
Ich hoffe, das war verständlich und nachvollziehbar, weil es eine sehr gute Frage war.
Du wirkst, als seist du bemüht, dich als besonders exklusiv zu inszenieren, sei es durch dein angeblich „hochsensibles Wesen“ oder die Abwehr jeder Ferienidee, die dir nicht standesgemäß genug erscheint. Was du da zeigst, ist kein Stil – sondern Pose. Und genau die fällt eben dann besonders auf, wenn man sie mit echtem aristokratischem Hintergrund vergleicht.
Ich entstamme dem brandenburgisch-preußischen Landadel, unsere Familie ist nachweislich seit dem 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt und später im diplomatischen Dienst des Königs, dann des Kaisers, über Petersburg, Wien, Paris und Tokyo. Nach der Wende haben meine Eltern – die in der DDR einen anderen Weg gehen mussten – vieles wieder aufgenommen, was zuvor still geruht hatte.
Und ja, ich verkehre in diesen Kreisen. Nicht durch Einladung in irgendwelche Luxushotels, sondern durch gewachsene familiäre Verbindungen. Bei meiner diesjährigen Alpenüberquerung – zu Fuß, über Österreich, Liechtenstein und die Schweiz bis nach Como – war ich für eine Nacht zu Gast bei einer Familie aus dem liechtensteinischen Uradel, bei der man zusammen am Tisch sitzt und bei Käse/Wein über europäische Stabilität spricht und nicht darüber welcher Wellness-Spa gerade „exklusiv“ genug ist.
In Como bin ich nun zu Besuch bei den Conti di Malaspina, deren Linie sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Wir sprechen bei einem Glas Amarone über Verantwortung, Sprache und das, was bleibt. Gehen aber gemeinsam auf Wanderung und sitzen auf den Wiesen in den Bergen einfach beim Picknick mit unseren Familien. In der Toskana gibt es alte Verbindungen zur Familie della Gherardesca, in Ungarn zur Báthory-Nádasdy-Linie, in Frankreich zu einem Zweig der Montmorency-Laval. In Wales bin ich durch unsere historische Verbindung zur Familie Morgan-Gwynn regelmäßig zu Gast, in Schottland war es mal ein Wochenende auf Kinnaird Castle, Whisky, Literatur – Tontauben und gute Gespräche.
In Japan reicht die Verbindung über das alte preußische Auswärtige Amt bis in die Kazoku-Linien. Diese Kontakte bestehen nicht durch Urlaubsbuchungen, sondern durch jahrzehntelange Bindungen, die auf Anstand, Vertrauen und Geschichte fußen.
Ich laufe Ultras in den Bergen. Ich halte Reden auf wissenschaftlichen Konferenzen im Ausland, ich unterrichte, erziehe meine Kinder mit Disziplin und Maß. Und ich brauche keine 20k-Jahresurlaubsbühne, um mich zu spüren. Denn ich weiß, wo ich herkomme. Und wer ich bin.
Vielleicht solltest du statt „besser scheinen“ mal versuchen, schlicht besser zu sein. Die meisten hier haben dir mit Geduld und Wertschätzung Ideen geliefert. Du hast sie alle arrogant abgewatscht. Und das ist, bei aller Sensibilität, kein Ausdruck von Stil – sondern Schwäche im falschen Gewand.
Und das Schöne ist: Gerade weil meine Familie seit Jahrzehnten im stillen agiert, kann ich das hier schreiben, denn von meinen Kollegen weiß das niemand und nur meine engsten Schulfreunde kennen die Umstände, die zu meiner häufigen Reisetätigkeit führen.
Also reiß dich mal zusammen und überlege was du wirklich willst.