Mir tut es auch leid, wenn ich höre, dass ein Geburtstag übergangen wird. Ich habe für Geburtstagskinder immer eine Karte und eine Kleinigkeit dabei (als Klassenlehrerin bzw. jetzt für die Schüler/innen meiner Fördergruppen) und wir feiern ein bisschen. Ich selber freu mich ja genauso wenn an meinen Geburtstag an mich gedacht wird. -Mein Vater hat früher oft erzählt, dass er nie so schöne Sachen geschenkt bekommen habe wie wir, oft gebrauchte Sachen seiner Geschwister. Er hatte vier Geschwister, mein Opa war Bergmann, meine Oma Hausfrau und man lebte auf zweieinhalb Zimmern mit Etagenklo und entsprechend wenig Geld. Trotzdem wurde Geburtstag gefeiert. Wenn Eltern den Geburtstag ihres Kindes nicht wichtig nehmen, ist das auf der anderen Seite kein "Verbrechen", ist dann in der Familie eben (wie ich finde leider) so.
Ich selbst habe zwei Kinder und kann diese Dinge einfach nicht verstehen. Damit will ich mich nicht aufschwingen oder so.
Aber als Eltern hat man einen Erziehungsauftrag und eine Fürsorgepflicht.
Manchmal habe ich das Gefühl, einige kriegen Kinder und das wars dann mit Erziehung, Fürsorge und Fit machen für die Zukunft.
Zu einer Kollegin sagte ich kürzlich, es wäre wie in einer Paralellwelt: Dort wo wir arbeiten und das eigene Familienleben. Sie gab mir da recht. Sicher machen alle Eltern hier und da Fehler. Aber einer gewissen Grundverantwortung muss sich doch jeder bewusst sein.
Ich seh es genauso. Für mache Dinge habe ich kein Verständnis z.B. bei den Eltern, die ihr Kind nicht regelmäßig zur Schule schickten (Erstklässler). Das Kind war nicht eine einzige Woche am Stück anwesend. Das Jugendamt war schon in der Familie, trotzdem war es nicht möglich, das Kind in die Schule zu bekommen. Das Ganze zog sich über zwei Jahre hin und ging schließlich vor Gericht. Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht, da ich dann die Schule gewechselt habe.
Verständnis habe ich auch nicht dafür, dass Eltern ihr Kind mit total verdreckter Kleidung rumlaufen lassen (und damit meine ich nicht, ein paar Flecke vom Mittagessen oder ein paar Matschflecken vom draußen Spielen, sondern total verdreckt), die zwischendurch schon mal nach Katzenpipi stank. "Die Katze hat in den Wäschekorb gepinkelt. Das macht sie manchmal. Der Papa wollte das nicht alles nochmal waschen." Ist klar, dann hängt man die vollgepinkelte Wäsche einfach so nochmal zum Trocknen auf. Betroffen waren außer meinem Schüler noch Geschwister aus weiteren Klassen. Bei meinem kleinen Schüler dachte ich anfangs, er hätte sich in die Hose gemacht…Nein,auch die Geschwister hatten die gleiche Geschichte erzählt.- Auch hier war das Jugendamt schon helfend tätig. Außer Wechselwäsche anbieten konnte ich leider nichts für das Kind tun. -Trotz dieser chaotischen Verhältnisse zuhause, haben sich diese Eltern in anderen Dingen um ihre Kinder bemüht. Am Wochenende haben sie gemeinsam was unternommen (oft Radtouren oder Schwimmen) etc.
Das Unverständnis gegenüber manchen Verhältnissen darf man doch mal äußern. Ich mache es auf jeden Fall, weil es mich selbst entlastet. Sei es, dass ich mich mit Kolleg(inn)en austausche oder zuhause oder mit meiner Schwester (die als Erzieherin ähnliche Erfahrungen macht) über manche Dinge spreche.Und dann kann ich es innerlich wieder beiseite schieben.
Wenn man alle Hilfsmöglichkeiten ausgeschöpft hat (Gespräche, außerschulische Möglichkeiten, wo Kinder einen Teil ihrer Freizeit verbringen können, ausfindig machen, Jugendamt einschalten etc.), muss man manchmal akzeptieren, dass man selbst die Verhältnisse nicht weiter ändern kann und sich darauf beschränken, in der Zeit in der man selbst mit den Kindern zusammen ist, verlässlich zu sein, Strukturen zu bieten und einfach freundlich zu sein.